Bin mit depressivem Partner überfordert - Kontakt reduzieren

vom 05.06.2014, 07:44 Uhr

Ich habe vor drei Monaten jemanden kennengelernt, über eine Single-Seite. Mit dem verstehe ich mich eigentlich gut und wir sehen und regelmäßig, sind also mehr oder weniger zusammen. Aber ich schreibe „eigentlich“, weil ich mit seiner Depression nicht klarkomme. Ich wusste vorher nicht, dass er depressiv ist, er hat es mir irgendwann geschrieben und mir ist dann aufgefallen, dass er manchmal Tage hat, an denen er sehr antriebsarm ist und sich für nichts so richtig begeistern kann.

Das stört mich sehr. Ich habe dann den Eindruck, dass ich die ganze Zeit auf ihn eingehen muss und dann trotzdem nicht viel zurück kommt. Wenn ich etwa das Gespräch durch Fragen nicht am Laufen halten würde, dann würden wir an diesen Tagen kaum miteinander reden. Er ist dann oft müde und eigentlich zu nichts so richtig zu gebrauchen; keine Scherze, kein Humor, kein gemeinsames Lachen, das alles gibt es an diesen Tagen nicht. Und das zieht mich mit runter.

Er behauptet zwar, er würde sich trotzdem freuen, mich zu sehen, aber so recht glauben kann ich das nicht. Nun habe ich schon überlegt, ob es sinnvoll wäre, dass ich quasi vorher seine Stimmung erfrage und wenn er mir dann am Telefon sagt, dass er wieder einen „depressiven Tag“ hat, dann lassen wir das eben mit dem Besuchen an diesem Tag. Aber wir sehen uns arbeitsbedingt ohnehin nicht so oft, dann würde es ja noch weniger werden.

Ich bin mir unschlüssig, ob das eine gute Idee ist. Dann blieben mir seine Antriebslosigkeit und seine schlechte Laune erspart. Ich meine, er motzt mich nicht an, aber ich finde das total schwer zu ertragen, so einen lethargischen Menschen um mich herum zu haben.

Dazu muss ich sagen, dass ich selber im medizinischen Bereich arbeite und beruflich auch mit Depressiven zu tun habe. Ich kenne die Symptome usw., aber ich möchte privat nicht noch einen Patienten um mich herum haben. Ich möchte, wenn ich nach Feierabend meine Freizeit genieße oder das zumindest versuche nicht weiter mit Depression und psychischen Problemen konfrontiert sein, da möchte ich endlich mal gut gelaunte, normale Menschen um mich haben, auf die man nicht ganz besonders speziell eingehen und sich jedes Wort überlegen muss. Das ist mir dann einfach zu viel.

Denkt ihr, dass ich das so machen sollte, wie beschrieben? Dass ich also vorher, bevor wir uns besuchen, mal fragen wollte, wie es ihm geht und wenn er wieder einen depressiven Tage hat, sollte ich dann lieber zu Hause bleiben? Denn mich zieht er an solchen Tagen nur herunter, ich komme mir dann überflüssig, ungewollt und nicht genug beachtet vor. Oder sollte ich es lieber gleich ganz lassen?

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 05.06.2014, 09:08, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich kann dich durchaus verstehen und in deinen Gedankengängen kann man doch schon herauslesen, dass du damit den Weg zur langsamen Trennung einschlägst. Denn wenn er zu jedem geplanten Besuch schlecht drauf ist und du dann lieber für dich allein bleibst, wird es irgendwann keine Besuche mehr geben. Ich selbst war vor rund vier Jahren mal einige Zeit mit einem Mann zusammen, der auch wegen Depressionen in Behandlung war. Bei ihm war es sogar so schlimm gewesen, dass er Frührentner ist.

