Klarname in Kommentaren von Onlinezeitungen

vom 15.06.2014, 22:22 Uhr

Im weltweiten Internet hat mittlerweile auch fast jede Zeitung eine Onlineausgabe, die für alle Internetnutzer ohne Kosten abgerufen werden können. In den meisten Fällen braucht man sich auch nicht registrieren, um die Onlineausgaben von Zeitungen lesen zu können. Die meisten Onlinezeitungen bieten außerdem noch an, dass man Zeitungsartikel kommentieren kann.

Sicherlich wird eine solche Kommentarfunktion durchaus auch mal missbraucht. Um eben berühmte Menschen zu kritisieren oder gar anzugreifen oder um die Stadtpolitik anonym ins schlechte Licht zu stellen. Denn in der Regel fühlt man sich geschützt, wenn man einfach so irgendwo irgendwas kommentieren kann. Wobei die Seitenbetreiber ja generell über die Nutzer IP generell Zugriff auf den Kommentator herstellen könnten. So ganz anonym ist man in den seltensten Fällen.

Einige Onlinezeitungen bestehen nun darauf, dass man einen Account anlegt, der in der Regel auch kostenlos ist. Man somit aber auch einen Nutzernamen hat und der Seitenbetreiber in der Regel auch eine E-Mail-Adresse hat, wenn er nicht noch mehr Angaben als Anforderung hat, wie zum Beispiel Wohnort und ähnliches.

Nun gehen einige Onlinezeitungen wohl dazu über, dass Kommentare nur noch mit Klarnamen gepostet werden können. Ich habe allerdings keine Ahnung, in wie weit das überprüft wird, beziehungsweise überprüft werden kann. Allerdings halte ich das Vorgehen so wohl für zweckdienlich, allerdings auch gelegentlich als hinderlich.

Klar denke ich, wenn man eine Meinung hat, kann man dazu auch mit seinem Namen stehen. Es kann ruhig jeder lesen was man denkt. Außerdem überlegen dann vielleicht mal mehr User, was sie schreiben. Auf der anderen Seite denke ich, man ändert ja durchaus auch seine Ansichten im Laufe der Jahre mal. Früher hat es keinen interessiert, was man vor zwanzig oder dreißig Jahren in einem handschriftlichen Leserbrief in einer Zeitung von sich gegeben hat. Aber das Internet vergisst nie. Wenn man sich heute z.B. im Teenageralter eventuell über eine bestimmte Schule am Wohnort aufregt und das eben in einem Kommentar veröffentlicht, man sich aber nach einem Studium und ein paar Jahren eben an dieser Schule bewerben möchte, kann das schon ein schlechtes Bild auf einen werfen.

Wie findet ihr es, wenn man Diskussionen zu Zeitungsartikeln nur noch mit Klarnamen verfassen kann? Sinnvoll, weil man eben eher überlegt, was man schreibt? Oder seht ihr das eher kritisch, weil das Internet nie vergisst? Welche Vor- und Nachteile hat das Verfassen von Kommentaren in Onlinezeitungen für euch? Könnt ihr vielleicht Beispiele dazu nennen?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es eher kritisch, weil ein dummer Kommentar vor Jahren kann auch heute noch viel kaputt machen. Wenn die Person seine Meinung mit der Zeit geändert hat, so steht es immer fest im Internet.

Das kann zum Beispiel bei der Jobsuche ein echtes Problem werden, wenn die Person vor Jahren einen Kommentar hinterlassen hat und dieser dem vermeintlichen neuen Arbeitgeber nicht gefällt bekommt die Person keine Chance. Da es ja leider Gang und gebe ist von den Arbeitgeber das ganze Internet nach den Bewerbern abzusuchen. Dafür gibt es in großen Firmen mittlerweile eigene Abteilungen die so vorgehen. Teilweise gehen die Chefs noch weiter und lassen die Mitarbeiten permanent überprüfen, ob einer Person was schlechtes über die Firma verbreitet oder eine unpassende Einstellung hat.

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» 19kitty90 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 2,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wer sachlich argumentiert, muss sich wohl kaum darum Gedanken machen, ob da sein realer Name steht oder irgendein Pseudonym, oder? Vielleicht wurden bei dieser Zeitung zu viele Kommentare hinterlassen, die eigentlich hätten verfolgt werden müssen. Hat man da nur einen Phantasienamen und eine Mailadresse eines Freemailers, dann wird der Aufwand entsprechend hoch, um die Person ausfindig zu machen.

Von daher kann ich es nur begrüßen, wenn man da entsprechend reagiert. Schreibt man einen normalen Leserbrief kann man ja schließlich auch nicht mit Mickey Mouse unterschreiben beziehungsweise wird so was nicht ernst genommen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich halte eine Klarnamenpflicht für bedenklich! Das Problem sehe ich darin, dass wie schon angedeutet oft auch noch nach Jahren Kommentare wiederauffindbar sind, selbst wenn diese möglicherweise nicht mehr die Ansichten des Verfassers wiederspiegeln.

Zudem müsste man sich dann eventuell nach Jahrzehnten für etwas juristisch verantworten, was damals noch rechtskonform war, in Zukunft jedoch nicht mehr. Möglicherweise sogar im Ausland, man weiß ja nicht, wie sich die internationale Rechtssprechung bzw. das Internetrecht entwickelt. Eventuell ist man irgendwann international haftbar für Internetinhalte.

Ich kann allerdings auch die andere Seite verstehen. Es ist natürlich besser, wenn man sich Gedanken machen muss, was man schreibt, weil es auf einen zurückgeführt werden kann. Nur ist das eben den Preis nicht wert, der eventuell anfallen könnte, wenn sich juristisch etwas ändern sollte.

Daher wäre wohl die Konsequenz einer Klarnamenpflicht, dass die Zahl der Leserkommentare rapide absinkt, eventuell ganz verschwindet. Inwiefern das dann für Betreiber von Medieninhalten wünschenswert ist, ist eine andere Frage. Schon heute kann man beobachten, dass beispielsweise Nachrichtenseiten deutlich an Besuchern verlieren, je mehr sie die Interaktion mit dem Leser einschränken. Eine Zeitung, die keine Kommentarfunktion anbietet, ist eben unattraktiv, und man steuert das Konkurrenzblatt an, wo man seine Meinung kundtun kann.

» Rockefeller » Beiträge: 127 » Talkpoints: 19,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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