55 Jahre Haft für Hundequäler in Boston - gerechtes Urteil?

vom 24.06.2014, 22:10 Uhr

Kiya hatte ein schönes Zuhause, bis es keine Möglichkeit mehr gab, sie zu behalten. Dann wurde sie anderweitig vermittelt. Sie bekam einen neuen Halter – einen ganz schlimmen Sadisten! Dieser Mensch folterte Kiya. Sie wurde nicht nur geschlagen; sie musste hungern; er versuchte, sie zu erstechen und sie wurde angebrannt. Die Zunge wurde ihr gespalten und die Augen ausgestochen. Zahlreiche Wunden erinnerten an Foltermethoden wie sie üblich waren im Mittelalter. Ein Bein war gebrochen. Hier könnt ihr Kiya sehen und den Artikel nachlesen. Kiya wurde so schwer verletzt, dass sie eingeschläfert werden musste.

Die neuen Halter von Hunden werden von der Vermittlungsstelle nicht überprüft. Es läuft also in Boston, USA, etwas anders als Deutschland. Hier werden die Interessenten überprüft, die sich einen Hund aus dem Tierheim holen wollen. So hatte Kiya das Pech, zu einem Sadisten und Peiniger zu kommen. Dieser Unmensch ist nun zu 55 Jahren Haft verurteilt worden, für elf Vergehen zu je fünf Jahren. Sympathisanten hatten sich vor dem Gericht versammelt und an Kiya erinnert. Wenn sie es vorher als Nachbarn oder Freunde mitbekommen haben, wäre es für Kiya besser gewesen, sie hätten frühzeitig protestiert und den Hund in ihre Obhut genommen.

Als die ehemaligen Hundehalter vernahmen, was mit Kiya passiert war, machten sie sich Vorwürfe und waren entsetzt. Sie wünschten sich, sie hätten Kiya nie abgegeben. Verstehen kann ich schon, dass man sich Vorwürfe macht. Aber ich würde auch kein Tier abgeben, wenn nicht klar wäre, dass er in gute Hände käme. Ich finde, dass das Urteil gerecht ist, nur die Qualen des Hundes müsste dieser Unmensch auch zu spüren bekommen. Was haltet ihr von dem Bostoner Urteil? Findet ihr es richtig, dass nicht überprüft wird, an wen Tiere vermittelt werden?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich bekomme da in letzter Zeit recht viel mit, weil ich eine Freundin in Colorado habe. Nachdem sie zwei Hunde aus einem Tierheim geholt hat, interessiert sie sich sehr für die Problematik und postet auf Facebook Artikel und ähnliches. Oft postet sie Kleinanzeigen, in denen Hunde kostenlos angeboten werden. Die Halter können ihn nicht behalten, wollen ihn in gute Hände abgeben, aber damit keinen Profit machen. Das ist nett gedacht, aber so kommen eben alle möglichen Leute, die es sich nicht gut überlegt haben oder Sadisten, die alle paar Wochen einen neuen Hund zum Quälen brauchen.

Dass auch die Tierheime nicht darauf achten, wo die Hunde hinkommen, liegt bestimmt an ihrer Überbelegung. Ich finde es echt beschämend, dass ein fortschrittliches, westliches Land (oder wie man das auch immer nennen will) wie die USA so ein Hundeproblem haben. Ich habe schon Bilder und Videos von Straßenhunden gesehen, die so übel aussahen, dass man sich hingegen als Straßenhund in der Dritten Welt schon fast glücklich schätzen kann. Besonders schlimm sind auch die "Puppy Mills", in denen die armen Mamas einen Wurf nach dem anderen bekommen müssen. Dies trägt auch erheblich zur Überbelegung der Tierheime bei.

Was dieser Mann dem armen Hund angetan hat, raubt einem wirklich den Atem. Es ist unfassbar. 55 Jahre sind eine lange Zeit, aber ich möchte nun nicht behaupten, dass es nicht angemessen wäre. Was mich immer nur so verwundert, ist die mangelnde Vergleichbarkeit solcher Urteile. Der eine quält seinen Hund und bekommt eine Bewährungsstrafe, der andere kommt für mehrere Jahrzehnte hinter Gitter. So viel Rechtsunsicherheit sorgt nicht gerade dafür, dass Verbrechen zurückgehen. Da finde ich die deutsche Rechtsprechung mit ihren zeitlichen Rahmen(beispielsweise 5 bis 10 Jahre) schon sinnvoller. Nur, dass die Rahmen gerade für Tierquälerei etwas erhöht werden müssten.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dass die ehemaligen Besitzer der Hündin sich nun Vorwürfe machen, kann ich gut verstehen – und ich finde, dass sie sich diese Vorwürfe zurecht machen und hoffentlich auch ihr Leben lang daran denken werden. Soweit ich informiert bin, handelte es sich um einen ganz jungen Hund. Wie jemand sich einen Hund anschaffen kann und schon kurze Zeit später wieder abgibt, ist mir schleierhaft. Haben die Leute nicht nachgedacht, als sie den Hund aufnahmen?

