Hattet ihr schon mal richtige Existenzangst?

Hattet ihr eigentlich schon mal so richtige Existenzangst? Einer Bekannten geht es im Moment so. Sie hat sich von ihrem Mann getrennt. Hat zwei Kinder, arbeitet als Friseurin und der Mann ist arbeitslos. Sie muss aber, wenn ich das richtig verstanden habe auch noch einen Kredit abzahlen. Aber das ist ja nicht das Thema. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, dass man so richtige Existenzangst hat und Angst hat, dass es in der Zukunft nicht mehr weiter gehen sollte und nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Kennt ihr das Gefühl einer Existenzangst?

Das klingt gar nicht gut. Und als Friseurin verdient man in der Regel ja auch nicht all zu viel. Da frage ich mich wirklich, wie man da auch noch einen Kredit abzahlen kann. Als Student hatte ich schon hin und wieder mal wirtschaftliche Probleme. Miete, Essen, kein Bafög und wenn da mal eine unvorhergesehene Ausgabe kommt, dann steht man schon mitunter doof da. Allerdings war das lächerlich im Vergleich zur Situation deiner Bekannten und fast jeder Student hat schon mal das erlebt, was ich erlebt habe.

Immerhin habe ich so gelernt, besser zu wirtschaften. Und ich hatte den Vorteil, dass ich nette Eltern haben, die einen da natürlich aus der Situation retten konnten. So richtig kann ich das also nicht nachfühlen. Ich kann mir nur in etwa vorstellen, dass das eine richtig stressige Situation ist und da kann man nur hoffen, dass sie jemanden hat, der ihr da durch hilft.

So etwas ist wirklich übel und das tut mir immer wieder wirklich Leid. Ich selber habe Gott sei Dank noch nie eine richtige Existenzangst gehabt. Ich hatte schon einmal Angst, meinen hohen Lebensstandard nicht halten zu können, aber das ist ja nun einmal nicht mehr als ein Luxusproblem und wenn es so gewesen wäre, dann wäre es halt eben so gewesen. Richtige Sorgen musste ich mir aber nie machen. Zum Glück.

Ich denke aber, dass auch ich früher oder später einmal in so eine Situation kommen werde. Ich habe nämlich immer schnell Angst, wenn es ums finanzielle geht. Dennoch hoffe ich, dass es sich bei mir nicht zuspitzen wird. Müsste ich einen Kredit aufnehmen, würde ich aber zweifellos sofort meine Existenz bedroht sehen. Das würde nämlich ganz stark an meinem Selbstbewusstsein kratzen. Aber wenn ich irgendwann einmal ein Haus kaufen möchte, dann wird sich das wohl kaum vermeiden lassen und es ist ja nun auch eigentlich überhaupt nichts Schlimmes, sondern ganz normal.

Deine Bekannte tut mir auf jeden Fall gerade ziemlich Leid und ich hoffe, dass sie die Situation irgendwie meistern wird.

Nicht grundsätzlich, aber dass es sehr knapp ist und man in manchen Monaten nicht weiss wie man tun soll, ja das kenne ich. Was hilft ist, gnadenlos wirtschaften, sprich, sich (vor allem den Kindern) nicht alles zu versagen, aber, budgetieren und das Budget auch einhalten, Einkäufe planen, Grundvorräte zuhause haben, keine gedankenlosen Ausgaben (was nicht meint dass nicht mal ein eingeplantes Extra drin wäre) und in "besseren Monaten" aufstocken und doppelt aufpassen bezüglich der gedankenlosen Ausgaben. Vielleicht gibt es ja auch Zuschüsse oder ähnliches die ihr aufgrund ihrer finanziellen Lage zustehen? Auf jeden Fall gut informieren, das Internet leistet da gute Dienste.

Ich selbst musste bisher glücklicherweise noch nie an Existenzangst leiden und ich hoffe, dass das auch niemals vorkommen wird. Immerhin muss es sicherlich schrecklich sein, ständig bangen zu müssen, noch Geld für Lebensmittel am Ende des Monats übrig zu haben. Es ist sicherlich nicht schön, ständig nur günstige Speisen zubereiten zu müssen, da es für hochwertige Lebensmittel nicht reichen würde. Wenn man sich nicht einmal eine Tafel Schokolade leisten kann, weil man das Geld für Nudeln und Reis ausgeben muss, ist das durchaus traurig und ich denke, dass das einen auf Dauer fertig machen kann. Gerade dann, wenn Kinder im Spiel sind, kann das sehr schwer sein. Ein Kind braucht ja auch eine abwechslungsreiche Ernährung und möchte auch gerne naschen. Und man selbst würde sich doch sicherlich auch ab und zu ein Eis gönnen und nicht ständig nur das Nötigste essen.

Ich könnte es mir nicht vorstellen, mein Geld immer nur für das nötigste auszugeben. Für mich gehört es ehrlich gesagt einfach zum Leben dazu, dass ich mir hin und wieder eine Pizza bestelle, ein Eis essen gehe oder mir eine Packung Gummibärchen gönne. Außerdem möchte ich auch gerne hin und wieder mit Freunden ins Kino oder auch im Schwimmbad gehen. Und auch Kleidung möchte ich mir nicht dann kaufen, wenn es dringend nötig ist, sondern dann, wenn ich Lust darauf habe und wenn mir spontan das eine oder andere Kleidungsstück gefällt. Außerdem möchte ich mir auch einfach zwischendurch und ohne einen besonderen Anlass eine Flasche Wein, eine Zeitschrift oder ein neues Buch gönnen. So etwas macht das Leben erst so richtig lebenswert, wie ich finde und ich denke, dass ich ganz schnell unglücklich werden würde, wenn ich auf alles verzichten müsste. Dabei wäre es ja nicht nur der Verzicht, der mich fertig machen würde, sondern auch die ständigen Sorgen. Ich stelle mir so etwas unglaublich belastend vor und man kann das Leben doch sicherlich nicht genießen, wenn man Tag und Nacht nur an Geld denken muss.

Ich lebe momentan noch bei meinen Eltern, so dass ich überhaupt kein Geld für Miete und Lebensmittel ausgeben muss. Das Geld, was ich mir neben meinem Studium verdiene, kann ich größtenteils für mich selbst ausgeben, so dass ich mir einfach das kaufen kann, was ich möchte. Ich spare daher immer für eine Reise jährlich und gönne mir auch zwischendurch immer wieder etwas. Von daher kann ich auch jederzeit spontan mit meinen Freunden ins Kino gehen oder mir ein neues Kleidungsstück kaufen, ohne erst überlegen zu müssen, ob ich überhaupt genügend Geld dafür habe. Darüber bin ich auch wahnsinnig froh und ich weiß es auch zu schätzen, dass es mir so gut geht. Immerhin ist das nicht selbstverständlich und von daher bin ich wirklich sehr froh, dass ich genügend Geld habe, um mir kleine Wünsche spontan erfüllen zu können.