Hasst man von Grundauf die Stiefeltern?

vom 29.09.2013, 20:09 Uhr

Ich habe ja schon in einem anderen Thema beschrieben, wie ich zu meiner Stiefmutter sage und was das für Grunde hat. Ich habe auch ein bisschen angeschnitten, dass ich am Anfang der Zeit meine Stiefmutter nicht wirklich gemocht habe. Darauf möchte ich jetzt ein bisschen genauer eingehen.

Natürlich hat mein Vater nicht sofort eine neue Freundin gefunden und nach der Trennung war ich auch erstmal an der Seite meiner Mutter. Nach ein paar Jahren wollte ich an die Seite meines Vater und ich habe damals meine Stiefmutter natürlich auch gekannt. Wir hatten nicht soviel Kontakt, aber sie war halt an der Seite meines Vaters. Als ich dann zu meinem Vater gezogen sind, hatten wir am Anfang schon schwere Jahre, vorallem ich mit meiner Stiefmutter. Wir haben vor Kurzem mit meiner Stiefmutter darüber gesprochen und ich war schon schockiert, was ich alles wohl gemacht und gesagt habe. Ich habe sie natürlich sehr lieb und könnte mir ein Leben ohne sie auch nicht wirklich vorstellen. Sie hat aber oft gesagt, dass so etwas normal ist. Also das man als Kind erstmal gegen die Stiefmutter oder den Stiefvater ist, da es natürlich eine schwere Zeit für das Kind ist. Ich habe dagegen nichts gesagt und die Aussage so stehen gelassen.

Was sagt ihr zu dieser Aussage meiner Stiefmutter? Denkt ihr, dass sie damit richtig liegt oder ist das vielleicht sogar von Kind zu Kind ganz unterschiedlich?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Hassen würde ich das vielleicht nicht gerade nennen, sondern eher Eifersucht. Es ist für Kinder immer sehr schwer den neuen Partner an der Seite des Elternteils zu akzeptieren. Hier sei aber auch nochmal das Alter, wie schon geschrieben, zu berücksichtigen.

Viele Kinder denken, dass sie durch den neuen Partner im Stich gelassen oder unterdrückt werden oder das man ihm den Elternteil, sei es Mutter oder Vater, wegnehmen würde. Es kommt die Angst hoch, dass der Papa oder die Mama keine Zeit mehr für einen haben. Sicherlich versucht man dann möglichst alles daran zu setzen, sich zwischen die beiden zu stellen und den Elternteil für sich zu gewinnen. Sicherlich sagen manche Stiefeltern auch mal Dinge, die dem Kind nicht wirklich gut tun, oder machen etwas, was sie im Nachhinein vielleicht schon wieder bereuen, aber ich denke, man kann sowas auf die Reihe bekommen, wenn man sich Mühe gibt und ein gutes Verhältnis dazu schafft.

» Parzival » Beiträge: 888 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube, dass es nicht zwangsläufig so ist. Sehr viel hängt auch davon ab, wie der jeweilige Elternteil mit der Situation umgeht und es dem Kind beibringt, dass es da einen neuen Menschen an seiner Seite gibt. Wenn das Kind beispielsweise immer noch hofft, dass seine Elternteile wieder zusammen kommen, wird es ganz automatisch gegen den neuen Partner rebellieren - da kann er noch so lieb und nett sein.

Wichtig ist dann auch, wie der jeweils andere Elternteil damit umgeht. Es gibt ja so einige, die auf den neuen Partner des ehemaligen Partners eifersüchtig, neidisch oder sonstwie missgünstig sind und dies auch vor dem Kind so rüber bringen, das Kind vielleicht sogar instrumentalisieren für die eigenen Hassgefühle. Dass das Kind dann nicht unvoreingenommen auf die neue Stiefmutter oder den Stiefvater zugehen kann, versteht sich dann auch von selbst.

Und nicht zuletzt kommt es natürlich auf den neuen Partner des Elternteils an. Wenn der sofort versucht die Elternrolle zu übernehmen, dann wird es nicht funktionieren, denn das Kind rebelliert dann automatisch, weil derjenige eben nicht wirklich ein Elternteil ist. Er hat so eine seltsame Zwischenstellung, die einem Elternteil umso mehr ähnelt, je jünger das Kind ist, wenn die Partnerschaft mit dem Elternteil entsteht.

