Befriedigendes Gefühl, wenn andere schlecht bewertet werden

vom 28.06.2014, 23:37 Uhr

Ich hatte hier vor einiger Zeit geschrieben, dass ich bestimmte Seminare gehalten habe und einige Teilnehmer hinterher in dem Fragebogen, der der Evaluation dient, diese Seminare schlecht bewertet haben. Das hatte auch einige Folgen für mich, denn meine Seminare wurden dann überwacht und ich mag es eigentlich nicht so gerne, wenn man mich überwacht. Ich habe einiges geändert und Dinge weggelassen, die besonders schlecht ankamen.

Heute habe ich mir wieder die Fragebögen der vergangenen Monate durchgelesen und war erfreut, dass nun kaum noch Kritik kam. Es gab nur zwei kleine Anmerkungen und die meisten waren zufrieden. Allerdings wurde meine Kollegin, die meine Seminare damals überwacht hatte, auch in einem Fragebogen sehr schlecht bewertet. Da muss jemand extrem unzufrieden gewesen sein, denn derjenige hat dann auch noch dazu geschrieben, dass er sich über sie beschweren wolle und dass er sie unmöglich fand - d.h. derjenige hat das auch ganz schön krass formuliert.

Ich bin mir recht sicher, dass die Kritik an meiner Kollegin nicht gerechtfertigt ist. Sie macht ihre Sache eigentlich gut und wirkt auf mich auch sehr kompetent. Aber es ist schon schön zu wissen, dass man nicht der einzige ist, der kritisiert wird und dass es auch mal andere trifft. Das ist irgendwie ein beruhigendes Gefühl, dass andere auch nicht perfekt sind und ich würde fast sagen, ich habe mich gefreut, die negative Kritik über meine Kollegin zu lesen, weil mich das irgendwie entlastet hat.

Könnt ihr nachvollziehen, dass man froh ist, auch mal was Schlechtes über andere zu lesen? oder sind das Gedanken, die man nicht haben sollte?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 29.06.2014, 00:17, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Schadenfreude ist bestimmt nicht das moralisch hochwertigste aller Gefühle, aber du bist bestimmt nicht die Einzige, die sich ab und zu mal zufrieden die Hände reibt, wenn andere auf die Nase fallen. Ich halte es schon für relativ viel verlangt, zu erwarten, dass man manche Gedanken oder Gefühle einfach nicht haben "sollte". Natürlich bemühen sich die meisten Menschen um einen halbwegs anständigen Charakter, aber völlig frei von Neid, Schadenfreude, Eitelkeit oder sonstigen Schwächen ist sowieso niemand.

Meiner Meinung nach sind Gedanken und Gefühle prinzipiell von Vornherein weder gut noch schlecht. Sie sind eben da, oft vergehen sie auch schnell wieder, und es hängt vom Einzelnen ab, wie er oder sie damit umgeht. Ein kleines schadenfrohes Grinsen, diskret abgehandelt, schadet erst mal niemandem. Anders würde es aussehen, wenn du die Kollegin in irgendeiner Form anschwärzen oder vor versammelter Mannschaft darauf ansprechen würdest, was sie da schon wieder vergeigt hat. So ein Vorgehen halte ich für verwerflich, der Gedanke allein macht noch keinen großen Unterschied.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich finde auch, dass diese Gedanken ganz normal sind. Wer will schon ganz alleine auf der Verliererseite stehen. Wenn es alle anderen hinbekommen, ist der eigene Fehler nur umso größer. Wenn aber auch andere mal versagen, bedeutet es, dass es eben leicht möglich ist, zu versagen und es nicht nur an einem selbst lag. Also natürlich ist es erleichternd, wenn andere auch Fehler machen.

Es kommt nur wirklich darauf an, wie man mit diesen Gefühlen umgeht. Die Schadenfreude wirklich auszuleben, wäre daneben. Das hätte man sich selber ja auch nicht gewünscht, als man den Fehler beging. Man kann aber doch die eigene Erfahrung nutzen, um der Kollegin ein paar tröstende Worte zu sagen. Damit lindert man dann auch sein schlechtes Gewissen wegen der Erleichterung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Irgendwie kann ich deine Beweggründe schon verstehen, warum du dich über die schlechte Kritik gefreut hast, die deine Kollegin von einem Seminarteilnehmer bekommen hat. Es ist schon klar, dass es angenehm ist, wenn man nicht die einzige Person ist, die von den Teilnehmern schlecht bewertet wird. Aber wirkliche Freude könnte ich dann nicht empfinden, wenn eine Kollegin dermaßen schlecht bewertet wird. Ich möchte in meinem Betrieb ja auch, dass die Kunden zufrieden sind und das eben nicht nur mit mir, sondern auch mit meinen Kollegen. Wenn ein Kunde dann einen Kollegen anmeckert, dann freue ich mich auch nicht darüber, dass es nicht nur mich, sondern auch den Kollegen trifft.

