Fristlose Kündigung, weil man einen Kollegen beklaut hat
Mein Freund arbeitet in einer sehr offenen, freundlichen Firma. Er ist mit dem stellvertretenden Teamleiter und einigen Kollegen sogar richtig gut befreundet und verbringt mit ihnen seine Freizeit. Die befreundeten Kollegen sitzen auch mit ihm in einer Reihe im Großraumbüro und er hätte nie gedacht, dass er einem von ihnen nicht trauen kann.
Am Mittwoch ruft er mich plötzlich an und erzählt mir, dass er am Arbeitsplatz beklaut wurde. Er war in seiner Pause und kam zurück zu seinem Platz. Um kurz zu checken, was er sich in seiner Mittagspause für Essen leisten kann, schaute er in sein Portemonnaie und siehe da, seine sieben Euro Haushaltsgeld für diese Woche waren verschwunden.
Niemand hatte jemanden an seinem Platz gesehen, weshalb niemand beschuldigt werden konnte und für sieben Euro wollte er jetzt auch nicht zur Polzei gehen. Schon mal dazu gesagt, ich will nicht wissen, das man deswegen zur Polizei gehen sollte, da der Betrag ja egal ist und so.
Am nächsten Tag sitzt er wieder an seinem Platz und ist gerade mit seiner Arbeit beschäftigt, da muss die Kollegin, die neben ihm sitzt, ihren Platz räumen, während sie heult wie ein Schlosshund. Er schaut sie und seinen Teamleiter an und fragt verwirrt, was das soll. Daraufhin antwortet sie, dass sie ihn beklaut hat, da ihr Freund ihr Geld für Videospiele verprasst hat und sie Geld zum Essen brauchte. Sie hat es dem Teamleiter gestanden, der sie fristlos entlassen hat.
Nun habe ich Fragen dazu. Erste Frage: Mein Freund ist nicht wütend auf seine Kollegin, er hat einfach 'ihre Existenz aberkannt' was bedeutet, dass sie einfach Tod für ihn ist. Findet ihr dieses Verhalten normal?
Zweite Frage: Findet ihr die Reaktion des Teamleiters berechtigt oder ist es übertrieben, sie wegen sieben Euro zu feuern?
Zur ersten Frage: Wütend wäre ich nicht, sondern ich würde den Dieb auch eher verachten und daher nichts mit ihm zu tun haben wollen.
Zur zweiten Frage: Ja, ich finde die fristlose Kündigung gerechtfertigt. Vielleicht könnte man anders entscheiden, wenn es eine sehr langjährige Kollegin ist, die sich nie etwas hat zu Schulden kommen lassen und den Diebstahl aus einer Notsituation heraus begangen hat - wobei ich mir eine solche Notsituation eigentlich nicht vorstellen kann.
Ich verstehe es schon, dass dein Freund nicht wütend auf die Kollegin ist, sondern einfach nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. Aber dass er für sich direkt ihre Existenz aberkennt, das finde ich dann doch übertrieben. Es ist nun einmal passiert und das kann nicht geändert werden. Eine fristlose Kündigung finde ich in dem Fall nicht übertrieben. Sicher geht es "nur" um sieben Euro, aber ein Diebstahl ist ein großer Vertrauensbruch und das würde das Arbeitsklima sicher sehr belasten, wenn alle Bescheid wüssten, sie aber weiterhin dort arbeitet.
Ich finde, dass man sich in einer Firma auch immer vertrauen muss. Man muss sich aufeinander verlassen können, bei Menschen, die ihre Kollegen nicht fragen sondern einfach klauen, kann man durchaus auch eine Kündigung aussprechen und ich finde das auch absolut gerechtfertigt. Die Kollegen kamen in dem Fall ja sehr gut miteinander klar und da hätte man auch einfach fragen können, wegen den paar Euro. Wenn man ihr nicht trauen kann und da ändert ein Geständnis nichts, dann ist die Kündigung eine normale Sache.
iggiz18 hat geschrieben:Mein Freund ist nicht wütend auf seine Kollegin, er hat einfach 'ihre Existenz aberkannt' was bedeutet, dass sie einfach Tod für ihn ist. Findet ihr dieses Verhalten normal?
Ob ich sein Verhalten normal finde? Absolut nicht. Es geht hier um sieben Euro, die Frau hat ihm nicht sonst was schlimmes angetan, sie hat höchstens dafür gesorgt, dass er ein paar Stunden mit knurrendem Magen am Schreibtisch sitzen musste und das hat er ja anscheinend gut überstanden.
Natürlich wäre ich sauer, wer wäre das nicht, wenn ihm Geld geklaut wird, aber ich würde deshalb sicher nicht auf so eine alberne Weise überreagieren. Je nachdem, wie gut ich die Frau kenne, wäre ich wohl auch einfach enttäuscht. Ich meine, wenn sie zu mir gekommen wäre und mir die Situation erklärt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich geschaut, dass ich von meinen sieben Euro für uns beide etwas zu Essen organisiert bekomme.
