Wahlkampfthema: Atomkraft
Die Wogen lassen sich nicht glätten, aber wozu auch. Bundesumweltminister hat noch einmal ganz klar darauf hingewiesen, wie verlogen viele Unionspolitiker in Fragen Atomenergie sind. Er warf dem hessischen Regierungschef Koch vor, sich zwar vehement für die Atomenergie einzusetzen, aber bei der Frage um ein Atommüll-Endlager sich genauso stark gegen einen möglichen Standort in Hessen auszusprechen.
Standpunkte der Parteien:
CDU/CSU:
Man möchte unbedingt eine Verlängerung der Laufzeiten erreichen. Geplant ist, dass die zusätzlichen Gewinne aus der Laufzeitverlängerung zumindest teilweise in Forschung und Entwicklung neuer, umweltfreundlicher Technologien investiert werden.
Vorteil: für die Stromkonzerne, da sie mehr Gewinne erzielen und sogar staatlich gefördert ihre Position am Markt festigen können bevor sich ein richtiger Wettbewerb überhaupt bilden kann; für die Verbraucher keiner.
Nachteil: heute ist Deutschland mit 30% Anteil an der Produktion umweltfreundlicher Energieanlagen Weltmarktführer. Diese starke Position geht verloren da die Produktion und Forschung in Wind-, Wasser- und Sonnenerngie durch die Laufzeitverlängerung der Atomkraft eschwert wird, zumindest um so viele Jahre nach hinten verschoben wird, wie die Laufzeit der Atomkraftwerke verlängert wird. Weiterer Nachteil: noch mehr Atommüll, der irgendwo gelagert werden muss
SPD:
Die Sozialdemokraten haben sich für den Ausstieg bis zum Jahr 2021 ausgesprochen und stehen auch zu dieser Aussage. Man erhofft sich durch den Ausbau regenerativer Energieträger einen Beschäftigungszuwachs von 600.000 bis 800.000 Arbeitsplätzen. Außerdem sollen die Endlagerungskosten, die Sanierungskosten für Asse auch von den Stromkonzernen bezahlt werden, Laufzeitverlängerungen sind eher ausgeschlossen.
Vorteil: Entlastung für den Steuerzahler, Jobmotor, deutlich bessere Förderung von umweltfreundlichen Methoden zur Stromerzeugung.
Nachteil: Die SPD sieht weiter Kohle und Gas als wichtigen Bestandteil der Stromerzeugung an, dadurch ist das gesamte CO2-Paket leider auch nciht sonderlich gut.
Grüne:
Die Grünen haben nicht nur das umfangreichste und durchdachteste Konzept zum Atomausstieg (sie beschäftigen sich ja auch schon am länngsten damit), sie liefern in der Frage der Atomenergie auch die sicherste Aussage zum Ausstieg.
Vorteil: klarste Aussage einer Partei im Wahlprogramm, keine Kompromisse zum Atomausstieg. Das Programm gibt aber auch Antworten woher der neue Strom kommen soll und wie es möglich ist, den Stromverbrauch stabil zuhalten oder zu reduzieren. All dies fehlt allen anderen Parteien.
Nachteil: Die vier Monopolisten werden das Programm kaum unterstützen, daher dürfte es nur sehr schwer durchsetzbar sein.
FDP:
Die Liberalen lehnen einen Ausstieg aus der Atomenergie ab, sie wollen ferner auch weiterhin fossile Brennstoffe zur Stromerzeugung einsetzen, regenerativen Quellen trauen die Liberalen nicht mehr als 20% im Jahr 2020 zu (obwohl wir heute schon 16% aus Wind, Wasser und Sonne haben).
Vorteil: Nur die vier Monopolisten profitieren davon. Die Liberalen haben sich damit praktisch von den vier Stromkonzernen kaufen lassen, diesen Abschnitt ihres Parteiprogrammes haben sie komplett an EON, RWE und Co verkauft.
