Das Refrendariat schlaucht Freundin

vom 13.11.2010, 10:49 Uhr

Ich mache mir ein wenig Sorgen um meine Freundin. Sie hat vor einigen Monaten ihr Refrendariat an einer Grundschule begonnen. Die Ausbildung erscheint mir sehr hart zu sein. Sie muss seitenlange Ausarbeitungen anfertigen hat immer wieder Unterrichtsbesuche und hat auch sichtlich Stress. Sie ist teilweise sehr abgespannt.

Das ganze würde mich nicht beunruhigen, wenn nicht in ihrem Bekanntenkreis einige andere Frauen psychische Probleme bekommen hätten.Eine Freundin hat eine Angststörung bekommen, die andere musste das Refrendariat sogar zeitweise unterbrechen. Ich frage mich wieso diese Lehrerausbildung so psychisch belastend sein muß und bin nun natürlich extrem beunruhigt. Ha jemand von Euch eventuell ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. kennt sich ein wenig aus? Ich versuche für meine Freundin da zu sein und helfe ihr wo ich kann.

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» kilkennyman » Beiträge: 183 » Talkpoints: 3,33 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe auch ein paar Leute in meinem Bekanntenkreis die auf Lehramt studieren. Die von Dir beschriebene Problematik ist mir allerdings noch nicht begegnet. Sicherlich ist das Referendariat kein Zuckerschlecken, das wird die spätere Berufsausübung aber auch nicht. Deine Freundin wird sich oft mit Kindern abgeben müssen die von zu Hause kaum oder nur wenig Erziehung abbekommen haben und sich nicht benehmen können. Da wird haufenweise Stress auf sie zukommen, und ich könnte mir vorstellen dass das Referendariat absichtlich etwas aufwändiger und anstrengender gestaltet wird um auf die künftigen Aufgaben vorzubereiten. Außerdem dürfte die Umstellung vom reinen Studium mit Büchern und Vorlesungen auf die Arbeit an einer Schule mitsamt Unterrichtsvorbereitung auch ein recht großer Sprung sein, an den man sich zunächst einmal gewöhnen muss.

Ich wäre auch beunruhigt wenn ich sehen würde dass einer meiner Freunde oder gar mein Partner so gestresst ist wie Deine Freundin. Und die Probleme der anderen Referendare aus ihrem Bekanntenkreis würden mich an Deiner Stelle ebenfalls zusätzlich sensibilisieren. Aber anders gesehen hat Deine Freundin nun die Möglichkeit herauszufinden ob sie dem gewachsen ist. Und sollte sich herausstellen dass sie es nicht ist, kann sie jederzeit abbrechen und sich einen anderen Beruf aussuchen.

Dass Du sie nach Kräften unterstützt ist mit Sicherheit eine enorme Hilfe für sie – mehr wirst Du aber auch nicht tun können. Zuhören, mit ihr darüber sprechen und dafür sorgen, dass sie an freien Tagen auch mal ausspannt, sich erholt und mit den Gedanken nicht immer nur in den Vorbereitungen steckt ist wichtig. Der Rest findet sich sicherlich von ganz alleine. Aber schön, dass Deine Freundin eine derartige Unterstützung an ihrer Seite hat!

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


In meinem Bekanntenkreis sind auch Grundschullehrer oder noch Studenten auf lehramt und eine derartige Problematik ist mir von diesen Personen auch nicht bekannt. Wenn meine Freundin oder mein Partner derartige Symptome aufweisen würde, würde ich mir auch Sorgen machen und ich würde mit ihm zusammen überlegen, ob dieser Beruf überhaupt der richtige Beruf für diese Person ist.

Was will denn deine Freundin machen, wenn sie fertig studiert hat. Es wird bestimmt nciht weniger stressig, wenn sie noch mehr Verantwortung hat und da würde ich schon sagen, dass der Beruf in der Praxis doch stressiger ist, als was sie sich davon erträumt hat. Nicht jede person ist dem Stress gewachsen und da sollte man sich Alternativen überlegen. Es bringt ja nichts, wenn deine Freundin am Ende der Ausbildung erst mal in psychologische Behandlung muss. Ein Weiterführen dieses Berufs wird dann kaum möglich sein.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne ebenfalls zwei Grundschullehrer, die ihr ganzes Studium und damit auch die Zeit als Referendar/in hinter sich haben und jetzt auch schon zwei Jahre in diesem Beruf tätig sind. Psychische Störungen haben sie dabei keine erlitten und wenn ich mir das recht überlege, würde mich so etwas auch wundern. Gerade in der Grundschule sind Kinder doch noch eher harmlos, natürlich gibt es immer mal wieder kleine Klassenclowns und Spezialfälle, die aus der Reihe tanzen, aber allgemein sollte man mit den Kleinen klar kommen.

