Klage von Todeskandidaten in Oklahoma gegen Giftspritze

vom 26.06.2014, 16:18 Uhr

Immer gibt es noch so viele Staaten, die darauf bestehen, die Todesstrafe anzuwenden. Außer in Amerika sind es Staaten in Afrika und Asien. Vor wenigen Stunden ist in Japan der Mörder einer Frau und zwei Kindern durch den Strang hingerichtet worden. Quelle Er hatte also drei Menschen das Leben genommen und es ist eigentlich gerecht, wenn nun er sterben musste. Obwohl ich ja nicht für die Todesstrafe bin, kommt es mir schon gerecht vor.

Die Todeskandidaten in Japan erfahren erst Minuten vor ihrer Hinrichtung, dass nun das Ende naht. Oft leben sie jahrelang in Einzelzellen und müssen praktisch jede Minute damit rechnen, dass sie nun hingerichtet werden. Diese Ungewissheit, dass sie jede Minute mit der Hinrichtung rechnen müssen, treibt viele von ihnen in den Wahnsinn. Ich finde das sehr grausam. Aber ich nehme an, dass es mit Absicht gemacht wird. Allerdings wundert es mich, dass sich Japan als hochindustrialisiertes Land für die Todesstrafe ausspricht und diese auch noch ausführt.

In Oklahoma ist nun etwas passiert, was mich wundert, dass das möglich ist. Die auf ihre Hinrichtung wartenden Todeskandidaten klagen gegen eine Giftspritze. 21 Todeskandidaten haben Klage bei der Strafvollzugsbehörde eingereicht. Sie fürchten einen qualvollen Tod. Passiert war Folgendes: Vor zwei Monaten wurde einem Häftling die Giftspritze nicht richtig gesetzt. Der Mann hatte einen Todeskampf von 43 Minuten und wand sich vor Schmerzen. Ein Herzinfarkt erlöste ihn von den qualvollen Schmerzen. Ich weiß nicht, weshalb dieser Mensch zum Tode verurteilt wurde, aber vielleicht musste er die Qualen erdulden, die er anderen zugefügt hatte. Nun fürchten die anderen Todeskandidaten, dass es ihnen ebenso ergehen könnte. Die Hinrichtungen wurden ausgesetzt bis zum 13, November 2014. Inzwischen gibt es Diskussionen über das Für und Wider der Todesstrafe.

Wie empfindet ihr eine Klage der Todeskandidaten gegen die Giftspritze, die sie aus Angst vor Schmerzen eingereicht haben? Muss man diese Empfindungen verstehen können mit dem Hintergrund der Taten, die sie anderen Menschen angetan haben? Diese Angst und Furcht haben sie ihren Opfern nicht zugestanden, erwarten aber nun für sich selbst Verständnis, ist das richtig?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Todesstrafe sinnlos finde, meine ich mal einen Bericht gesehen zu haben, dass man durchaus noch die Wahl hat sich erschießen zu lassen. Man müsste diese Spritze also nicht wählen und die sichere Variante nehmen. Ob das aber noch aktuell ist weiß ich nicht. Ich finde, dass man nun durchaus Bedenken äußern kann, aber was soll sich ändern? Man muss doch diese Spritze nehmen und das muss auch jemand ausführen, man muss also darauf hoffen, dass derjenige das auch kann. Gezielte Schulungen würden also Sinn machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das ist allgemein ein sehr sehr schwieriges Thema, bei dem die Meinungen über Einzelheiten und Strafen weit auseinander gehen.

Es gibt Sachen, die sind wirklich sehr schlimm, wie Vergewaltigung, schwere Körperverletzung und Mord. Bei allem anderen bin ich schon mal grundsätzlich gegen die Todesstrafe. Wegen Drogendelikten oder Ähnlichem jemanden zu töten halte ich absolut nicht für korrekt und denke, da kann man genug andere Strafen in Erwägung ziehen.

