Haben es Kinder, die von Montessori-Schule kommen schwer?

Bei dem Bildungskonzept von Montessori sitzen die Kinder in der Schule normalerweise nicht still, sondern bewegen sich frei im Raum. Das Konzept ist ein völlig anderes wie das einer "normalen" Schule, denn dort wird ein offener Unterricht betrieben, wo das Finden seines Selbst im Vordergrund steht.

Nun ist es so, dass ich jemanden kenne, dessen Kind zunächst auf einer Montessori-Schule war, nun aber auf eine normale Schule gewechselt hat. Das Kind ist das still sitzen überhaupt nicht gewöhnt und ist dadurch auffällig im Unterricht geworden.

Haben es Kinder, die zunächst auf einer Montessori-Schule gewesen sind, generell schwerer sich in einer "normalen" Schule zurecht zu finden? Oder ist das eben nur bei diesem beschriebenen Fall so? Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

Ich kenne diese Schule nicht, daher kenne ich auch keine weiteren Details als die, die du bisher genannt hast. Ich denke aber schon, dass eine Umstellung bei einem Schulwechsel schon problematisch werden würde.

Ich habe mal das Verhalten von Kindern und Erwachsenen beobachtet, die beispielsweise bei einer Hochzeit, im Gottesdienst oder bei anderen Veranstaltungen bei denen man länger sitzen muss, beobachtet und nach einiger Zeit war es wirklich leicht die Kinder von gläubigen Eltern zu unterscheiden von den Kinder ohne gläubige Eltern. Die Kinder von religiösen Eltern waren nämlich schon seit dem Säuglingsalter gewöhnt, mehrere Stunden ruhig im Gottesdienst zu sitzen und das mehrmals die Woche. Aber die Kinder von ungläubigen Eltern waren das nicht gewöhnt und dementsprechend haben sie auch sehr unruhig gesessen als hätten sie Hummeln im Hintern. Es fiel ihnen auch schwerer, sich auf die Veranstaltung selbst zu konzentrieren und sie waren dauernd abgelenkt.

Mein Vater ist auch so ein Mensch, der es einfach nicht gewöhnt ist und nicht still sitzen kann. Er ist schon überfordert, wenn er 20 Minuten lang ruhig dasitzen soll und rutscht dann immer unruhig hin und her. Dabei war es wie gesagt egal, ob es jetzt um eine Trauung ging, um eine Schul-Abschlussfeier oder ein Gottesdienst. Er ist einfach überfordert damit, während ich andere kenne, die wirklich stundenlang regungslos dasitzen könnten und nicht die geringsten Probleme oder Konzentrationsschwierigkeiten damit hätten.

So ähnlich stelle ich mir auch die Umgewöhnung vor, wenn man eben von der einen Schule in die andere wechselt. Man ist es nicht gewöhnt und dementsprechend besonders in der Anfangszeit absolut überfordert und verständnislos, weil einem als Kind nicht klar ist, warum man in der alten Schule permanent herumlaufen durfte während man hier still dasitzen und zuhören soll.

Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass Kinder, die zuerst eine Montessori- Schule besuchen, dann unruhig sind, wenn sie nachher in eine "normale" Schule kommen. Viel mehr nehme ich an, dass Kinder, die eine Montessori- Schule besuchen, von Beginn an nicht in das normale Schema passen. Deshalb gehen sie wahrscheinlich dorthin. Es ist auch bei der Regelschule nicht gang und gebe, dass die Kinder, die eingeschult werden, gleich ruhig sitzen können. Es gibt viele Kinder, die sich erst einmal daran gewöhnen müssen. Das sind dann meistens die Kinder, die die Vorschule besuchen, also sprich bei uns die erste Klasse gleich zweimal besuchen, weil man annimmt, dass sich die Lage dann bessert.

Allen Montessori und modernen Erziehungs und Bildungsvertretern muss ich jetzt wirklich einmal Recht geben. Auch wenn das ganze schon einen schlechten Ruf hat, weil man immer denkt, das wäre ein Nachteil für die Kinder, so denke ich, dass alle Schulsysteme besser sind, wie das alte, meiner Meinung nach schon lange überholte System des Frontalunterrichtes. Deshalb denke ich, dass es keinen Unterschied macht, ob die Kinder jetzt vorher in einer Montessorischule waren oder in einer normalen Schule. Es kommt immer auf das Kind selber an. Jedes Kind hat ein anderes Temperament und somit ein anderes Verhalten.