Warum wird heiraten immer noch als ertrebenswert angesehen?
Ich verstehe ja den Gedanken das eine Heirat einen noch mehr zusammenschweißt. Es einem Gefühle von Sicherheit geben soll. Und ich denke auch nicht das jeder der heiratet, es lassen sollte. Und natürlich kann es auch gut gehen, selbst wenn man sehr jung und nach nur kurzer Beziehung gleich heiratet. Ich will da niemanden verurteilen, nur meine Ansicht dazu niederschreiben.
Eine Heirat beinhaltet die Klausel "bis das der Tod uns scheidet". Und war in früheren Generationen, wo die Frau ohne einen Mann kaum oder garnicht existieren konnte, selbstverständlich. Aber damit ich einem Mann versprechen kann, wirklich versprechen kann für immer an seiner Seite zu bleiben, müsste ich schon 10 Jahre mit dieser Person verbracht haben. Mindestens. Oder wenn überhaupt. Viele in meinem Bekanntenkreis sind gerade dabei sich zu verloben, ihre Hochzeit zu planen oder haben gerade geheiratet. Sie sind so zwischen 22 und 26. Teilweise sind diese Paare erst seit einem Jahr zusammen.
Nach so kurzer Zeit könnte ich niemandem versprechen für immer mit ihm zusammen bleiben zu wollen. Menschen verändern sich. Entwickeln sich. Zumindest sollten sie das meiner Meinung nach. Und es bräuchte schon eine ganze Weile für mich, um zu erkennen, man hat sich gemeinsam entwickelt und es passt einfach. Ich kann doch auch so mit dieser Person zusammenleben. Einen Haushalt, das Geld, das Leben teilen. Ich wüsste nicht warum ich Geld für ein Stück Papier bezahlen sollte. Also immer darauf bezogen das man noch nicht so lange zusammen ist. Und dann merkt man irgendwann man möchte etwas anderes. Und die Scheidung kostet dann auch wieder richtig.
Wenn man ein Kind bekommt, würde ich auch übers heiraten nachdenken. Wobei ich auch erst dann ein Kind mit jemandem möchte, den ich auch bereit wäre zu heiraten. Okay, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es dennoch passieren. Und dann kann es Sinn machen, auf Grund der Steuervorteile. Ist es heute denn immer noch so verdammt romantisch so schnell zu heiraten? Meine Arbeitskollegen sind teilweise schockiert wenn ich sage das ich "nein" sagen werde, würde mein Freund mir jetzt einen Antrag machen.
Maddie hat geschrieben:Eine Heirat beinhaltet die Klausel "bis das der Tod uns scheidet".
Ich habe das selber tatsächlich noch nie bei einer Hochzeit gehört. Kann man vielleicht vorher sagen, dass man diesen schon irgendwie makaberen Satz nicht hören möchte? Oder ist das vielleicht etwas, das nur bei den Christen üblich ist, wenn sie in einer Kirche heiraten?
Solange es der Staat nicht schafft dieses blödsinnige Ehegattensplitting abzuschaffen kann eine Ehe durchaus erstrebenswert sein. Wenn wir nicht beide fast gleich viel verdienen würden, wäre ich deshalb heute wahrscheinlich auch verheiratet. Ansonsten gibt es wahrscheinlich auch noch ein paar Vorteile, wenn man Kinder hat oder zusammen eine größere Anschaffung tätigt. Damit kenne ich mich nun nicht so genau aus, aber ich denke, dass man als nicht verheiratetes Paar mehr regeln muss, was sich beim Status "verheiratet" ganz von selber regeln würde. Angefangen bei der Tatsache, dass der Ehemann automatisch als Vater in die Geburtsurkunde eingetragen wird, während bei einer unverheirateten Mutter erst mal nachgefragt wird.
Die ganzen sentimentalen Gründe verstehe ich aber auch nicht. Eine Heiratsurkunde schweißt mehr zusammen? Warum? Weil man ohne das Stück Papier nicht wusste, dass man zusammen gehört? Weil die Beziehung irgendeine externe Bestätigung braucht? Und die Hochzeit ist der schönste Tag des Lebens? Man erwartet also, dass es danach nur noch bergab geht in der Beziehung? Warum heiratet man dann überhaupt? Weil man einmal Prinzessin im weißen Sahne-Baiser Kleid spielen möchte?
