Kindergärtnerin darf nur Putenwürstchen grillen lassen
Eine Freundin von uns ist Kindergärtnerin. Gestern war das Abschlussfest und ihr Mann hatte rund 150 Würstchen gegrillt. Diese durften aber nur aus Putenfleisch sein, weil auch viele muslimische Kinder im Kindergarten waren. Die Kinder wollten auch andere Fleischsorten haben, aber das ging nicht, weil eine Verwechslungsgefahr zu 100 Prozent ausgeschlossen sein musste.
Findet Ihr es gut, dass eine Kindergärtnerin nur mehr Putenwürstchen grillen lassen darf oder könnte man dies geschickter lösen? Ist es gut, dass alle die gleiche Wurstsorte essen müssen oder sollte man auch hier den nichtmuslimischen Kindern Alternativen anbieten dürfen?
Nun ich persönlich finde es gar nicht schlimm, wenn man auf einem Fest im Kindergarten nur Putenfleisch anbietet, weil die muslimischen Kinder nun mal kein Schwein essen dürfen. Natürlich würde es dazu Putenfleisch sicherlich auch Alternativen geben, die nichts mit dem Schweinefleisch zutun haben. Trotz all dem finde ich es nun nicht schlimm, wenn im Kindergarten nur Putenfleisch angeboten wird. Natürlich kann ich aber auch verstehen, dass nicht alle nicht-muslimischen Kinder Putenfleisch essen und vielleicht ein anderes Fleisch gerne gegessen hätten. Aber ich kann auch verstehen, dass eine Verwechslungsgefahr zu hundert Prozent ausgeschlossen werden muss, weshalb man dort dann nur Putenfleisch anbietet.
Ich kenne solche Situationen auch aus dem Kindergarten meiner Tochter. Dort werden auch zwei bis drei Mal im Jahr Feste gefeiert, wo es auch etwas zu Essen gibt. Meist ist es so, dass dort auch darauf geachtet wird, dass es nur Putenfleisch gibt. So ist das Angebot an Fleisch natürlich gering und es gibt auch Kinder, die fragen, was für eine Fleischsorte dort angeboten wird und, die dann eben kein Putenfleisch mögen. Meine Tochter zum Beispiel, sie fragt immer, was für Fleisch ihr man da gerade anbietet und, sie isst auch kein Putenfleisch. Sodass ich es schon für Gutheißen würde, wenn man neben dem Putenfleisch auch andere Fleischsorten anbietet. Eben für die nicht-muslimischen Kinder oder für die Kinder, die eben kein Putenfleisch essen.
Leider ist es aber so, dass man in einem Kindergarten nicht mehrere Fleischsorten anbieten kann, wenn der muslimische Kinderanteil in einem Kindergarten sehr hoch ist. Wenn in einem Kindergarten beispielsweise nur drei muslimische Kinder gehen und der Rest der Kinder darf eigentlich essen, was es möchte, dann ist es sicherlich einfacher den Überblick zu behalten, welches Kind, welche Fleischsorte gerade bekommt und isst. Aber, wenn in einem Kindergarten fünfzig muslimische Kinder sind und die anderen hundert Kinder nun jede Fleischsorte essen dürfen, dann wird es natürlich schon schwerer bei der Essensausgabe genau darauf zu achten, ob das Kind nun Schweinefleisch oder eher Putenfleisch essen darf. Da ist die Verwechslungsgefahr wirklich sehr groß, weshalb ich die Vorsicht der Kindergärten auch gut verstehen kann und die Reaktion darauf auch gut nachvollziehen kann.
Mich wundert es schon ein wenig, dass neben der Putenwurst keine Kalbswurst oder ein anderes Produkt tierischen Ursprungs, welches kein Schweinefleisch ist, angeboten wird. Ich fände es nicht schlimm, aber ich fände es schon unangenehm, wenn absolut jeder auf einem Fest nur Putenfleisch zu sich nehmen muss. Es gibt ja auch Menschen, die Putenfleisch ablehnen.
Ich finde es einerseits gut, dass Rücksicht auf andere Menschen genommen wurde. Andererseits kann man das doch schon so regeln, dass das Putenfleisch mit anderen Fleischsorten nicht in Berührung kommt, man muss meiner Meinung nach einfach nur aufpassen. Ich verstehe ebenfalls nicht, wie man sich auf nur eine Fleischsorte festlegen muss, es gibt doch verschiedenste Wurstsorten. Wenn ich bedenke, was ich teilweise für einen Grillabend anschleppe, dann wundert es mich schon, dass man sich so auf die Pute stürzt.
Ich finde es nun nicht unbedingt schlimm, dass nur Würstchen von der Pute gegrillt werden durften. Immerhin wird wohl jedes Kind dieses Fleisch essen dürfen und von daher ist es ja eigentlich egal, um welches Fleisch es sich handelt. Solange es sich nicht um Schweinefleisch handelte, durften die Kinder das ja alle essen. Und ich denke nun nicht, dass Kinder da so große Ansprüche an Fleisch stellen. Für die muslimischen Kinder darf es eben nur kein Schweinefleisch sein und ansonsten muss es den Kindern nur schmecken.
