Es gibt noch Menschen, die sich für andere interessieren

Ich war heute im Supermarkt, bei Kaufland. Als ich mit einem vollen Einkaufswagen zu meinem Auto ging, fielen mir zwei junge Männer auf, die an einem Wagen gelehnt auf der Erde saßen. Das war zwei Wagen neben mir. Sie unterhielten sich zwar, machten aber sonst einen ziemlich müden Eindruck. Bei dem Wagen stand die Fahrertür auf. Es war ein schattiger Parkplatz. Während ich noch meine Waren in den Kofferraum packte, kam eine vielleicht 40-jährige Frau und fragte den einen jungen Mann, der ziemlich zusammengesunken da saß, ob sie helfen könne und was mit ihm sei. Er lachte nur und meint, dass er bei der Hitze einfach nur faul sei.

Nun, es heißt ja immer wieder, dass sich niemand um den anderen kümmert und es einem egal sei, was mit anderen passiert oder wie es ihnen geht. Diese Frau allerdings sah das anders und wollte helfen. Aber sie hatte die Situation wohl falsch gedeutet. Sie konnte wirklich nicht wissen, dass es kein Schwächeanfall war, sondern nur Trägheit bei der Hitze. Es ist schön, dass es noch Menschen gibt, die anderen helfen wollen. Habt ihr auch ein Beispiel von Hilfsbereitschaft?

Ich selbst habe schon Hilfsbereitschaft erlebt. Ich saß vor der Haustür und langweilte mich, da ich bei meinem Freund, meinen Wohnungsschlüssel vergessen hatte. Da er mit dem Fahrrad war, meinte er, dass er kurz zurück fährt und ihn holt. Da kam ein älterer Mann und fragte mich ob alles in Ordnung sei mit mir, oder ob ich Hilfe bräuchte. Das fand ich sehr nett.

Auch ich habe mal jemanden geholfen. Es handelte sich um einen Jugendlichen. Ich lief im Winter nach hause und er lehnte völlig fertig an einer Hauswand. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Ich ging auf ihn zu und sprach ihn an. Er war stark alkoholisiert. Er hat auch nicht mehr wahrgenommen, dass ich ihm helfen will. Er torkelte weiter und legte sich mitten in den Schnee und stand nicht mehr auf. Daraufhin rief ich einen Krankenwagen. Die haben ihn dann ins Krankenhaus gebracht. Vermutlich hatte er eine Alkoholvergiftung.

Ich könnte auch nicht damit leben, wenn ich in einer solchen Situation bin, in der man sieht, dass jemand Hilfe braucht und ich vorbei laufen würde. Ich würde mir viel zu viele Gedanken machen. So wusste ich, dass er in guten Händen und versorgt ist.

Vielleicht liegt das daran, dass ich seit Jahren nicht mehr in einer Großstadt lebe, aber ich finde es nicht sonderlich bemerkenswert, wenn man auf seine Mitmenschen achtet. Als ich vor ein paar Wochen einen Platten bei meinen Fahrrad hatte und auf dem Penny Markt Parkplatz vergeblich versucht habe wieder Luft in den Reifen zu bekommen hätte ich es eher bemerkenswert gefunden, wenn mir niemand Hilfe angeboten hätte. Die hätte in dem Fall aber auch nichts gebracht, weil der Schlauch aufgerissen war.

Ich finde es auch nicht sonderlich erwähnenswert, wenn ich jemandem meine Hilfe anbiete. Ich lebe nach dem Prinzip, dass ich andere so behandle, wie ich selber behandelt werden möchte. Wenn ich denke, dass ich in einer vergleichbaren Situation froh über Hilfe wäre biete ich diese auch an.

Ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass die Leute heute nicht mehr hilfsbereit sind und ihre Mitmenschen mit Desinteresse und Gleichgültigkeit behandeln. Es gab und gibt immer Zeitgenossen, die sich interessieren und engagieren und Gestalten, die sich nicht mal um ihre eigenen Kinder anständig kümmern.

Ich selber habe schon öfter Leute gefragt, ob ich helfen kann, wenn sie einen schwächlichen Eindruck gemacht haben oder einfach nur mit dem Stadtplan und verwirrter Miene an der Straßenecke gestanden sind. Auch Türen aufhalten, Kinderwägen und Rollstühle in öffentliche Verkehrsmittel hieven oder etwas aufheben, was heruntergefallen ist, stellen für mich ganz normale Verhaltensweisen dar. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es sich irgendwann rächt, wenn man seine Mitmenschen nur missachtet und im Regen stehen lässt.