Antriebslos war er zwar nicht, da seine Laune eben mit Medikamenten auf einem Niveau gehalten wurde. Aber ich kam mit seinem Tagesrhythmus nicht zurecht. Wenn man arbeitet und zwei Kinder im schulpflichtigen Alter hat, dann kann man eben nicht täglich bis 11 Uhr schlafen. Danach war er eher Ruhelos und seine Unternehmungen, wie Einkaufen, wurden schon fast im Dauerlauf erledigt. Einen gemütlichen Stadtbummel konnte man mit diesem Mann nicht machen.

Aber was mich da eben besonders gestört hat, war das dieser Tagesablauf wirklich von Montag bis Sonntag durchgeführt wurde. Auch wenn Sonntags nur das mehr oder weniger ziellose Wandern auf dem Programm stand. Nun habe ich durch meine freiberufliche Tätigkeit auch keine festen Arbeitszeiten und als der Vorwurf von einem planlosen Leben kam, habe ich dann die Notbremse gezogen. Ich konnte mit keinem Mann zusammen sein, wo ich bis in die Mittagszeit nicht meiner Arbeit nachgehen konnte und auch kein Verständnis für meinen Job bekam.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich hatte beim Lesen auch das Gefühl, als würdest du von meinem Ex Freund sprechen, der auch der Vater meiner Tochter ist. Er war auch nur noch antriebslos, lag im Bett bis Mittags um 12 und machte keinen Finger krumm, hielt es nicht einmal mehr für nötig unsere gemeinsame Tochter aus dem Kindergarten abzuholen, was wirklich nur 2 Minuten Fußweg gewesen waren damals. Überhaupt war die ganze Stimmung nicht mehr zu ertragen und er vergrub sich in seiner virtuellen Welt auf der Spielekonsole und so ging es Tag ein, Tag aus.

Ich kann auch verstehen, dass es für sich sehr schwer zu ertragen ist und verstehe auch deine Überlegungen und wie Punktedieb schon schrieb, wären das schon die ersten Schritte in Richtung Trennung. Ich habe auch lange versucht an der Beziehung fest zu halten, auch wegen unserer Tochter, aber es brachte letzten Endes nix mehr. Hätte meine Tochter mit so einer Vaterfigur groß werden sollen? Was für ein verzerrtes Bild von Männern hätte sie dann mit auf den Lebensweg bekommen? Zumal er sich damals nicht helfen lassen wollte und so weit ich weiß, auch bis heute nicht helfen lassen will. Der letzte Kontakt, der zwischen uns statt fand war der 15te März 2013, seitdem hat auch unsere Tochter nix mehr von ihm gehört.

Ich würde sagen, es kommt auch ein bisschen darauf an, wie er sich bemüht, oder eben halt nicht bemüht an dieser Situation etwas zu ändern. Liebe hin oder her, es gibt Momente im Leben, da reicht die Liebe alleine einfach nicht mehr, doch letzten Endes musst du es für dich selber entscheiden, die Entscheidung kann dir niemand abnehmen, wir alle können nur Ratschläge geben, aber ich denke, dieses vorher Erfragen, was für einen Tag er hat ist schon ein guter Ansatz, denn dann wirst du schnell merken, ob er selber versteht, dass er etwas an sich ändern „müsste“, oder ob du es ihm nicht wert bist etwas an sich zu „ändern“.

» freedomsfly » Beiträge: 120 » Talkpoints: 46,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Frage, die sich mir stellen würde ist folgende: Ist die Liebe stark genug, um solche Probleme abzufangen? Wenn ich das so lese, dass eure Beziehung eigentlich nur eine Gelegenheitsbeziehung ist, dann habe ich schon erste Zweifel daran. Aber wirklich beantworten kannst das nur du. Ist für dich die Liebe zu dieser Person alle Probleme wert?

