Bekannte ist magersüchtig, würdet ihr sie ansprechen?
Ich habe eine Kommilitonin, die für mich zweifellos magersüchtig ist. Sie hat abartig dünne Beinchen und Ärmchen, die Adern schauen überall raus und wenn ich neben ihr sitze, riecht sie des Öfteren nach Erbrochenem. Außerdem habe ich sie noch nie essen gesehen, dafür trinkt sie aber literweise Tee und Wasser.
Eigentlich mag ich mit ihr nicht viel zu tun zu haben, weil sie abgesehen von ihrem Äußeren etwas seltsam ist. Leider scheint sie mich sehr gerne zu mögen, denn sie fragt mich ständig, welche Kurse wir denn zusammen haben und will mich unbedingt auch außerhalb der Uni treffen. Nun bin ich schon von anderen Kommilitonen darauf angesprochen worden, ob sie wohl magersüchtig sei.
Noch kenne ich sie ja nicht besonders gut, bin aber schon ziemlich neugierig, weil es sich bei Essstörungen meiner Meinung nach schon um ziemlich interessante Krankheiten handelt. Würdet ihr es taktlos finden, jemanden, den ihr erst seit Kurzem kennt, auf so eine Krankheit wie Magersucht anzusprechen? Würde da eher eure Neugier oder euer Taktgefühl siegen? Und wie würdet ihr die Unterhaltung auf dieses Thema lenken?
Beim Thema Magersucht wollen so einige die Tatsache nicht wahrhaben, dass sie dieser Krankheit zum Opfer gefallen sind. Ich würde sie persönlich nicht ansprechen, sondern sie vielleicht mal zu einem Essen einladen. Wenn Sie dann verneint, könntest du vielleicht so den Anfang machen und vorsichtig das Thema anschneiden. Aber du solltest sie in dem Fall besser kennenlernen und nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Was du auch machen kannst, sie mal nach den Lieblingsessen fragen, oder allgemein, was sie gerne isst. Vielleicht kommt sie dann ein wenig aus sich raus.
Ich finde es ziemlich schwierig sie auf das Thema anzusprechen. Immerhin steht ja auch nicht jeder zu seiner Magersucht und kann auch nicht darüber reden und daran arbeiten, es ist ja auch eine Sucht und da möchte man sicherlich auch nicht mit jeden darüber reden. Wenn dich das Thema interessiert, solltest du in Erfahrung bringen, ob sie in einer Behandlung ist. An deiner Stelle würde ich es sonst aber auch nicht ansprechen, weil ihr eben nicht so den Kontakt habt und man vielleicht ja auch falsch liegen kann und sie einfach nur eine andere Krankheit hat.
Wenn man die Person gar nicht gut kennt, ist es meines Erachtens enorm schwierig bis unmöglich. Gut, sie wendet sich dir schon zu, aber dennoch seid ihr ja nur flüchtige Bekannte. Kein Süchtiger fällt einem Fremden hilfesuchend und erleichtert in die Arme, wenn man die Sucht anspricht. Du wirst auch nicht die Erste sein, die sie darauf anspricht. Wahrscheinlich hat sie Eltern, Geschwister, Freunde, die alle schon mal etwas gesagt haben.
Vor allem ist es mit einer Frage nicht getan. Wenn du nachfragst, übernimmst du damit ein Stück Verantwortung. Dann musst du auch bereit sein, dir die Antwort anzuhören und die könnte lang ausfallen. Vielleicht erwischt du sie in der richtigen Stimmung, vielleicht sucht sie nur nach jemandem, dem sie sich anvertrauen kann. Vielleicht ist sie sogar schon in Behandlung, aber kämpft gerade mit der neuen Situation an der Universität und in einer neuen Stadt und braucht dringend jemanden zum Reden.
Da du sie nicht einmal magst, ist die Gefahr recht groß, dass du dir nicht all ihre Probleme anhören willst. Daher fände ich es fies, wenn du sie danach fragst. Ich kann verstehen, dass du neugierig bist. Aber in deinem Fall klingt es wie reine Neugierde und als hätte es fast nichts mit Helfenwollen zu tun.
Ich bin nicht sicher, ob ich die Kommilitonin ansprechen würde. Es gibt Krankheitsbilder, die ich ebenfalls sehr interessant finde und über die ich mich durchaus gerne mit Betroffenen austauschen würde, wenn ich gerade jemanden kennenlerne, den die Erkrankung vermutlich betrifft. Allerdings würde ich es von der jeweiligen Situation abhängig machen, ob ich überhaupt in Erwägung ziehen würde, eine bestimmte Person auf das vermutete Problem anzusprechen.
Da deine Kommilitonin scheinbar ein ausgeprägtes Interesse an einer Bekanntschaft oder gar Freundschaft mit dir hat, während du diesen Kontakt an sich nicht ausbauen möchtest, würde ich mir genau überlegen, ob du das Gespräch mit ihr suchst. Schließlich könnte sie diese Fragen als Interesse werten und sich dann noch mehr aufdrängen als ohnehin schon. Ich würde wohl niemanden auf ein solches Problem ansprechen, mit dem ich mir allerhöchstens eine oberflächliche Bekanntschaft vorstellen kann.
