Wie seht ihr heute eure eigene Kindheit?

vom 05.10.2009, 13:44 Uhr

Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, fallen mir meisten gleich, die positiven Erinnerungen ein. Deshalb, finde ich meine Kindheit, eigentlich sehr schön ( auch wenn die kleinen Geschwistern, nerven konnten).

Meine Eltern haben, immer aus den wenigen, den sie hatten, uns viel gegeben. Und so haben sie uns beigebracht, Geld ist nicht das wichtigste auf der Welt, sondern die Zeit, die man als Familie verbringt. Und wir haben sehr viel, zusammen unternommen.

Die Unternehmungen, die wir gemacht haben, bringen uns noch heute zum lachen. Zum Beispiel, unser erste Ausflug, an die Nordsee. Wir waren, gerade dort angekommen, wo es Ebbe war. Natürlich haben unsere Eltern, uns erlaubt im Watt zu spielen. Tja, mein Bruder hat es nur geschafft, eine Minute darin zu spielen. Den im nächsten Augenblick lag er, der ganzen Länge nach, im Watt. Er sah aus, wie das Ungeheuer aus dem Sumpf. Und wenn wir diese Geschichte, heute noch erzählen, meint er nur darauf " Andere bezahlen viel Geld dafür beim Kosmetiker, er habe es einfach umsonst, sich eine Maske gemacht. Und darum sähe er heute, noch so gut aus."

Und solche Erinnerungen kann, niemand einen nehmen. Und darum versuchen wir unseren Sohn, auch so schöne Erinnerungen zugeben. Die er noch, seinen Enkelkinder erzählen kann. Und dies machen wir, auch also eine große Familie, also mit den Großeltern, Onkeln und Tanten.

Wenn man dies alles liest, meint man ich hätte eine perfekte Kindheit. Aber sie war nicht immer schön, aber diese Sachen möchte ich aus meinen Kopf bekommen und versuche nicht mehr dran zu denken. Den das schlimmste Erlebnis, das ich in meiner Kindheit hatte, war als ich 5 Jahre alt war und ansehen musste, wie meine Mutter fast gestorben ist. Und solche Bilder, bekommt man nur schwer aus den Kopf.

» ys1980 » Beiträge: 356 » Talkpoints: 5,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Als Kind und Jugendliche hab ich meiner Mutter schon öfter mal gesagt, dass alle anderen Kinder es ja viel besser haben als ich und dass alle anderen Kinder auch viel mehr dürfen als ich. Ich bekam dann immer zur Antwort, dass ich wohl auch vom Dach hüpfen würde wenn alle anderen es tun. :roll:

Im Nachhinein betrachtet empfinde ich meine Kindheit aber als sehr schön, ich wurde nicht geschlagen oder schlecht behandelt. Meine Mutter hatte zwar nicht soviel Zeit für mich, da sie schon acht Wochen nach meiner Geburt wieder Vollzeit arbeiten gegangen ist, dass ist ihr nicht leicht gefallen, aber ich wurde von meiner Oma und meiner Uroma immer gut umsorgt.

Ich war zwar ein Einzelkind, aber in unserer Straße und in der näheren Umgebung gab es viele Kinder im gleichen Alter und so hatte ich immer jemanden zum Spielen. Gerade im Sommer war es in unserem großen Garten und auf dem naheliegenden Spielplatz herrlich. Wir waren dann so gut wie jeden Tag von früh bis spät draußen und haben gespielt und getobt. Nachmittags kam dann eine der Mütter oder der Omas und hat uns mit Waffeln, Pfannkuchen oder Kuchen und Kakao versorgt.

Als Jugendliche hatte ich eigentlich schon viele Freiheiten, ich durfte zum Beispiel am Wochenende schon mit 13 oder 14 Jahren bis 1 Uhr in der Nacht bei Freunden bleiben, die einzige Bedingung war, dass meine Mutter oder mein Stiefvater mich dann dort abgeholt haben. Da ich aber viele Freunde hatte die älter waren als ich durften die entsprechend länger bleiben oder mussten gar erst gehen wann sie wollten. Dies wollte ich natürlich auch, aber mir wurde es nicht erlaubt. Heute verstehe ich es, damals fand ich es gemein.