Dein Freund wäre sicher auch schockiert. Aber die Frage ist ja, warum du seinen Antrag ablehnen würdest und wie du das begründen würdest. Wenn er erfährt, dass du generell gegen Heirat bist, dann wird er das sicherlich eher akzeptieren. Aber das würde ich in einer Beziehung schon klar stellen, bevor es überhaupt zu einem Heiratsantrag kommt, einfach um Peinlichkeiten zu ersparen. Und ein abgeschmetterter Heiratsantrag ist peinlich und verletzt.
Bis der Tod einen scheidet, da ist man eigentlich nur verheiratet, wenn man katholisch heiratet. Wenn man evangelisch ist, ist Scheidung weniger ein Problem. Auch im jüdischen Glauben beispielsweise sind Scheidungen vorgesehen, im moslemischen Glauben darf zumindest der Mann die Scheidung einreichen. Wer nur weltlich vor dem Standesamt heiratet, der kann sich problemlos scheiden lassen, trotz der, wie du das nennst, "Klausel" man verheirate sich bis zum Tode. Es wird also meist nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Wer nicht heiraten will, muss es nicht tun. Da sind wir heute zum Glück so liberal. Aber ob man nun einen Trauschein hat, oder nicht: Entwickeln werden sich Lebensgefährten immer. Die Frage ist, ob man sich im günstigen Fall bei guter Partnerwahl nicht auch gemeinsam in eine Richtung entwickeln kann oder zumindest so entwickeln kann, dass man über Jahre gut zusammen passt. Einige Leute schaffen das ja. Es landet ja längst nicht jede Ehe vor dem Scheidungsrichter.
Die Frage ist vielleicht, ob man es vielleicht ein wenig engagierter versucht, Probleme zu lösen, die in der Beziehung auftauchen, wenn man verheiratet ist. Schließlich ist so eine Scheidung aufwändig und nicht nur finanziell belastend. Vielleicht überlebt man als Paar so die eine oder andere Turbulenz besser, wenn man verheiratet ist, weil man einen Anreiz hat, sich mehr zu bemühen. Und sicherlich lohnt sich das oft auch, weil es sich immer wieder im Leben lohnt, sich Problemen zu stellen, statt vor ihnen davon zu rennen. Und wenn man einfach so nur zusammen ist, geht man eben schneller mal, obwohl vielleicht noch etwas zu retten gewesen wäre.
Klar kann das nicht auf jeden Menschen und jede Beziehung verallgemeinern. Aber zumindest bestätigen das viele aus eigener Erfahrung. Die andere Frage ist, ob man sich selbst so eng und dauerhaft binden will. Das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Wenn man lieber immer die Option schnell gehen zu können offen halten will, dann sollte man vielleicht wirklich besser nicht heiraten.
Mein Freund wäre nicht schockiert. Er selbst sagt zum Beispiel er möchte niemals heiraten. Und er weiß auch das ich nicht unbedingt heiraten möchte. Es aber nicht so konsequent ausschließe wie er. Wobei man dazu auch sagen muss, das die Ehe seiner Eltern ein ganz schreckliches Ende fand, und meine immer noch zusammen sind. Es ist okay das er nicht heiraten möchte. Wobei ich aber auch denke, sein Denken könnte sich irgendwann ändern. Muss es aber nicht unbdedingt.
Und für mich bedeutet heiraten, unabhängig ob man es laut aussprechen muss oder nicht, für immer mit dieser Person zusammen sein zu wollen. Ansonsten müsste man ja nicht heiraten, und könnte einfach so weitermachen wie bisher.
Maddie hat geschrieben:Eine Heirat beinhaltet die Klausel "bis das der Tod uns scheidet".
Da verwechselst du dann doch etwas. So eine Klausel existiert nicht und kein Standesbeamter wird so was in Ausübung seines Dienstes verlangen. Ebenso wenig wird diese "Verpflichtung" in der Heiratsurkunde stehen! Du hast jederzeit das Recht, den Vertrag wieder zu lösen.
Eine Heirat bringt tatsächlich Vorteile in Bezug auf Sicherheit und vor allem Rechtssicherheit. Natürlich ist das nicht lebensnotwendig und wenn keine Kinder im Spiel sind und beide Partner unabhängig (wirtschaftlich), dann verringern sich natürlich die gegebenen Vorteile. Aber sie sind dennoch vorhanden. Und man könnte es sogar nur auf die finanziellen Vorteile reduzieren. Es gibt ihn also doch, den Grund zur Heirat.