Wenn so etwas passiert, dann habe ich eher Mitleid mit meinem Kollegen oder meiner Kollegin. Und so würde es mir in dem beschriebenen Fall auch gehen. Vor allem dann, wenn du meinst, dass die Kritik so nicht gerechtfertigt ist, dann verstehe ich nicht so wirklich, dass du froh darüber warst, das zu lesen. Sicher bedeutet es, dass du nicht die einzige Person ist, die schlechte Bewertungen von den Teilnehmern bekommt. Aber es bedeutet doch auch, dass deine Kollegin nun Probleme bekommt, die sie deiner Meinung nach doch nicht verdient, wenn ich es richtig verstanden habe.

Außerdem sehe ich es auch nicht so, dass die negative Kritik über deine Kollegin dich in irgendeiner Weise entlastet hätte. Jeder ist doch für sein Seminar selber verantwortlich und Kritik an einer anderen Person hat doch mit der Kritik an der eigenen Person nichts zu tun. Darum ist auch eine Entlastung nicht möglich. Das wird auch der Chef sicher so sehen und jeden Fall einzeln prüfen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn deine Seminare kritisiert wurden und du nun wesentlich besser ankommst nachdem du deine Seminare umgestellt hast war die Kritik ja anscheinend berechtigt. Deine Kollegin wurde nun aber auf eine Weise kritisiert, die deiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist, also kann man deinen Fall nicht mit ihrem vergleichen.

Wenn ihr beide ungerechtfertigt kritisiert worden wärt könnte ich es schon verstehen, wenn du eine gewisse Erleichterung empfinden würdest. Freuen könnte ich mich sicher nicht über die unberechtigte, negative Kritik an einer Kollegin, aber ich würde mich sicher besser fühlen wenn ich wissen würde, dass ich nicht das einzige Opfer von unberechtigter Kritik wäre.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich könnte mich nicht freuen, wenn eine Kollegin, wie du selber schreibst, ungerechtfertigt kritisiert wird. Ich denke, dass ich da eher traurig drüber wäre und hätte dann schon ein komisches Gefühl, dass ich das nächste Mal auch ungerechtfertigt kritisiert werde. Denn die Kritik an deiner Arbeit hat ja geholfen, dass du es nun besser machst. Also war diese Kritik ja alles andere als ungerechtfertigt.

Du hattest zwar damals auch das Gefühl, dass es ungerechtfertigter Weise gewesen ist, aber da du es jetzt anders machst und nicht mehr negativ kritisiert wirst, ist es ja klar doch gerechtfertigt gewesen. Schadenfreude finde ich schon deswegen sehr unangebracht und so kann man sich keine Freunde machen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Wieso sollte man solche Gedanken nicht haben dürfen. Ich finde es nun nicht schlimm, wenn du dich daran erfreust zu sehen, dass du nicht nur alleine Fehler machst, sondern dass es auch Kollegen in deinem Umfeld gibt, die nicht Perfekt sind und auch Fehler machen. Natürlich ist es doof, wenn man kritisiert wird und man sich so fühlt, als, wenn man alles schlecht macht und desgleichen. In solchen Situationen ist es doch gut, wenn man nicht alleine mit diesem Problem dasteht, sondern eine Kollegin dasselbe Problem hat. So sieht man zumindest, dass man nicht alles falsch macht und die anderen alles richtig machen.

Wenn du aber deiner Kollegin zeigst, dass du dich darüber freust, dass sie dasselbe Problem hat, wie du. Dann wäre es meiner Meinung nach nicht mehr in Ordnung. Es ist eine Sache, wenn du dich darüber erfreust, aber eine andere Sache, wenn du ihr die Schadenfreude auch noch zeigst. Sicherlich wäre es gut, wenn du deiner Kollegin ein paar Tipps und aufmunternde Worte spenden kannst, da du aus Erfahrung sicherlich etwas erzählen kannst und ihr helfen kannst, mit dem Problem umzugehen. Das wäre sicherlich besser.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



kai0409 hat geschrieben:Wieso sollte man solche Gedanken nicht haben dürfen. Ich finde es nun nicht schlimm, wenn du dich daran erfreust zu sehen, dass du nicht nur alleine Fehler machst, sondern dass es auch Kollegen in deinem Umfeld gibt, die nicht Perfekt sind und auch Fehler machen. Natürlich ist es doof, wenn man kritisiert wird und man sich so fühlt, als, wenn man alles schlecht macht und desgleichen. In solchen Situationen ist es doch gut, wenn man nicht alleine mit diesem Problem dasteht, sondern eine Kollegin dasselbe Problem hat. So sieht man zumindest, dass man nicht alles falsch macht und die anderen alles richtig machen.

Zitronengras schreibt doch selber, dass die Kollegin zu Unrecht negativ kritisiert wurde und sie nach ihrer Kritik einiges geändert hat und dass es nun besser ist. Das zeigt doch nur, dass sie auch die Kritik verdient hat und die Kollegin eben zu Unrecht kritisiert wurde und das ist kein Grund zur Schadenfreude.

kai0409 hat geschrieben:Wenn du aber deiner Kollegin zeigst, dass du dich darüber freust, dass sie dasselbe Problem hat, wie du. Dann wäre es meiner Meinung nach nicht mehr in Ordnung. Es ist eine Sache, wenn du dich darüber erfreust, aber eine andere Sache, wenn du ihr die Schadenfreude auch noch zeigst. Sicherlich wäre es gut, wenn du deiner Kollegin ein paar Tipps und aufmunternde Worte spenden kannst, da du aus Erfahrung sicherlich etwas erzählen kannst und ihr helfen kannst, mit dem Problem umzugehen. Das wäre sicherlich besser.

