Sind Lügner die besten Geschichtenerzähler?

vom 02.06.2014, 19:12 Uhr

Ich sehe gerade ein Film über einen Mann, der sein ganzes Leben lang nur gelogen hat. Er hat immer wieder Geschichten um die eigene Person erfunden und auch Geschichten über andere Personen. Nun sind alle sehr gespannt auf seine Geschichten gewesen und haben ihm gerne zugehört. Ich denke, dass ein guter Lügner ein kreativer Mensch ist, der auch gut Geschichten erzählen kann. Wie seht ihr das? Sind solche Lügner gute Geschichtenerzähler?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke, im weitesten Sinne, sind Lügner, sicherlich gute Geschichtenerzähler. Schließlich schreiben tagtäglich, diverse Autoren, Geschichten, welche dann vom Konsumenten erworben werden. Somit liest jeder, der sich z.B. ein Roman, also eine erdachte Geschichte kauft, eine Lüge. Und dies freiwillig. Somit ist der Verfasser, in gewisser Weise ein Lügner, da er sich die Geschichte ausgedacht hat, obwohl die Handlung so nie vorgefallen ist.

Natürlich kommt es immer auf dir Lüge an sich an, die einem aufgetischt wird, ob sie gefällt, oder eben nicht.

Wenn jemand eine Beziehung auf einer Lüge aufbaut und der Betroffene dann dahinter kommt, ist das natürlich unschön. Perfekte bzw. sehr gute Lügner, können demnach, sicherlich auch gute Geschichten erzählen und wissen damit ihr Publikum zu begeistern. Somit wäre auch jeder gute Lügner, eventuell, als Autor geeignet und könnte damit regelrecht seinen Lebensunterhalt verdienen.

» scorpion24 » Beiträge: 207 » Talkpoints: 4,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich glaube nicht, dass man das so verallgemeinern darf. Ich kenne einen Menschen, der wirklich ein notorischer Lügner war. Der war aber nicht sonderlich unterhaltsam. Seine Lügen waren deshalb so überzeugend, weil sie so unspektakulär und normal daher kamen. So glaubhaft normal eben. Seine Stärke lag eher darin, sich zu merken, wem er welche Version aufgetischt hatte und dabei nie aufzufallen.

Fiktion ist keine Lüge. Das lernt man beim Studium der Literaturwissenschaft relativ schnell. Eine Lüge hat ja auch immer die Absicht, den Belogenen hinter das Licht zu führen, ohne dass er das merkt. Und ohne dass er dabei zustimmt. Daher ist Literatur keine Lüge, denn jeder halbwegs erfahrene Leser (nicht unbedingt alle Kinder) wissen, dass Geschichten im Normalfall erfunden sind. Sprich, der Leser lässt sich freiwillig und wissentlich etwas erzählen, was nicht real ist.

Aber um eine gute Geschichte zu spinnen muss man mehr können, als nur eine glaubhafte Lüge zu konstruieren. Der Leser will schließlich unterhalten werden. Die Figuren müssen ausgearbeitet werden, die Handlung spannend und interessant aufgebaut werden. Vielleicht sind viele gute Buchautoren gleichzeitig auch gute Lügner, zumindest potentiell. Das kann ich mir eher vorstellen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Man sagt eigentlich immer, dass die besten Lügen möglichst nah an der Wahrheit liegen, und für mich macht das auch sehr viel Sinn. Wenn ich dir zum Beispiel eine Lüge über meine Aktivitäten am gestrigen Abend erzählen will ist es doch am einfachsten und glaubwürdigsten, wenn ich dir von einem Abend in der vergangenen Woche erzähle. Diesen Abend habe ich wirklich erlebt, ich kann mich an Details erinnern und auf Rückfragen antworten. Wenn ich dir hingegen etwas frei erfundenes erzähle ist die Gefahr viel größer, dass ich irgendwo in der Geschichte einen Fehler mache und die Lüge auffliegt.

Gutes Lügen hat mit Kreativität also überhaupt nichts zu tun, eher im Gegenteil. Je kreativer die Lüge erzählt und ausgeschmückt wird, desto unglaubwürdiger wird sie. Da du von Filmen sprichst - Käpt'n Blaubär ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Er erzählt sehr unterhaltsame Lügengeschichten, die aber so kreativ mit der Realität umgehen, dass sie dadurch völlig unglaubwürdig werden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die Aussage, dass ein Lügner ein guter Geschichtenerzähler sei, ist sehr pauschal und darf meiner Meinung nach nicht allgemein als wahr betrachtet werden. Menschen lügen häufig um sich der Verantwortung zu entziehen oder aus reiner Faulheit. Das sind Eigenschaften, die diese Menschen eher nicht zu einem guten Geschichtenerzähler machen. Eine gute Geschichte zu schreiben, ist gewöhnlich mit viel Arbeit verbunden und benötigt auch eine gewisse Begabung und Kreativität. Sicherlich sind viele Lügner kreativ, aber deshalb sind sie noch lange kein gute Autoren für eine Geschichte.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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