Wenn der Partner vor Zusammenzug erst alleine wohnen möchte

vom 19.07.2014, 17:17 Uhr

Meine Freund ist nun schon seit drei Jahren mit ihrem Freund zusammen, wobei beide noch bei ihren Eltern wohnen. Beide studieren in der gleichen Stadt, in der sie wohnen, so dass es für beide auch nicht nötig war, bei den Eltern auszuziehen. Dennoch haben sie nun schon öfters darüber geredet und da beide es sich grundsätzlich vorstellen können, die Zukunft mit dem anderen zu verbringen, wollen sie nun auch in nächster Zeit den Schritt mit dem Zusammenzug wagen. Allerdings hat der Partner meiner Freundin ihr nun plötzlich eröffnet, dass er erst einmal eine Zeit alleine wohnen möchte, bevor er mit ihr zusammen ziehen will. Er kann es sich zwar auf jeden Fall vorstellen, in einiger Zeit mit meiner Freundin zusammen zu ziehen, wobei er es sich jedoch nicht vorstellen kann, direkt von den Eltern mit meiner Freundin zusammen zu ziehen.

Der Partner meiner Freundin würde gerne wenigstens für ein oder zwei Jahre alleine wohnen, um sich richtig frei fühlen zu können und um auch selbstständig zu werden. Immerhin kocht die Mutter meistens für ihn und erledigt auch die Wäsche, weshalb er den Schritt gerne nutzen würde, um auf eigenen Beinen zu stehen. Er ist der Meinung, das Zusammenleben mit seiner Freundin wäre danach viel einfacher und es würde keine Diskussionen mehr geben, da er eben genügend Freiraum gehabt hätte und auch lange Zeit die Möglichkeit gehabt hätte, sich im Haushalt zurecht zu finden.

Meine Freundin ist jedoch völlig am Boden zerstört und mittlerweile zweifelt sie auch an der Beziehung. Immerhin sieht sie es als Abfuhr an, dass der Freund nun doch nicht mehr mit ihr zusammen ziehen will und sie verletzt es, dass er lieber alleine wohnt, anstatt mit ihr zusammen zu ziehen. Dabei wollte ich sie trösten, wobei mir das schwer fällt. Immerhin kann ich ehrlich gesagt beide Seiten verstehen. So wäre ich sicherlich auch sehr verletzt, wenn mein Freund zuerst alleine wohnen würde, bevor er mit mir zusammen ziehen wollen würde, vor allem wenn wir mehrere Jahre zusammen wären. Andererseits kann ich es auch verstehen, dass man nicht gleich von den Eltern mit dem Partner zusammen ziehen will. Immerhin hat man dann ja nie die Möglichkeit, alleine zu wohnen und möglicherweise bereut man es später, so schnell mit dem Partner zusammen gezogen zu sein.

Findet ihr es schlimm, dass der Freund meiner Freundin erst einmal alleine wohnen will, bevor er mit ihr zusammen zieht? Würdet ihr da ebenfalls an der Beziehung zweifeln oder könnt ihr dieses Verhalten nachvollziehen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann seinen Schritt absolut nachvollziehen und die Reaktion deiner Freundin nur bedingt nachempfinden. Schließlich ist das Zusammenziehen ein wirklich großer Schritt und sollte in keinem Fall überstürzt passieren. Da beide Personen studieren und noch bei den Eltern wohnen, gehe ich davon aus, dass sie noch relativ jung sind. Da gibt es nunmal mindestens zwei Punkte die besonders beachtet werden müssen.

