Ausbildung zum Fotograf unrealistisch - welche Alternativen?

vom 28.06.2014, 19:09 Uhr

Meine Nichte würde gerne Fotografin werden. Das ist sicherlich kein ungewöhnlicher Berufswunsch bei jungen Menschen. Leider ist er ziemlich unrealistisch. Die Berufsbezeichnung "Fotograf" ist nicht geschützt, viele Fotografen haben keine entsprechende Berufsausbildung, die allermeisten dürfen nicht ausbilden. Ich halte es also für ziemlich aussichtslos, dass sie einen Ausbildungsplatz finden wird.

Da die Ausbildungssuche bei ihr nächstes Jahr beginnen wird, möchte ich sie nun langsam darauf vorbereiten, dass sie sich diesen Wunsch aus dem Kopf schlägt. Sie kann den Traum ja gerne weiterhegen und später mal auf Umwegen erfüllen. Aber erst einmal steht jetzt eben das dringende Problem an, dass sie eine sinnvolle Ausbildung braucht.

Vielleicht gibt es ja auch Berufe, die in eine ähnliche Richtung gehen? Eine Ausbildung, die ihr später dann mal dabei hilft, ihren Traum zu verwirklichen. Vielleicht eine technische Ausbildung? Am liebsten würde sie Natur- und Tierfotografin werden. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn sie eine Ausbildung mit Tieren macht. Wobei es da auch keine große Auswahl gibt. Als Tierarzthelferin etliche Kastrationen durchzuführen, wird jedenfalls nicht helfen. Und die Stellen als Tierpflegerin in Zoos, also mit großen Tieren, sind auch rar gesät.

Aber auch das Fotografieren für Zeitschriften könnte sie sich vorstellen. Also in Richtung Fotojournalismus. Dann wäre es vielleicht hilfreich, das Arbeiten in einer Zeitschriftenredaktion schon mal kennenzulernen. Welche Ausbildungsberufe kämen denn da in Frage?

Hättet ihr Ideen, was ich ihr als Alternative für eine Ausbildung vorschlagen könnte? Etwas, dass sie nicht allzu weit von ihrem Traum entfernt?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde es schon daneben, wenn man jemanden einen Wunsch ausschlägt. Wobei ich auch nicht wirklich den Bedarf an Natur- und Tierbildern sehe. Vielleicht gibt es ja bei euch Leute, die das ausbilden. Man müsste da einfach mal nachfragen. Ansonsten kann man ja erst mal Fotografiekurse machen bis es dann zu der Ausbildung kommt. Vielleicht mag sie ja ein Fachabitur in der Richtung Kunst machen, das wäre von der Bildung her eine tue Grundlage und man könnte eventuell auch etwas Kreatives studieren.

Bei kreativen Berufen ist es schwer. Ich denke aber nicht, dass man dann als Tierarzthelferin versauern sollte, wenn man eigentlich fotografieren wollte. Wenn man ein kreativer Mensch ist kann man sich vielleicht aber erst mal eine andere Ausbildung suchen, eine Grundlage schaffen und dann kreativ tätig werden. Beispielsweise könnte man mit dem richtigen Augenmaß ja auch Schneider werden, da muss man ja auch kreativ sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ramones hat geschrieben:Ich finde es schon daneben, wenn man jemanden einen Wunsch ausschlägt.

Mir tut das ja auch wirklich leid. Aber es ist einfach zu unrealistisch. Wenn man einen oder zwei Fotografen findet, die auch ausbilden dürfen, werden die sicherlich eine ordentliche Auswahl an Ausbildungssuchende haben. Und da hätte sie leider keine Chance, herauszustechen. Sie hat nicht die besten Noten und es gibt sicherlich Jugendliche, die sich mehr mit ihrer Kamera beschäftigen als sie. Daher denke ich, dass ich ihr einen größeren Gefallen tue, wenn ich ihre unrealistischen Wünsche nicht unterstütze.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke, dass niemand am Anfang gut ist. Man braucht ja auch entsprechende Technik dazu und muss wissen, was man macht. Abgesehen davon kann man aber Kurse machen und muss ja keine Ausbildung in dem Bereich machen. Es liest sich ein bisschen so als wäre diese Ausbildung eine schnelle Idee von ihr und so sollte es nicht sein, da sollte sie schon noch mal nachdenken, was sie wirklich mag und vielleicht auch Praktika machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:Ich finde es schon daneben, wenn man jemanden einen Wunsch ausschlägt.

