Behandle ich meine Verlobte unbewusst schlecht?

In unregelmäßigen Abständen gibt es in jeder Beziehung und in jeder Ehe mal unbequeme Diskussionen oder halt Streit. In letzter Zeit gibt es auch bei mir und meiner Verlobten Streit, was möglicherweise teilweise auch mit dem ganzen Vorbereitungsstress zu tun hat und es für meine Verlobte so rüberkommt, als hätte ich die Ruhe weg und als würde es mich nicht besonders interessieren. Natürlich sind diese Vermutungen absoluter Quatsch und ich habe meiner Verlobten auch mehrmals erklärt warum ich in gewissen Situationen sehr ruhig bleibe.

Leider ist es in letzter Zeit so, dass wenn ich am Computer oder Laptop bin und ein wenig spiele, ich sie scheinbar unbewusst schlecht behandel, sagt sie mir zumindest. Wir haben ein sehr intensives Gespräch geführt und sie erzählte mir, dass ich sobald ich am Computer oder Laptop sitze und spiele, eigentlich völlig abwesend bin. Scheinbar gebe ich ihr dann auch immer sehr beiläufige, patzige oder angenervte Antworten. Ich habe das die letzten Wochen alles nicht wirklich ernst genommen und schalte bei diesen Gesprächen immer sofort in eine Schutzhaltung um. Nun ist mir aber selbst aufgefallen, dass ich beim Spielen sehr angespannt und sogar richtig wütend werde sobald sich eine Niederlage anbahnt.

Tatsächlich ist es so, dass sich meine Laune von gut auf schlecht binnen weniger Augenblicke zu ändern scheint. Ich weiß mittlerweile auch, dass ich diese Laune dann natürlich auch in meinen Antworten oder Kommentaren auslasse und diese bekommt dann in der Regel natürlich meine Verlobte zu spüren. Um dem entgegen zu wirken habe ich meine Spielzeit nun ein wenig angepasst und wechsel entweder das Spiel sobald sich meine Laune verschlechtert oder ich schalte das Gerät erst einmal aus.

Bin ich da nun ein Einzelfall oder gibt es viele Menschen die ähnliche Stimmungsschwankungen am Computer haben? Nehme ich die Spiele möglicherweise zu ernst und reagiere bei einer Niederlage, einem Misserfolg oder ein Nichtvorankommen zu heftig? Habt ihr möglicherweise Tipps wie ich das noch besser in den Griff bekommen kann oder habt sogar irgendwelche persönlichen Erfahrungen damit gemacht?

Horkrux hat geschrieben:Habt ihr möglicherweise Tipps wie ich das noch besser in den Griff bekommen kann

Ich kenne das sehr gut von meiner Zockerzeit. Schon als Kind habe ich diverse schwierige Spiele wie Super Mario oder Zelda gespielt. Wenn dann jemand mit mir gesprochen hat, bin ich wütend geworden, weil ich mich ja auf das Spiel konzentrieren sollte und nicht gestört werden wollte. Ich gab dann auch denjenigen die Schuld, die mit mir geredet hatten, wenn ich wieder von Neuem beginnen konnte, weil ich einen Fehler gemacht hatte.

und auch heute werde ich putzverrückt, wenn ich etwas am Computer mache und dann dabei gestört werde. Ich kann mich dabei nicht mehr gescheit konzentrieren, vergesse, was ich hier bei Talkteria schreiben wollte oder erreiche mein Ziel beim Spiel nicht. Da werde ich auch sauer. Ich glaube, das hängt mit dem Suchtfaktor zusammen. Wenn man nach einem Spiel oder einer Aktivität am Computer süchtig ist, würde man sich am liebsten nur noch mit ebendieser Beschäftigung beschäftigen.

Ich kenne das in abgeschwächter Form. Wenn ich vor dem Rechner sitze, lese ich gerade etwas oder ich sehe mir eine Serie an. Wenn mein Mann mir dann etwas sagt, bin ich halt abgelenkt. Ich kann dann nicht sofort meine Augen vom Bildschirm abwenden und meine Ohren dem verschließen, was da Geräusche macht. Oft ist es so, dass ich meinem Mann dann zwar antworte, aber kurz danach gar nicht mehr weiß, worum es ging.

