Wann ist man zu alt für ein Studium/ eine Ausbildung?
Ich las kürzlich im Spiegel über eine Studentin, die mit 48 ihren Bachelor-Abschluss gemacht hat. Sie wollte sich irgendwann einfach neu orientieren und einen Neuanfang wagen. Sie selbst sagt, es sei nie zu spät seinen Traumberuf zu ergreifen und sich beruflich neu zu orientieren.
Wie seht ihr das? Kann man wirklich nie zu alt sein, um als Berufsanfänger neu durchzustarten? Bis zu welchem Alter könntet ihr euch vorstellen, zumindest theoretisch, ein neues Studium oder eine neue Ausbildung zu absolvieren? Welche Vorteile oder Nachteile hätte so ein später Neuanfang in euren Augen?
Ich finde es gut, wenn Menschen irgendwann einfach noch mal eine Weiterbildung starten. Man sollte sich immer weiterbilden und warum muss man denn in einem Job bleiben? Das macht keinen Sinn und wenn man sich selber noch mal fördern will oder sich etwas beweisen will ist das in Ordnung. Ich sehe keine Höchstgrenze. Bildung muss für alle in jedem Alter zugänglich sein.
Natürlich stimmt das schon irgendwie, man kann sich immer weiterbilden. Aber die Frage ist, ob ein Studium auch in das eigene Leben passt und ob das, auf die Lebensspanne betrachtet, sinnvoll ist. Ein Studium ist ja kein kleiner Kurs, den man mal eben nebenbei macht, sondern richtig zeitintensiv.
Ich habe mir auch schon mal überlegt, ob ich noch was studieren möchte. Es gäbe da nämlich schon ein Fach, was mich noch interessieren würde. Aber ein Bachelor-Studium dauert drei Jahre und das in Vollzeit. Da würde man drei Jahre lang nichts verdienen und wäre somit aus seinem ursprünglichen Beruf raus. Und in Teilzeit wären es sechs Jahre. Das ist so eine dermaßen lange Zeit.
Wenn man nun auch etwas bessere Positionen anstrebt, dann reicht der Bachelor als Abschluss vielleicht nicht, dann sollte es ein Diplom oder Master sein und das dauert nochmal so lange. Überlegt euch mal, wie viel Lebenszeit da verloren geht.
Ich habe mich dann dagegen entschieden, nochmals zu studieren. Auch wenn mich der andere Beruf reizen würde, der Aufwand dafür und der Verlust an Geld, den man dann wegen der längeren Berufsauszeit auf sich nehmen müsste, steht für mich in keinem Verhältnis zu dem potentiellen Nutzen.
Diese Frau hat eine neue Aufgabe gefunden und durchgezogen. Das finde ich bewundernswert. Nach der Trennung von ihrem Mann und nachdem die Kinder groß waren, hat sie etwas gemacht, das ihr am Herzen lag. Die Frau hat noch eine ganze Reihe von Arbeitsjahren vor sich, die ihr wahrscheinlich mehr bringen werden, als wenn sie nach ihrer Hausfrauentätigkeit und Mutter irgendeinen Job angenommen hätte.
Bis zu welchem Alter ein Studium möglich und sinnvoll ist, da kann ich mich nicht festlegen. Da das Rentenalter doch sehr nach hinten verschoben wurde und noch immer wird, ist die Arbeitsspanne viel größer, als wenn man mit 60 Jahren in Rente gehen musste. Selbst wenn hier Lebenszeit vermeintlich verloren geht, wie du meinst, Zitronengras, sehe ich das anders. Denn diese Lebenszeit, in der du nicht glücklich bist, weil dich deine Arbeit nervt und alles, was damit zu tun hat, würde dir nicht verloren gehen, weil du etwas Sinnvolles machst, was deinen Neigungen vielleicht eher entgegenkommt, als deine nervige Arbeit zur Zeit. Zu Bedenken ist natürlich das fehlende Geld. Aber vielleicht reicht für den Übergang eine Teilzeitstelle, wo man zwar weniger verdient, aber die Aussicht auf einen anderen Beruf hat, der mehr zusagt.
Denn diese Lebenszeit, in der du nicht glücklich bist, weil dich deine Arbeit nervt und alles, was damit zu tun hat, würde dir nicht verloren gehen, weil du etwas Sinnvolles machst, was deinen Neigungen vielleicht eher entgegenkommt, als deine nervige Arbeit zur Zeit. Zu Bedenken ist natürlich das fehlende Geld. Aber vielleicht reicht für den Übergang eine Teilzeitstelle, wo man zwar weniger verdient, aber die Aussicht auf einen anderen Beruf hat, der mehr zusagt.
