Friedhof unter Wasser: Würdet ihr euch da bestatten lassen?

vom 06.06.2009, 21:11 Uhr

Mein erster Gedanke war auch der nach der Notwendigkeit, dass sich Menschen überall breit machen, wie es hier auch schon geäußert wurde. Ja, es stimmt, dass manche Gemeinden schon Probleme haben, mehr Platz für Friedhöfe zu beschaffen. Aber die Lösung kann doch nicht sein, dass wir uns den Platz einfach stehlen und Orte mit unseren Leichen verseuchen, die wir bisher geschont haben. Die Lösung für Platzmangel kann nur die sein, weniger Platz zu brauchen. Dann sollte es Pflicht sein, eingeäschert zu werden. Wobei dies hier auch ein reiner Urnenfriedhof ist. Man müsste den Leichen schon die berühmten Betonschuhe verpassen, damit sie ewig unten blieben.

Aber dann kam mir ein weiterer Gedanke. Einen Stück des Meeresbodens für einen Friedhof zu reservieren, kann dieses Stück auch schützen. Denn Ölbohrungen werden dort mit weniger Wahrscheinlichkeit durchgeführt werden. Solange das Konzept also aufgeht und der Friedhof einen geeigneten Lebensraum für Meeresbewohner darstellt, könnte man mit der Nutzung noch etwas Gutes tun.

Wenn ich mal tot bin, ist es mir vollkommen egal, wie und wo meine Leiche liegt. Ob es dort schön ist oder ruhig. Und in meiner Familie braucht niemand einen Grabstein zum Pflegen und Gedenken. Aber ich sehe darin eine letzte Möglichkeit etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Ich will sicherlich nicht, dass meine Leiche schön einbalsamiert in einem Sarg liegt, für den ein halber Baum herhalten musste. Am liebsten würde ich von Würmern und Maden zerfressen werden und so den Kreislauf schließen. Aber mit der Asche noch etwas Gutes zu tun, ist natürlich auch eine Möglichkeit. Also ab in einen Friedwald, der durch diese Nutzung hoffentlich niemals gerodet wird oder ab unters Meer.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bienenkönigin hat geschrieben:Aber die Lösung kann doch nicht sein, dass wir uns den Platz einfach stehlen und Orte mit unseren Leichen verseuchen, die wir bisher geschont haben. Die Lösung für Platzmangel kann nur die sein, weniger Platz zu brauchen. Dann sollte es Pflicht sein, eingeäschert zu werden.

So eine Pflicht wird man allerdings aus religiösen Gründen kaum überall auf der Welt umsetzen können. Es gibt Religionen, bei denen die Erdbestattung eine wichtige Angelegenheit ist.

Aber generell frage ich mich gerade, inwiefern ein toter Körper einen Ort "verseucht"? Ein Leichnam verwest so schnell weg und wird von Tieren angefressen. Und nach einigen Jahren, teilweise auch schon nach ein paar Monaten, ist sowieso nichts mehr übrig. Das, was den Platz der Bestattung "besetzt" hält, ist die Ruhezeit, für die die Angehörigen sich das Grab im Grunde als Ort zum Trauern pachten. Der Leichnam an sich ist schon viel früher hinüber.

Bienenkönigin hat geschrieben:Einen Stück des Meeresbodens für einen Friedhof zu reservieren, kann dieses Stück auch schützen. Denn Ölbohrungen werden dort mit weniger Wahrscheinlichkeit durchgeführt werden. (...) Also ab in einen Friedwald, der durch diese Nutzung hoffentlich niemals gerodet wird oder ab unters Meer.

Das trifft sicher zu, solange sich das Konzept rentiert. Es besteht allerdings die Gefahr, dass sich der Friedwald oder der Unterwasserfriedhof irgendwann nicht mehr finanziell für die Betreiber rentieren. Und dann dürften die Anlagen schnell aufgegeben und verkauft werden. So steht dann auf dem Friedwald vielleicht eine Tankstelle und auf dem Unterwasserfriedhof wird nach Öl gebohrt.

Übrigens kommt das auch bei religiösen Friedhöfen vor, dass sie planiert und "umgenutzt" werden. Aus einem evangelischen Friedhof in der Gegend, wo ich früher wohnte, hat man heute einen REWE-Supermarkt gemacht. Die Überreste der Toten liegen selbstverständlich noch immer unterhalb der Betondecke.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben:Aber generell frage ich mich gerade, inwiefern ein toter Körper einen Ort "verseucht"?

Durch die Medikamente, die der Mensch zu Lebzeiten zu sich genommen hat. In den Körpern sind auch zu viele Schwermetalle und andere Gifte, die sich über die Jahre angesammelt haben. Je nach Beschaffenheit des Bodens verwesen die Leichen auch unterschiedlich schnell. Viele Friedhöfe haben ein richtiges Problem damit, dass die armen Friedhofsgräber selbst nach 20 Jahren bei der Auflösung einer Grabstätte eine Leiche ausbuddeln, die praktisch gar nicht verwest ist.