Ich denke, wenn alle drei Komponenten in idealer Weise zusammen spielen und auch wirklich alle an einem Strang ziehen, sodass das Kind auch keinen gegen den anderen ausspielen kann - dann kann es funktionieren, dass ein gutes Verhältnis von Anfang an entsteht.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In vielen Fällen kommt da Eifersucht ins Spiel. Denn man hatte ja Mutter oder Vater bis dahin allein für sich. Nun ist ein Partner vorhanden und die Aufmerksamkeit wird geteilt. Wobei es leider auch oft so kommt, dass das Kind hinter der neuen Partnerschaft zurück stecken muss. Aber das ist nicht in allen Familien so.

Mein Mann ist ja auch nicht der Vater meiner Töchter. Als wir zusammen gekommen sind, waren die Mädels bei ihrem Vater in den Ferien. Wir hatten also die ersten drei Wochen wirklich für uns. Als meine Kinder dann wieder zu Hause waren, hat sich für sie nicht viel verändert. Ich hatte genauso viel Zeit für sie wie vorher und mein Mann hat sich auch um die Kinder bemüht.

Es hat nicht lange gedauert und man konnte beobachten, dass meine Mädels zu meinem Mann wesentlich mehr Vertrauen hatten, wie zu ihrem Vater. Das hat sich bis heute nicht verändert. Anderen Leuten gegenüber korrigieren sie auch die Familienverhältnisse nicht, wenn mein Mann als ihr Vater angesehen wird.

Mein Mann hat ja auch vier Söhne, die alle bei seiner Ex-Frau leben. Aber auch für seine Jungs hat sich nichts geändert, seit wir zusammen sind. Er hat genauso für sie da, wie vorher auch und sie wissen auch, dass sie bei uns immer willkommen sind.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich kann alles, was rasenderrolli geschrieben hat, nur unterschreiben. Es kommt alles sehr auf den Umgang mit der Situation an und braucht auch seine Zeit. Ergänzend fällt mir aber noch ein Problem ein, dass auftauchen kann. Wenn das Kind die Trennung der Eltern noch verarbeitet, ist es oft auch noch sehr wütend über die ungewollten Veränderungen. Viele schwanken dann dazwischen, mal dem Vater die Schuld zu geben und mal der Mutter und können dies mit ihrer Liebe zu beiden nicht ganz vereinbaren.

Wenn dann ein neuer Partner für einen von beiden auf die Spielfläche tritt, ist der ein ganz wunderbarer Sündenbock. Dann ist einfach derjenige dran Schuld, dass alles schief läuft und ohne ihn wären die Eltern längst wieder glücklich vereint. Das mag in den meisten Fällen unrealistisch sein, aber wir reden hier immerhin von Kindern.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich glaube, so prinzipiell kann man nicht sagen, dass Kinder oder Jugendliche immer erstmal etwas gegen die Stiefeltern haben. Bei mir war es beispielsweise so, dass ich meinen Adoptivvater anfangs, da war ich so 4 Jahre alt, überall als meinen neuen Papa vorgestellt habe, obwohl er bis dahin nur der Freund meiner Mutter war. Das änderte sich dann irgendwann im Laufe der Jahre. So mit 8 oder 9 Jahren fing ich an, ihn immer weniger zu akzeptieren, weil ich ihn einfach nicht mochte.

Ich war regelrecht glücklich darüber, als meine Mutter und mein "Vater" sich trennten und mein neuer Stiefvater einzog. Mit dem kam ich von Anfang an ganz gut klar, der ließ mich in Ruhe und spielte sich nicht auf. Da hat einfach die Chemie gestimmt und er hatte ein Händchen dafür, wie man mit mir umgeht. Und auch meine Mutter hat damals kein großes Aufsehen um die Sache gemacht. Ich wurde nicht anders behandelt als vorher und so war es dann auch gut.

Und ich kenne auch aus der Kindheit andere Familien, wo die Stiefeltern herzlich in die Familie aufgenommen wurden und es gar keine Anlaufschwierigkeiten gab. Dabei war es eigentlich immer so, dass diese Stiefeltern sich eben nicht aufdrängten, den Elternteil zu viel in Anspruch nahmen oder Ähnliches.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe eine Freundin, deren Mutter sehr früh gestorben war. Sie war da noch ein kleines Mädchen und für sie war das wirklich sehr schlimm damals. Ihr Vater hat dann wenige Jahre später wieder geheiratet und sie war auch zu dem Zeitpunkt noch immer ein Kind und trotzdem war das nicht schlimm für sie. Sie versteht sich bis heute gut mit ihrer Stiefmutter. Natürlich weiß sie, dass es nicht ihre richtige Mutter ist und natürlich fehlt ihr ihre richtige Mutter sehr, aber wieso sollte sie die neue Frau ihres Vaters deshalb hassen?