Ich habe nie gesagt, dass mich meine Arbeit nervt. Mich stören einzelne Aspekte, die man aber mehr oder weniger bei jedem Beruf haben kann. Ich stimme mich nicht gerne mit anderen ab und ich arbeite auch nicht gerne in Teams, sondern mache lieber mein Ding alleine. Aber darüber kann ich hinwegsehen, wenn am Monatsende eine schöne Zahl auf der Abrechnung steht.
Das ist wahr, du hast nicht gesagt, dass dich deine Arbeit nervt. Aber du hast sehr viel an deiner Arbeit auszusetzen, so dass man annehmen kann, dass sie dich nervt. Denn was du beanstandest, zum Beispiel Teamarbeit, die wird in fast jedem Beruf vorausgesetzt und ist einfach wichtig. Ferner geht es nicht anders, als sich mit den Kollegen/innen abzustimmen. Man kann nicht nur sein Ding durchziehen und damit ist gut. Das geht nicht.
Wenn das jeder macht, ist an einem Tag niemand zu erreichen und den nächsten Tag sind alle da. Wenn du lieber nur dein Ding machst und das richtig, ist das gut und schön. Aber ob die anderen Mitarbeiter auch so denken, das glaube ich nicht. Und schon gibt es vermeidbaren Ärger.
Für ein Studium kann man wohl nie zu alt sein. Immerhin gibt es genug Menschen, die im Rentenalter noch einmal ein Studium beginnen, um sich geistig fit zu halten oder eine lang schlummernde Leidenschaft endlich ausleben zu können.
Mit dem Berufseinstieg sieht das aber doch anders aus. Schließlich muss man nach dem Studium eigentlich von Null beginnen. Natürlich bringt man Lebenserfahrung mit, aber die allein ist im Beruf nicht so wichtig. Dort sind die wichtigsten Kriterien Fachkompetenzen und der Charakter. Das heißt, dass ein 40 jähriger Berufseinsteiger auf dem selben Niveau steht als ein 22 jähriger Absolvent. Doch vielmals verlangt der Ältere mehr Gehalt, mit eben der Begründung Lebenserfahrung oder weil er in seinem alten Job mehr verdient hatte als ein Hochschulabsolvent. Dazu kommt, dass jüngere Menschen noch nicht ihren eigenen Wert kennen und ihre Gehaltswünsche meist eher zu niedrig sind. Solange die Arbeitgeber die Wahl zwischen einem 22 Jährigen und einem 40 Jährigen mit gleicher Qualifikation haben, werden sich die meisten wohl für den jüngeren entscheiden, auch wenn das offiziell keiner sagen darf.
Außerdem bestehen bei einigen Arbeitgebern Bedenken, dass sich ein älterer Absolvent schlechter führen lässt. Immerhin hat er schon viel Berufserfahrung in einem anderen Beruf gesammelt und womöglich dort in einer Position mit viel Fach- oder sogar Führungsverantwortung gearbeitet. Das heißt derjenige ist womöglich gar nicht mehr gewöhnt, auf unterster Ebene zu arbeiten und daher öfters die Entscheidungen seiner Vorgesetzten in Frage stellen. Ich glaube zwar nicht, dass das zwangsläufig der Fall sein muss, aber die Bedenken allein reichen oftmals schon, um eine Anstellung zu verhindern.
Übrigens ist ein Studium fast immer ein kompletter Neuanfang, auch wenn man vorher in einem ähnlichen Bereich gearbeitet. So wird ein Elektromeister, der ein Ingenieursstudium machen möchte, später in der Regel ganz andere Aufgaben übernehmen. Er braucht schon Glück, um einen Job zu finden, bei dem er seine Praxiserfahrung gut einsetzen kann. Allerdings spielt es selbst dann kaum eine Rolle, ob er drei oder dreißig Jahre Berufspraxis hat.
Ich denke aber trotzdem, dass man durchaus Chancen hat, wenn man wirklich die Leidenschaft für sein Fach ausstrahlt und bereit ist, nicht nur während des Studiums, sondern auch noch beim Berufseinstieg Opfer zu bringen. Wenn man einmal den Einstieg geschafft hat, kann man sich ja schnell hoch arbeiten. Und in höheren Positionen ist das höhere Alter ja wieder vorteilhaft.
Wenn das jeder macht, ist an einem Tag niemand zu erreichen und den nächsten Tag sind alle da. Wenn du lieber nur dein Ding machst und das richtig, ist das gut und schön. Aber ob die anderen Mitarbeiter auch so denken, das glaube ich nicht. Und schon gibt es vermeidbaren Ärger.
Ich habe ja geschrieben, dass ich mich nicht gerne abstimmt. Das bedeutet aber nicht, dass ich es nicht machen würde. D.h. obwohl ich es nicht mag, muss ich mich mit anderen abstimmen und füge mich daher der Abstimmungserfordernis. Ich mache also nicht mein Ding, auch wenn ich das gerne würde, sondern passe mich an. Dieses Anpassen ist nichts Tolles für mich, aber es muss eben sein. Gleichwohl wäre es mir natürlich lieber, wenn ich wo arbeiten könnte, wo man sich nicht immer abstimmen muss.