Dass der Hund danach in so schlechte Hände kam, ist unendlich traurig und schlimm. Es ist eines dieser unsäglichen Verbrechen, die von den meisten Menschen als lächerlich abgestempelt werden, weil die meisten Menschen für Tiere wenig übrig haben. Bei einem Menschen, vor allem einem minderjährigen, gäbe es wieder ein riesiges Theater, das Schicksal der vielen geschundenen Tiere interessiert leider nicht viele und es gibt genug Leute, die Tiere gerne quälen. Das ist in anderen Ländern allgemein meistens noch viel schlimmer als in Deutschland.

Letztendlich kann es kein Urteil geben, das wirklich gerecht wäre. Auch gleichwertige, zu den begangenen Verbrechen analoge Strafen würde ich nicht unbedingt als ausreichend ansehen für so ein Ding. Im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten finde ich eine 55-jährige Haftstrafe aber durchaus angemessen. Wichtig ist, dass diese wertlose Gestalt keinem Tier mehr Leid antun kann – und das wird durch das Urteil sicher erreicht, sofern es auch konsequent und nicht in weichgespülter, abgemilderter Form umgesetzt wird. Dass der Mann nicht mehr ganz so viel von seinem Leben haben wird, ist mir herzlich egal, er hat sein Recht auf ein schönes, selbstbestimmtes Leben verwirkt, indem er das Leben des Hundes ruiniert und ihm endloses Leiden verursacht hat.

Grundsätzlich denke ich aber auch, dass die Strafen für solche Taten ein einheitliches Level erreichen sollten. Sehr viele Tierquäler erhalten keine Strafen oder Geld- beziehungsweise Bewährungsstrafen. Falls sie nicht einmal ein sauberes Führungszeugnis für ihre Arbeit benötigen, hat weder eine Geld- noch eine Bewährungsstrafe irgendeine Auswirkung auf ihr Leben. Da finde ich eine lange Haftstrafe deutlich angemessener, aber das sehe ich auch bei anderen Taten so.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Ich finde, dass das Urteil gerecht ist, nur die Qualen des Hundes müsste dieser Unmensch auch zu spüren bekommen.

Jetzt klingt aber deine Gesinnung bzw. Sicht auf Strafe nach dem, was wir im finstersten Mittelalter hatten und eigentlich unterscheidest du dich damit ja auch nicht wirklich vom Tierquäler. Eigentlich gehst du sogar einen Schritt weiter und wärst bereit, sogar einen Menschen zu quälen, was schon furchtbar ist!

Natürlich steht das (unnötige) Quälen von Tieren unter Strafe. Wobei natürlich schon die Frage nach "was ist Quälen" eine kontroverse Diskussion entfachen könnte. Und natürlich müssen in solchen Fällen die Behörden eingreifen, um dem Treiben Einhalt zu gebieten! Aber die Strafe halte ich für sehr überzogen. Niemand wird hier - wenn man nüchtern den verursachten Schaden aufzählt - behaupten können, dass hier die 55 Jahre zu rechtfertigen wären.

Das jetzt nicht genau geprüft wurde, mag ein Problem sein. Es wird aber Gründe geben, warum eben vorher keine genaue Prüfung stattfindet. Wenn jetzt hier z.B. Personalprobleme vorhanden sind (also zu wenig Geld zur Verfügung steht) um hier in jedem Fall genau zu prüfen, wäre die Alternative im Grunde gar keine Tiere mehr zu vermitteln. Das wird aber das Problem nicht lösen - denn dann käme man schnell auf die Idee, "überzählige" Tiere einzuschläfern.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



@Bienenkönigin, das scheint ja richtig schlimm in den USA mit den Hunden zu sein. Ich hatte Ähnliches schon mal von einer Bekannten gehört und wollte es nicht glauben, dass in Amerika die Hunde so behandelt werden. Da wird mit Kleinanzeigen den Sadisten ja Tür und Tor geöffnet. Den Begriff „Puppy Mills“ kannte ich noch nicht und musste erst einmal nachsehen. Da ist unverständlich, die Hunde so zu schinden. Bei den vielen Hunden in Amerika, sollte das rigoros verboten werden. Aber auch bei uns gibt es diese Puppy Mills, leider. Vergleichen kannst du keine solchen Urteile. Das wird wohl daran liegen, dass Hunde für das Gesetz immer noch keine lebenden Wesen sind, sondern nur eine „Sache“.

