Einstellung der CDU zur Homo-Ehe noch zeitgemäß?
Die CDU ist immer noch gegen die Gleichstellung der Homo-Ehe was wiederum die Opposition empört. Die SPD möchte sich aus diesem Grund für eine Gesetzesänderung einsetzen und somit die vollständige Anerkennung der Homo-Ehe durchsetzen. Dieses Unterfangen könnte sich jedoch als schwierig erweisen, da der Koalitionsvertrag eine solche Vereinbarung nicht zwingend vorsieht.
Findet ihr eine solche Auffassung der CDU noch vereinbar mit der heutigen, fortschrittlichen Gesellschaft? Ich hatte ehrlich gesagt angenommen, dass das Bundesverfassungsgericht den Weg für die Gleichstellung der Homo-Ehe gelegt hatte, nachdem die Richter verkündet hatten, dass das Ehegattensplitting auch für gleichgeschlechtliche Ehepaare gilt. Warum blockiert die Union immer noch diese Entwicklung, nachdem sie vom Bundesverfassungsgericht doch eindeutig unterstützt wird? Sollte man in diesem Fall nicht sogar eine klassische Volksabstimmung durchführen und nach dem Willen des Volkes entscheiden?
Ich würde die Frage anders angehen. Ist es zeitgemäß Menschen aufgrund ihrer Sexualität zu diskriminieren und ihnen Rechte vorzuenthalten, die Menschen in der Hetero-Ehe haben? Natürlich nicht. Das bedarf meiner Meinung nach keiner Diskussion und auch keiner Abstimmung.
Die interessantere Frage für mich ist, ob das Ehegattensplitting noch zeitgemäß ist. Warum sollte ein verheiratetes Paar ohne Kinder in seiner Hetero-Ehe finanzielle Vorteile haben, während diese weder für verheiratete Paare in einer Homo-Ehe noch für unverheiratete Paare gelten? Ich nehme die unverheirateten Paare deshalb mit rein, weil diese in gewissen Fällen vom Staat als Bedarfsgemeinschaft definiert werden, auch wenn sie keinen Trauschein haben. Wäre es nicht sinnvoller diesen finanziellen Vorteil auf Familien mit Kindern zu beschränken und zwar mit und ohne Trauschein? Schließlich werden Kinder immer wieder als Verteidigung für die staatliche Subvention der Hetero-Ehe genannt.
Wenn man nun über die Position von verschiedenen Parteien diskutiert muss man sich natürlich zunächst einmal vor Augen führen, dass das Hauptziel von Politikern darin besteht an die Macht zu kommen oder ihre Macht zu erhalten. Die können noch so schön daher reden, am Ende des Tages wird kein Politiker eine Politik machen, von der er weiß, dass sie seine Wiederwahl erheblich gefährden würde.
Die CDU hat nun viele Wähler, die im rechts-konservativ-christlichen Lager angesiedelt sind und das sind die Leute, die ihre Probleme mit Gleichberechtigung haben. Manchen kann man ja nicht mal klar machen, dass Frauen inzwischen die gleichen Rechte wie Männer haben. Die Position der CDU wäre also genau dann für die CDU nicht mehr zeitgemäß wenn die Mehrheit ihrer potentiellen Wähler sie nicht mehr als zeitgemäß empfinden würde.
Olly173 hat geschrieben:Findet ihr eine solche Auffassung der CDU noch vereinbar mit der heutigen, fortschrittlichen Gesellschaft?
Die Frage unterstellt ja gleich mehrere Dinge, die schlicht nicht stimmen bzw. falsch sind. Jedenfalls suggeriert die Frage, die CDU stünde jenseits der Gesellschaft und wäre nicht Teil von ihr. Das ist so nicht richtig. Zum anderen unterstellt die Frage, die Gesellschaft wäre in so einer Frage fortschrittlich genug, neue Antworten zu akzeptieren. Dem ist aber auch nicht so. Es mag zwar sein, dass breite Teile der Gesellschaft die gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft "akzeptieren" und auch für eine finanzielle bzw. steuerrechtliche Gleichstellung plädieren würden. Aber das Thema geht weiter und bei der Frage nach dem Adaptionsrecht schwindet die Mehrheit der Befürworter einer absoluten Gleichstellung. Und da ist die CDU schon wieder mitten in der Gesellschaft und spiegelt (die verlogene) tolerante Sicht der Menschen wieder.
Olly173 hat geschrieben:Warum blockiert die Union immer noch diese Entwicklung, nachdem sie vom Bundesverfassungsgericht doch eindeutig unterstützt wird?
Hier hat sich das Bundesverfassungsgericht doch explizit mit dem Umgang bzgl. der steuerlichen Gleichbehandlung auseinander gesetzt. Es hat gar nicht alle Lebensbereiche betroffen. Und weil es eben bei einer Gleichstellung alles zu berücksichtigen gilt, schreckt die konservative Mehrheit dann doch zurück. Auch, weil das eigene Weltbild so natürlich erschüttert wird, so dem schlicht eine monogame, heterosexuelle Beziehung mit Kindern gehört.
Olly173 hat geschrieben:Sollte man in diesem Fall nicht sogar eine klassische Volksabstimmung durchführen und nach dem Willen des Volkes entscheiden
Das wäre natürlich Quatsch und ich wüsste nicht, wie in so einem Fall über Mehrheiten etwas zu entscheiden ist, was Minderheiten betrifft und wogegen es keine rationalen Gründe gibt. Eine Diskriminierung wurde ja letztlich festgestellt - dies zur Abstimmung zu stellen, würde bedeuten, die Freiheiten für die man einsteht, mit Füßen treten zu wollen. Denn wer abstimmen lassen will, gibt zu verstehen, dass auch eine ablehnende Meinung legitim ist - und dann letztlich von der betroffenen Minderheit akzeptiert werden muss.
Die CDU ist nunmal keine "Volkspartei", sondern eine Partei der Reichen und der konservativen Christen. Seit vielen Jahren blockiert und sabotiert sie alle Vorhaben von SPD, Linke und Grünen zur Gleichstellung. Dabei ist die Gesellschaft schon viel älter. Die Ehe ist ja nicht mehr Modell für Beziehungen schlichthin, schon gar nicht die kirchliche Trauung. Übrigens ist auch die FDP nicht für die Freiheit der Homosexuellen. Sie hat stets im Verbund mit der CDU gegen alle Vorstöße der linken Parteien gestimmt.
Man kann wohl die CDU gewissermaßen als altmodisch bezeichnen, was deren Haltung und Einstellung betrifft. In gewissen Sachen mag das wiederum nicht zutreffen, aber anhand der Homo-Ehen sieht man das dann doch wieder recht deutlich. Ich bin jetzt nicht so auf den Stand der Dinge, was die CDU als Gründe für diese Ablehnung nennt, aber da sollten keine gravierenden Sachen dabei sein, die mich jetzt direkt umstimmen würden. Irgendwann werden sie sich aber beugen müssen, alles nur eine Frage der Zeit.
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