Sicherlich hätte man vielleicht schauen können, ob man nicht irgendwo einen kleineren Grill her bekommt, auf dem vielleicht gesondert die Würstchen ohne Schweinefleisch gegrillt werden könnten. So hätte es auch gar nicht erst eine Verwechslung geben können, wenn von Anfang an zwei Grill benutzt werden würden. Außerdem gäbe es dann auch mehr als nur eine Sorte Fleisch.
Ich selbst finde es immer schade, wenn es bei einem Grillfest nur sehr wenig Auswahl gibt. Immerhin möchte man nicht die ganze Zeit das gleiche essen. Allerdings kann man ja mehrere verschiedene vegetarische Beilagen, wie etwa Gemüse, Kartoffeln und Salate sowie Brot und Baguette anbieten, so dass man durchaus ein wenig Abwechslung herein bekommen kann. Von daher finde ich das nun nicht so schlimm und auch wenn man Pute nicht besonders mag, dann kann man ja hauptsächlich Beilagen essen. Wenn man dann irgendwo zu Hause grillt, kann man dann ja einfach die Würstchen nehmen, die man am liebsten mag.
Ich bin der Meinung, dass die Vorschrift, nur Putenwürstchen grillen zu lassen, eine simple und effektive Methode darstellt, Verwechslungen zu vermeiden. Wenn man erst einmal anfängt, mit Kalb, Tofu und Co. herum zu eiern, wird die Sache schon wieder komplizierter. Die einzige Alternative wäre für mich ein separater Grill für Gemüse, aber ich weiß natürlich nicht, ob sich Kindergartenkinder für Zucchini vom Grill begeistern können oder ob dann wieder das Gejaule losgeht.
Die Kindergartenkinder scheinen außerdem ja ganz schön anspruchsvoll bis verwöhnt zu sein, wenn sie beim alljährlichen Aufgrillen eine breitere Auswahl an Fleischsorten fordern. Oder waren das doch eher die Eltern?
Ich halte die Lösung für fair. Putenwürstchen kann man essen, niemand muss sich wegen religiöser Speisevorschriften Gedanken machen, und wem das Kindergarten-Grillfest ohne Schwein zu poplig ist, kann ja privat nachlegen.
Da ich keine Würstchen esse wäre es mir erst mal reichlich egal, was da nun für Würstchen auf dem Grill liegen. Und ich kann deshalb eben auch nicht sagen, ob Putenwürstchen wirklich so extrem anders schmecken. Am meisten hängt der Geschmack doch aber wahrscheinlich von der Gewürzmischung ab, die verwendet wird.
Allerdings frage ich mich in solchen Fällen immer, warum man sich dann einfach der extrem eingestellten Minderheit beugt. Wenn irgendjemand aus nachvollziehbaren oder völlig bescheuerten Gründen irgendwas bestimmtes nicht essen will hat er natürlich das Recht dazu, aber muss das dann allen anderen auch aufgezwungen werden? Hat jemand, der gerne ein Würstchen aus irgendeinem anderen Fleisch essen möchte, nicht die gleichen Rechte wie die Leute, die das nicht wollen?
Da 150 Würstchen eh nicht auf einen einzigen Grill passen kann man das doch auch problemlos trennen. Wenn wir mit mehreren Leuten grillen und es sind Vegetarier dabei machen wir es in der Regel auch so, dass wir einen Grill nur mit dem Gemüse bestücken und später dann mit dem Obst für den Nachtisch. So kann dann jeder das essen, was er möchte und keiner wird gezwungen irgendwas zu essen, was nicht mag.
Ich finde es übertrieben, dass in dem Kindergarten nur Putenwürstchen gegrillt werden durften. Abgesehen davon, dass ich Religiosität, ganz gleich welcher Art, sowie daraus abgeleitete Verhaltensregeln schon irgendwie unverständlich und unlogisch finde, frage ich mich, ob man hier keine andere Lösung hätte finden können. Wenn jemand Fleisch isst, wird es vermutlich ziemlich egal sein, ob die Würstchen aus Putenfleisch oder Schweinefleisch bestehen. Der Hauptgeschmack kommt vermutlich ohnehin durch die Gewürze zustande. Allerdings kann ich einfach keinen echten Grund erkennen, warum man sich so sehr auf eine Sorte festlegt. Ich finde dieses „Verbot“ von Schweinefleisch auch rational nicht erklärbar und kann es daher nicht ernstnehmen.
Wenn ohnehin für eine größere Anzahl von Personen gegrillt wird, kann man ja einfach zwei Grills verwenden. Ich mag es auch nicht, wenn vegetarische Sachen mit auf dem Grill gegrillt werden, wo das Fleisch der anderen liegt. Falls ich also alle ein oder zwei Jahre überhaupt mal mit anderen Leuten zusammen grille, liegen meine vegetarischen Speisen auf einem separaten Grill. So hätte man das doch auch in dem Kindergarten handhaben können. Es hätte einen „Schweinefleisch-Grill“ geben können und einen, auf dem eben kein Schweinefleisch zubereitet wird. Für vegetarisch lebende Leute hätte man ansonsten auch noch einen separaten Grill aufstellen können. Viele Leute haben doch einen eigenen Grill, so dass man sich nicht auf einen Grill hätte beschränken müssen. Bei einer größeren Feier ist es doch auch praktischer, nicht nur einen Grill zu nutzen.
