Ich werde ständig ausgenutzt!

Es ist nun einmal so, dass zum Ausnutzen immer zwei gehören - jemand, der den anderen ausnutzt und eben auch jemand, der sich ausnutzen lässt. Du schreibst zwar, dass du dich ausgenutzt fühlst und belegst das anhand einiger Beispiele, allerdings sind diese nicht besonders aussagekräftig und du hast auch nicht geschrieben, welche Anstrengungen du selbst bisher unternommen hast, um aus dich aus diesem Anspruchsdenken, das deine Familie offenbar dir gegenüber an den Tag legt, zu befreien. Auch wenn du vielleicht zeitweise ausgenutzt wirst, bringt es einfach nichts, sich darüber nur zu beklagen, auf der anderen Seite aber nichts dagegen zu unternehmen. Vielleicht merkt dein Umfeld gar nicht, dass du dich ausgenutzt fühlst, weil die Dinge, die sie dir abverlangen, für sie selbst so selbstverständlich sind, dass sie sich nicht vorstellen können, dass du dich deswegen überhaupt ausgenutzt fühlen könntest.

Du hast leider nicht geschrieben, wie oft es vorkommt, dass deine Schwester dir die Wäsche vorbeibringt und wie oft die Freunde deines Partners bei euch essen und in welchem Umfang das stattfindet. Ich finde es zwar auch ein bisschen ungewöhnlich, dass deine Schwester dir regelmäßig ihre Wäsche vorbeibringt, obwohl sie doch scheinbar selbst eine Waschmaschine hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wirklich zu wenig Wäsche hat, um ihre Waschmaschine anzustellen. Man wechselt die meisten Sachen doch normalerweise täglich, so dass es sich auch in Single-Haushalten in der Regel lohnt, mindestens einmal in der Woche zu waschen. Falls mal ein Freund oder Familienmitglied für einen begrenzten Zeitraum keine Waschmaschine besitzt oder diese defekt ist, finde ich es nicht ungewöhnlich, dass man die Sachen dann für denjenigen mitwäscht.

Wenn öfter mal Freunde vorbeikommen, finde ich das auch eher schön und ich finde es auch normal, dass man seinen Gästen etwas zu essen anbietet, wenn diese länger da sind. Ich fände es zwar auch komisch, wenn jemand fast jeden Tag bei mir wäre und nach dem Essen wieder gehen würde, aber solange das nicht ständig vorkommt, finde ich das nicht ungewöhnlich. Außerdem kocht man ja auch für sich selbst und ich finde es nicht schlimm, wenn man mal ein bisschen mehr macht, so dass auch ein Freund mitessen kann. Wenn du die Kosten für die Nahrungsmittel alleine trägst, gehe ich mal davon aus, dass dein Freund die Kosten für die Wohnung trägt, die sicher noch höher sind, so dass es dann auch nicht schlimm ist, wenn du ein paar Euro mehr im Monat ausgibst. Außerdem seid ihr doch bestimmt auch mal bei Freunden eingeladen, so dass sich das alles ausgleicht. Falls es auf jeden Cent bei euch ankommt, ist das natürlich etwas anderes. In dem Fall verstehe ich deine Bedenken schon.

Falls dich das alles zu sehr stört, musst du einfach mal den Mund aufmachen. Das ist leichter als du vielleicht denkst. Wenn du nichts sagst, kann dir natürlich nicht geholfen werden. Wenn deine Eltern immer dich mit den Aufgaben in ihrem Haus in Deutschland betrauen, solltest du sie mal fragen, ob sie deine Schwester nicht auch mal darum bitten können, ein paar Aufgaben zu übernehmen. Zur Not müssen sie auch ihre Freunde fragen, ob diese während ihrer Abwesenheit nach der Post schauen und den Hund bei sich aufnehmen können.

Die Sache mit den Freunden deines Partners kannst du doch auch problemlos lösen. Wenn du diesen Mehraufwand nicht tragen willst, musst du für diese Leute doch kein Essen zubereiten. Wenn du keine Lust hast, für die Leute zu kochen, kann das doch auch dein Freund übernehmen. Immerhin handelt es sich ja auch um seine Freunde. Ein Gespräch mit deinem Freund wäre dabei wohl das richtige. Ansonsten musst du einfach das machen, was du möchtest und nicht das, was andere vielleicht von dir verlangen.