Auch nach langjährigen Beziehungen kann so eine Erkrankung Paare vor große Schwierigkeiten stellen. Ich kenne aus der Bekanntschaft durchaus Fälle, wo ein Partner (beispielsweise durch eine Krebserkrankung oder einen Schicksalsschlag) plötzlich den Blues nicht mehr unter Kontrolle hatte und depressiv wurde. Auch in lange währenden Beziehungen ist es für den Partner dann enorm schwer, das Gute in dem kranken Partner noch zu sehen. Mit "das Gute" meine ich den Teil der Persönlichkeit, der noch annähernd so ist wie der Mensch den man vor der Depression kannte. Also die Charaktereigenschaften, die man an seinem Partner liebt. Wenn man jemanden gerade erst kennen gelernt hat und derjenige oder diejenige von Anfang an so war, dann fällt so ein positiver Blick sicher weit schwerer.

Du sagst, du bist beruflich vorgeprägt. Wie schätzt du denn die Chancen ein, dass sich da künftig was bessern könnte? Wie lange besteht die Depression schon? Gab es einen oder mehrere Anlässe, nach denen die Erkrankung begann? Oder scheint das bei deinem Lebensgefährten ein Problem zu sein, das viele in dessen Familie herum schleppen? Ist die Person, die du da kennen gelernt hast, überhaupt bereit sich fachmännisch helfen zu lassen? Wenn therapeutisch noch nichts gemacht wurde, dann könnten Psychotherapien und vielleicht auch eine Behandlung mit passenden Medikamenten alles so weit verbessern, dass ihr miteinander eine Zukunft habt.

Wenn deine Bekanntschaft allerdings schon lange Jahre austherapiert ist und nichts so richtig geholfen hat, dann wird die Antwort schon schwieriger zu finden sein. Das Prinzip Hoffnung wäre für mich da schon entscheidend. Denn Theoretisch sollte eine Partnerschaft recht tragfähig werden, wenn man am Anfang schon bewiesen hat, dass man gemeinsam gut durch schwere Zeiten gehen kann. Aber auch da: Es gibt natürlich niemals eine Garantie, dass eine Beziehung klappt. Deshalb würde ich mich an der Stelle auch fragen, ob man notfalls damit umgehen könnte, wenn der Partner sich wegen der Depression möglicherweise etwas antut.

Ich finde es zwar nicht fair, dass diese Person dich nicht über dessen Depression informiert hat, kann es aber nachvollziehen. Vermutlich wirst du nicht der erste potentielle Lebensgefährte sein, der früher oder später kalte Füße bekommen hat und mit der Depression nicht klar kommt. Vermutlich steckt da schon eine gewisse Angst dahinter, wenn man so etwas entscheidendes erst mal verschweigt. Das würde ich demjenigen aber auch klipp und klar so sagen, dass so ein Start nicht gerade der beste für eine gemeinsame Zukunft ist.

Wie sieht es mit dir aus? Hast du schon mal Beratungsmöglichkeiten für Angehörige von Depressiven aufgesucht? Wenn man beruflich mit etwas zu tun hat, dann kann man sich das ja emotional weit leichter von der Seele weg halten, als wenn es einen privat betrifft. Wenn dir an dem Menschen viel liegt, dann kannst du sicherlich auch lernen, wie du dich privat von seinem Leid so weit abgrenzen kannst, dass es dich eben nicht herunter zieht.

Wenn du dir ganz sicher wärest, dass es mit euch garantiert nichts wird, hättest du hier nicht gefragt. Davon gehe ich mal aus. Auch wenn dir hier theoretisch jemand raten würde, es einfach sein zu lassen, ist das auch keine Lösung. Ich denke, dass es den meisten Menschen nach dem Beenden einer Beziehung ähnlich geht. Ich habe mich dann immer gefragt, was wohl passiert wäre, wenn ich mich an dem und dem Punkt anders verhalten hätte. Von daher würde ich dafür plädieren, erst mal eine Lösung zu versuchen oder einen möglichen Weg auszuprobieren. Wenn das dann gescheitert ist, dann kann man vor sich ganz gut rechtfertigen, dass man sicher weiß, es hat nicht geklappt. Wenn man schon gleich aufgibt, dann fragt man sich vielleicht Zeit seines Lebens, ob es vielleicht doch hätte klappen können und bereut vielleicht den Entschluss.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Die Frage, die sich mir stellen würde ist folgende: Ist die Liebe stark genug, um solche Probleme abzufangen? Wenn ich das so lese, dass eure Beziehung eigentlich nur eine Gelegenheitsbeziehung ist, dann habe ich schon erste Zweifel daran. Aber wirklich beantworten kannst das nur du. Ist für dich die Liebe zu dieser Person alle Probleme wert?