Nachteil: Deutschland verliert damit definitiv seine Vorreiterrolle bei der Produktion von regenerativen Energieanlagen. Wind, Wasser und Sonne werden damit in den Hintergrund gerückt. Die Abhängigkeit Deutschlands von fossiler Energie wird dadurch sogar steigen, mit allen Folgen, die steigende Preise für Rohstoffe in Zukunft mit sich bringen werden. Produktion am Standort Deutschland wird sich nciht mehr lohnen, Arbeitsplätze werden ausgelagert, Deutschland wird gegenüber anderen Industriestaaten und vor allem gegenüber den aufstrebenden Ländern wie China, Brasilien und Indien massiv verlieren.
Die Liberalen haben in der Energiefrage das denkbar schlechteste Programm, sie treiben Deutschland in die Abhängigkeit anderer Länder und in die Arme der Spekulanten am Rohstoffmarkt. Dies ist völlig unverantwortlich. Die Konsequenzen aus diesem Programm sind vorhersehbar und für Deuschland nicht tragbar - und dies nur, weil man auf die alten Strukturen zurückgreift anstatt mutig nach vorne zu schauen.
Ja dass das Wahlkampfthema werden wird, das ist glaube ich so gut wie sicher - da kann die SPD den Grünen auch gut Stimmen abgraben, was bei sozial(demokratische)en Themen eher schwer werden wird, wenn selbst die CDU/CSU (!) nach Umfragen hier glaubwürdiger für die meisten ist. Obowohl Gabriel momentan wohl ordentlich Punkte sammeln dürfte, für ihn ist das nahezu perfekt, blöd wird es halt für Populisten wie Roland Koch .
Was mir noch als Nachteil bei den Befürwortern einfällt: Keine Atomenergie = keine dicken "Wahlkampf" Schecks mehr seitens der Lobby. Wenn man da mal auf die Spendenlisten sieht, da weiß man schon, was das finanziell für so manche Partei heißt bzw. welchen Abgeordneten es dann hart treffen dürfte , geschweige denn all die Summen die nicht angegeben werden müssen.
Aber die Grünen auf der anderen Seite: Die denken wirklich zu idealistisch! Wir sind technisch gesehen zwar noch nicht beim Maximum was die umweltfreundliche Energieerzeugung angeht, aber Deutschland wird nie völlig auf Kohle und Gas verzichten können. Dazu fehlt es uns einfach an ausreichenden, natürlichen Ressourcen.
- Wasserkraftwerke: Sind wir mehr oder weniger am Maximum, eine Verbesserung der alten Anlagen bringt kaum echte Mehrgewinne (wirtschaftlich)
- Sonnenenergie: Dazu ist es bei uns zu englisch und wir sind zu weit im Norden.
- Windenergie: Im Grunde das einzige Feld mit echtem Steigerungspotenzial, wobei auch hier die "Küstenverschandelung" mit Offshore Parks eher was bringt als die Landschaft weiter zuzukleckern - und an der Küste ist wiederum nicht jeder Platz geeignet.
Daneben gibt`s als einzigen Ausweg für Deutschland doch nur die Möglichkeit, Verbrennungsanlagen zu nutzen - und ob die nun mit Pellets oder Braunkohle befeuert werden kommt bei der heutigen Emissionstechnologie fast auf`s gleiche raus .
Von daher sehe ich, wenn sich das wirklich zu einem Massenthema aufbauen lassen sollte hier die SPD klar im Vorteil, auch wenn ich sie trotzdem nicht wählen würde, da sie, verbunden mit einem langfristigem Atomausstieg, das Programm hat, was sich in der Praxis am ehesten bewähren und sich auch umsetzen lassen dürfte. CDU/CSU sowie FDP sind für mich in diesem Punkt völlig indiskutabel und mal wieder nur ein Lobbyistenverband.
