Statt Blumen abzulegen lieber Geld sammeln und übergeben

Wenn ein Unglück passiert, eine Stelle bekannt ist, wo jemand ermordet wurde oder etwas Schlimmes passierte, bringen die Menschen oft Unmengen Blumen hin und legen sie ab. Geht es um Kinder, liegen Plüschtiere dabei. Die Gesten sind spontan und kommen von Herzen, weil die Menschen Mitleid haben. Mitleid mit dem, der hier sterben musste.

Ich sah es gerade wieder nach dem Absturz der malaysischen Passagiermaschine. Hier in der Tagesschau liegen auch viele Blumen, wahrscheinlich am Flughafen. Diese Geste des Mitleidens ist zwar bewundernswert, aber bitte, was haben die vielen Toten davon? Die Blumen welken ohne Wasser sehr schnell. Warum genügt nicht ein Strauß und für den Rest steckt man das Geld in eine Dose und übergibt es später den Hinterbliebenen?

Meint ihr nicht, dass sich einige bestürzte Menschen da nicht lumpen lassen würden und etwas Geld zusammen käme? Ich finde diese vielen schönen Blumen so sinnlos. In diesem Fall sind es viele Verunglückte und das Geld würde nicht reichen, aber in einem Einzelfall wäre das schon möglich.

Ich glaube, dass man bei solchen Katastrophen- und Unglücksfällen nicht den finanziellen Aspekt in den Vordergrund rücken sollte. Natürlich nützen die Blumen, Kerzen und Stofftiere konkret und rational betrachtet weder den Opfern noch den Angehörigen. Erstere sind tot, letztere werden ihres Lebens so schnell nicht wieder froh, völlig egal, ob Unbekannte Blumen niederlegen oder nicht. Aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn man statt dessen Geld spenden würde.

Meiner Meinung nach geht es trotzdem darum, Solidarität und Mitgefühl zu zeigen und sich selbst und anderen zu beweisen, dass es trotz allem Unglück noch Mitgefühl und Solidarität auf der Welt gibt, dass es noch Menschen gibt, denen nicht alles sch...egal ist, was nichts mit ihrer unmittelbaren Umgebung oder mit Geld zu tun hat. Es ist eine Geste. Wenn es dir schlecht geht, freust du dich dann mehr über eine kleine Aufmerksamkeit (Blümchen, ein Heißgetränk, eine Postkarte oder was auch immer dir Freude macht) oder über eine Geldspende?

Meine Mutter war beispielsweise auch nie der Typ für Blümchen und Kerzen. Aber als sie gestorben ist, waren uns die Beileidkarten und Blumensträuße für ihr Grab auf emotionaler Ebene auch eine sehr viel größere Hilfe als die gelegentlich beigelegten Geldscheine. Wenn mir jemand einfach nur 100 Euro in die Hand gedrückt hätte, weil Blumen ja sowieso verwelken und meine Mutter in jedem Fall nichts mehr davon hat, hätte ich der Person ihre großzügige Spende nachgeschmissen.

Ich frage mich ehrlich gesagt immer, was das ganze überhaupt soll. Natürlich ist ein Flugzeugabsturz schlimm für die Hinterbliebenen, aber der wird nicht weniger schlimm wenn ich irgendwo eine Blume hin lege. Damit verursache ich den Leuten, die den ganzen Kram später wieder weg räumen müssen, nur unnötige Arbeit.

Und teilweise finde ich dieses Verhalten einfach nur zynisch. Da wird ein Kind von seinen Eltern zu Tode geprügelt und die liebe Nachbarschaft müllt den Hauseingang mit Plüschtieren, die vergessen irgendwo in ihrem Schränken lagen, zu und stellt billige Kerzen auf. Davon hat das Kind nichts mehr, aber hätten sie sich früher für das Kind interessiert und mal genauer hin geschaut könnte es vielleicht noch leben.

Ich finde, dass man das auch nicht mit Blumen und Kerzen auf Gräbern vergleichen kann, weil es hier ja wirklich um wildfremde Menschen geht. Ich war vor Kurzem zum ersten mal am Grab eines kürzlich verstorbenen Großonkels und habe auch eine Blume da gelassen, aber zu ihm hatte ich eben einen gewissen Bezug. Außerdem kenne ich natürlich die Menschen, die die Blume sehen und sich darüber freuen werden und die sie weg räumen werden, wenn sie verblüht ist.

Eine Geldsammlung für wildfremde Menschen fände ich nur bedingt sinnvoll. wenn durch den Unglücksfall ein finanzieller Schaden entstanden ist, denn diese Menschen selber nicht bezahlen können. Ansonsten ist es doch reichlich merkwürdig den Leuten dann Geld in die Hand zu drücken. Aber es spricht ja nichts gegen eine Spende an das rote Kreuz oder eine andere Organisation. Spenden kann man auch im Namen einer anderen Person, wenn man unbedingt explizit etwas für eine verstorbene Person, die man nicht kannte, tun möchte.

Ich sehe diese Beileidsbekundungen auch immer sehr zwiegespalten. Schnittblumen finde ich sowieso total daneben. Die sind tot. Ich will die auch nicht auf meinem Küchentisch stehen haben, weil man ihnen einfach nur beim Verwelken zusieht. Und wenn man bedenkt, wie viele Blumen abends in Blumengeschäften weggeworfen werden und wie sehr die Arbeiter auf Blumenfarmen wegen den Spritzgiften leiden, sollte man einfach keine Sträuße kaufen und schon gar nicht so sinnlos auf die Straße legen.

Auch um die vielen Kuscheltiere tut es mir leid, die produziert und transportiert worden sind, um dann dort im Dreck zu liegen. Beispielsweise Kinder in einem Heim hätten sich bestimmt sehr darüber gefreut. Ich hoffe sehr, dass sie eingesammelt und gespendet werden, wenn das ganze Zeug weggeräumt wird.

Aber andererseits kann ich es auch irgendwie verstehen. Also zumindest, wenn ein Kind ermordet wurde oder ähnliches. Warum man unbedingt Blumen ablegen muss, wenn ein Star gestorben ist, verstehe ich nicht. Aber nach Gewaltverbrechen in der Nachbarschaft ist man schockiert und fassungslos. Und man fühlt sich ohnmächtig und hilflos. Da kann es schon helfen, wenn man wenigtens das tut und dort etwas ablegt. Man trifft dort andere Menschen, die genauso fassungslos sind und fühlt sich nicht mehr so allein.

Müsste ich allerdings eine Beerdigung organisieren, würde ich den Hinweis geben, dass man lieber Geld spenden sollte anstatt Blumen auf´s Grab zu legen. Wenn derjenige beispielsweise an Krebs gestorben ist, kann man das Geld doch an die Krebsforschung spenden. Das finde ich viel sinnvoller als diese toten Blumen mitzubringen und es spendet den Angehörigen ebenso Trost.