Alle gleichartigen Haustiere immer gleichwertig behandeln?
Dass Eltern ihre Kinder so behandeln sollten, dass keines sich bevorzugt fühlt ist klar. Schließlich können Menschenkinder klar reflektieren. Kindererziehung ist in vielen Teilen ja auch mit Tiererziehung oder Tierhaltung vergleichbar. Findet ihr, dass das in diesem Punkt auch zutrifft?
Aber wie macht ihr das bei euren Haustieren? Wenn ihr zum Beispiel mehrere Katzen oder mehrere Hunde oder mehrere andere gleichartige Tiere habt? Verwöhnt ihr alle gleich viel? Bekommen alle die gleiche Menge an Aufmerksamkeit? Seit ihr bei allen Tieren gleich geduldig, wenn mal ein Missgeschick passiert? Streichelt ihr alle gleich viel und beschäftigt ihr alle gleich viel?
Oder verwöhnt ihr eines mehr als das andere, zum Beispiel weil es besonders gelehrig oder niedlich ist? Oder achtet ihr bei Hunden klar darauf, als Halter eine Rangordnung zu signalisieren? Warum findet ihr euer Verhalten angemessen und gerecht? Geht ihr davon aus, dass Tiere bezüglich Selbstbewusstsein andere Bedürfnisse als Menschen haben? Haltet ihr es vielleicht für sogar total überflüssig für artgerechte Haltung, wie sehr ein Tier verwöhnt wird? Oder ärgert ihr euch insgeheim darüber, dass ihr die Tiere unterschiedlich behandelt und irgendwie nicht aus eurer Haut könnt? Oder arbeitet ihr sogar gezielt daran, solche Unterschiede in eurem Verhalten abzubauen?
Ich habe zwei Katzen, die mir beide gleich viel bedeuten, die ich aber trotzdem nicht gleich behandeln kann, da sie unterschiedliche Charaktere sind. Es handelt sich um ein Geschwisterpaar, von denen der eine extrem viel Zuneigung braucht und es als den Inbegriff von Glück versteht, bei mir auf dem Schoß zu liegen und gestreichelt zu werden, während der andere niemals so einen engen Kontakt suchen würde. Für ihn sind dafür kurze Momente, in denen man mit ihm spricht sehr wichtig, er mag die direkte Ansprache durch mich, was dem anderen wiederum egal ist.
Ich finde schon, dass man seine Tiere gleich behandeln sollte und nicht nach Niedlichkeitsfaktor unterteilen darf. Auch Tiere und hier insbesondere Hunde, sind zur Eifersucht fähig und ich glaube für das Empfinden des Hundes wäre es nicht förderlich, wenn er eindeutig spürt, dass ein anderes Tier vorgezogen wird.
Bezüglich der Nahrung und Extrabelohnungen verwöhne ich meine beiden Katzen gleich. Sie haben auch hier einen unterschiedlichen Geschmack, doch wenn ich dem einen etwas besonderes zum naschen mitbringe was er mag, erhält auch der andere eine Überraschung, die auf seinen Geschmack zugeschnitten ist.
Ich halte das für ziemlich unrealistisch, gleichartige Tiere grundsätzlich gleich zu behandeln. Jedes Tier ist anders, auch wenn es derselben Art angehört. Dementsprechend sind auch die Gewohnheiten und Bedürfnisse anders.
Meine Eltern hatten beispielsweise zwei Kater, die auch Freigang hatten, wenn sie wollten. Dazu gab es eine kleine Katzenklappe, die sie jederzeit benutzen durften. Der ältere Kater war in den Sommermonaten oft wochenlang weg und er hasste es, gestreichelt zu werden. Er wurde regelrecht aggressiv, wenn man ihn zu viel gestreichelt hat und fing dann immer an zu fauchen und zu kratzen, also ließen wir ihn in dieser Hinsicht eher in Ruhe. Der zweite Kater, der jüngere, war sehr viel verschmuster und er hatte nicht das Bedürfnis so oft und so lange draußen herumzustreunern. Allein aus diesem Grund konnten beide nicht gleich behandelt werden.
Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Tiere haben -ähnlich wie Kinder- ihre eigenen Charaktere, entsprechend kann man sie kaum immer gleich behandeln. Jedenfalls nicht insofern, als dass man das beispielsweise an der Länge des Streichelns oder so festmachen könnte. Fasst man das "gleich behandeln" wesentlich weiter, in dem man die auf das Tier zugeschnittene Art der Zuneigung betrachtet, dann mag das aber sehr wohl gehen. Es ist in der Kindererziehung ja genau so unrealistisch, die Kinder immer gleich zu behandeln.
Ich habe zwei Katzen. Die eine sucht immer den Kontakt zu mir, lässt sich schön durchkraulen, will mit mir spielen. Liege ich im Bett, kommt die an, tretelt auf mir herum und freut sich einfach, dass ich da bin. Die andere, ältere Katze ist wesentlich launischer und kommt eher selten von sich aus zu mir. Meistens suche ich dann den Kontakt und sie freut sich drüber. Dann wird innig geschmust, sie lässt sich komplett fallen, leckt mir stundenlang die Arme ab und drückt mir die Nase ins Gesicht. Mit der zweiten Katze ist der Kontakt also wesentlich intensiver und liebevoller, mit der anderen hingegen viel öfter und länger.
Mit der jüngeren Katze schimpfe ich auch so gut wie nie, obwohl sie viel Unsinn macht. Aber wenn ich sie einmal ermahne, dann ist wieder gut und sie kommt zu mir und es wird geschmust. Die andere hingegen macht insgesamt weniger Blödsinn, hört dann aber überhaupt nicht auf mich. Ermahne ich sie, zickt sie mich an. So richtig trotzig. Während die eine Katze und ich ein entspanntes, lustiges Verhältnis haben, kracht es zwischen mir und der anderen Katze also öfter mal. Das sind also zwei völlig unterschiedliche Beziehungen - und dennoch liebe ich beide gleich.
Ich halte Hunde und was Futter oder Zuneigung angeht, wird kein Hund bevorzugt behandelt. Jeder bekommt dasselbe Futter in entsprechender Menge und wenn es zwischendurch mal ein kleines Extra gibt, geht auch keiner leer aus. Ich wüsste ehrlich gesagt auch gar nicht was so ein Verhalten soll. Worauf ich jedoch achte ist, dass die Rangordnung eingehalten wird. Und ja, ich achte tatsächlich darauf wer zuerst etwas zu futtern bekommt.
Meine älteste Hündin ist und bleibt unter den Vierbeinern die Ranghöchste. Und wenn sie sich nicht selber behaupten kann, springe ich eben ein und mache deutlich wer wo seinen Platz hat. Einige würden sagen, dass die Tiere dies unter sich klären sollte aber das sehe ich anders. Mein Haus, meine Regeln und meine Rangordnung.
Anfang des Jahres habe ich eine unkastrierte Hündin aufgenommen. Diese hat auch einiges immer wieder versucht. Anfangs hat sich meine Älteste super duchgesetzt aber irgendwann wurde der Neuzugang zu frech und hat auf die Verwarnung von ihr nicht reagiert. Die hat das volle Programm durchgezogen und getestet wie weit sie gehen kann. Da meine alte Hündin niemals zu weit gehen würde, wie z.Bsp. einen Hund angreifen, starrte sie mich völlig hilflos an. Sie weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann also habe ich auch eingegriffen. Seitdem läuft alles wie gewollt. Auch wenn ich nicht da bin, respektieren alle die Rangordnung. Manchmal muss man eben auch eingreifen.
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