Teilnehmer, die sich in Rage reden, nicht unterbrechen?

Vor eine Woche habe ich ein Seminar gehalten, in dem die Teilnehmer etwas über bestimmte Unternehmensbereiche lernen sollten. Irgendwann fiel der Begriff Leiharbeit und dann fing der erste an, sich zu beschweren, dass Leiharbeit ja das Schlimmste überhaupt sei. Darin stimmten dann die anderen ein und es wurde unter den Teilnehmern munter darüber diskutiert, dass das Steuergeld in anderen Ländern ausgegeben wird statt im Inland, welche Politiker man alle erschießen müsste und dass es doch kein Wunder sei, wenn jemand Amok laufe usw.

Es war eine richtige Stammtischdiskussion und wenn man das so hörte, könnte man denken, was denn das nur für komische Leute seien. Aber das waren alles Mitarbeiter von regionalen Unternehmen. Es waren also weder Menschen, bei denen man eine spezielle politische Prägung zu erwarten hätte, noch irgendwelche besonders einfachen und unreflektierten Leute. Aber die haben sich da eben in Rage geredet und jeder war dabei.

Ich habe dann überlegt, ob ich das unterbrechen sollte und die Seminarteilnehmer langsam zum eigentlichen Thema zurückführen sollte. Aber ich habe es gelassen und habe stattdessen diese Diskussion zu den neuen Thema geleitet und ab und an eine Frage eingeworfen, etwa was sie besonders störe oder was sie verändern würden. Denn ich dachte mir, dass die Teilnehmer, wenn sie so intensiv auf etwas anders umschwenken, dann bestimmt am eigentlichen Thema nicht interessiert sind. Sie nehmen ja auch nicht ganz freiwillig teil.

Am Ende bewerten mich die Teilnehmer ja und wenn ich die zwinge, sich was anzuhören, was sie nicht interessiert, dann bewerten die mich sicherlich nicht gut. Wenn ich die ihre aufgeregte Diskussion, die die offenbar sehr beschäftigt hat, unterbreche, dann nehmen mir die das vielleicht übel und daher habe ich das nicht gemacht. Also ich habe sie über ihre Themen, über die sie sich in Rage geredet hatten, weiter reden lassen.

Was hättet Ihr denn gemacht? Würdet Ihr die Teilnehmer weiter diskutieren lassen, auch wenn die Diskussion nicht zum geplanten Thema passt?

Das ist schwierig und ein richtig oder falsch gibt es da nicht. Was wichtig ist, dass du am Ende mit der Zeit zurechtkommst und alle Inhalte übermitteln konntest.

Die elegante Lösung wäre vielleicht gewesen, dass du den Teilnehmern klar machen kannst, dass sie am Ende darüber diskutieren können, weil sich das Seminar sonst halt noch weiter in die Länge ziehen würde, da du alle Themen ja durchmachen musst, weil es so vorgegeben wurde. Danach kann dann in lockerer Atmosphäre mit den Kollegen weiterdiskutiert werden. Das ist dann die Taktik bei Themen, die einem nicht so liegen.

Ansonsten finde ich deinen Ansatzpunkt sehr gut, dass du Zwischenfragen gestellt hast und damit auch noch das Seminar geleitet hast, ohne dass es dir ja anscheinend am Ende aus den Händen geglitten ist. Es sollte dann nur nicht zu langwierig werden und das Seminar sprengen.