Ich habe vor drei Jahren geheiratet. Die finanziellen Vorteile waren der einzige Grund. Seitdem bin ich als seine Frau krankenversichert, was uns Monat für Monat viel Geld spart, das wir im Moment einfach nicht hätten. Daher sind wir irgendwann auf´s Standesamt, haben unterschrieben und sind wieder gegangen. Keine Zeremonie, keine Ringe, kein Kleid, keine Trauzeugen.
Es ist mir ebenso schleierhaft, warum man diesen Tag in der Beziehung braucht. Für mich ist es nur eine Mitteilung an den Staat, der uns daraufhin in gewissen Bereichen anders behandelt, wobei ich nicht mal verstehe, warum. Aber für uns persönlich war es wirklich total egal. Wir fühlen uns auch nicht enger zusammengeschweißt, weil wir uns schon lange vorher dazu entschieden hatten, unser Leben gemeinsam zu verbringen.
Ich finde es fast schade, dass wir verheiratet sind. Es ist doch viel romantischer, wenn man ohne Trauschein jahrzehntelang zusammenbleibt. Denn dann hätte man wirklich jederzeit ohne viel Aufhebens gehen können. Das schönste Pärchen Hollywoods sind für mich Kurt Russel und Goldie Hawn, die in dem Wahnsinn seit über 30 Jahren ohne Trauschein zusammen sind. Das ist doch viel mehr wert als jede wenige Jahre dauernde Ehe und irgendwie finde ich es auch cooler und romantischer als 30 Jahre verheiratet zu sein.
In einer Ehe hat man andere Rechte und Pflichten als in einer einfachen Partnerschaft. Man muss einerseits finanziell füreinander einstehen, andererseits hat man aber auch viele Rechte, wenn etwa der Partner krank ist oder sogar verstirbt. Wenn du nicht verheiratet bist, darfst du deinen Freund noch nicht einmal im Krankenhaus besuchen, wenn er selber nicht mehr entscheiden kann und seine Mutter das nicht möchte. Du hast rechtlich gesehen gar nichts mit ihm zu tun - genauso wenig wie ein Fremder. Wenn ich lange mit jemanden zusammen bin, möchte ich dies auch rechtlich geschützt sehen. Genau das tut eine Ehe.
Dafür, dass man verspricht, für den anderen zu sorgen, gibt es als Ausgleich das Ehegattensplitting. Der Staat spart sich dadurch unter Umständen Sozialausgaben. Jetzt ist er nämlich nicht mehr zuständig, sondern der Ehegatte.
Ich weiß auch nicht so genau, warum man heiratet. Der Partner ist dann gesetzlicher Erbe und die Kinder gehören automatisch zu beiden, es gibt das Ehegattensplitting und man erhält Auskunft im Krankenhaus etc. - aber das kann man alles auch einzeln andere regeln. Man kann etwa den Lebensgefährten (ohne Trauschein) in der Vorsorgevollmacht eintragen lassen und man kann natürlich die Vaterschaft vom Freund anerkennen lassen, auch wenn man nicht verheiratet ist, man kann den Partner im Testament zum Erben machen usw. Nur die steuerlichen Vorteile kann man nicht erhalten, wenn man nicht verheiratet ist.
Wenn man ähnlich viel wie der Partner verdient, dann nützt einem das Ehegattensplitting auch nichts. Also einem Paar, bei dem beide arbeiten und ähnlich verdienen und es keine Kinder gibt, bringt die Ehe tatsächlich wenig, da man alles was Versorgung und Erbe betrifft auch anders regeln kann (Testament, Patientenverfügung usw.). Die Ehe hat auch Nachteile, was man nicht vergessen sollte. Man darf sich nicht nur um den anderen kümmern, man muss. Ich denke da etwa an den Versorgungsausgleich, der im Falle einer Scheidung fällig werden kann oder an drohende Unterhaltszahlungen. Das würde mir wirklich Angst machen.
Lange Zeit galt das einfach als super romantisch und alle Frauen haben sich das schon als kleines Mädchen ausgemalt, vorgestellt und gewünscht. Und ich denke, dass das heute einfach noch in den Köpfen festhängt und es dennoch noch bei vielen Frauen so ist, obwohl sie heute eben nicht mehr auf den Mann angewiesen sind. Daneben vergisst du, dass es auch heute noch genug Hausfrauen gibt, die dann doch irgendwo wieder auf den Mann angewiesen sind und die finanziell natürlich eher abgesichert sind, wenn sie mit diesem Mann verheiratet sind, anstatt nur in einer Beziehung zu leben. Manchmal hat es für Frauen dann eben leider doch noch irgendwie Vorteile und ist nicht nur Romantik.