Na ja, ich kenne ihn ja erst seit drei Monaten bzw. vorher vom Telefonieren, aber zusammen sind wir erst seit drei Monaten und da würde ich nicht schon so große Worte wie Liebe verwenden. Er ist mir halt sympathisch gewesen und ich dachte, das könnte etwas werden. Aber wenn ich das so miterlebe, wie er ist, wenn er einen depressiven Tag hat, das will ich nicht nochmal haben.

Du sagst, du bist beruflich vorgeprägt. Wie schätzt du denn die Chancen ein, dass sich da künftig was bessern könnte? Wie lange besteht die Depression schon? Gab es einen oder mehrere Anlässe, nach denen die Erkrankung begann? Oder scheint das bei deinem Lebensgefährten ein Problem zu sein, das viele in dessen Familie herum schleppen?

Die Familie kenne ich nicht so genau, aber die Eltern sind meiner Meinung nach ganz normal. Ich denke, das wird chronisch sein, er hat immer wieder einzelne Tage, an denen er depressiv ist und dann tage, wo er normal ist. Das ist eine Restsymptomatik, d.h. das bleibt so. Früher hat es wohl mal eine ausgeprägte Depression gegeben, die behandelt wurde und er wird nach wie vor behandelt, aber das ist der Rest, der überbleibt und nicht mehr weggeht.

Wie sieht es mit dir aus? Hast du schon mal Beratungsmöglichkeiten für Angehörige von Depressiven aufgesucht? Wenn man beruflich mit etwas zu tun hat, dann kann man sich das ja emotional weit leichter von der Seele weg halten, als wenn es einen privat betrifft. Wenn dir an dem Menschen viel liegt, dann kannst du sicherlich auch lernen, wie du dich privat von seinem Leid so weit abgrenzen kannst, dass es dich eben nicht herunter zieht.

Genau das mache ich ja selber beruflich. Ich würde da nichts lernen, was ich nicht schon wüsste, weil ich in meinem Beruf selber Angehörige berate. Genau deswegen möchte ich privat auch einfach nur normale Menschen um mich haben, die keine besondere Unterstützung brauchen, sondern einfach nur normal funktionieren.

» vde » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Das sieht schwierig aus. So wie sich das liest, wird sich am Status quo eher nichts verbessern. Ich kann das schon auch verstehen, dass man zu Hause Erholung braucht, wenn man in so einem emotional belastenden Job arbeitet. Schließlich muss man ja für die eigene Gesundheit sorgen und kann nicht einfach so für jemand anderes sehenden Auges in den Burnout laufen.

So wie ich das, rein vom Lesen hier, einschätze wird da wohl eher keine Beziehung daraus. Vielleicht ist es ein gangbarer Weg, wenn man das genau so dem anderen sagt: Du bist mir sympathisch, aber für die große Liebe reicht es nicht. Vielleicht kann man ja (so du das überhaupt willst) da eine Freundschaft entstehen lassen. Dann geht man mal gemeinsamen Hobbies nach, wenn beide dazu Lust haben, aber man geht keine Verpflichtung ein, sich dauerhaft und regelmäßig zu treffen.

Depressiv hin oder her: Auch dieser Mensch wird wissen, dass man Liebe nicht erzwingen kann. Vielleicht gelingt es ja dieser Person auch, das ganze realistisch zu sein, gerade weil ihr noch in der Phase des Kennenlernen seid.