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» Himbeereis » Beiträge: 917 » Talkpoints: 10,01 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wie schön, darüber haben wir also, mein Mann und ich neulich auch nachgedacht und jetzt als erwachsene Frau kann ich sagen, dass ich eigentlich eine tolle Kindheit hatte. Damals sah ich das ganz anders. Ich fühlte mich ständig ungerecht behandelt und jede Erziehungmaßnahme meiner Eltern war für mich einfach nur ungerecht.

Heute weiß ich, dass sie eigentlich alles richtig gemacht haben, zumindest sind meine Geschwister und ich bis auf ein paar Ausnahmen, ganz gut geraten. Auch so hatten wir recht viele Freiheiten in unserer Kindheit konnten eigentlich ungestört unsere Welt entdecken und eben einfach Kind sein.

Oft sage ich zu meinem Mann, dass haben wir als Kinder auch gemacht, gesehen oder das kenne ich aus meiner Kindheit. Von ihm kommt dann immer, dass er so was aus seiner Kindheit nicht kennt und das finde ich dann fast schon traurig, weil es sich meist um so Sachen wie Kinderspiele handelt und ich finde, dass so was dazu gehört.

Wir waren viel unterwegs. Oft an der Ostsee, an einem nahegelegenen See im Sommer da waren wir fast jeden Tag. Wir besuchten Parks, waren oft im Zirkus oder Kino. Schlimm wurde es in der Pubertät, da fühlte ich mich ungerecht behandelt aber da weiß ich jetzt wo ich älter bin, dass ich wohl die war die, die anderen ungerecht behandelt hat.

Ich denke gerne an meine Kindheit zurück. Wir waren soviel unterwegs und haben soviel gemacht. Buden bauen im Wald, Radtouren so viel. Doch es war toll, eigentlich nie langweilig oder fad. Auch als Jugendliche hatte ich nachher dann Freiheiten von denen andere Jungendliche nur geträumt hätten.

So mit fast 30 Jahren kann ich sagen ich bin toll aufgewachsen und das wo ich mir heute auch sicher bin, dass es meine Eltern mit uns nicht immer leicht hatten. Sie haben aber versucht uns alles zu ermöglichen nur leider sieht man das als Kind nicht. Ich glaube an dieser Stelle ist mal ein fettes Danke nötig für die eigentlich doch tolle und unbeschwerte Kindheit, ich hoffe wir bekommen das genauso hin mit unseren Kindern.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich würde meine Kindheit auch als glücklich bezeichnen. Meine Eltern hatten oft sehr sehr wenig Geld, das habe ich aber erst als Erwachsene erfahren, weil sie sich krumm gelegt haben, damit wir Kinder uns nicht sorgen müssen. Ich wusste zwar schon, dass wir keine großen Sprünge machen können und viele teure Spielsachen nicht drin waren, aber, wie knapp es wirklich war, war mir nie bewusst. Ich habe mich als Kind immer geliebt, geborgen und sorglos gefühlt, jedenfalls was die großen Sorgen angeht.

Natürlich habe ich mich oft über meine Eltern geägert oder mich um Dinge wie Schulnoten, Freundschaften oder andere Dinge gegrämt. Aber wenn ich mir heute so ansehe, mit welchen Sorgen sich manche meiner Freunde herumplagen mussten, würde ich meine doch als die typischen Kindersorgen, ohne die man eben nicht groß wird, abtun, während andere sich um Dinge sorgen mussten, die einen eigentlich erst als Erwachsenen beschäftigen sollten. Ich habe meine Kindheit aber auch als Kind nie als unglücklich betrachtet.

Meine Teenagerzeit war nicht ganz so rosig, weil ich in diesem Alter überhaupt nicht mehr mit meiner Mutter auskam. Zwischendurch wollte sie mich sogar vor die Tür setzen, allerdings hat sich mein Vater immer schützend vor mich gestellt und ihr den Kopf zurecht gerückt, wenn sie über sie Stränge schlug. Allerdings habe ich so manche Freundin um ihr enges, vertrautes Verhältnis zu ihrer Mutter beneidet, das mir völlig fehlte. Ich habe zwar meinen Vater heiß geliebt, aber das war doch was anderes als eine Mutter, die die zweite beste Freundin ist. So was ist zwar wohl eher der seltene Idealfall, aber das ist einem ja als Teenager nicht so bewusst. Wobei ich, rückblickend gesehen, auch eine ziemlich ätzende Pubertierende war, und ich weiß nicht, wie ich auf mich reagiert hätte.