Es gibt nun mal einfach Berufswünsche, die nicht sonderlich realistisch sind. Natürlich wäre es schön, wenn das anders wäre und wenn jeder sich seinen Berufswunsch erfüllen könnte, aber das entspricht einfach nicht den Tatsachen.

Ich wollte eigentlich Kunst studieren und ich fand es auch nicht toll, dass ich von allen Seiten gesagt bekommen habe, dass ich mich doch lieber für etwas anderes entscheiden soll, weil man mit einem Kunststudium so schlechte Berufschancen hat. Ich habe mich dann für Design entschieden und im Nachhinein bin ich damit wirklich glücklich geworden. Ich denke, dass es "daneben" gewesen wäre, wenn man mich in meinem Berufswunsch bestärkt hätte und wenn ich dann nach dem Abschluss eine Enttäuschung nach der anderen erlitten hätte und in irgendeinem schlecht bezahlten Aushilfsjob gelandet wäre.

Natur,- und Tierfotograf wird eh total schwierig werden, selbst wenn man eine Ausbildungsstelle findet. Ich habe eine Freundin, die ausgebildete Fotografin ist und die während ihrer Ausbildung hauptsächlich für Geschäftskunden Produktfotos gemacht hat. Die hat dann wirklich Tage damit verbracht jeden Schuh aus einer neuen Kollektion aus verschiedenen Blickwinkeln zu fotografieren, was natürlich nicht gerade spannend ist. Das häufigere Szenario ist aber wahrscheinlich eine Ausbildung in einem kleinen, privaten Fotostudio, wo man dann Passbilder und Familienfotos vor neutralem Hintergrund machen darf.

Für eine Ausbildung im Journalismus braucht man in der Regel ein abgeschlossenes Studium. Ich kenne Leute, die da auch ohne Journalistik Studium rein gerutscht sind, aber die haben dann eben Germanistik oder etwas naturwissenschaftliches studiert.

Die Frage, die ich mir gerade gestellt habe ist, ob sie mehr an Natur und Tieren oder mehr an der Fotografie interessiert ist, weil du nur Ausbildungen, die etwas mit Tieren zu tun haben, erwähnst. Denn es gibt im Bereich Medien ja auch verschiedene Jobs, die sich mehr oder weniger direkt mit Bildern beschäftigen. Beim Fernsehen gibt es zum Beispiel Kameraleute und Leute, die sich mit Schnitt und Nachbearbeitung von diesen Bildern beschäftigen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ganz ausreden würde ich ihr den Berufswunsch nicht. Aber man sollte ihr auch ohne Umschweife klar machen, wie gering ihre Chancen sind. Wobei es dann auch ganz anders kommen kann. Das habe ich selbst vor Jahren, als noch Lehrstellenmangel in allen Bereichen vorhanden war, anders erlebt. Das Mädchen hatte auch kein sonderlich gutes Zeugnis und hatte schneller ihre Wunschausbildung, als Mitschüler mit wesentlich besseren Zeugnissen.

Es wäre also vermutlich die bessere Lösungen, wenn man sie in die Richtung lenkt, dass sie auch an anderen Berufen ein Interesse entwickelt. Ob das dann im Bereich Fotografie, Tiere oder etwas ganz anderem ist, muss man sehen, was sie eben noch interessiert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wie schaut es denn mit ihrem angestrebten Schulabschluss aus? Denn es bestünde die Möglichkeit Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie zu studieren (verschiedene Hochschulen und Fachhochschulen bieten diese Spezialisierung an). Voraussetzung ist allerdings, das man schon eine gewisse Vorerfahrung mitbringt, sprich: Fotografien mit denen man sich bewirbt.

Besonders wenn deine Nichte mehr machen möchte als Hochzeitsfotos und anständige Bewerbungsfotos würde ich empfehlen, es nicht über die Ausbildung, sondern über ein Studium in Angriff zu nehmen. Alleine schon deshalb, weil sie dort auch technisch an eine viel größere Bandbreite an Geräten ran kommt.

Falls sie nicht den entsprechenden schulischen Abschluss hat, bestünde noch eine weitere Möglichkeit: FOS Gestaltung machen und bei dem dort erforderlichen begleitenden Praktikum zusehen, das sie dies bei einem Fotografen absolviert.

Wenn sie bis dahin ein zu rosiges Bild von dem Beruf hatte (kommt ein wenig aus deiner Mail raus diese Vermutung), dann lernt sie dort die Realität des Jobs kennen und entweder sie stellt fest „Ja! Genau das will ich machen!“ und ist erst recht Feuer und Flamme oder sie beschließt, das andere Berufe auch gut klingen.

