Wegen Sturm "Ela" streiten sich Kommunen mit dem Land NRW
Die letzten Sturmschäden in den einzelnen Kommunen sind hoch. Die Kommunen fordern hohe Milliardenbeträge vom Land. Allein Bochum fordert 50 Millionen Euro, Essen hat einen Schaden von 63.3 Millionen und fordert 40 Millionen Euro. Alle Städte haben ihre Schäden noch nicht nach Düsseldorf gemeldet. Ein einzelner Baum wurde in Essen mit 2.000 Euro Schaden angegeben. Dieser Betrag wurde in Essen errechnet. Findet ihr das nicht ein wenig zu viel?
Nun streiten sich einige Städte über die Schadenssummen, die das Land bezahlen soll und wie es scheint, nicht hat. Fraktionschef Priggen von den Grünen spricht von überzogenen Ansprüchen. Sturmschäden sind schon schlimm. Aber kostet ein einzelner Baum wirklich so viel, wenn man ihn ersetzt, einschließlich pflanzen und den alten entsorgen?
Was Bäume angeblich kosten, finde ich auch immer sehr hoch angesetzt. Hier muss der alte noch zerschnitten und entsorgt werden, wobei sich daraus auch noch mal Geld machen lässt. Einen neuen Alleebaum an eine Straße zu setzen, kostet angeblich 500 Euro. Also 2000 Euro finde ich definitiv viel zu hoch.
Meine Mutter hat mal so ein Ding umgefahren. Wie heißen die denn? Die weißen Teile, die an den Straßen stehen und nachts das Licht der Autos reflektieren. Ein einzelnes Teil und der Schaden wurde auch auf fast 500 Euro beziffert.
Ich kann schon verstehen, dass man so einen Sturm als Chance sieht, einiges zu reparieren und dafür auch Geld von oben zu bekommen. Aber das ist ganz schön kurz gedacht. Eine Gemeinde und ihr Land befinden sich doch im gleichen Boot. Wenn die Gemeinden die Länder ausbluten lassen, gehen sie sicherlich nicht als strahlende Sieger hervor. Es wäre schon, wenn sie einfach nur das einfordern, was sie auch brauchen. Allerdings, wenn die anderen zu hohe Forderungen stellen, muss man ja fast mitziehen. Ein Teufelskreis.
2000 Euro pro Baum im Stadtgebiet im Schnitt? Ist weniger, als die meisten denken. Neben den unkomplizierten Bäumen, die so freundlich waren einfach auf z.B. Rasen zu kippen, gibt es noch jene Bäume, die beim umfallen richtig Schaden verursachen. Wenn so ein Baum in die Oberleitung der Straßenbahn kracht und die halb mitnimmt, dann sind schnell große Summen beieinander. Oder weniger dramatisch: Der Baum wird entwurzelt, nimmt dabei Teile der Straße und des Fußweges mit (durch das Wurzelwerk), die Krone zerhaut wenigstens eine Straßenlaterne und schon steht da eine Menge Schaden.
Ganz zu schweigen von all den Bäumen, die sich rüttelten und schüttelten und Äste auf die umstehenden Autos schütteten. Und was auch oft unterschätzt wird sind die kosten, die entstehen um einen Baum mit Sturmschaden zu beseitigen. Denn im Gegensatz zu einer einfachen Fällung hat man es da meistens mit „Fällen unter erschwerten Bedingungen“ zu tun: Bäume die halb geknickt sind, Baumkronen die auf etwas zerbrechlichen gelandet sind, Bäume die nicht ganz umgefallen sind, aber derart instabil dastehen das sie Stück um Stück gefällt werden müssen, Bäume die in ein Haus gefallen sind.
In den kniffligen Fällen müssen zuweilen Experten gerufen werden (die dann auch wieder extra kosten, wenn auch bei weiten nicht so viel wie beispielsweise eine ganze Hausfront zu ersetzten), aber auch schon die normalen Stadtarbeiter kosten nicht wenig Geld im Haushalt und bei einem normal großen Baum sind da schnell vier bis fünf Leute beteiligt und zwar für etliche Stunden. Dazu kommen dann noch die Transportkosten usw. - die Entsorgung selbst läuft meistens entweder über den großen Kompost der städtischen Grünanlagen (oder des Friedhofs) oder es geht an eines der „Ufos“, wo aus Biomasse Biogas gewonnen wird.