Auch mit meinem Bruder kam ich ab diesem Alter gar nicht mehr klar und meine Mutter stand, wie das oft so ist, auf der Seite des Jüngeren. Und das obwohl für jeden Außenstehenden absolut ersichtlich war, dass er Streits provoziert hatte oder mir die Schuld für seine Streiche in die Schuhe schob. Das war für mich dann schon sehr bitter Phasenweise.

Inzwischen habe ich aber ein herzliches Verhältnis zu meiner Mutter. Ich habe im Nachhinein erfahren, dass diese für mich so schlimmen Jahre die sorgenvollsten meiner Mutter gewesen sind und kann verstehen, warum sie oft gestresst war und falsch reagierte. Das entschuldigt ihr Verhalten zwar nicht, erklärt es aber. Als Teenager war ich überzeugt, dass sie mich hasst, oder zumindest nicht liebt, und sich deswegen so benimmt. Inzwischen weiß ich, dass das Blödsinn ist. Und ihr tut es auch leid, sie hat mittlerweile eingesehen, dass sie viel falsch gemacht hat, damals. Und jetzt, wo ich selber erwachsen bin, habe ich wie gesagt eine gute Beziehung zu meiner Mutter. So von meinem Standpunkt als Erwachsene würde ich jedenfalls sagen, dass ich eine glückliche Kindheit und eine fast normal schreckliche Pubertät hatte.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, wie meine Kindheit wohl im nachhinein zu bewerten ist und was gut gelaufen ist und was besser hätte sein können. Jetzt, als Erwachsener, bewerte ich einige Dinge anders als früher. Als Kind war ich recht naiv und habe nicht daran gezweifelt, dass ich eine gute Kindheit habe. Dennoch gab es gelegentlich kleine Trübungen, die ich mir erst später erklären konnte.

Materiell hat mir nie etwas gefehlt, da ich alles bekommen habe, was ich mir gewünscht habe. Allerdings fehlte es oft an echter Aufmerksamkeit. Ich wünsche mir manchmal, dass ich weniger teure Sachen bekommen hätte und dafür immer einen Ansprechpartner gehabt hätte, der auch wirklich auf mich eingeht. Meine Familie ist recht oberflächlich. Als Kind war mir das nicht so richtig bewusst, ich habe lediglich gemerkt, dass ich nicht mit allen Themen zuhause ankommen konnte und bei vielen Themen keine zufrieden stellenden Antworten zu erwarten waren. Ich habe mich daraufhin in meine eigene Welt zurückgezogen und wurde schon früh zum Einzelgänger. Auch heute ist es so, dass ich mit Leuten aus meiner Familie keine tiefgründigen und anspruchsvolleren Gespräche und Diskussionen führen kann, was ich sehr schade finde. Diese Komponente des Familienlebens hat mir immer sehr gefehlt, auch wenn ich das früher nicht in dieser Form artikulieren konnte.

Auf dem Gymnasium habe ich mich auch nicht wirklich wohlgefühlt. Ich war eher introvertiert und hatte auch völlig andere Interessen als die meisten meiner Mitschüler. Ich habe in meiner Familie gesagt, dass ich lieber in ein Internat wechseln möchte. Eine der wenigen Klassenkameradinnen, mit denen ich gut verstanden habe, hat während der Schulzeit diesen Weg eingeschlagen und ich wäre auch gerne in dieses gemischte Internat gegangen. Meine Familie war völlig dagegen und so habe ich weiterhin die normale Schule besucht.