@derpunkt, ich weiß nicht so richtig, was ich in Bezug auf Tiere von dir halten kann. Für mich sind Tiere Lebewesen, was sie für dich sind, ich weiß nicht? Menschen sind Säugetiere, genau wie Hunde. Ich bin der Meinung, dass man keine Lebewesen quälen sollte, wenn das jemand trotzdem macht, hat er ein empfindliche Strafe verdient. Dieser „Mensch“, der aus Lust und Freude am Quälen eines Tieres Augen ausstechen, Zunge spalten, verbrennen, Bein brechen und andere Quälereien es soweit getrieben hat, dass der Hund eingeschläfert werden musste. Da sprichst du von „einem verursachten Schaden“ ? Ist es dir immer noch nicht bewusst geworden, dass der Hund ein Lebewesen war? Wenn du einen Menschen tötest, sprichst du dann auch davon, dass du einen Schaden verursacht hast? Genau so, als wenn du dein Auto zu Schrott gefahren hast? Und du willst mir vorwerfen, dass ich mich nicht von einem Tierquäler unterscheide? Du solltest dich deiner Gesinnung über Tiere schämen!

Solange es Menschen gibt, die so denken wie du, wird ganz bestimmt das Problem der Tiere nicht zu lösen sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


@Cid: Vielleicht zu meiner Haltung zu Tieren und dem Tierschutz, aus welcher sich dann die Antwort auf deine Frage hinsichtlich des gerechten Urteils für Tierquäler ableitet aber auch meine Sicht der Dinge zu Aussagen, dass der Täter hier zusätzlich als Strafe die Schmerzen des gequälten Tieres spüren muss. Für mich sind Tiere selbstverständlich Lebewesen, also weit mehr als bei der juristischen Betrachtung, bei der sie praktisch als Sache gelten. Ich bin natürlich für eine Bestrafung von Tierquälern und gehe mit dem Gesetz konform, nach dem unnötiges Quälen zu verbieten ist!

Aber ich unterscheide definitiv zwischen Mensch und Tier und wenn durch Tierquälerei (es ist ein absurdes Beispiel und natürlich nicht real aber verdeutlicht mein Sicht!) der Krebs besiegt werden könnte, dann wäre gar keine Frage, dass ich mich für die Heilung entscheiden würde. Eben auch gegen das Tier Wohl, wenn es der Menschheit nutzt! Dazu aber gehören Kosmetikartikel ebenso wenig wie der Wunsch nach einem "echten Pelz".

Und einen Wunsch nach Vergeltung (also Rache statt Strafe bzw. der "innere Trieb", selbst zum Folterknecht zu werden und anders kann der Wunsch nicht interpretiert werden, dass der Tierquäler auch Schmerzen spüren soll) lehne ich sogar dann ab, wenn die Opfer einer Tat Menschen wären. Jetzt sogar für ein Tier so eine Vergeltung zu verlangen oder sie zu wünschen, finde ich eben unmenschlich bis menschenverachtend.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich benutze nur Kosmetik von Firmen, die ihre Produkte nicht an Tieren ausprobiert haben. Wie hier beschrieben, sind viele als Kunstpelz deklarierte Fellkragen, Bommeln usw. in Wirklichkeit echte Felle von geschundenen Tieren. Näheres kannst bei Interesse in dem Thread lesen. Auch hier ist Vorsicht geboten. Dass aber immer noch Menschen mit einem Pelzmantel oder einer Pelzjacke herumlaufen, dafür habe ich keine Worte.

Jemand, der sich an einem wehrlosen Tier so vergangen hat, hat sein Menschsein für mich verloren. Er ist nichts mehr wert, nur noch eine Bestie, die leider eine Menschengestalt hat. Du meinst, dass „sogar“ für ein Tier eine Vergeltung zu wünschen menschenverachtend sein. Ich nenne das, was du schriebst „Tierverachtend“.

Wo gibt es hier einen Menschen? Das Menschsein bedeutet auch Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihm anvertrauter Tiere. Dieses Subjekt hat seine niedrige Gesinnung, seine abnormalen Wünsche an einem wehrlosen Tier ausgelassen. Willst du eine solche Kreatur noch Mensch nennen? Er ist nicht zu den Untaten gezwungen worden, sondern hat sie aus seiner eigenen, niedrigen Lust getan, um zuzusehen, wie ein Tier leidet, dem man nacheinander die Augen aussticht, die Zunge spaltet, es verbrennt, ihm die Knochen bricht usw. Er hat sich an den Schmerzen des Hundes ergötzt. Willst du eine solche verrohte Kreatur Mensch nennen? Nein, das ist er wirklich nicht! Menschen ebenso wie Tiere gehören zu einer Spezies.

Ich zitiere hier mal:

Schopenhauer, Arthur
(1788-1860) deutscher Philosoph

Die vermeintliche Rechtlosigkeit der Tiere, der Wahn, dass unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedeutung sei, dass es gegen die Tiere keine Pflichten gäbe, ist geradezu eine empörende Rohheit und Barbarei. Erst wenn jene einfache und über alle Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache und im wesentlichen ganz dasselbe sind wie wir, ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen. Es ist an der Zeit, dass das ewige Wesen, welches in uns, auch in allen Tieren lebt, als solches erkannt, geschont und geachtet wird.
 

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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