Sich innerhalb der Familie, und natürlich auch unter Freunden, zu helfen, ist ja völlig normal. Aber nur bis zu einem gewissen Maß. Man kann es mit der Hilfsbereitschaft auch übertreiben. Ich würde sagen, du bist einfach zu gutmütig und bisher konntest du einfach nicht nein sagen, weil du niemandem vor den Kopf stoßen wolltest.

Sich um die Post und die Pflanzen zu kümmern, wenn jemand im Urlaub ist, ist soweit nichts besonderes. Das habe ich auch schon gemacht. Da ist ja nichts dabei. Für die Zeit des Urlaubs den Hund zu sich zu nehmen, ist ja auch in Ordnung. Dabei kommt es aber darauf an, wie lange der Urlaub dauert und wie oft diejenigen im Urlaub sind. Wenn ich das richtig verstehe, sind deine Eltern ja jetzt wohl öfter nicht da, wenn sie sich ein Haus gekauft haben. Dann werden sie wahrscheinlich mehr in dem neuen Haus als zu Hause sein. Und dann ist das mit dem Hund, finde ich jedenfalls, schon wieder etwas anderes. Denn dann ist es ja schon fast dein eigener Hund, wenn er mehr bei dir als bei denen Eltern ist.

Deine Schwester bringt dir also immer ihre Wäsche vorbei, weil sie der Meinung ist, dass es sich für sie alleine nicht lohnt, die Waschmaschine anzuschmeißen und weil du mehr Wäsche hast und deswegen ja sowieso waschen musst. Das ist natürlich eine gute Ausrede. So wie ich das sehe, hat sie einfach nur keine Lust, ihre Wäsche selbst zu waschen. Dass es sich nicht lohnt, ist keine Begründung. Es dauert halt nur ein bisschen länger, bis eine Maschine voll hat, aber dann lohnt es sich. Wahrscheinlich will sie das nicht, weil sie ihre Lieblingssachen dann nicht so oft anziehen kann, weil es so lange dauert, bis eine Maschine voll wird.

Und wenn dein Mann öfter mal seine Kumpels mit nach Hause bringt, ist das soweit ja auch noch in Ordnung. Wenn diese aber quasi nur mitkommen, um sich bei euch durchzufressen, fände ich das an deiner Stelle auch nicht mehr so toll. Dadurch entstehen für dich immerhin Mehrkosten, je nachdem wie viele Freunde es sind. Darüber würde ich dann mal mit deinem Mann reden. Wenn er unbedingt mit seinen Kumpels zusammen sitzen möchte, soll er auch mal zu denen nach Hause gehen und sie nicht immer zu sich einladen.

Ich denke, dass man sich immer gut überlegen sollte, ob man ausgenutzt wird oder ob man einfach nur freundlich ist. Immerhin bedeutet es ja nicht immer automatisch, dass man ausgenutzt wird, wenn man jemandem behilflich ist. Man kann ja auch einfach freundlich sein und wenn man nicht selbst unter einer Situation leidet, dann würde ich das sicherlich nicht als ausnutzen bezeichnen. Dabei ist es bei mir auch so, dass mein Freund mehrmals die Woche bei mir zu Hause zu Besuch ist und auch hier schläft. Dabei isst er regelmäßig bei mir und duscht auch hier.

Somit verbraucht er im Prinzip monatlich auch enorm viele Lebensmittel, Getränke und auch solche Produkte wie Duschgel und Shampoo. Dabei bin ich so gut wie nie bei meinem Freund zu Hause, wobei ich mich dennoch nicht ausgenutzt fühle. Immerhin mag ich es ja richtig gerne, wenn mein Freund bei mir ist und es macht mir nichts aus, für ihn aufzukommen. Und ich weiß ja, dass ich auch zu ihm nach Hause gehen könnte, wobei es mir eben lieber ist, wenn er bei mir ist. Und von daher nehme ich es auch gerne in Kauf, dass mich das auch etwas kostet.