Wirklich wichtig war bei uns, dass ich meine Leistung erbringe und ein liebes Kind bin. Beides hat überwiegend funktioniert. Ich bin durchaus froh, dass viel Wert darauf gelegt wurde, dass ich meine Schule vernünftig abschließe. Wenn ich früher alles hingeschmissen hätte, was ich mir das ein oder andere Mal aufgrund der Unzufriedenheit in der Schule und den Defiziten im Elternhaus gewünscht habe, könnte ich jetzt nicht das studieren, was mir Spaß macht.

Mein Studium ist auch so ein Punkt. Ich habe nicht direkt nach dem Abitur mit dem Studium angefangen, sondern erst eine Berufsausbildung gemacht und auch abgeschlossen. Ich habe mir nicht zugetraut, dieses Studium aufzunehmen. Es war nicht üblich, dass mir Mut gemacht wurde und mein Selbstvertrauen habe ich erst recht spät aufgebaut. Ich denke, dass man auch solche Dinge einem Kind oder Jugendlichen vermitteln sollte.

Gewalt gab es in meiner Familie nicht. Es fehlten lediglich gewisse Sozialkompetenzen. Der IQ war bei den betreffenden Leuten nie das Problem, sondern der EQ und die Bereitschaft, sich offen und ehrlich mit einem Kind beziehungsweise Jugendlichen auseinanderzusetzen. Auch solche Aspekte können fehlen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also wenn ich mich so zurückerinnere waren die ersten acht Jahre meines Lebens sehr behütet und ich habe sie als glückliche Zeit in Erinnerung. Mein Vater war Hausbesorger in unserem Gemeindebau und konnte so sehr viel Zeit mit mir verbringen. Meine Mutter war damals auch Hausfrau und ebenfalls ständig mit mir zusammen. Ich war ein geplantes Kind und das habe ich die ersten acht Jahre auch zu spüren bekommen. Mein Vater hatte noch zwei Kinder aus seiner vorigen Ehe und meine Geschwister haben damals jedes zweite Wochenende bei uns verbracht. Ich habe immer zu ihnen aufgesehen und habe auch diesbezüglich bis zu diesem Zeitpunkt nur positive Erinnerungen.

Als ich acht Jahre alt war ist mein Vater verstorben. Ab dem Zeitpunkt habe ich meine Kindheit als ziemlich trostlos in Erinnerung. Der Vater war plötzlich weg und ich hatte starke Probleme damit zu realisieren, dass er nie wieder kommen würde. Wir mussten in eine andere Wohnung ziehen, da wir nicht in der Hausbesorgerwohnung bleiben konnten. Meine Mutter ging plötzlich unter Tags arbeiten und besuchte abends sehr oft Weiterbildungsseminare. Am Wochenende war sie mit ihren Freunden unterwegs. Meine Geschwister wollten keinen Kontakt mehr zu uns haben.

In meiner Zeit als Jugendliche war es ähnlich. Ich habe mich sehr oft alleine gefühlt und habe ziemlich viele dumme Sachen angestellt um beachtet zu werden. Natürlich gab es auch in diesen Jahren positive Ereignisse, doch die negativen überwiegen in meinen Erinnerungen.

Ich habe schon viele Gespräche mit meiner Mutter darüber geführt und es ist faszinierend, wie unterschiedlich unsere Auffassungen sind. Ihrer Meinung nach war ich kaum alleine und sie war ständig da. Eine Zeit lang habe ich echt an meinen Erinnerungen gezweifelt.

Ich habe also meine Kindheit auch nachträglich nicht sehr gut in Erinnerung, da die negativen Erfahrungen einfach überwiegen.

» Inanna » Beiträge: 375 » Talkpoints: 0,45 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich vermisse meine unbeschwerte Kindheit sehr! Leider bin ich mittlerweile ein denkender Mensch und kann nicht mehr alles so leicht nehmen wie es kommt. Das war ein wesentliches Element meiner Kindheit, denn früher war ich nie einsam und heute bin ich oftmals viel zu nachdenklich. Was die Erziehung von meinen Eltern betrifft bin ich zufrieden und kann mich nicht beklagen. Manche Sachen würde ich bestimmt anders machen, aber im großen und ganzen bin ich zufrieden.