Zum Einen gilt es Erfahrung zu sammeln betreffend der Selbstständigkeit des Privatlebens. Auch wenn beide vermutlich nicht dumm sind, was das Studieren impliziert, so ist es doch sehr wichtig zu wissen, worauf es beim selbstständigen Wohnen ankommt. Sich selbst zu versorgen, das heißt zu kochen, waschen und vieler mehr, ist einem nicht in die Wiege gelegt worden. Da ist Praxiserfahrung schlichtweg unausweichlich. Ich persönlich würde es leichtsinnig nennen, das auf den Rücken einer Beziehung auszutesten. Dadurch können, wenn auch unabsichtlich, unüberbrückbare Differenzen entstehen, wodurch die Beziehung letztlich in die Brüche gehen könnte. Mir ist bewusst, dass es auch ganz anders laufen könnte, aber will man das wirklich riskieren?

Zum Anderen ist es wichtig, vor allem in jungen Jahren, das Leben in Freiheit zu genießen. Ein Zusammenziehen schränkt die Freiheit grundsätzlich in einem gewissen Maße ein. Das ist vollkommen natürlich und überhaupt nicht schlimm. Jedoch ist es ratsamer, das ständige Zusammensein, Stück für Stück einzurichten. Somit kann man möglichen Anschuldigungen zu fortgeschrittener Zeit entgegenwirken, die darauf abzielen, den anderen zu beschuldigen, man hätte seine beziehungsweise ihre Jugend geklaut. Sowas passiert öfter als man annehmen mag.

Ich denke, der Kerl geht überlegter an die Sache ran. Deine Freundin scheint das verletzte Ego nicht so gut zu verkraften. Vielleicht kannst du ihr helfen, rational über die ganze Sache nachzudenken. Es wäre schade, wenn ein verletztes Ego eine wirkliche Beziehungskrise auslösen würde.

» GiantOpal » Beiträge: 29 » Talkpoints: 14,36 »


Ich kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Erste getrennte Wohnungen sind für den Anfang besser. Ich verstehe auch seine Argumente, dass er erst einmal seine Freiheit genießen möchte. Im Elternhaus untersteht man ja doch noch Regeln, die man in der ersten eigenen Wohnung nicht mehr beachten muss. Man ist frei und hat nicht nur einen Raum für sich sondern eine ganze Wohnung. Ich finde auch die Erfahrung, einen eigenen Haushalt führen und sein Leben selber finanzieren zu müssen sehr wichtig.

Deine Freundin sollte ihre Freiheit auch erstmal genießen und mal unter Mädels. Wenn er jetzt alles von seiner Mutter gemacht und betüddelt wird, wird es nach diesen 1 oder 2 Jahren auch für deine Freundin einfacher. Wenn er jetzt von einem gemachten Nest ins andere springt, könnte er mit derselben Erwartung wie Daheim einziehen. Es ist ja leider auch heute noch oft so, dass Jungs alles vorgekaut bekommen. Sie soll ihn die Erfahrung selber aufräumen, waschen und kochen zu müssen ruhig sammeln lassen.

Ich wollte, nachdem ich mich von meinem langjährigen Freund getrennt habe, auch erst eine Weile alleine wohnen und für mich sein. Einfach um nach all den Jahren mal wieder das Gefühl von Freiheit zu haben. Tun und machen zu können wann man möchte. Auf keinen Rücksicht nehmen oder Kompromisse eingehen zu müssen. Einfach mal alles machen wonach einem ist.

Deine Freundin sollte deswegen nicht an der Beziehung zweifeln. Es wäre doch schade, wenn es für zwei frisch aus dem Elternhaus Ausgezogene doch zuviel wird und man sich deswegen öfters streitet.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann da die Freundin wohl eher verstehen. Bei mir und meinem Partner war es auch so, dass ich sofort von meinen Eltern, völlig umsorgt zu meinem Schatz gezogen bin. Sicherlich mag man sich vielleicht die Blöße nicht geben, wenn man bestimmte Sachen nicht kann, aber dann kann man sich das doch zusammen erarbeiten und das schweißt dann auch noch mehr zusammen.