Daneben kommen auch noch religiöse Aspekte hinzu, es gibt immer noch Menschen die da eher konventionell denken und es so wollen, besonders wenn man ein Kind hat. Viele Frauen denken aber auch, dass es für sie eine Absicherung ist. Die Exfreundin meines Freundes beispielsweise lag ihm dauernd mit Heiratsplänen in den Ohren, obwohl dieser ihr keinen Antrag machen wollte, sie hat nach der Trennung dann zu ihm gesagt, dass sie in ihrem Alter (28!) keinen neuen Freund mehr finden würde.
Ich denke, dass es eben noch nicht so lange her ist, dass die Heirat etwas notwendiges und für die Frau vorteilhaftes war und dass es sich deswegen eben noch in der Gesellschaft festhält und viele Frauen diese Romantik von damals noch im Kopf haben, viele ältere Generationen jüngere zur Heirat motivieren wollen und so weiter. An sich ist aber die Scheidungsrate heute so hoch, dass ich mich auch frage, ob das noch so richtig sein kann oder eben nicht.
Ich denke, dass es einfach der größte Wunsch vieler Frauen ist, einmal zu heiraten. Immerhin wird dieses Thema doch schon vom Kindesalter immer wieder groß behandelt. In sehr vielen Märchenbüchern findet man das Thema vor und wir sind eben auch so aufgewachsen, es als normal anzusehen, dass Frau und Mann irgendwann heiraten, wenn sie sich lieben. Von daher ist dieser Gedanke wohl einfach sehr stark in uns verankert und ich denke, dass es für Frauen im Prinzip auch der schönste Liebesbeweis ist, wenn ein Mann sie fragt, ob sie ihn heiraten wollen. Auf diese Weise wissen sie ganz genau, dass der Mann sie eben über alles liebt und auch nie wieder mit einer anderen Frau zusammen sein möchte. Das ist eben eine Absicherung und wenn man es auf Papier stehen hat, dass man verheiratet ist, dann ist die Beziehung ja durchaus fester, als wenn man eben einfach nur so zusammen ist.
Ich selbst kann es nun auch gar nicht verstehen, weshalb so viele Paare heiraten wollen, wenn sie noch nicht einmal fünf Jahre zusammen sind. Für mich ist das eine kurze Zeit und ich verstehe auch nicht, warum man dann auch unbedingt heiraten muss, wenn man auch noch keine Kinder bekommen möchte. Immerhin spricht doch nichts dagegen, einfach so mehrere Jahre zusammen zu leben, ohne verheiratet zu sein. An der Beziehung ändert sich ja nichts und man hat die Sicherheit, dass man ohne Probleme auch die Beziehung beenden kann, wenn es nicht passen sollte. Wenn man verheiratet ist, dann ist das jedoch nicht mehr so einfach und vor allem sehr kostenintensiv.
Von daher sollte man auch nur dann heiraten, wenn man sich selbst hundertprozentig sicher ist, dass man für immer mit dem Partner zusammen bleiben möchte. Und ich denke, dass man so etwas nicht schon nach drei Jahren wissen kann. Menschen entwickeln sich ja immer weiter und wenn man erst drei Jahre mit einem Menschen zusammen ist, dann hat man ja den Großteil des Lebens ohne ihn verbracht. Man weiß dann nicht, wie sich der Mensch die letzten zwanzig Jahre verhalten und entwickelt hat und von daher fände ich es riskant, dann zu heiraten.
Mir selbst ist so eine Hochzeit ehrlich gesagt gar nicht wichtig und ich finde den Gedanken daran auch nicht besonders romantisch. Ich finde es nicht schön, vor allen möglichen Menschen so einen intimen Moment zu verbringen und wenn ich heiraten würde, dann würde das sicherlich im sehr kleinen Kreis sein. Allerdings muss so eine Hochzeit für mich generell nicht unbedingt sein, da ich ja auch mit meinem Freund zusammen bleiben kann, ohne verheiratet zu sein. Allerdings ist es doch so, dass man wirklich sehr viele Nachteile hat, wenn man nicht verheiratet ist. So darf man den Partner bei einem Unfall im Krankenhaus womöglich gar nicht besuchen und so etwas fände ich schrecklich. Von daher würde ich mir überlegen, allein wegen solcher Nachteile dann doch zu heiraten.
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