Sie hat doch zwanzig Jahre ihres Lebens mit ihr geteilt und stand ihr oft zur Seite. Sie hat ihr geholfen und ihr Halt gegeben. Sie ist eine der wichtigsten Personen in ihrem Leben. Von Hass keine Spur. Ich finde es komisch, pauschal die Stiefeltern zu hassen. Verstehen kann ich es nicht. Dass man jemanden nicht in seiner Rolle akzeptiert oder nicht so gerne mag ist ja noch ein anderes Thema, aber muss man direkt von Hass sprechen?

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke absolut nicht, dass man die Stiefeltern immer hasst. Auch wenn das sicherlich oftmals vorkommt, ist das nicht immer der Fall und ich habe schon sehr oft davon gehört, dass manche Kinder den neuen Partner der Mutter oder des Vaters wahnsinnig gerne mögen. Von daher kommt es natürlich auch immer ganz auf das jeweilige Kind an. Außerdem spielen da noch viele weitere Faktoren eine Rolle. So kommt es auch ganz darauf an, wie sympathisch der neue Partner dem Kind ist. Auch kommt es darauf an, wie das Verhältnis der Eltern vor der Trennung war und wie lange die Eltern dann jeweils getrennt gelebt haben, bis sie den neuen Partner gefunden haben. Alle diese Faktoren spielen eine große Rolle, wie das Kind den neuen Partner annimmt und von daher kann man sicherlich nicht auf Anhieb sagen, dass ein Kind die Stiefeltern immer hasst. Stattdessen gibt es ja auch Fälle, in denen das Kind den neuen Partner von Anfang an gut aufnimmt.

Wenn das Kind weiß, dass der Vater die eigene Mutter immer sehr schlecht behandelt hat, wobei das Kind von Anfang an eher ein enges Verhältnis zur Mutter hatte, wird es bei ihm sicherlich nicht gut ankommen, wenn der Vater die neue Freundin quasi verehrt. Gerade dann, wenn der Vater sehr schnell nach der Trennung mit der neuen Freundin zusammen kommt, wird sich das Kind immer fragen, warum der Vater die eigene Mutter so schlecht behandelt hat, während er sich bei der neuen Freundin ganz anders verhält. Ich denke, dass es in so einem Fall ganz sicher zur Eifersucht kommen wird und ich denke, dass das Kind in so einem Fall die neue Freundin auch nicht im positiven Licht sehen kann, wenn ihm noch etwas an der Mutter liegt. Immerhin wird es nicht verstehen können, warum sich der Vater auf einmal so anders verhält und warum das nicht schon mit der Mutter so gut geklappt hat.

Wenn sich die Eltern jedoch im Guten getrennt haben und beide dem Kind genügend Zeit geben, um über die Trennung hinweg zu kommen, dann stehen die Chancen jedoch gut, dass das Kind die Stiefeltern gut annimmt. Oftmals ist es ja auch so, dass das Kind gar nicht möchte, dass die Eltern jeweils so lange alleine leben müssen. Stattdessen ist es oftmals sogar so, dass die Initiative vom Kind kommt, weil es sich endlich wieder einen neuen Partner für die Eltern wünscht. Ein Kind wünscht sich ja auch meistens eine intakte Familie und es tut ihm ja auch nicht so gut, zu sehen, wie die Eltern getrennt voneinander leben. Von daher kann es gut sein, dass ein neuer Partner gut aufgenommen wird. Allerdings muss man sich dafür natürlich auch gegenseitig sympathisch sein, da es sonst schwer werden kann. Aus diesem Grund finde ich es auch immer ziemlich wichtig, dass das Kind auch ein wenig Mitspracherecht bei der Partnerwahl hat. Wenn das Kind den neuen Partner überhaupt nicht mag, dann wird das Familienleben auch nicht schöner werden, da es sonst auch nur ständig Streit gibt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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