Aber im Grunde meinte ich damit auch schon die Besetzung eines Stück Naturs für menschliche Zwecke, anstatt sie einfach Natur sein zu lassen. Das ist schon "Verseuchung" genug.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde nicht, dass das einen großen Unterschied zur Erde macht. Wenn man tot ist, ist man tot und bekommt es eh nicht mehr mit. Auch wenn über einer solchen Stelle dann etwas anderes gemacht wird, wird man das als Toter nicht mitbekommen. Es ist also wie immer nur eine Sache für die Hinterbliebenen. Selbst das finde ich sinnfrei, da man im Leben mit den Menschen gut stehen sollte. Mich könnte man auch in irgendeinen Bach entsorgen, es würde mir nichts ausmachen, ich merke das eh nicht und ich will auch nicht, dass man zu meinen Grab pilgert um von mir die Absolution zu bekommen ein toller Mensch zu sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, dass ein Grab auch immer für die Angehörigen gedacht sein sollte. So ein ruhiger Ort, an dem sie sich zurückziehen können, um für sich und auf ihre Weise zu trauern.

ich finde es aber toll, dass es in den USA und auch vielen anderen Ländern solche Möglichkeiten gibt, auch wenn viele der Alternativen manchmal etwas seltsam anmuten. In Deutschland sind die Auswahlmöglichkeiten in diesem Bereich ja sehr stark eingeschränkt. Natürlich muss das schon aus hygienischen Bedingungen genau geregelt sein, aber gerade die Aufbewahrung und Bestattung von Urnen und der Asche Verstorbener sollte auch in der Bundesrepublik mehr personalisiert werden können.

» Mia1989 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 11,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Durch die Medikamente, die der Mensch zu Lebzeiten zu sich genommen hat. In den Körpern sind auch zu viele Schwermetalle und andere Gifte, die sich über die Jahre angesammelt haben. Je nach Beschaffenheit des Bodens verwesen die Leichen auch unterschiedlich schnell. Viele Friedhöfe haben ein richtiges Problem damit, dass die armen Friedhofsgräber selbst nach 20 Jahren bei der Auflösung einer Grabstätte eine Leiche ausbuddeln, die praktisch gar nicht verwest ist.

Was die Giftstoffe betrifft, sind die aber nicht auch bei einer Kremierung noch vorhanden? Beziehungsweise ist es nicht sogar so, dass extrem verseuchte Personen gar nicht kremiert werden dürfen? Bestimmte Metallteile wie künstliche Hüftgelenke oder aber auch Herzschrittmacher müssen vor einer Kremierung beispielsweise auch entfernt werden.

Das Problem mit den Böden, in denen Tote kaum verwesen, kenne ich schon. Allerdings gibt es da meines Erachtens Möglichkeiten, bestimmte Stoffe mit in den Sarg zu geben, die diese Bedingungen wieder verändern beziehungsweise den Verwesungsvorgang wieder in einer relativ normalen Geschwindigkeit ablaufen zu lassen. Also, wenn man weiß, dass der Boden die Toten nur sehr langsam verwesen lässt, oder sogar gar nicht, dann kann man dagegen eigentlich vorgehen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Mir wäre das sehr egal weil ich das sowieso nicht mehr mitkriege. Momentan ist mir das nicht wichtig und ich denke, das würden meine Eltern entscheiden. Sie würden mich wohl auf dem örtlichen Friedhof begraben. Ich verdränge auch das Thema Tod lieber, ich bin noch jung und habe Angst davor.

Von daher lasse ich lieber andre Menschen entscheiden, wenn es doch vor meinem 60. Lebensjahr oder so passiert. Zumindest momentan beschäftige ich mich mit wichtigerem als dem Thema, schließlich holt es einen irgendwann doch noch ein. Auch die Musik, welche dann gespielt wird, wäre mir egal.

Wenn meine Eltern bzw. allgemein die Angehörigen das wollten und es ihnen was bedeutet, würde ich mich auch unter Wasser begraben lassen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass sie das wollen. Wichtig ist mir nur dass ich das dann nicht mehr mitkriege, ich denke es gibt nichts schlimmeres als lebendig begraben zu werden.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube, wenn man eine außergewöhnliche Möglichkeit sucht, um sich bestatten zu lassen, ist dies wohl eine gute Idee. Für meinen Teil würde ich mich niemals unter Wasser beerdigen lassen. Dies hat den einfachen Grund, das ich meiner Familie die Möglichkeit geben wollen würde, das sie sich mir nahe fühlen können. Durch eine normale Beerdigung auf einem Friedhof ist dies eher gegeben. Denn man weiß genau, wo der Leichnam liegt, und kann das Grab selbstständig pflegen. Ich würde mich auch niemals verbrennen lassen.
Aber ich denke so eine Bestattung unter Wasser wurde wieder nur erfunden, um daraus Profit zu schöpfen.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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