Ich werde nicht abstreiten, dass diese Berufswahl viel Stress und Arbeit mit sich bringt, aber das sollte man doch wissen, wenn man sich dafür entscheidet. Wenn also deine Bekannten zu sehr darunter gelitten haben und nun unter psychischen Problemen leiden, waren sie wohl kaum reif für den Job, oder haben sich überschätzt.

Wenn deine Freundin merken sollte, dass das Referendariat sie überfordert und nur Stress mit sich bringt, sie also keinen Spaß an allem hat, dann sollte sie sich nach einem anderen Beruf umsehen, denn in Zukunft wird es sicherlich nicht besser. Der Stress als Lehrer ist vorherbestimmt und man kann diesem nur bestehen, wenn man genug Kraft hat dem Stress entgegen zu wirken. Eigentlich müsste das Positive doch überwiegen, also die Freude am Beruf und am Lehren, sodass der Stress nur zu einem kleinen, notwendigen Übel wird.

Am besten du schaust dir in nächster Zeit weiterhin ihren Gemütszustand an und sprichst mir ihr, falls es nicht besser wird. Sie wird sicherlich einen Grund haben, wieso sie sich durch all das schlägt, denn ihr Ziel ist es ja, eine gute Grundschullehrerin zu werden. Sie wird es dir sicherlich nicht übel nehmen, dass du dir Sorgen machst und vielleicht kannst du ihr ja sogar etwas helfen. Ich wünsche dir viel Glück dabei.

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» VanaVanille » Beiträge: 408 » Talkpoints: 0,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Solche Beobachtungen konnte ich noch nicht machen. Ich kenne einige Menschen, die Lehrer werden wollen und nicht daran scheitern oder Probleme davon tragen. Sicherlich ist es schwierig, wenn man mit den Kindern konfrontiert ist und diese vielleicht auch nicht auf einen hören, Lärm machen und den Unterricht stören. Das kann schon auf die Seele gehen, aber wenn man das nicht aushalten kann, dann hat man den falschen Beruf gewählt. Oftmals sehe ich die Lehramtsstudenten im Bus und frage mich jedes Mal, was sie denn als schwer empfinden. Es wurde beispielsweise darüber gemeckert, dass man an 2 Tagen bis zum Mittag in die Uni muss und für eine Ausarbeitung nur etliche Wochen Zeit hat, das ist in anderen Fächern lächerlich.

Mag sein, dass es dann anders ist, wenn man in der Schule ist, aber damit muss man doch umgehen können. Immerhin weiß man doch, was einen erwartet. Wenn du deiner Freundin helfen willst, solltest du mit ihr immer mal einen Entspannungstag einlegen, sie verwöhnen. Beispielsweise könnt ihr zusammen kochen oder du kochst für sie oder ihr geht gemeinsam ins Schwimmbad.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe selbst ein Lehramtsstudium hinter mir und auch das Referendariat nun abgeschlossen. Daher kann ich dir aus erster Hand sagen, dass das Referendariat wirklich anstrengend, stressig und belastend sein kann. Dabei sind es nicht die Schüler gewesen, die das ganze so belastend gemacht haben, sondern die immense Bürokratie neben dem Schulalltag. Hinzukommen durch das verkürzte Referendariat noch die durchschnittlich 3 Wochen zwischen zwei sogenannten Unterrichtsbesuchen für die man, wie du schon geschrieben hast, seitenlange Ausarbeitungen schreiben muss.

Natürlich empfinden das nicht alle gleich stressig, aber ich kenne niemanden, der das Referendariat freiwillig wiederholen würde, weil er es so toll fand!

Ich kann dir nur raten, deiner Freundin beizustehen, für sie da zu sein, wenn sie dich braucht und ihr im Notfall den nötigen Freiraum zu geben. Vielleicht kann ein "klärendes" Gespräch zwischen euch schon einiges leisten. Wenn du ihr sagst, dass du für sie da bist, wenn sie dich braucht, ihr aber auch den nötigen Freiraum und Pufferraum geben möchtest, dann weiß sie das sicherlich zu schätzen. Ich musste mir auch so manches Mal den Frust von der Seele "motzen". Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Gute für diese stressige Zeit.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde nicht, dass der Stress für Lehrer vorbestimmt ist. Denn dies seitenlangen Ausarbeitungen entfallen ja später, da macht man nur das Gleiche immer wieder und muss nichts mehr vorbereiten. Später ist es dann einfacher und nur weil das Referendariat stressig ist, muss es der Job später nicht auch sein, weil da eben weniger zu machen ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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