Ich habe ja mehrere Stellen und bei einem anderen Job bin ich tatsächlich kaum an andere gebunden. Da teilt man mir mit, was es zu tun gibt, ich erhalte per Mail oder telefonisch Aufträge und die kann ich dann abarbeiten wann und wie ich will. Hier gibt es also kaum Abstimmungsaufgaben, was ich gerne mag.
D.h. es gibt auch in meinem Beruf Bereiche, wo ich für mich weitestgehend machen kann, was ich will und Bereiche, wo man sich abstimmen muss. Das hat manchmal gar nicht so sehr mit dem Beruf an sich zu tun, sondern eher mit dem konkreten Bereich oder Job, wo man arbeitet. Daher denke ich, dass man auch ohne nochmals was komplett Neues zu lernen, eine berufliche Veränderung erreichen kann.
Mich hätte natürlich ein anderes Fach auch gereizt, aber ich hab schon zwei Fächer studiert und für ein drittes fühle ich mich inzwischen einfach zu alt. Mir wäre es auch zu viel, dann die Zeit des Studiums nichts oder nur wenig zuverdienen. Ich möchte den Standard, den ich einmal habe, nicht wieder aufgeben.
Es gibt ja noch die Alternative, dass man in einer Weiterbildung einzelne Aspekte dessen, was man auch gern machen würde, kennenlernt. So kann man sich zumindest teilweise mit dem beschäftigen, was man auch interessant findet oder was man gerne machen würde.
Ich bin für lebenslanges Lernen und vertrete den Grundsatz, dass jedermann sein Recht auf Bildung verwirklichen können sollte. Deswegen bewundere ich die Mutter Ende 40 im Hörsaal genauso wie den Rentner, der im Alter ein bisschen Gehirnjogging betreiben und in Bereiche schnuppern möchte, die ihn schon immer interessiert haben. Zumindest theoretisch könnte auch ich selbst mir vorstellen, im Alter noch einmal ein Studium zu beginnen, dafür ist es eigentlich nie zu spät.
Anders sehe ich das, wenn es tatsächlich auf eine berufliche Umorientierung hinauslaufen soll. Ich denke, für mich persönlich würde ich die Grenze, ab der es sich nicht mehr lohnt, bei etwa 50 Jahren ziehen, aber ich bin noch jung und es kann gut sein, dass sich meine Meinung diesbezüglich noch ändert. Momentan kalkuliere ich das rein rechnerisch. Wenn man davon ausgeht, dass jemand mit etwa 50 Jahren ein Bachelor-Studium beginnt, ist es bei einem durchschnittlichen Studium mit 53 Jahren fertig. In vielen Fällen gilt der Bachelor nicht viel und man sollte noch einen Master nachschieben, dann bin ich schon bei 55 bis 56 Jahren.
Wenn man dann noch davon ausgeht, dass man möglicherweise erst einige unbezahlte Praktika machen muss, um an den begehrten Job zu kommen, sind die verbleibenden Jahre im Traumjob bis zur Rente für mich so kurz, dass sich diese Mühe eigentlich nur bedingt gelohnt hat. Hinzu kommt, dass ältere Arbeitnehmer oft nicht gerne eingestellt werden. Überdurchschnittlich hohe Löhne verbunden mit einem vermuteten Krankheitsausfall lassen Personaler meist eher zu jungen Bewerbern greifen. Das gilt für ältere Berufseinsteiger wahrscheinlich noch mehr. Deswegen bin ich mir nicht sicher, ob sich ein Studium unter diesen Bedingungen im Alter noch lohnt.
Ich kann mir auch vorstellen, dass man eine berufliche Umorientierung oft schon mit einem Wechsel des Unternehmens oder einer Weiterbildung erreichen könnte. Gerade in Berufen mit vergleichsweise vielfältigem Aufgabenfeld kann es oft schon genügen, sich auf Posten in einer anderen Abteilung zu bewerben. Ich habe eine Bekannte, die Bürokauffrau gelernt hat und schon in vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet hat. Telefondienst im Beschwerdemanagement, Beratungstätigkeiten, Lon- und Personalverwaltung, einfache Tätigkeiten im Marketing und schließlich Sekretärin in einem Schulsekretariat. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch mit weniger vielfältigen Berufen durch Weiterbildung eine Änderung erreicht werden kann. Bevor man sich im Alter noch einmal in eine ganz andere Aufgabe stürzt, sollte man zumindest meiner Meinung nach schon geprüft haben, ob nicht über diesen vermeintlich einfacheren Weg etwas zu machen ist.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-240827.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1079mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1134mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1505mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1129mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich? 2317mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: winny2311 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Ist Sprühwachs für die Haare schädlich?