Mehr Arbeitslose durch erhöhte Anzahl von Robotern?

vom 09.07.2014, 08:51 Uhr

Foxconn, Chinas größter privatwirtschaftlicher Arbeitgeber mit etwa 1,2 Millionen Beschäftigten, dürfte den meisten als Zulieferer von Apple ein Begriff sein. Foxconn zieht ernsthaft in Erwägung, einen Großteil seiner Arbeitnehmer durch etwa 10.000 Roboter zu ersetzen, die so genannten "Foxbots". Die letzte Testphase dieser Roboter soll schon abgeschlossen sein, sodass es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte, bis diese Roboter zum Einsatz kommen werden. Der Stückpreis für einen einzelnen Roboter soll übrigens bei 20.000 bis 25.000 Dollar liegen. Die Anzahl von 10.000 Fertigungsrobotern soll dabei nur der Anfang sein und es soll sogar ein Ziel sein, bis zu 1 Millionen Roboter anzuschaffen, die dann die Arbeitnehmer ersetzen sollen.

Apple soll als erster Kunde von Foxconn in den Genuss dieser Roboter kommen. So sollen diese Roboter in Zukunft die IPads und IPhones zusammensetzen. Es wird auch spekuliert, dass Apple die Entwicklung dieser Fertigungsroboter maßgeblich mitfinanziert haben soll, um später davon zu profitieren.

Ich halte diese Entwicklung für sehr bedenklich. Kann ein Roboter wirklich genauso gute Arbeit leisten wie ein Mensch? Glaubt ihr, dass diese Entwicklung gravierende Auswirkung auf die Arbeitslosenrate hat? Oder gleicht sich das sowieso aus, weil dafür an anderer Stelle neue Arbeitsplätze geschaffen werden? Findet ihr eine solche Entwicklung unterstützenswert oder sollte man sie eurer Meinung nach boykottieren?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aus ökonomischer Sicht kann man diesen Schritt absolut nachvollziehen. Die hohen Anschaffungskosten dürften sich nach einer gewissen Zeit der Produktivitätssteigerung vollkommen amortisieren. Ich denke, dass Roboter auch wesentlich genauer und somit besser arbeiten als es ein Mensch jemals könnte. Jedoch stehe ich dieser Entwicklung im Allgemeinen ebenfalls sehr kritisch gegenüber.

Die Arbeitslosigkeit, die durch den Einsatz der Roboter einhergehen wird, wird nicht nur an den typischen Produktionsstandorten, wie zum Beispiel China, zum Problem werden, da diese Entwicklung aller Voraussicht nach auch in den Industriestaaten vermehrt vorangetrieben wird. Dadurch fallen natürlich auch potentielle Konsumentenweg. Und genau da liegt das eigentliche Problem.

Die Unternehmen müssen einfach einen akzeptablen Mittelweg finden. Wenn ich dann aber bei dir die Anzahl geplanter Roboter lese, kommen bei mir Zweifel auf, ob die Unternehmen sich der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber bewusst sind. Eine Gewinnmaximierung darf einfach nicht auf Kosten des allgemein angestrebten Wohlstands realisiert werden. Letzten Endes würde man sich damit, auf kurz oder lang, selbst die Existenzgrundlage nehmen. Die Entwicklung bleibt spannend. Leider ist unsere Zeit nur begrenzt, so dass man wahrscheinlich nicht mehr die spannenden Antworten auf die Fragen der Zukunft erhalten wird.

» GiantOpal » Beiträge: 29 » Talkpoints: 14,36 »


Reden wir hier wirklich von Robotern? Also auf zwei Beinen. Autos beispielsweise werden schon lange von Fertigungsmaschinen zusammengebastelt. Hier sieht man das mal im Zeitraffer. Da tauchen schon noch einige Menschen auf, aber oft strecken eben auch Maschinen ihre Arme in die Karosserie und basteln etwas. Und genau genommen, sind das Roboter. Auch wenn sie keine zwei Beine haben und sich bewegen können.

Ich denke, die Entwicklung ist ganz normal und lässt sich nicht aufhalten. Was gemacht werden kann, wird gemacht werden. Das Fließband hat damals auch viele Menschen arbeitslos gemacht, aber es hat auch Fortschritt gebracht. Letztlich verschärft es die Schere zwischen Arm und Reich. Wer vorher schon reich war, wird durch diesen Fortschritt viel Geld sparen und machen können. Wer vorher schon arm war, wird dadurch dazu verdammt, es zu bleiben.

In Filmen und Serien gibt es unzählige Versionen, wie das Ganze enden könnte. Roboter die selbständig werden und sich an der Menschheit rächen. Roboter, die die Kriege ihrer Menschen weiterführen, nachdem diese schon längst tot sind. An sich ein spannendes Thema, aber eben auch erschreckend.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe natürlich noch nie ein iPad zusammen gebaut, aber ich gehe davon aus, dass das an sich eine recht einfache Tätigkeit ist, die fast jeder ausführen kann, nachdem er gezeigt bekommen hat, was wohin gehört. Wahrscheinlich ist der Fertigungsprozess auch in viele einzelne Schritte zerlegt, so dass niemand tatsächlich ein ganzes iPad zusammen bauen muss sondern zum Beispiel immer nur die Kamera einsetzt. Diese Tätigkeiten sind deshalb optimal für Fertigungsroboter geeignet, was man in der Autoindustrie schon heute sehr gut sehen kann.