Grundsätzlich empfinde ich es auch nicht als guten Gesprächseinstieg, wenn man jemanden direkt auf seine Probleme anspricht. Ich persönlich habe mit solchen Unterhaltungen kein Problem, aber die meisten Leute würden es vermutlich als taktlos empfinden, wenn mehr oder weniger fremde Personen sie nach ihren Problemen befragen würden. Ich könnte mir vorstellen, dass solche Nachfragen nicht allzu gut ankommen. Abgesehen davon musst du dir auch vor Augen halten, dass viele Menschen mit Essstörungen sich dieser Störungen nicht bewusst sind oder sie verdrängen. Ob du also überhaupt auf eine Antwort hoffen kannst, ist daher auch unklar.
Ich denke, dass man nicht einfach wegsehen sollte, sondern vielleicht einfach mal behutsam auf die Vermutung ansprechen. Wenn sie dich ja anscheinend mag und das Gespräch sucht, ist es vielleicht auch ein wenig einfacher darüber mit ihr zu reden. Es ist sicherlich ein heikles Thema, doch es ist halt eine Sucht, die durchaus lebensgefährlich werden kann. Wenn du vermutest, dass sie an Magersucht erkrankt ist, dann solltest du mit ihr darüber reden. Natürlich wird sie sicherlich sehr schlecht darauf anzusprechen sein, doch du musst ihr halt klarmachen, dass du es nur gut meinst und sie damit nicht beleidigen willst, sondern dir halt sorgen um sie machst.
Eine Verwandte hat vor einiger Zeit auch diese Anzeichen der Magersucht gezeigt. Wir haben sie deshalb auch darauf angesprochen, da es uns halt aufgefallen ist. Schlussendlich wurde sie am ende ins Krankenhaus gebracht, wo sie Monatelang wieder auf ihr normales Gewicht gebracht wurde. Sie selber hat es natürlich abgestritten, dass sie daran erkrankt ist. Doch ihr verhalten hat sie halt verraten. Sie hat nur noch wenig gegessen und hat sehr darauf geachtet, wie viele Kalorien sie zu sich nimmt. Glücklicherweise konnten die Ärzte ihr klarmachen, dass sie essen muss.
Sie hat die Magersucht überstanden und isst nun wieder normal. Auch ihre Figur hat sich wieder normalisiert. Sie fand sich immer zu dick, obwohl sie es nicht war. Dies bestätigten ihr auch alle anderen. Kann dir daher nur raten, sprich sie darauf an und vielleicht auch ihre Freunde oder sonst wen. Von alleine kommen diese Leute da nicht mehr raus. Habe es halt selber bei meiner Verwandten erlebt.
Du schreibst ja selber, dass du nicht viel mit dieser Kommilitonin zu tun haben möchtest. Also sind deine Motive reine Neugier und kein menschliches Interesse, das über die vermutete Krankheit hinausgeht. In diesem Fall würde ich Abstand halten und dies auch klar signalisieren. Denn in dem Moment, wo man eine Freundschaft anfängt, trägt man auch Verantwortung für den Freund.
Nach dem, was du schreibst, glaube ich nicht, dass du dem gewachsen bist beziehungsweise, dass dir das überhaupt bewusst ist. Ein Interesse nur an der Krankheit zu haben und nur deswegen intensivere Gespräche anzufangen, ist nicht ganz fair, denn das Mädchen möchte bestimmt nicht auf seine Krankheit reduziert werden.
Ich finde es in deinem Fall auch schwierig, die Kommilitonin auf ihre Magersucht anzusprechen. Irgendwie scheint es ja nicht so zu sein, dass du dir Sorgen um sie machst, sondern dich scheint ja nur die Krankheitsgeschichte zu interessieren. Das finde ich als Ansatz eigentlich nicht richtig, um jemanden auf so eine Krankheit anzusprechen. Auch wenn du nicht viel mit ihr zu tun haben möchtest, studierst du ja wahrscheinlich noch etwas länger mit ihr zusammen und dann kann es schwierig werden, wenn dieses Thema im Raum steht. Ich hatte das Problem mal mit einer Freundin, die an dieser Krankheit litt.
Zusammen mit einer anderen Freundin habe ich sie darauf angesprochen und sie wollte es nicht wahrhaben. So kann es dir auch leicht ergehen, weil viele der Magersüchtigen ihre Krankheit nicht als solche erkennen und auch abstreiten, darunter zu leiden. Wenn das bei deiner Kommilitonin auch so ist, dann wird dieses Thema irgendwie zwischen euch stehen und erfahren würdest du über die Krankheit auch nichts. Darum würde ich in dem Fall wohl nichts sagen, bis ich die Person besser kennen gelernt hätte.
