Öldämpfe in Kabinenluft - gefährden Crew und Passagiere

vom 08.07.2014, 14:45 Uhr

Ein aerotoxisches Syndrom können Passagiere in Flugzeugen bekommen, wenn Öldämpfe die Kabinenluft verseuchen. Bedient man sich aus der Düse mit Frischluft, kann die Folge Übelkeit und Erbrechen, brennende Augen, Atemprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten sowie Kopfschmerzen oder Beinekribbeln sein und man kollabiert. Später folgt dann permanentes Muskelzucken. Langfristig kommen chronische Müdigkeit, Verdauungsstörungen, Nervenprobleme, Atem- und Herzprobleme und chemische Überempfindlichkeit hinzu. Tricresilphospat (TCP) wird Triebwerksöl beigemischt, um Ablagerungen im Motor zu entfernen. Durch eine kaputte Dichtung verdampft das Öl. Es handelt sich um ein Nervengift. Die Luft für die Kabinen der Crew und der Passagiere kommt vom Triebwerk. Quelle

Sollten sich Passagiere nicht wohl fühlen während eines Fluges, darf das nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es kann natürlich auch etwas anderes dahinterstecken, zum Beispiel auf einem langen Flug trinkt manch einer nicht genug. Es kommt äußerst selten vor, dass TCP eingeatmet wird, weil die Kabinenluft laufend ausgetauscht wird. Gefährlicher dagegen ist eine Thrombose und aufgrund dieser eine Lungenembolie.

Wer Angst vor dem Nervengift in der Flugzeugkabine hat, kann mit der neuen Beoing 787 fliegen. Dieser Dreamliner holt sich die Luft für die Kabinen vom Rumpf, nicht mehr vom Triebwerk. Schön wäre es, wenn alle Flugzeuge umgebaut werden könnten, beziehungsweise alle neu gebauten die Kabinenluft nicht mehr vom Triebwerk bekämen. Übrigens mussten schon einige Piloten der British Airways ihr Leben in jungen Jahren lassen und es wird angenommen, dass es aufgrund des seit 1954 bekannten Nervengift-Problemes passierte. Da das Problem sei 1954 bekannt ist und in der Zwischenzeit jede Menge Flugzeuge gebaut wurden, wäre hier eine andere Bauweise möglich gewesen. Meint ihr auch, dass es keine Lösung ist, alles was Geld kostet, vor sich herzuschieben und lieber Menschen erkranken und sterben zu lassen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Gestern lief dazu auch auf ARD eine Dokumentation zu dem Thema, die demnächst wiederholt wird. Ich konnte es erste nicht glauben, aber das ARD ist ja eine durchaus seriöse Quelle für solch kritische Reportagen.

Wenn das alles so stimmt, ist das ein ganz schön dicker Hund! Aber die Meldungen klingen so dramatisch, dass man schon überlegt, ob das wirklich Tatsachen sein können. Als nächste habe ich mich dann gefragt, warum das nicht längst schon bekannt ist, wenn das Problem schon seit so geraumer Zeit bekannt zu sein scheint.

Klar, unsere derzeitige Wirtschaftsordnung orientiert sich am Profit als höchstem Gut. Dass dadurch Menschenleben in Gefahr gebracht werden, ist an sich auch nichts neues. Bislang konnte man das aber mit etwas Ignoranz in den Entwicklungsländern angesiedelt sehen und sich dann wieder in Sicherheit wiegen. Aber anscheinend ist in dem Wirtschaftssystem im Angesicht des Profites mittlerweile schon relativ egal geworden, ob die Opfer in Asien in Textilfabriken um ihr Leben schuften oder ob Angehörige reicher Industrienationen gefährdet werden.

Vor ein paar Jahren hatte ich noch den Plan, als Flugbegleiterin in Teilzeit mein Studium zu finanzieren, weil man da so schön um die Welt kommen kann. Mittlerweile freue ich mich schon irgendwie, dass das mit dem Job damals aus weltpolitischen Gründen nicht geklappt hat. Wenn man solche Meldungen hört und beruflich in fliegenden Flugzeugen zu tun hat, fühlt man sich bestimmt ziemlich unwohl.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Allein in Euro wurden zwischen 2010 und 2013 etwa 800 dieser „fume events“ (Fachjargon) den zuständigen Behörden angezeigt. Die Statistik wird von Deutschland mit 460 Fällen angeführt. Allein im letzten Jahr bekam die Berufsgenossenschaft 300 Unfallanzeigen.

Die Ursache des Problems ist lange bekannt. Handlungsbedarf sah weder die EASA, europäische Flugsicherheitsagentur noch die Bundesregierung. Ein Kapitän beschrieb das Problem mit den Worten … dass ihm buchstäblich die Sinne schwanden, als es in der Kabine merkwürdig roch. Er befand sich im Anflug auf den Kölner Flughafen, lest selbst hier.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Mir fiel heute noch etwas ein. Es betrifft die Krankenrücktransporte des ADAC. Der ADAC hat nicht nur Hubschrauber, wie ich meine, sondern auch kleine Flugzeuge, die für den Krankenrücktransport vorgesehen sind. Wie ist das mit diesen Flugzeugen, können auch hier Öldämpfe für Vergiftungen sorgen, oder ist das bei Kleinflugzeugen nicht möglich? Denn die Passagiere sind sowieso schon krank und können dann noch kränker werden. Selbstverständlich würde es auch die Mannschaft betreffen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^