Findet ihr die Reaktion des Teamleiters berechtigt oder ist es übertrieben, sie wegen sieben Euro zu feuern?
Es sind schon Leute wegen kleineren Diebstählen fristlos entlassen worden und haben mit ihren Klagen vor dem Arbeitsgericht verloren, also ist der Chef rechtlich auch jeden Fall auf der sicheren Seite. Über den moralischen Aspekt kann man natürlich diskutieren, aber man muss sich dann auch fragen, wie sich die Situation auf das ganze Team ausgewirkt hätte.Wie verhält man sich, wenn man weiterhin mit einer Kollegin zusammen arbeiten muss, die einen Kollegen bestohlen hat? Wird dann nicht zwangsläufig ein gewisses Grundmisstrauen einziehen, das früher nicht da war?
@cloudy: Vielleicht hast du es überlesen, aber diese sieben Euro waren sein Haushaltsgeld für den Rest der Woche. Er steht finanziell derzeit nicht so gut da und muss daher auf jeden Cent achten, wie diese Kollegin auch genau wusste.
Nach so einem Diebstahl ist ja letztlich der Betriebsfrieden gestört und daher ist die Reaktion berechtigt. Da spielt der Geldbetrag eine untergeordnete Rolle. Was natürlich schwer zu verstehen ist, ist die Tatsache, dass die Diebin sich selbst "stellt", ohne den Schaden wieder gutmachen zu wollen/können. Verständlicher wäre ja gewesen, sie gibt dem Kollegen die sieben Euro zurück, wenn das ihr Gewissen beruhigen sollte. Sich dem Teamleiter anzuvertrauen aber nicht der betroffenen Person ist doch ein eher untypisches Verhalten.
Die Reaktion des beklauten Kollegen ist hingegen sicher eher kindisch. Natürlich mag man verärgert sein. Aber im ersten Moment - gerade wenn sich dich Sache durch die Täterin aufklärt - hätte man anders reagieren können. Aber das ist sicher eine sehr persönliche Sache und jeder muss hier mit sich selbst vereinbaren können, wie weit man für seine sieben Euro zu gehen bereit ist. Manche gehen sicher auch für weniger über Leichen.
iggiz18 hat geschrieben:Er steht finanziell derzeit nicht so gut da und muss daher auf jeden Cent achten, wie diese Kollegin auch genau wusste.
Die Kollegin/Täterin wird ja in einer ähnlichen Situation stecken. Das macht die Sache natürlich nicht besser. Aber statt jeweils nach unten zu treten könnte man auch auf die Idee kommen, dass das Bewusstsein für die jeweils andere Situation dadurch geschärft wird.
Grundsätzlich geht es nicht darum, ob es 100 Euro sind oder nur 7 Euro. Alleine die Tatsache, dass dein Freund bestohlen wurde und das Vertrauen zwischen den Mitarbeitern nun nicht mehr vorhanden ist, muss man verkraften. Wenn das Team sich so gut verstand, wäre es schon möglich gewesen, sich das Geld auszuleihen. So aber ist die Enttäuschung so groß, dass er vielleicht nicht anders kann, als so hart zu handeln. Ich würde mit dieser Kollegin auch nicht mehr sprechen und sie verachten.
Der Teamleiter hat vollkommen richtig gehandelt, als er die fristlose Kündigung ausgesprochen hat. Das Vertrauen zu der Mitarbeiterin war sowieso futsch und keiner hätte sie mehr akzeptiert. Soweit darf es niemand kommen lassen.
iggiz18 hat geschrieben:@cloudy: Vielleicht hast du es überlesen, aber diese sieben Euro waren sein Haushaltsgeld für den Rest der Woche. Er steht finanziell derzeit nicht so gut da und muss daher auf jeden Cent achten, wie diese Kollegin auch genau wusste.
Schon klar. Ich hätte aber trotzdem geschaut, dass ich ihr irgendwie weiter helfen kann. Man findet doch immer eine Lösung, wenn es nur um ein paar Euro geht, da muss man niemanden bestehlen. Ich war während des Studiums teilweise auch arg knapp bei Kasse, wenn am Anfang eines Semesters die ganzen Bücher angeschafft und Arbeitsmaterial bezahlt werden musste, deshalb weiß ich auch, dass man für 7 Euro durchaus viel zu essen bekommen kann, wenn man seine Ansprüche runter schraubt und zum Discounter geht.
Entschuldige, wenn ich nun etwas aus meiner Haut fahre. Die Kollegin hat selbst Schuld. Sie hat ihrem Exfreund verziehen. Sie hatte ihn abgeschossen. Er hat sich aber lieb entschuldigt und somit war sie in dieser Lage. er gab nämlich ihr Geld aus dem Fenster heraus. Er bezahlte damit Spiele und Sachen, die es nicht unbedingt bedarf. Dadurch war sie in der Lage, kein Essen kaufen zu können. Es macht für mich schon einen gewaltigen Unterschied, ob man wie ich einfach gar kein Geld hat oder ob man sich ausnutzen lässt und somit kein Geld mehr hat. Da helfe ich ihr auch nicht.
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