» HerzAmRechtenFleck » Beiträge: 108 » Talkpoints: 0,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meine Kindheit war sehr schön, das kann ich ohne Abstriche sagen. Ich empfand das schon damals so auch wenn ich das nicht so artikuliert hätte und heute ist es auch nicht anders. Meine familiären Verhältnisse waren geordnet wie man das so schön heute sagt und ich als Kind war zufrieden damit so wie es ist. Ich pendelte viel zwischen meinen Eltern und Großeltern her die alle am selben Ort wohnten. Während der Kindergartenzeit war ich unter der Woche bei meinen Großeltern untergebracht damit ich nicht schon kurz vor sechs Uhr dort am Eingang stehen muss. Damals waren ja alle berufstätig und meine Eltern arbeiteten Auswärts, ein Auto hatte ja auch kaum jemand und so waren die Tage für alle doch sehr lang. Meine Oma arbeitete dann extra mich nur noch halbtags um mich dafür etwas später im Kindergarten abgeben zu können. Damals wusste ich ja noch nicht was das bedeutete, heute weiß ich dass sie dadurch später kaum Rente bekam.

Wir waren nicht besonders wohlhabend, so wie eine durchschnittliche Familie in der ehemaligen DDR eben aufgestellt war. Als Kind ist es ja besonders wichtig genügend Spielzeug und Freunde zu haben und damit war ich ausreichend versorgt. Besonders letztere hatte ich sehr viele weil ja früher auch viel mehr Kinder in den Haushalten lebten. Teure Spielsachen bekam ich nicht, darauf mussten meine Eltern und Großeltern auch lange sparen, aber mal ein Indianer oder ein kleines Auto war auch immer drin. Damals waren aber auch die Zeiten anders, es gab ja nicht so viel und wenn dann war auch der Platz begrenzt. Die wenigsten Kinder hatten ein eigenes Zimmer und damit viel Platz zum Spielen.

Das meiste Leben in meiner Kindheit spielte sich sowieso im Freien ab. Ich weiß noch genau dass wir stundenlang auf der Straße oder im Wald spielten und wie schön dass doch eigentlich war. Wir bauten mangels Alternativen auch sehr viel selber denn man konnte nicht einfach in einen Laden gehen um etwas zu kaufen. Dazu war das Angebot zu gering und Geld hatte ja auch niemand. Beim Krämer an der Ecke gab es einzelne Bonbons oder Lakritzstangen für ein paar Pfennig und die hatte man eigentlich immer übrig. Meistens bekam man ja auch nur gebrauchte Sachen von den größeren Geschwistern oder den Verwandten. Ich kann mich noch gut erinnern dass kaum jemand ein neues Fahrrad hatte oder einen neuen Schlitten, aber so etwas spielte wirklich niemals eine Rolle.

In der Schule lief es auch ganz gut. Meine Zensuren waren in Ordnung so dass ich zu Hause keine großen Probleme bekam und das mit dem Mobbing war noch nicht so verbreitet. Sicherlich gab es auch manchmal Rempeleien und Prügeleien und auch Schikanen größerer Mitschüler, aber da musste man einfach durch. Das blieb aber alles auch im Rahmen und so etwas würde ich heute auch als normale Raufereien unter Kindern verstehen.

Später dann genoss ich die Selbstständigkeit die bei einer Vollzeitbeschäftigung der Eltern unausweichlich ist und sehr viel später dann auch die Zeit wo man als Jugendlicher länger unterwegs sein durfte ohne Sanktionen zu befürchten. Ich hatte da wirklich viele Freiheiten und ich war es eigentlich auch nicht anders gewohnt. Meine Eltern wussten ja auch dass es mit mir immer funktioniert hat und dass sie sich keine Sorgen machen brauchen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich muss gestehen, dass ich nicht so gerne an meine Kindheit zurück denke. Es gab einfach viele Vorfälle, an die ich mich nicht gerne erinnere und ich muss sagen, dass ich auch froh bin, die Zeit überwunden zu haben. Auch wenn nun nicht alles schlecht war und es mir nie an etwas gefehlt hat, denke ich nicht gerne daran zurück und ich denke, dass tatsächlich die schlechten Sachen überwogen haben. Dabei habe ich dann auch später mit meinen Eltern mehrmals über meine Kindheit gesprochen, wobei meine Eltern es absolut nicht verstehen können, warum ich nicht gerne an diese Zeit zurück denke. Sie sind der Auffassung, ich hätte eine wunderschöne Zeit gehabt und sie wollen es einfach nicht einsehen, dass sie viele Fehler gemacht haben. Dabei werden sie auch oftmals sehr wütend, wenn ich dieses Thema anspreche und sie meinen, dass ich dankbar zu sein habe, weshalb ich das Thema nun eigentlich auch schon für mich abgeschlossen habe.