Wie "Falsch" ist das denn? Man freut sich über die Kritik und geht dann noch hin und bedauert die Person und gibt ihr Tipps? Dann kann man ja gleich Tipps geben, die, wenn sie diese umsetzt wieder zur Kritik führen. Entweder man freut sich drüber und geht dann der Person aus dem Weg oder man bedauert sie und meint es auch ernst. Aber sich freuen und ins Gesicht dann Scheißfreundlich sein ist für mich wirklich das Letzte und solche Leute, die derartig falsch rüberkommen können mir persönlich gestohlen bleiben. Solche Leute braucht keiner.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Zitronengras schreibt doch selber, dass die Kollegin zu Unrecht negativ kritisiert wurde und sie nach ihrer Kritik einiges geändert hat und dass es nun besser ist. Das zeigt doch nur, dass sie auch die Kritik verdient hat und die Kollegin eben zu Unrecht kritisiert wurde und das ist kein Grund zur Schadenfreude.

Ich finde auch, dass ich zuvor zur Unrecht kritisiert wurde und dass die Leute Dinge angemerkt haben, die eigentlich nur übertriebene Ansprüche wiederspiegeln und nicht wirklich gravierend waren, aber von einigen sehr aufgebauscht wurden. Wenn es diesen Evaluations-Fragebogen nicht geben würde, dann hätte es gar keiner gemerkt, dass sich manche an gewissen Dingen gestört haben. Das, was ich nun anderes mache, gefällt mir teilweise selber nicht und bedeutet manchmal für mich einen großen Aufwand, den ich lieber nicht hätte. Manchen Teilnehmern hat auch einfach meine Art oder mein Handeln generell nicht gefallen. D.h. die haben nicht das Seminar, sondern eher meine Persönlichkeit kritisiert und nun verstelle ich mich eben so, dass ich alles so mache, wie es erwünscht ist. Aber das mache ich nur gezwungenermaßen und gar nicht gerne.

Wie "Falsch" ist das denn? Man freut sich über die Kritik und geht dann noch hin und bedauert die Person und gibt ihr Tipps? Dann kann man ja gleich Tipps geben, die, wenn sie diese umsetzt wieder zur Kritik führen. Entweder man freut sich drüber und geht dann der Person aus dem Weg oder man bedauert sie und meint es auch ernst. Aber sich freuen und ins Gesicht dann Scheißfreundlich sein ist für mich wirklich das Letzte und solche Leute, die derartig falsch rüberkommen können mir persönlich gestohlen bleiben. Solche Leute braucht keiner.

Nein, ich gebe niemandem Tipps. Sie weiß gar nicht, dass ich diese Fragebögen gelesen habe und weiß somit ach nicht, dass ich Kenntnis davon habe, wie sie bewertet wurde. Das sage ich ihr auch nicht. Ich habe mich einfach nur im Stillen darüber gefreut, dass ausgerechnet die Person, die mich überwacht hat und mich kontrolliert hat, nun selber mal merkt, wie es ist, kritisiert zu werden und das auch sehr ausgiebig und mit harschen Worten. Es ist schön, zu wissen, dass nicht nur ich Zielscheibe der Kritik war, sondern dass es auch mal andere trifft. Ich muss deswegen weder jemanden bedauern, noch jemandem aus dem Weg gehen, denn wir haben kaum etwas miteinander zu tun. Wir arbeiten einfach nur zusammen im gleichen Unternehmen, mehr nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es ist nicht verwerflich wenn du dich durch die Negativkritik deiner Kollegin, besser gefühlt hast. Immerhin stehst du mit einer schlechte Kritik unter Strom und du fühlst dich als wenn nur du auf der ganzen Welt jetzt gerade in der Situation bist. Wenn es dann jemand anderen Trifft ist man automatisch beruhigter, du weist zwar das auch andere in der Situation sind. Aber wenn eine Kritik über dich gerade frisch da ist, nimmst du dir das bestimmt zu Herzen.

Ich reagiere genauso wie du, wenn es über mich eine Beschwerde gibt dann nehme ich mir das auch sehr zu Herzen. Und bin auch dann wirklich schlecht drauf, weil ich dann denke das nur ich alles falsch mache. Höre ich dann des es eine andere Kollegin getroffen hat, beruhigt mich das in wenig und ich kann das zum Teil von mir wegschieben.

Bedenke eine Kritik ist immer ärgerlich, aber auch immer nicht objektiv. Denn das was eine Person stört, das finden andere genau perfekt. Nur wenn ein Punkt öfter zur Sprache kommt, solltest du diesen umgestalten. Also von daher verhälts du dich genau richtig, und diese Art der befreienden Freunde ist für uns alle wichtig. Das heißt nicht dass man einen schlechten Charakter hat.

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» 19kitty90 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 2,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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