Ich selber arbeite ebenfalls in einem Kindergarten und muss sagen, dass für uns das reine Grillen von Putenfleisch überhaupt kein Problem darstellt. Im Gegenteil: Man merkt überhaupt keinen Unterschied zu Frankfurter oder Wiener aus reinem Schweinefleisch und es ist außerdem wesentlich gesünder, Putenfleisch zu essen, als Schweinefleisch.
Wenn das die Kinder so stört, dann dürfen sie eben nicht auf das Fest kommen. Es gibt zu Essen, was es zu essen gibt und damit basta. Sonst sollen sie ihre Würstchen eben selber mitbringen, wenn sie lieber Würstchen mit Schweinefleisch haben. Es ist überhaupt nicht schlimm und tut uns sogar gut, wenn wir einmal auf Schweinefleisch verzichten, es ist eh so ungesund.
Ich bezweifle, dass die Kinder wirklich einen Unterschied gemerkt haben. Wenn Putenwürstchen gut gemacht sind, schmeckt zu denen Gegenstücken aus Schweinefleisch keinen Unterschied mehr. Außer Putenwürstchen kann man allerdings eben auch Kalbswürstchen oder Rindswürstchen nehmen, Wobei Rindswürstchen an sich mit Nitritpökelsalz behandelt werden und man Wurstwaren, die mit Nitritpökelsalz behandelt wurden, nicht grillen sollte, da sich beim Grillen sonst krankmachende Stoffe entwickeln können. Somit bleibt nur eine Puten-Grillwurst oder eben eine Bratwurst aus Rind oder Kalb übrig, wenn man Schweinefleisch vermeiden möchte. Lamm wäre auch noch eine Option.
Reine Kalbsbratwürstchen sind recht teuer. Lammbratwürstchen sind eher gewöhnungsbedürftig. Meine Kinder würden sie ablehnen und ich mag sie auch nicht. Rinderbratwürstchen sind in der Regel recht trocken. Deshalb sind Putenbratwürstchen durchaus eine gute Alternative.
Das in Kindergärten und Kindertagesstätten mit Gemeinschaftsverpflegung auf Pute oder Rind umgestiegen wird, ist schon seit Jahren so. Eben um die Speisevorschriften von muslimischen Kindern zu beachten. Und parallel eben Schwein und eine Variante ohne Schwein anzubieten ist einmal zu aufwendig, damit auch teurer und wenn vor Ort gekocht wird, sagen die Speisevorschriften an sich auch, dass eben nichts gegessen werden darf, was mit Schweinefleisch in Berührung kam. Wobei das nicht mehr ganz so eng gesehen wird. Aber von einem Grill, auf dem eben auch Schwein zeitgleich gegrillt wurde, dürfte eigentlich nichts von muslimischen Mitbürgern gegessen werden.
Aber wenn man es ganz genau nehmen will, sollte man mal die Zutatenlisten von Würstchen durchsehen. Rindswürstchen werden meistens in Schweinedärme gefüllt. In Putenwürstchen, aber auch in Rinderbratwürstchen und auch in Kalbsbratwürstchen wird gerne Schweinefleisch zugesetzt.
Ich denke, die Vorschrift hätte nicht "nur Putenwürstchen" heißen müssen, sondern eher "kein Schwein". Und dass dass die nicht-muslimischen Kinder auch die Putenwürstchen essen "müssen", finde ich nicht wirklich schlimm. Ich denke auch, dass nicht unbedingt die Kinder nach anderen Würstchen gefragt haben, sondern eher die Eltern.
Ich finde es schön, dass im Sinne der Integration und auch des Erziehungsgedanken alle das gleiche essen. Schließlich schadet Putenfleisch keinem und geht auch nicht gegen seinen Glauben. Bei einem Grillfest wäre es glaube ich kaum möglich, sonst sicher zu stellen, dass jemand kein Schweinefleisch isst, denn es wird vermutlich bei den Kindern auch untereinander getauscht und probiert. Und ich fände es auch nicht schön, wenn die Kindergärtnerin immer hinterher laufen müsste und man nur den Satz hört: "Das darfst du nicht essen!" Das würde immer deutlich machen, dass einige Kinder anders sind und eine echte Integration verhindern.
Das heißt nun aber nicht, dass wir alle nie wieder Schweinefleisch essen dürfen, um die Menschen muslimischen Glaubens zu integrieren. Aber ich denke, für ein Grillfest im Kindergarten ist es der richtige Weg. So zeigt man, dass man den anderen und seinen Glauben respektiert. Und sobald die Kinder älter sind und verstehen und auch selbst aufpassen können, kann man dann dazu übergehen, auch für jeden das "Richtige" zu machen.
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