Bei den Taten, die ich als wirklich schlimm genannt habe, kann man recht zwiegespalten sehen. Erstmal muss überhaupt hundertprozentig erwiesen sein, dass der Verdächtige schuldig ist, denn einen Tod kann man ja keinesfalls mehr rückgängig machen. Dann denke ich auch, dass es zwar wirklich grausam war, aber die Personen trotzdem Reue zeigen und sich wirklich verändern können. Man sollte die Menschen wirklich einsperren und eventuell auch zeigen, wie schlimm das Leben sein kann. Aber wenn sich ein Mensch ernsthaft geändert hat soll er leben dürfen.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Taten eines Straftäters lassen sich doch gar nicht mit staatlichen angeordnetem Mord vergleichen. Ja, sie habe andere Menschen verletzt und ermordet. Aber das gibt niemandem das Recht, eine Versammlung abzuhalten und deren Mord anzuordnen. Also ich bin ganz klar gegen die Todesstrafe. Ohne in irgendeiner Weise zwiegespalten zu sein.

Auch ein Mörder verliert nicht seine Rechte. Weder vor Gericht noch im Gefängnis. Und das ist die einzig sinnvolle Vorgehensweise für einen Rechtsstaat. Sonst wären wir wieder im Mittelalter. Daher bin ich voll und ganz dafür, dass sie gegen die Unzulänglichkeiten des Giftmittels klagen dürfen.

Jemand staatlich angeordnet das Leben zu nehmen, ist schon schlimm und unsinnig genug. Dass derjenige dabei noch eine knappe Stunde unsägliche Qualen erleidet, ist nicht tragbar. Es ist vollkommen egal, was er getan hat und wofür er die Todesstrafe bekommen hat, der Staat macht sich selbst zum Mörder durch das Ausüben der Todesstrafe. Und bringen tut es niemandem etwas.

Den Angehörigen kann es doch kein Trost sein, so einem Kampf zuzusehen. Das bringt ihre Lieben nicht zurück, sondern beschert ihnen nur ein weiteres traumatisches Erlebnis. Und der Strafvollzugsbeamte oder Arzt, der die Todesspritze gibt oder nur im gleichen Raum ist, tut mir unendlich leid, dass von ihm verlangt wird, diese Schuld auf sich zu laden. Wie kann man damit leben, so einem Todeskampf tatenlos zuzusehen und es sogar verursacht zu haben?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Die Taten eines Straftäters lassen sich doch gar nicht mit staatlichen angeordnetem Mord vergleichen. Ja, sie habe andere Menschen verletzt und ermordet. Aber das gibt niemandem das Recht, eine Versammlung abzuhalten und deren Mord anzuordnen. Also ich bin ganz klar gegen die Todesstrafe. Ohne in irgendeiner Weise zwiegespalten zu sein.

Das sehe ich ganz genauso und die Aussage, dass man ja eigentlich gegen die Todesstrafe sei, aber es dann doch irgendwie gerecht findet, wenn jemand ermordet wird oder vorher noch richtig schön leidet, findet ich ziemlich paradox. Mit der Todesstrafe werden niedere menschliche Instinkte, der Wunsch nach Rache, bedient, und als zivilisierte Gesellschaft sollten wir da eigentlich drüber stehen.

Es ist unmenschlich jemandem das Recht zu Leben abzusprechen und noch unmenschlicher ist es das auf brutale Weise zu tun. Dabei ist es völlig egal, was für vermeintliche Straftaten der Mensch, der da ermordet werden soll, begangen hat, wenn man an ihm Rache übt stellt man sich auf eine Stufe mit ihm. Und ja, ich sage bewusst "vermeintliche Straftaten", denn die Fehlerquote in den USA ist erschreckend hoch.

Und du fragst jetzt nicht ernsthaft, ob man es verstehen muss, wenn jemand Angst vor Schmerzen und einem langen Todeskampf hat, oder? Hättest du davor denn keine Angst oder denkst du, dass jemand davor keine Angst mehr hat, nur weil er zum Tode verurteilt wurde?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Bienenkönigin, du fragst, wie man damit leben kann, den langen Todeskampf verursacht zu haben. Es muss schlimm sein, für den Arzt – falls es einer war. Glaubst du, dass bei den von der Ärztekammer überprüften Arztfehlern, die tödlich ausgingen, sich der Verursacher auch solche Gedanken macht? Ich glaube nicht, dass alle dazu fähig sind. Sonst würden sie sich wenigsten bei den Angehörigen entschuldigen und ihnen ein paar nette Worte sagen. Wenn das passiert wäre, hätte ich das gelesen. In dem Fall einer Nachbarin hat der Arzt sich nicht entschuldigt.