Ich kann auch ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, warum manche Menschen, die in einer Beziehung sind so nach Freiheit schreien. Es gibt ja auch in einer Beziehung, in der man zusammenwohnt die Möglichkeit mal mit seinen Freunden oder allein etwas zu machen. Zusammenwohnen ist ja kein Gefängnis oder keine Abgabe der eigenen Freiheit, sondern eine Erweiterung der Beziehung. Bei manchen Männern dauert es aber, bis sie das auch wollen und so sollte man ihm einfach die Zeit geben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich kann die männliche Seite eher nachvollziehen als die weibliche. Ich wohne mittlerweile schon 5 Jahre alleine, bei meinem Freund sind es mittlerweile 3 Jahre. Meine Schwiegereltern umsorgten ihn damals wirklich sehr, er musste sich um fast gar nichts kümmern. Er konnte nicht einmal richtig kochen, als er ausgezogen ist und musste sich die einfachsten Dinge selbst beibringen. Ich wurde stattdessen von meinen Eltern sehr auf das Leben alleine vorbereitet und konnte im Prinzip schon kochen und waschen. Nur eben was Steuererklärungen und sowas angeht, hatte ich keine Erfahrung.

Ich bin sehr froh, dass mein Freund eine Zeit lang alleine wohnt und dann auch selbst für seinen Haushalt verantwortlich ist. Ich finde, es erleichtert einfach vieles, weil er so irgendwelche Aufgaben, die er nicht kann, nicht einfach auf mich abwälzen kann. Jetzt kann er im Prinzip alles was ich auch kann und er weiß es mehr zu schätzen, wenn ich ihm mal das Kochen abnehme. Wenn er von seiner Mutter direkt mit mir in eine Wohnung gezogen wäre, hätte ich mehr das Gefühl gehabt, dass es dort im Prinzip genauso weiter geht wie vorher, als würde er das unbewusst erwarten. Das ist auch irgendwie verständlich, weil man das so auch nicht anders kennt und auch nicht anders gewohnt ist.

Bei meinem Ex-Freund war das total extrem. Der war es von zu Hause auch nicht gewohnt, dass er einen Finger rühren muss und wenn er dann mal eine Woche oder zwei bei mir war, hat er sich benommen als wäre ich seine Mutter und sich von vorne bis hinten bedienen lassen. Mein Freund ist da total anders, selbst wenn der mal eine Woche bei mir ist, macht er gerne mal das essen, wenn ich arbeiten muss.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das finde ich ebenso unbedingt nötig, erst einmal eine Zeit lang für sich in Selbstständigkeit gelebt zu haben, der Schritt sollte nicht ausgelassen werden, es macht reifer und ist auch etwas, was einem später wirklich fehlen kann, wenn man es nie hatte. Finde ich gut, kluger Junge, sollte sich daran halten, auch wenn seine Freundin ein Problem damit hat.

» A CaBELLO » Beiträge: 26 » Talkpoints: 11,84 »


Wäre ich an der Stelle und in dem Alter deiner Freundin, würde ich mich sicherlich auch vor den Kopf gestoßen fühlen. Denn wenn man noch jung ist und noch nicht so viel Erfahrung mit Beziehungen hat, versteht man so eine Reaktion des Freundes nicht. Immerhin läuft offensichtlich alles gut und man ist glücklich miteinander, was sollte also einem Zusammenzug in die gemeinsame Wohnung im Wege stehen?

Dennoch kann ich ihn sehr gut verstehen, denn ich würde das heute, könnte ich es nochmal so machen, ebenso tun. Ich finde, wenn man direkt vom Elternhaus mit dem Partner zusammenzieht, ist man doch anders als wenn man erst mal alleine gewohnt hat. Ich habe das Beispiel mit meinem Mann. Vor unserer Beziehung war er mit einer anderen Frau zusammen. Mit ihr ist er auch direkt aus dem Elternhaus zusammen gezogen. Jedoch war er es auch gewohnt, dass die Mutter alles für ihn macht, sie wusch seine Wäsche, machte die Küche, ging einkaufen. Das musste er sich erst alles angewöhnen, denn in einer Beziehung teilt man sich üblicherweise diese Arbeiten. Das hat er aber mit seiner Exfreundin nicht so getan. Häufig blieb alles liegen, die Wäsche wurde nicht regelmäßig gewaschen und vom Saubermachen möchte ich gar nicht erst anfangen.