Aber letztlich kann man da keine Patentlösung raten, denn zwischenmenschliches ist immer alles andere als einfach.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Jemanden nur besuchen, wenn er einen guten Tag hat finde ich ganz schlecht. Gerade auch, wenn du eigentlich den Hintergrund kennst, solltest du dich entweder ganz darauf einlassen oder es sein lassen. So wie ich es von dir lese, solltest du es wohl lassen, weil dir in gewisser Weise das Verständnis dafür zu fehlen scheint. Für dich scheinen Probleme und Krankheiten Arbeit zu sein und nicht etwas, was du privat haben möchtest. Ich finde das menschlich schon etwas verwerflich, wenn man einen Menschen nur deswegen nicht lieben kann, weil er krank ist oder Probleme hat.

Mein Onkel war depressiv, stark depressiv und hat sich dann auch umgebracht. Meine Tante war immer für ihn da, sie hat ihn geliebt. Zwar hatte er wirklich miese Phasen, aber sie war ihm eine Stütze und ihm tat das in den sehr schlechten Phasen auch gut, dass sie bei ihm war und sich um ihn gekümmert hat. Bloße Anwesenheit tut gut.

Ich denke, dass du das nicht schaffen kannst und nicht schaffen willst. Man muss eine Person sehr lieben um damit umgehen zu können. Man kann aber auch nicht immer nur Spaß im Leben haben. Als Paar macht man nicht immer nur schöne Tage mit, gerade am Anfang ist das sicherlich nicht schön, wenn man dann beidseitig so verträumt und einfach nur verliebt sein kann, aber wenn man sich liebt sollte die Liebe das auch überstehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke generell, dass jeder selber mit seinem Leben klarkommen sollte und man nicht immer andere – auch nicht den Partner – in Anspruch nehmen sollte. Zwar sind Depressionen eine Krankheit, für die derjenige nichts direkt kann, aber man hat ja dennoch Möglichkeiten, sein Verhalten so zu steuern, dass man nicht für andere zur Belastung wird. Denn genauso können auch andere nichts dafür, dass jemand depressiv ist und warum sollten diese anderen dann dafür bestraft werden?

Mein Onkel war depressiv, stark depressiv und hat sich dann auch umgebracht. Meine Tante war immer für ihn da, sie hat ihn geliebt. Zwar hatte er wirklich miese Phasen, aber sie war ihm eine Stütze und ihm tat das in den sehr schlechten Phasen auch gut, dass sie bei ihm war und sich um ihn gekümmert hat. Bloße Anwesenheit tut gut.

Das ist toll, dass deine Tante das getan hat. Aber hast du auch mal gedacht, wie es deiner Tante dabei ging? Vielleicht war das für sie eine sehr große Belastung? Vielleicht war sie damit zutiefst unglücklich und hat sich insgeheim ein anderes Leben gewünscht? Denn wir haben nur ein Leben und die Jahre, die man damit verbringt, sich aufzuopfern, die bekommt man nie wieder.

Wenn jemand den Partner unterstützt und dabei fast selbst zugrunde geht, wird das gerne als heroische Tat gefeiert. Aber was hat denn der Mensch davon? Deine Tante hat einen Teil ihres Lebens geopfert, für jemanden, der sich dann ohnehin umgebracht hat. Deine Tante hat gelitten und du stellst das so dar, als wäre das ein Ideal, als müsste jeder für die Liebe sonst was für Opfer auf sich nehmen und wehe man möchte sich nicht ständig mit den Problemen anderer befassen.

Liebe kann nicht alle schaffen, das ist Quatsch. Wer so denkt, landet irgendwann im Burnout oder bekommt selber eine Depression. Man muss sich bewusst machen, dass man bei einer Depression ohnehin wenig machen kann. Die Threaderstellerin beschreibt ja auch, dass er mehr oder weniger austherapiert ist und der Zustand so bleibt. Somit ist keine Veränderung möglich und es ist die Frage, ob man sich einen Partner antun möchte, der regelmäßig solche Phasen hat.