Ich denke ehrlich gesagt, dass meine Mutter einfach überfordert mit mir war. Immerhin ist meine Mutter ausgewandert, bevor sie schwanger geworden ist, was heißt, dass sie schon mit neunzehn Jahren in Deutschland war, wobei sie die Sprache nicht konnte. Mein Vater war dann immer den ganzen Tag bei der Arbeit, wobei sie hier niemanden kannte. Nur ihre Schwiegermutter, mit der sie sich überhaupt nicht gut verstand, war mitgekommen. Somit war sie hier ganz allein, wobei sie dann mit nur neunzehn Jahren auch schon mit mir schwanger wurde. Da kann ich es gut nachvollziehen, dass meine Mutter völlig überfordert war. Trotzdem war das natürlich keine schöne Situation für mich, da ich meine Mutter ständig traurig oder wütend erlebt habe. Mir ist es klar, dass man unter solchen Umständen nicht immer optimistisch denken kann, wobei man aber auch nicht die negative Atmosphäre auf das Kind übertragen sollte.

Meine Eltern haben sich dann auch ständig gestritten, als ich klein war. Es gab keinen Tag ohne Streit und mein Vater geriet auch immer unheimlich schnell aus der Fassung und wurde bei der kleinsten Kleinigkeit extrem wütend. Außerdem wurde mir sehr viel verboten und ich durfte mich auch nicht immer mit Freunden treffen, wenn meine Eltern das gerade nicht wollten. Auch verboten sie mir den Umgang mit einigen meiner Freunde und sie zwangen mich dazu, ständig zu lernen und etwas für die Schule zu tun. Dabei konnte ich mir dann auch öfters anhören, wie fleißig doch andere Kinder seien und ein Kind aus der Nachbarschaft galt dabei immer als absolutes Vorbild.

Ich muss sagen, dass es mir in meiner Kindheit jedoch nie an etwas gefehlt hat. Ich durfte so viele Süßigkeiten essen, wie ich nur wollte und durfte auch so viel Fastfood essen, wie ich Lust hatte. Außerdem hatte ich schon sehr früh einen eigenen Fernseher und auch sonst habe ich ständig zwischendurch Geschenke bekommen. Meine Eltern haben mir sehr viel von selbst gekauft, wobei ich auch jederzeit fragen konnte, wenn ich etwas wollte. Meistens habe ich das dann auch wirklich bekommen und von daher hatte ich ständig die neusten Spielsachen und die neuesten technischen Geräte. Trotzdem hat mich das nicht glücklich gemacht, da ich mich meistens allein damit beschäftigen musste und da es auch ständig nur Streit gab.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich sehe meine Kindheit rückblickend auf jeden Fall als eine privilegierte Kindheit, was ich als Kind natürlich überhaupt nicht so empfunden habe. Mein Kindergarten lag zum Beispiel in einem Wohngebiet mit lauter Einfamilienhäusern, also war es für mich normal, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer hat und einen Garten und in den Ferien in Urlaub fährt. Dass das längst nicht auf jeden zutrifft habe ich erst später gelernt.

Meine Aussage bezieht sich aber gar nicht so sehr auf materiellen Wohlstand. Ich hatte als Kind keinen eigenen Fernseher, massenweise Süßigkeiten und Fast Food oder außerplanmäßige Geschenke, aber ich hatte Eltern, die Zeit für mich hatten und mich ernst genommen haben. Das habe ich auch erst viel später gemerkt, dass es eben nicht die Regel ist, dass man Abends vorgelesen bekommt, am Wochenende regelmäßig Ausflüge macht, von den Eltern bei seinen Hobbys unterstützt wird und so weiter.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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