Dann haben sich die beiden getrennt und er hat dann allein gewohnt. Er sagt heute selbst, dass das sehr gut für ihn und seine Einstellung zu den verschiedensten Dingen war. Denn er hat sich dadurch angewöhnt, alles selbständig zu machen. Er hat gewaschen, geputzt und aufgeräumt. Er war plötzlich genauer und penibler als zuvor, weil er wusste, dass er den gemachten Dreck wieder weg machen muss und es keiner für ihn tut. So macht er das bis heute, obwohl wir zusammen wohnen. Wir teilen uns die Dinge und er ist sehr ordentlich.

Ich denke also, es kann der Beziehung überhaupt nicht schaden, wenn beide erstmal alleine wohnen. Im Gegenteil, diese Entscheidung kann weitreichende Folgen haben, aber im positiven Sinne. Denn so lernt er, was wichtig ist und kann sich vollständig von seinen Gewohnheiten befreien, dass andere für ihn die Arbeit tun. Und sie sollte es dann auch noch so sehen: sie kann ihn jederzeit besuchen, beide können manche Nacht zusammen verbringen oder auch die Wochenenden. So kann man schon mal testen, wie es sich mit dem Zusammenwohnen letztlich verhalten würde und ob es wirklich gut passt. Das hat doch für beide nur Vorteile.

Vielleicht solltest du so versuchen sie zu trösten, in dem du ihr aufzeigst, welche Vorteile das hat und dass es nicht gleichbedeutend ist mit dem Ende der gemeinsamen Beziehung. Sie muss nur ihren Blickwinkel auf die Sachen ändern, auch wenn das natürlich leichter gesagt ist als getan.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klar kann man sich vor dem Kopf gestoßen fühlen, aber man kann es durchaus positiv sehen. Der Freund möchte doch auch einen Teil Freiraum. Er scheint dadurch Vorteile für das spätere Zusammenziehen mit seiner Freundin zu sehen. Ich würde es hinnehmen. Deine Freundin wird schnell merken, dass es besser ist. Vielleicht möchte sie auch lieber etwas Abstand, da sie den ganzen Tag von ihrer Familie umsorgt wird. Schließlich können sie sich am Anfang auch besuchen.

Am besten ist es, wenn sie versuchen würden, dass sie zwei Wohnungen in der Nähe finden könnten, sodass sie Nachbarn sind. Jeder hätte dann seinen Rückzugsort und nach ein paar Jahren können sie sich dann ja dazu entschließen zusammenziehen. Vielleicht sollten sie sich dazu noch einmal zusammen setzen und die Beweggründe den anderen erklären, sodass es besser nachvollziehbar für den Partner ist.

Ich kann hier aber auch den männlichen Partner mehr verstehen. Ich wollte auch meine Ruhe haben, als ich ausgezogen bin. Auf die Idee mit dem Zusammenziehen meines Partners sind wir auch erst später gekommen und ich glaube, dass ist auch das beste, was uns passiert ist. Er zieht jetzt nach zwei Jahren erst bei mir ein. Vorher hatte jeder seinen Rückzugsort und seinen gewissen Freiraum.

Ich stelle es mir schwer vor, als Freundin deine Freundin zu trösten. Man möchte ja nicht für den Partner sprechen, aber auch nicht gegen ihn. Aber gib ihr die Kraft, sodass die Beziehung trotz getrennter Wohnung weiter gehen kann. Ich denke, dass es vom Freund auch kein Rückzieher war und dass er es ernst meint. Vielleicht sieht es ja in sechs Monaten schon ganz anders aus. Es sollte dabei aber auf jeden Fall die Kosten der Möbel auch betrachtet werden. Nicht, dass sie sich nach sechs Monaten wieder von vorne einrichten müssen.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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