Das neue Bäume ein Heidengeld kosten finden viele Leute eher unerklärlich, aber da bei Alleebäumen meistens Bäume eingesetzt werden, die bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Was bei Bäumen bedeutet: Sie haben ein gewisses Alter erreicht. Jemand musste sich also einige Jahre darum kümmern, aufziehen, umsetzen, vor Schädlingen schützen, nicht mehr ganz so junge Bäume kosten Geld, weil sie lange brauchen ehe sie verkaufsfertig sind.
Mein Mann hat mich noch darauf aufmerksam gemacht, dass so ein Baum nach dem Pflanzen auch noch Pflege braucht. Also zumindest muss er nach dem Pflanzen ein paar Mal angegossen werden. Da kann man nicht auf Regen hoffen. Der Baum braucht es sofort, sonst war das ganze Pflanzen für die Katze. Außerdem muss er regelmäßig geschnitten werden.
Mittlerweile vergeben viele Kommunen die Aufträge zum Pflegen der Bäume an Gärtnereien und auch wenn es eine Stadtgärtnerei gibt, müssen ja die Mitarbeiter und das Equipment bezahlt werden. Diese Kosten sind also in den 2000 Euro wahrscheinlich auch noch mit drin. Wobei man sagen muss, dass auch der Baum, der beim Sturm umgestürzt ist, Pflege gebraucht hätte, wenn er stehengeblieben wäre. Die hätte also im Etat eh schon drin gewesen sein müssen.
Oh, ich glaub ich erkenn jetzt das Problem. Bäume in der Stadt ungleich Bäume im Wald und in den meisten Wäldern gibt es sogar noch etwas wie Waldpflege. Die Ausnahmen sind hauptsächlich die Kerngebiete der Nationalparks, wo die Natur sich selbst regulieren soll und kann. Aber selbst da muss teilweise noch eingegriffen werden, z.B. in Gegenden wie dem Harz, wo der Mensch sehr grundlegend in die Bewaldung eingegriffen hat.
Die Bäume die neu gepflanzt werden stammen aus Baumschulen, wo sie aus dem Samen raus gezüchtet werden. Anfangs werden da Pflanzpaletten mit Erde gefüllt und Samen reingesteckt, ziemlich dicht an dicht. Je nachdem ob es Hell- oder Dunkelkeimer sind auf die Erde oder in die Erde hinein. Wenn die dann gekeimt haben, werden die Keime in Töpfe verpflanzt (meistens die Größe die man von Stiefmütterchen kennt).
Diese Töpfe werden Freiland dicht an dicht aufgestellt und regelmäßig alles aussortiert, was eingegangen ist. Regelmäßig gegossen werden muss das ganze auch noch, denn in einem solchen Topf hält sich Wasser nicht sehr lange. Und die jungen Pflanzen mögen Trockenheit wirklich gar nicht.
Sobald sie in dem Topf einen Ballen ausgebildet haben und ca. zwischen einer Handhoch und kniehoch sind, werden sie nochmals umgetopft, in einen größeren Topf, der wieder dicht an dicht gestellt wird. Auch der muss gegossen werden, manche Arten auch gedüngt. Wenn die dann ihren Topf durchwurzelt haben, dann werden sie ins Freiland ausgepflanzt, diesmal mit guten Abstand. Und hier im Freiland wachsen sie dann etliche Jahre, ehe sie als überlebensfähiger Alleebaum verkauft werden.
In dieser Zeit müssen sie gewässert werden, muss das Kraut dazwischen hin und wieder beseitigt werden, junge Bäume brauchen teilweise Frostschutz, es müssen verletzte Stellen behandelt werden, gemeine Rehe ausgesperrt werden, manche Bäume brauchen einen Schnitt, kurzum, bis der Baum steht wo er hin soll hat er schon viel hinter sich und es ist viel Arbeit in ihn geflossen.
Hingegen die laufende Baumpflege und die Notpflege nach dem Sturm stehen ungefähr in einem ähnlichen Verhältnis wie die Küche nass überwischen und die Küche zu wischen, nachdem der benachbarte Fluss einen Besuch absolviert hat. Beides hat mit Nässe zu tun, man hätte ja ohnehin durchwischen müssen, aber irgendwie sind es doch zwei sehr drastisch unterschiedliche Situationen.
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