Kann ein Roboter wirklich genauso gute Arbeit leisten wie ein Mensch?

Kann eine Maschine den immer gleichen Handgriff genauso gut ausführen wie ein Mensch? Warum denn nicht? Wenn die Maschine richtig programmiert ist, ist sie darin sogar besser, weil sie nicht müde wird und sich nicht ablenken lässt. Und falls doch mal ein Fehler auftreten sollte in der Funktion wird man das als Programmierer wahrscheinlich direkt auf seinem Bildschirm sehen und eingreifen können.

Glaubt ihr, dass diese Entwicklung gravierende Auswirkung auf die Arbeitslosenrate hat? Oder gleicht sich das sowieso aus, weil dafür an anderer Stelle neue Arbeitsplätze geschaffen werden?

Natürlich gleicht sich das nicht aus, wie denn auch? In den Fabriken sitzen zum größten Teil ungelernte Arbeitskräfte, denen man gezeigt hat, wie sie zwei Handgriffe ausführen müssen. Für die Bedienung und Wartung von Fertigungsrobotern braucht man Fachkräfte. Der Mann, der heute eine Taste in ein iPad einsetzt, wird nicht morgen Roboter programmieren. Wenn man nur rein nach Zahlen geht, wie das die Politiker gerne tun, kommt das aber auch nicht hin, weil ein Programmierer wahrscheinlich für viele Fertigungsroboter gleichzeitig zuständig ist.

Findet ihr eine solche Entwicklung unterstützenswert oder sollte man sie eurer Meinung nach boykottieren?

Was willst du da boykottieren? Den Fortschritt? Eine Entwicklung, die mit der industriellen Revolution und der Erfindung des mechanischen Webstuhls im achtzehnten Jahrhundert begonnen hat? Der Boykott hat schon damals übrigens nicht funktioniert.

Natürlich ist es problematisch, wenn Arbeitsplätze für ungelernte und schlecht ausgebildete Kräfte weg fallen. Das sind bei uns ja auch die Leute, die überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Und im Gegensatz zu Deutschland wird es für die Arbeitslosen in China wahrscheinlich auch wenig staatliche Hilfen und wenig Möglichkeiten zur Umschulung und Weiterbildung geben. Aber die Lösung für dieses Problem kann wohl kaum in einer Fortschrittsverweigerung liegen

In Filmen und Serien gibt es unzählige Versionen, wie das Ganze enden könnte. Roboter die selbständig werden und sich an der Menschheit rächen. Roboter, die die Kriege ihrer Menschen weiterführen, nachdem diese schon längst tot sind. An sich ein spannendes Thema, aber eben auch erschreckend.

Wir reden hier nicht von Skynet sondern von einer Maschine, deren Programmierung nicht wesentlich mehr als "erkenne Loch A, drehe Schraube in Loch A" enthalten wird. Das hat mit künstlicher Intelligenz rein gar nichts zu tun. Ein Fertigungsroboter wird wahrscheinlich eine Fehlermeldung senden, wenn ein Teil falsch herum bei ihm ankommt und nicht mal über die Kreativität verfügen dann trotzdem das passende Loch für seine Schraube zu finden, wie das ein Mensch machen würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Diese Diskussion wurde schon vor Jahrzehnten in Deutschland geführt, als man die Automatisierung stark vorangetrieben hat. Und wie man sieht, gingen keine Arbeitsplätze verloren. Ganz im Gegenteil. Der Maschinenbau und die Automatisierungstechnik sind sehr starke Industrien in Deutschland, größer noch als die Automobilbranche. Wobei die Automobilindustrie wiederum der größte Kunde für Automatisierungstechnik ist.

Man sollte nicht vergessen, dass Deutschland kein Land für niedrig qualifizierte Arbeit ist. Würden wir nur davon leben, wären wir ein sehr armes Land. Trotzdem ist die Arbeitslosenquote unter niedrig Qualifizierten doch noch erstaunlich gering und wir können es uns problemlos leisten, diejenigen gut in der Gesellschaft über Sozialleistungen abzusichern. Ohne die Automatisierungstechnik könnten wir das nicht.

Natürlich gleicht sich das nicht aus, wie denn auch? In den Fabriken sitzen zum größten Teil ungelernte Arbeitskräfte, denen man gezeigt hat, wie sie zwei Handgriffe ausführen müssen. Für die Bedienung und Wartung von Fertigungsrobotern braucht man Fachkräfte. Der Mann, der heute eine Taste in ein iPad einsetzt, wird nicht morgen Roboter programmieren. Wenn man nur rein nach Zahlen geht, wie das die Politiker gerne tun, kommt das aber auch nicht hin, weil ein Programmierer wahrscheinlich für viele Fertigungsroboter gleichzeitig zuständig ist.