Ein Praktikum sollte sie unbedingt machen, ehe sie sich entscheidet. Kreative Berufe können eine große Freude sein, aber sie sind immer mit Stress verbunden und mit Bedingungen, die jeder erst einmal für sich persönlich abklopfen muss, ehe man sich darauf einlässt.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Tierfotografie ist sicherlich ein spannendes Hobby, aber es wird sicherlich auf der Welt nur eine Hand voll Menschen geben, die damit Geld verdienen. Deshalb würde ich deiner Nichte schon klar machen, dass sie ihre Leidenschaft ja auch dann verfolgen kann, wenn sie einen anderen Job wählt. Ich würde mich also eher fragen, welche Jobs sich am besten eignen, um die Leidenschaft später nebenberuflich verfolgen zu können, und dabei gleichzeitig trotzdem Spaß macht. Wenn man sich gerne mit Fotografie beschäftigt, ist eine Ausbildung oder ein Studium im Bereich Mediendesign sicherlich nicht daneben. Schließlich gehört Know-How zur Weiterverarbeitung der Fotos inzwischen zu den Grundkenntnissen, die ein Fotograph mit sich bringen muss.

Auf der anderen Seite kommen solche Wünsche ja häufig daher, dass sich junge Menschen kaum etwas unter den verschiedenen Berufsbildern vorstellen können, und man deshalb auch gar nicht abschätzen kann, ob ein Beruf Spaß macht oder nicht. Dazu kommen häufig unrealistische Vorstellungen über den Arbeitsalltag von bestimmten Berufsgruppen, zum Beispiel eben Fotographen. Praktika helfen nur bedingt, weil man meistens ja nur eine Momentaufnahme mitbekommt und oft nicht wirklich im Berufsalltag eingebunden ist. Dieses Dilemma lässt sich leider auch nur schwer beseitigen, wenn man nicht gerade im engsten Bekanntenkreis jemanden aus einer bestimmten Berufsgruppe kennt, der auch viel über seinen Berufsalltag berichten kann.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich würde einem jungen Menschen keinen Beruf oder Berufswunsch ausreden, der legal auszuüben ist. Vermutlich wird sie dadurch nicht reich werden, dass sie Tiere und Natur fotografiert. Aber deshalb kann sie ja trotzdem ihr Geld als Fotograf verdienen, indem sie ganz klassisch ein Fotostudio betreibt und nebenher ihrem Fotohobby frönt.

Wieso soll sie keine Chance haben, weil sie angeblich zu schlechte Noten hat? In einem Kreativberuf wird vermutlich nicht so sehr auf die Zensuren geschielt. Ich denke eher, dass man sich da am aussagekräftigsten mit einer Mappe mit eigenen Fotos bewirbt.

Woher ist sie so sicher, dass nur zwei der Studios ausbilden? Woher hat sie diese Auskunft? Vom Hörensagen oder hat sie die Studios und freien Fotografen alle einzeln abgefragt? Ich würde da nichts auf Informationen aus zweiter Hand geben.

Und wie wäre es mit einem Ausbildungsberuf, der damit verwandt ist? Irgend etwas mit Werbung vielleicht? Wo man zumindest lernt, auch Fotos dafür zu machen und zu bearbeiten? Man muss ja nicht gleich einen vollkommen abwegigen Alternativberuf ins Auge fassen, sondern ist vielleicht mit was anderem kreativen auch glücklich.

Wie sieht es zudem aus, mit Fachschulausbildungen? Manchmal gibt es solche Dinge auch. Dann benötigt man keinen Ausbildungsplatz in einem Betrieb und wird trotzdem solide qualifiziert. Man muss eben nur sehen, ob der erhaltene Abschluss etwas taugt und anerkannt wird.

Hat das Mädchen schon mal bei einer Fotografeninnung oder Vereinigung nachgefragt? Vielleicht haben die einfach noch ein paar heiße Tipps auf Lager, wie man als williger Nachwuchs in die Branche kommt? Schließlich haben die ja in der Regel selbst Erfahrungen damit, wie man den Beruf erlernen kann.

Außerdem finde ich es auch nicht schlimm, wenn ein junger Mensch nach der Schule erst mal ein paar Praktika oder ein freiwilliges soziales Jahr macht, um sich erst mal selbst zu finden und in der Zeit gezielt Kontakte zu knüpfen, die den Weg in die Zukunft ebnen. Vielleicht kann man ja auch für die Zeit der Ausbildung mit jemanden in eine WG ziehen und den Wohnort wechseln, wenn vor Ort die Ausbildungsmöglichkeiten zu Hause zu schlecht sind.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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