Neigt ihr eher zum Übertreiben oder zum Untertreiben?

Ich kenne Menschen, die übertreiben, ich kenne aber auch Menschen, die untertreiben. Ihnen ist es oft gar nicht bewusst, dass sie in manchen Sachen einfach über- oder untertreiben. ist euch bewusst, wie ihr euch in manchen Situationen verhaltet und neigt ihr eher zur Übertreibung oder zur Untertreibung? Wann übertreibt ihr eher und wann untertreibt ihr eher? Wie nehmt ihr Übertreibung oder Untertreibung bei euren Mitmenschen im Umfeld wahr?

Ich kenne viele Menschen, die meiner Meinung nach übertreiben und aus jeder Mücke einen Elefanten machen. Meist artet das dann in einen Streit mit der jeweils anderen Person aus, die auch maßlos übertreibt, wodurch der Streit nur noch gemeiner wird. Diese Personen untertreiben dann aber, wenn sie beispielsweise vielleicht mal daran denken sollten, dass sie Mitschuld an diesem Streit sind.

Ich neige eher dazu, zu untertreiben. Wenn ich mich beispielsweise verletzt habe, versuche ich das, möglichst geheim zu halten und spiele es herunter, wenn es dann doch herauskommt. Auch wenn andere gemein zu mir sind, spiele ich das gern herunter, weil ich nicht möchte, dass irgendjemand denkt, es hätte mich verletzt, was er gesagt hat. Übertreiben tu ich eher selten, denke ich. Aber es gibt natürlich auch Momente, in denen ich übertreibe, weil ich es einfach viel schlimmer sehe als die Leute um mich herum.

Es kommt auf die Situation an, denn wenn ich wütend oder aufgebracht bin, dann neige ich wahrscheinlich eher dazu, zu übertreiben, eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich das mache, aber manchmal fällt es mir auch schon ein wenig auf, dass ich in gewissen Situationen übertreibe. Ansonsten untertreibe ich auch, wenn ich zum Beispiel keine Aufmerksamkeit haben möchte, also wenn ich im Klassenraum auf mein Knie fallen würde, welches dann auch sehr weh tut, dann würde ich vor allen Menschen behaupten, dass es nicht so schlimm wäre, da es mir einfach peinlich wäre.

Manchmal untertreibe ich auch, wenn eine Person zu mir zum Beispiel sagt, dass ich sehr gut zeichnen kann, denn es wäre unangenehm, wenn ich zu dieser Person sagen würde, dass sie total Recht hat und ich schon talentierter als andere Leute wäre, das klingt doch arrogant und überheblich, oder? Ansonsten bedanke ich mich meistens und freue mich, aber ich neige eher dazu, dass ich in solchen Situationen auch untertreibe, weil ich gar nicht weiß, wie ich reagieren soll.

Wenn ich mich aufrege, neige ich eher zu Übertreibungen. Ich habe festgestellt, dass ich mich schneller und leichter abreagiere, wenn ich das tue. Nach einigen Minuten Übertreibung ist alles wieder gut und ich bin wieder ruhig. Zu Untertreibungen neige ich eher, wenn ich keine Umstände machen will oder ich meine, anderen Menschen damit etwas Gutes zu tun. Meine Großtante ist beispielsweise überbesorgt und bekommt schnell ein schlechtes Gewissen. Da reicht es schon wenn sie das Gefühl hat, dass das Essen, das sie für andere gekocht hat nicht schmeckt oder wenn sie das Gefühl hat, dass sie jemanden aus Versehen geschubst hat oder so. Ich untertreibe auch dann, wenn jemand mich gezielt leiden sehen will und ich ihm aber nicht diese Genugtuung lassen will, die Wahrheit zu wissen.

Bei mir ist es eigentlich so, dass ich sowohl übertreiben, als auch untertreiben kann. Bei mir kommt das immer ganz auf die jeweilige Situation darauf an, weshalb das Verhältnis wohl ausgeglichen ist. Allerdings bleibe ich in den meisten Fällen ganz einfach bei der Wahrheit, wobei das jedoch auch nicht immer funktioniert. Gerade dann, wenn ich emotional wirklich sehr aufgebracht bin, dann geht es auch nicht anders und ich muss dann auch übertreiben, auch wenn ich in dem Moment ganz genau weiß, dass mein Verhalten nicht richtig ist.

Wenn ich wütend bin und mit jemandem streite, dann übertreibe ich ganz gerne. Immerhin nutze ich dann auch immer einige Argumente gegen die andere Person, wobei ich diese dann noch verstärken möchte. Ich habe das Gefühl, ich müsste meinen Aussagen mehr Ausdruck verleihen und sie noch glaubwürdiger machen. Das mache ich dann, indem ich übertreibe. Gerade dann, wenn ich jemandem etwas vorwerfe, dann übertreibe ich ganz gerne und ich mache es dann noch schlimmer, damit die andere Person dann endlich einsieht, wo das Problem liegt.

Manchmal neige ich aber auch dazu, zu untertreiben. Das ist gerade dann der Fall, wenn es um mich selbst geht. Ich bin beispielsweise eher schüchtern und ich kann nicht zugeben, dass ich etwas besonders gut kann. Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und ich fühle mich nicht wohl, wenn ich durch etwas auffalle. Von daher neige ich in solchen Momenten dann durchaus auch dazu, zu untertreiben und zu sagen, dass ich doch nicht so gut in etwas bin, weil ich eben auch nicht im Mittelpunkt stehen möchte.