Kurzfristig mag das zutreffen, mittel- und langfristig wird es aber diesen Ausgleich geben. Schließlich schafft die Automatisierung erst höher qualifizierte Arbeitsplätze, die durchaus von den vorher niedrig qualifizierten Menschen ausgefüllt werden können. Viele davon haben nämlich die intellektuellen Voraussetzungen - sie müssen nur ausgebildet werden. Und da durch die Automatisierung erstmals die Notwendigkeit für eine gute Ausbildung besteht, werden die vorhandenen Ressourcen auch angezapft. Und der Übergang dazu ist fließend, weil die Entwicklung ja fließend ist. Die paar Tausend Leute, die bei Foxconn gefeuert werden, finden wahrscheinlich wo anders erst einmal einen Job oder finden eine Ausbildungsmöglichkeit.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben:Kurzfristig mag das zutreffen, mittel- und langfristig wird es aber diesen Ausgleich geben. Schließlich schafft die Automatisierung erst höher qualifizierte Arbeitsplätze, die durchaus von den vorher niedrig qualifizierten Menschen ausgefüllt werden können. Viele davon haben nämlich die intellektuellen Voraussetzungen - sie müssen nur ausgebildet werden.

Ich habe keine Ahnung, wie eine Ausbildung in China aussieht, ob es staatliche Förderungen gibt oder ob sich eine Ausbildung theoretisch jeder leisten könnte. Denn wenn jemand es sich einfach nicht leisten eine Ausbildung zu machen kann er ja noch so schlau sein.

Ich denke aber vor allem, dass es deshalb keinen Ausgleich geben wird, weil man für eine automatisierte Produktion einfach weniger Arbeiter braucht. Um auf genauso viele Arbeitsplätze zu kommen wie vorher müsste man die Produktion also ausweiten. Dafür muss aber erst mal ein größerer Bedarf da sein und da bin ich ein bisschen skeptisch.

Und dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob man bei einem größeren Bedarf die Produktion überhaupt in China ausbauen würde. Bei der Textilindustrie ist es nämlich so, dass einiges schon in Länder verlagert wurde, in denen die Produktionskosten niedriger sind als in China. Das kann anderen Branchen auch passieren.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich habe keine Ahnung, wie eine Ausbildung in China aussieht, ob es staatliche Förderungen gibt oder ob sich eine Ausbildung theoretisch jeder leisten könnte. Denn wenn jemand es sich einfach nicht leisten eine Ausbildung zu machen kann er ja noch so schlau sein.

Das spielt überhaupt keine Rolle. Wenn viele hochqualifizierte Leute benötigt werden, wird es auch Möglichkeiten zur Ausbildung geben, den die breite Masse nutzen kann. Eine staatliche Förderung ist ja nicht notwendig. Bei uns gibt es die auch nicht. Und selbst bei uns leben sehr viele Leute unter der Armutsgrenze, nur um eine gute Ausbildung zu bekommen. Viele Studenten leben nämlich von weniger als Hartz IV. Und in einem Land wie China, in der eine hohe Qualifikation einen noch viel größeren Gehaltshebel darstellen kann, sind die Leute noch zu viel größeren Opfern bereit.

Ich denke aber vor allem, dass es deshalb keinen Ausgleich geben wird, weil man für eine automatisierte Produktion einfach weniger Arbeiter braucht. Um auf genauso viele Arbeitsplätze zu kommen wie vorher müsste man die Produktion also ausweiten. Dafür muss aber erst mal ein größerer Bedarf da sein und da bin ich ein bisschen skeptisch.

Die Geschichte hat aber schon gezeigt, dass genau ein solcher Ausgleich funktioniert. Die westlichen Staaten haben diese Entwicklung im letzten Jahrhundert durchgemacht. Und es gibt keinen Grund, wieso es in China nicht so laufen kann. Man muss dafür aber etwas abstrakter denken. Durch eine höhere Produktivität entsteht eine höhere Wertschöpfung. Die Volkswirtschaft verdient also mehr Geld. Und dieses Geld wird zum Großteil auch wieder ausgegeben. Auch wenn das Geld jetzt nicht mehr den Arbeitern direkt zukommt, werden dadurch in irgendeiner Form neue Arbeitsplätze geschaffen, wo diese Menschen wieder unter kommen.

Und dann stellt sich natürlich auch die Frage, ob man bei einem größeren Bedarf die Produktion überhaupt in China ausbauen würde. Bei der Textilindustrie ist es nämlich so, dass einiges schon in Länder verlagert wurde, in denen die Produktionskosten niedriger sind als in China. Das kann anderen Branchen auch passieren.

Auch das hat die westliche Welt schon einmal durchgemacht. Natürlich wird man einige Industrien verlieren. In Deutschland gab es auch mal eine große Textilindustrie. Auch die Konsumelektronikindustrie ist in Deutschland fast ausgestorben. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit nicht gewachsen, weil dafür andere Industrien enorm gewachsen sind. In China sieht man auch schon diese Tendenzen. Ein Beispiel ist die Herstellung von Solarzellen.

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