@Subbotnik:
ich muss Dir zwar insofern zustimmen, dass es MOMENTAN einfach noch nciht reicht, unsere Energie aus regenrativen Quellen zu gewinnen, aber in absehbarer Zeit sollte es einfach möglich sein. Und genau das ist es doch, was Politik auch ausmachen sollte: Visionen und Ziele anbieten. Ein einfaches "weiter so", ist keine Politik.
Und bei der Sonnenenergie seh ich sehr wohl noch Wachstum, zwar nicht bei der Erzeugung von Strom, sehr wohl aber bei der Erzeugung von Wärme für Warmwasser und Heizung. Sonnenkollektoren auf dem Dach reichen dafür auch in unseren Breiten aus, nur sind solche Anlagen leider viel zu selten installiert.
Bei der Wasserkraft muss ich Dir aber zu 100% zustimmen, nachdem auch am Rhein inzwischen alle Kraftwerke umgerüstet sind ist da nicht mehr viel zu holen, wirtschaftlich wohl schon gar nicht. Neubauten sind schon aus Umweltschutzgründen auszuschließen.
Einen Punkt muss ich aber trotzdem nochmal aufführen: Energieeinsparung wird in diesem Zusammenhang nie erwähnt. Es wird eigentlich immer als Voraussetzung angenommen, dass mindestens die gleiche Menge, eher sogar noch mehr Energie verbraucht werden muss.
Auch wenn das Beispiel langweilt, aber allein die Stand-By-Funktion braucht die Leistung von drei Atomkraftwerken. Sinnlos, vollkommen sinnlos. Allein das bringt den Monopolisten 3 Millionen Euro Gewinn - pro Tag!
Hallo,
natürlich ist ein "weiter so" die falsche Politik, aber man sollte schon Fernziele von denen trennen, die in naher Zeit erreichbar sind. Hier sehe ich bei den Grünen eben noch etwas zu viel Idealismus mitschwingen, auch wenn wir uns dem langfristig annähern sollten.
Das Solaranlagen und andere regenerative Energien trotz der Förderungen im Grund immernoch untersubventioniert sind sehe ich übrigens genauso - auch was die Energiesicherheit angeht müsste hier mehr getan werden. Am aktuellen Beispiel: Statt wesentlich effizientere Anlagen in der Sahara zu planen bin ich auch dafür, mehr ins eigene Land zu investieren - vor allem da hier die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass man uns mal eben von "unseren" Anlagen kappt (auch wenn es im Sinne der Entwicklungshilfe gut wäre, die dort zu schaffen).
Was das Energie sparen angeht: Würde man auch hier mehr verlangen und investieren, könnten wir uns locker mal unsere AKWs "absparen" - nur haben hier die meisten Bürger schon Probleme, sich nur etwas hinsichtlich ihrer Glühbirnen vorschreiben zu lassen , auch wenn das sich eher langfristig rechnen wird. Sollte der Staat, was im Grunde richtig wäre, hier noch weiter gehen - angesichts der momentanen Einstellung halte ich da Tempo 100 auf deutschen Autobahnen fast für leichter durchsetzbar. Dank bestimmter Parteien wird sich an dieser Mentalität wohl auch nicht zu schnell etwas ändern...
Mit Fukushima wurde dies alles Geschichte und nun besteht Einigkeit im Atomausstieg und auch immer Nachbarn in Europa stehen dazu.
Es war schon die Überraschung des Jahres, als auf einmal fast alle Atommeiler in Deutschland nicht am Netz waren und Deutschland trotzdem noch funktioniert hat. Dabei hatte Japan noch großes Glück, dass die Strahlung gen Osten in den Pazifik abgetrieben wurde. Besonders witzig fand ich, dass aus Deutschland der richtige Baukran dorthin transportiert werden musste, weil im Land der Roboter niemand so etwas hatte. Die verstrahlten Arbeiter tun mir leid. Deren Schicksal war und ist grauenhaft. Wenigstens wird Baden-Württemberg nun grün-rot regiert.
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