Da du scheinbar absolut kein Interesse daran hast, deiner Kommilitonin zu helfen oder dich mit ihr anzufreunden, würde ich sie auf keinen Fall auf ihre vermeintliche Krankheit ansprechen. Das fände ich einfach nur unverschämt und auch sehr taktlos. Immerhin spricht man doch keine fast fremden Menschen auf eine Krankheit an, nur weil man sie interessant findet. Das kann man vielleicht machen, wenn man sich um die Person sorgt und ernsthaft daran interessiert ist, ein Gespräch aufzubauen, aber doch nicht, wenn man im Prinzip nichts mit der Person zu tun haben möchte. Das gehört sich wirklich nicht und ich denke, dass du sicherlich auch nicht auf irgendwelche Krankheiten angesprochen werden wollen würdest, wenn die Personen nichts mit dir zu tun haben wollen würden.
Magersucht ist eine psychische Krankheit und die wenigsten Menschen stehen dazu, dass sie eben krank sind. Stattdessen machen sich auch viele Menschen etwas vor und sagen sich, dass sie gesund seien. Von daher würden sie sicherlich auch niemals offen zugeben, ein Problem zu haben und ich denke, dass man da gerade als fremde Person sehr vorsichtig sein sollte. Wenn man ein psychisches Problem hat, dann fällt es doch generell schwer, sich anderen Menschen zu öffnen und ich denke nicht, dass sie dir gleich ihre Gefühle offenbart, nur weil du sie neugierig ansprichst. Das wäre auch nicht richtig und ich fände es auch taktlos, sich da nur rein aus Neugier zu informieren. Das kann man im Internet tun.
Wenn du keine Lust auf eine Freundschaft hast, dann solltest du der jungen Frau auch keine Hoffnungen darauf machen. Immerhin wird ihr es sicherlich ohnehin schon nicht besonders gut gehen, wenn sie diese psychische Krankheit hat und ich denke, dass es nicht besser wird, wenn du Interesse heuchelst, dann aber nichts weiter mit ihr zu tun haben willst. Von daher solltest du dich für einen Weg entscheiden und dich entweder weiterhin neutral verhalten oder ihr eine Chance geben und versuchen, eine Freundschaft aufzubauen.
Ich selbst habe in meinem weiteren Bekanntenkreis auch ein Mädchen, dass mehr als eindeutig an Magersucht erkrankt ist. Jahrelang leugnete sie dies gegenüber jedem, sogar ihrem eigenen Freund und selbst als ihre Periode aufgrund ihrer Krankheit aussetzte gab sie es niemandem gegenüber zu.
Aus diesem Grund muss man sich an Menschen, die an so einer Krankheit leiden, vorsichtig annähern und nicht gleich direkt auf dessen Krankheit ansprechen. Wenn du, wie du beschrieben hast jedoch überhaupt kein Interesse hast sie eigentlich vom Charakter her und als Mensch kennenzulernen und sie nur aus Neugierde bezüglich ihrer Krankheit ansprichst/dich mit ihr triffst, wird das zuerst falsche Hoffnungen bei ihr auslösen und nachdem sie es nach und nach verstehen wird, dass du nur auf ihre Krankheit und nicht auf sie selbst neugierig warst wird sie sehr verletzt sein und dies wird ihre seelischen Probleme (die sie wahrscheinlich hat, da die meisten Patienten mit Bulimie durch seelische Probleme krank werden) nur noch verschlimmern.
Andererseits könntest du dir natürlich auch überlegen couragiert genug zu sein und ihr Interesse an dir für sie selbst zu nutzen, sie motivieren, mit ihr weg zu gehen, sie in ein neues Leben zu führen und zu zeigen wie schön das Leben ist und dann sie nach und nach auf ihr starkes Untergewicht ansprechen. Meist dauert das jedoch sehr lange und selbst hier ist nicht sicher ob die Betroffenen ihre Krankheit dann einsehen und sich ändern oder sich trotzdem noch abwenden und ihren alten Idealen folgen beziehungsweise sich von ihrer Krankheit weiter unterdrücken zu lassen. Und auch du würdest dafür sehr viel Courage und Hilfsbereitschaft benötigen, was nicht jeder so einfach bewältigen kann.
Taktlos würde ich es nicht beschreiben, wenn du sie einfach direkt darauf ansprichst, warum sie nicht so viel isst/nichts isst oder wieso sie so starkes Untergewicht hat. Jedoch solltest du mal an sie denken, wie sie sich fühlen wird, denn sie macht das vielleicht schon lange nicht mehr freiwillig und ist der Krankheit schon zu sehr verfallen. Außerdem kann es auch sein, dass sie nicht an Bulimie leidet, sondern Probleme mit Magenschleimhaut/Darm oder auch generell dem Magen hat, was zu ähnlichen Symptomen führen kann. Dann wäre die Situation für beide unangenehm und sie würde sich noch mehr schämen als sie es vielleicht nicht sowieso schon für ihr Untergewicht tut.
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