Auch eine Beziehung ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Man investiert etwas und man möchte aber auch etwas von der Beziehung haben. Es sollte einem mit Partner nicht schlechter gehen als ohne. Man sollte in der Partnerschaft glücklicher sein als wenn man alleine ist. Es ist nicht Ziel einer Partnerschaft, dass man leidet und sich zusätzlich belastet fühlt.

Es kommt für mich darauf an, wie oft er diese Phasen hat. Ist das einmal in der Woche? Einmal im Monat? Wenn es leicht machbar ist, sich dann eben zu diesen Momenten nicht zu sehen, dann würde ich dies so machen und sehen, ob es funktioniert. Es hat ja keinen Sinn, jemanden zu besuchen, mit dem man dann nichts anfangen kann. Da geht ja auch deine Zeit irgendwo sinnlos verloren. Wenn die Phasen selten sind, dann ist das mit dem Dann-Nicht-Sehen eine Möglichkeit. Wenn die Phasen so oft sind, dass man sich dann kaum noch sehen würde, dann überlege dir noch mal, ob du nicht lieber jemanden anderes möchtest.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn man jemanden wirklich liebt, dann bleibt man sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten mit dem Menschen zusammen. Gerade bei einer Hochzeit gibt man ja auch das Versprechen ab, mit dem Partner bei Krankheit und Gesundheit zusammen zu bleiben und ich denke, dass man das automatisch tun sollte, sobald man jemanden wirklich liebt und eine Zukunft mit ihm aufbauen möchte. Wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, dann möchte man sicherlich alles dafür tun, damit es ihm gut geht und ich denke, dass es dann auch selbstverständlich sein sollte, dass man sich gegenseitig hilft.

Wenn du deinen Freund jedoch nur an den Tagen sehen möchtest, an denen es ihm gut geht, dann kann aus dieser Beziehung nichts werden, wie ich finde. Auch wenn ich es verstehen kann, dass dich die Situation enorm belastet, finde ich auch, dass man automatisch immer zu dem Partner stehen möchte, egal wie schlecht es ihm geht, wenn man ihn wirklich liebt. Und wenn man das nicht tun möchte, dann ist entweder die Liebe nicht stark genug oder man selbst ist nicht stark genug. Beides ist jedoch kontraproduktiv für eine Beziehung.

Sicherlich ist ein depressiver Partner aber auch eine enorme Belastung für einen selbst. Es ist selbstverständlich, dass einen die Launen auch selbst herunter ziehen und man kann nicht einfach gute Laune haben, wenn man merkt, dass es dem anderen nicht gut geht. Das wirkt sich natürlich auch negativ auf einen selbst aus und ich denke, dass man da auch tatsächlich an Lebensfreude verliert. Allerdings muss man sich dann eben fragen, ob die Liebe tatsächlich so stark ist, dass man sich für den Partner entscheidet oder ob man lieber seinen eigenen Weg geht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich kann verstehen wie du dich fühlst, denn ich bin mit einer depressiven Frau verheiratet. Bei ihr äußert sich die Depression zwar weniger durch Antriebslosigkeit eher durch Traurigkeit. Ich liebe diese Frau und habe dies auch in guten wie in schlechten Zeiten geschworen. Für mich ist es nicht so schlimm, man lernt damit umzugehen und dem Partner in einer schlechten Phase zu unterstützen. Dazu muss dieser aber ein großes Vertrauen zu dir aufgebaut haben, dass er dich in solchen Situationen bedingungslos "in sich" schauen lässt.

Da ihr noch nicht lange zusammen seid, würde ich aus dem von dir geschriebenen Schlussfolgern, das du die Beziehung beenden willst. Denke bei dieser Entscheidung an dich, sonst wirst du auf lange Sicht damit unglücklich sein. Den Partner nur zu treffen, wenn er gute Laune hat, finde ich absolut den falschen Weg und es ist in meinen Augen auch unfair gegenüber dem Partner. Entweder ganz oder gar nicht sollte hier die Devise lauten.

» Bassaufdreher » Beiträge: 393 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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