Im Prinzip habe ich nichts dagegen, wenn jemand bei mir isst oder trinkt. So viele Lebensmittel sind das ja nicht und wenn man ein einfaches Gericht kocht, dann kostet das auch nicht besonders viel. Außerdem bin ich anderen gerne behilflich und ich sehe es auch als praktisch an, wenn mein Freund beispielsweise zu mir kommt. Immerhin kostet mich das zwar mehr, wobei ich dann aber auch mehr Freiheiten bei mir zu Hause habe. Ich kann tun und lassen was ich möchte und ich spare Zeit, da ich eben nicht zu meinem Freund fahren muss. Von daher ist das nicht so, dass ich mich ausgenutzt fühle.

Man muss auch bedenken, dass man sicherlich auch von anderen etwas dafür zurück bekommt, wenn man ihnen etwas gibt oder ihnen einen Gefallen macht. Und ich denke, dass man dennoch nicht immer alles auf die Goldwaage legen sollte. Es ist ja nicht schlimm, wenn man etwas mehr tut, als der andere. Und wenn einem etwas nicht passt, dann sollte man es einfach ansprechen. Auf diese Weise lässt sich dann sicherlich auch eine Lösung finden und man kann vielleicht auch einen Kompromiss finden.

Ja, du bist zu gutmütig und lässt dich gerne ausnutzen, sonst hättest du das längst abgestellt. Wenn du die Blumen gießt und die Post aus dem Briefkasten nimmst, das reicht. Das ist auch eine Sache, die man gerne für die Eltern macht. Die Wäsche deiner Schwester kann sie alleine waschen, dann muss sie eben etwas länger sammeln, bis sie genug hat. Letztendlich kostet es auch Waschpulver und Strom, was deine Schwester spart.

Wenn dein Mann die Freunde mitbringt zum Essen, kann er das einmal machen und dann geht es reihum oder wie dir vorgeschlagen in ein Restaurant und jeder bezahlt selbst. Sollte deine Schwester Ärger machen, sag ihr, dass deine Waschmaschine kaputt ist und du deine Wäsche zu ihr bringst.

Ich würde nach der Beschreibung auch sagen, dass du zu gutmütig bist. Wenn dich die Dinge stören, die du für andere erledigen sollst, dann musst du es eben ansprechen. Natürlich sehe ich es auch so, dass es selbstverständlich ist, dass man sich innerhalb einer Familie gegenseitig hilft. Aber dazu gehört für mich sicher nicht, die Wäsche der Schwester in die Hand zu drücken, weil die ja ohnehin genug zu waschen hat. Das finde ich nicht in Ordnung, aber natürlich sehe ich es auch so, dass zum Ausnutzen immer zwei Personen gehören. Und wenn du immer alles mit dir machen lässt, wird es für die Leute eben zur Gewohnheit.

Ich denke nicht, dass man sich das alles gefallen lassen sollte. Wenn du dir selber Grenzen gesetzt hast, musst du diese auch durchsetzen. Klingt vielleicht ein bisschen simple aber du musst schlichtweg Nein sagen, wenn dir etwas nicht passt. Das mit dem Blumen gießen beispielsweise ist ja nun auch nicht so schlimm, im Notfall würde sich dafür ja vielleicht auch jemand anderes finden.

Du musst dann eben ganz klar ablehnen. Wenn dein Mann seine Freunde einlädt, dann kann der Herr das auch selber bezahlen und wenn er es schon nicht bezahlt selber zubereiten, Mann sein heißt nicht, dass man nichts im Haushalt machen muss.

Die Krönung ist aber wirklich deine Schwester, die tatsächlich noch die Wäsche vorbei bringt, das würde ich nicht ein Mal zulassen. Immerhin muss sie das selber hinbekommen und selbst wenn es nur wenig ist, kann sie es ja ansparen, dass es mehr wird. Das ist doch nicht dein Problem.

Man sollte wirklich helfen und nett sein, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Es kann nicht sein, dass du alles für jeden machst und selber auf der Strecke bleibst. So etwas muss aus Geben und Nehmen bestehen und nicht nur ein Geben deiner Seite aus sein. Bei Freunden ist es so und bei der Familie auch, wenn man immer nur Ja sagt, wird man immer mehr Aufgaben bekommen, aber keiner wird mehr auf dich achten.