Als studierter Asylbewerber in Deutschland arbeiten

vom 22.06.2014, 22:05 Uhr

Herr Y. ist in Syrien geboren und hat dort sehr erfolgreich ein Studium zum Arzt abgeschlossen und hat auch diverse Facharztweiterbildungen. Er stand kurz davor, eine große Karriere als Arzt zu machen, als er aus seinem Land flüchten musste.

Nun sitzt Herr Y. in einer deutschen Asylbewerberunterkunft. Nun hat er gehört, dass die Deutschen Behörden wohl daran interessiert sind, Asylanten einen Job zu vermitteln. Er würde gerne als Arzt arbeiten, denn dazu ist er ja ausgebildet. Wie muss Herr Y. vorgehen? Hat er überhaupt eine Chance als Arzt in Deutschland tätig zu sein?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ganz grundsätzlich sollte Herr Y. beachten, dass ohne Arbeitserlaubnis ein Flüchtling weder arbeiten noch eine Ausbildung machen darf. Für Asylsuchende (aber auch "Geduldete") ist die Aufnahme einer bezahlten und sozialversicherungspflichtigen Arbeit in den ersten neun Monaten ihres Aufenthalts in der Bundesrepublik gänzlich verboten! Und das unabhängig von ihrem Beruf. Aber selbst nach diesen neun Monaten haben sie in aller Regel keine Chancen auf eine bezahlte Arbeit, weil es sogenannte "bevorrechtigte Arbeitnehmer" gibt. Dies sind dann Deutsche, EU-Ausländer oder aber anerkannte Flüchtlinge. Erst nach vier Jahren des legalen Aufenthalts (was aber schon viel ist und diese Zeit darf durch "schlechtere" Aufenthaltstitel unterbrochen worden sein) dürfen Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge arbeiten. Allerdings könnte der Arzt dann zunächst als Erntehelfer oder Hilfsarbeiter auf dem Bau tätig werden.

Die nächste echte Hürde wäre ja dann die Anerkennung der syrischen Ausbildung. Und das Problem hierbei dürfte schon sein, dass er vermutlich viele Nachweise gar nicht erbringen kann und auf die Hilfe der syrischen Behörden angewiesen sein dürfte. Und die werden einem kaum weiter helfen können. Deshalb wird der Weg, hier als Arzt anerkannt zu werden, ein eher steiniger Weg.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich weiß von dem Kollegen eines Freundes, das er fast sein gesamtes Medizinstudium in Deutschland noch mal machen musste. Und was dann angerechnet wurde war teilweise auch seine ehrenamtliche Arbeit in Deutschland und nicht mal das, was er in seiner alten Heimat studiert hatte.

Er kommt allerdings von der Elfenbeinküste und deshalb weiß ich nicht, ob man die Situation vergleichen kann, das Niveau der Ausbildung kann dort ja ganz anders sein als in Syrien. Allerdings gibt es ja immer noch genug Unstimmigkeit über die Anerkennungen von Ausbildungen innerhalb der EU, deshalb wird es für Leute, die von außerhalb der EU kommen noch deutlich schwerer sein.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Es wird für Herrn Y. sicherlich nicht leicht werden hier als Arzt zu arbeiten. Wie in den Vorpost schon genannt, ist er stark auf die Syrischen Behörden angewiesen. Herr Y. sollte sich einfach mal bei der Arbeitsagentur informieren, meist helfen die gern weiter da es hier des öfteren auch an medizinischen Personal fehlt. Das kann Herr Y. sehr viele Enttäuschungen ersparen.

Benutzeravatar

» 19kitty90 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 2,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^