Cloudy24, ich habe nicht geschrieben, dass ich es gerecht finde, wenn jemand ermordet wird und vorher noch leiden muss. Wenn ich geschrieben habe: „ ...vielleicht musste er die Qualen erdulden, die er anderen zugefügt hatte.“ meinte ich damit nicht, dass ich ihm das gewünscht habe. Vielmehr sollte das vom Schicksal eine Strafe sein, weil es eben so passierte. Meine Absicht mit der Frage war, die Angst des Todeskandidaten vor der Giftspritze der Angst seines Opfers vor ihm gegenüber zu stellen. Aber da ist mir schon oft aufgefallen, dass die Sympathie auf Seiten der Mörder liegt. Da bist du keine Ausnahme. Ich denke, dass ich mit den mir angedichteten niedrigen Instinkten schon klar kommen werde.

Ramones, ich bin da überfragt, ob ein Todeskandidat überhaupt wählen darf, wie er hingerichtet werden will. Das ist in den einzelnen Staaten verschieden, wie sie die Todeskadidaten hinrichten. Anfangs schrieb ich von Japan, wo durch den Strang getötet wird. In Amerika wird gerne die Giftspritze genommen. Aber ich hoffe, dass es normal nicht passiert, dass der Todeskampf so lange dauert. Vielleicht hat es jemand das erste Mal gemacht. Ich weiß es nicht.

Crazycris1, ich gehe eigentlich davon aus, dass ein zum Tode Verurteilter auch zu Recht verurteilt wurde. Natürlich hoffe ich das auch für den in Oklahoma Hingerichteten. Denn wenn jemand sein Leben verliert aufgrund eines Fehlurteils, das ist furchtbar.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cid hat geschrieben:Bienenkönigin, du fragst, wie man damit leben kann, den langen Todeskampf verursacht zu haben. Es muss schlimm sein, für den Arzt – falls es einer war. Glaubst du, dass bei den von der Ärztekammer überprüften Arztfehlern, die tödlich ausgingen, sich der Verursacher auch solche Gedanken macht? Ich glaube nicht, dass alle dazu fähig sind. Sonst würden sie sich wenigsten bei den Angehörigen entschuldigen und ihnen ein paar nette Worte sagen. Wenn das passiert wäre, hätte ich das gelesen. In dem Fall einer Nachbarin hat der Arzt sich nicht entschuldigt.

Man muss sich als Arzt eine gewissen Distanz bewahren. Aber ich denke schon, dass die meisten sehr darunter leiden, wenn sie Leid verursacht haben. Immerhin sind sie Ärzte geworden, um Leben zu retten. Eine Entschuldigung ist nicht so einfach. Meist dürfen sie diese nicht äußern, weil sie als Schuldeingeständnis gilt und es rechtliche Folgen hätte.

Ramones, ich bin da überfragt, ob ein Todeskandidat überhaupt wählen darf, wie er hingerichtet werden will.

Die meisten Staaten bevorzugen mittlerweile die Giftspritze. Aber in einigen Staaten können die zum Tode Verurteilten auch die Gaskammer oder noch häufiger den elektrischen Stuhl wählen. In Washington sogar noch das Hängen.

Aber da ist mir schon oft aufgefallen, dass die Sympathie auf Seiten der Mörder liegt.

Meiner Meinung nach geht es dabei nicht um Sympathien. Ein Staat macht sich einfach schuldig, wenn er Menschen das Leben nimmt. Dieses Recht darf sich niemand rausnehmen. Der Täter hätte es nicht tun sollen, aber der Staat eben auch nicht. Damit verhindert man auch keine weiteren Straftaten. Im Gegenteil. Wenn sogar der Staat morden darf, wird Mord damit auch irgendwie legalisiert und als moralisch in Ordnung klassifiziert.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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