Das ist, denke ich, normal. Ich bin halt nicht multi-tasking-fähig. Aber das hat noch nie zum Streit geführt zwischen uns. Eher zu so Scherzen, dass er mir dann irgendeinen irrsinnigen Quatsch erzählt ("Ich wurde von Außerirdischen entführt" oder so etwas) und ich nur mit "Ja" antworte. Er muss einfach einen Moment warten, bis ich die Serie auf Pause gemacht habe oder mich ihm wirklich zuwende. Dann höre ich auch zu. Jeder hat eben so seine kleinen Macken. Man muss nur lernen, damit umzugehen.

Dass du deine Freundin dann anmotzt, ist aber schon ein bisschen heftig. Dass du überhaupt so viel Wut aufbaust, während eines Computerspiels, finde ich etwas bedenklich. Es ist doch nur ein Spiel und wenn alles glatt laufen würde, wäre es doch auch langweilig. Dass sollte aber nicht deine realen Gefühle beeinflussen.

Ansonsten muss ich derpunkt Recht geben. Es hängt von der Dauer ab, die du täglich oder wöchentlich mit dem Computerspielen verbringst. Ist es wenig, sollte deine Freundin dir die Zeit einfach gönnen und danach mit dir reden. Bist du aber stundenlang weggetreten, sobald du mal angefangen hast zu spielen, ist es bisschen viel verlangt, wenn sie dann stundenlang warten muss.

Ich denke aber, dass du da schon auf dem richtigen Weg bist. Du hast deine Spielzeit verkürzt. Schaut einfach mal, wie das so läuft. Wenn es nicht reicht, musst du eben noch ein bisschen mehr kürzen. Das ist doch auch unabhängig von deinem Verhalten ihr gegenüber keine schlechte Idee. Du scheinst dich ja schon ziemlich reinzusteigern. Nach Entspannung klingt es jedenfalls nicht. Daher würde es dir vielleicht gut tun, das Spielen eine Weile ganz zu lassen.

Ich halte dein Verhalten für völlig normal und typisch menschlich. Ich kenne das auch von mir selbst, wenn ich intensiv mit einer Tätigkeit beschäftigt bin oder noch extremer, wenn ich an einer Problemlösung arbeite. Wenn man dann angesprochen wird, dann ist das einfach störend, man ist nicht voll bei der Sache und reagiert zumindest kurz ab und einsilbig, weil es schwierig ist, seine Konzentration zu verteilen.

Ich denke daher, dass es dein gutes Recht ist abwesend zu sein und auch, dass deine Freundin dich dann vielleicht einfach in Ruhe lassen sollte, solange das Zocken nicht überhand nimmt. Ich denke, sonst geratet ihr in einen Teufelskreis. Versuche doch deine Zockzeiten so zu legen, wenn sie gerade mit einer TV-Serie beschäftigt ist oder so.

Das ist wirklich nicht schön, wenn du es an deiner Verlobten auslässt. Eine Niederlage in einen Spiel scheinen Männer ja ernst zu nehmen und versuchen es dann auszugleichen, indem sie ihren Frust an eine x-beliebige Person abwälzen. Dies muss es aber nicht unbedingt sein. Ich habe ja in einem Thema geschrieben, dass mein Freund auch abwesend ist. Dies liegt aber viel mehr daran, dass er konzentriert ist.

Dann verengt sich seine Stirn und er antwortet manchmal etwas zu scharf oder zu kurz. Es ist deswegen sehr schön, dass du selbst diese Beobachtung an dir gemacht hast, mit deiner Verlobten geredet hast und ein Verhalten abgesprochen hast, indem du das patzige Antworten ablegen kannst. Schon bald sollte sich eine Verbesserung zeigen und es sollte nicht mehr so stark zu Streitigkeiten kommen.