Ist das Leben von Frauen mehr wert als das von Männern?

vom 11.12.2013, 17:35 Uhr

Wenn man von Unglücken oder schlimmen Vorfällen hört, wird oft erwähnt, dass unter den Opfer auch viele Frauen und Kinder gewesen seien. Man hört außerdem bei Anschlägen auch immer, unter den Zivilisten seien vor allem Frauen und Kinder. Bei den Kindern verstehe ich natürlich, dass das sehr viel schlimmer ist, wenn das junge Leben eines Kindes so ein tragisches Ende nehmen musste. Aber bei den Frauen?

Für mich klingt das immer so, als sei das Leben einer Frau mehr wert als das eines Mannes oder als sei der Tod oder der Verlust für die Gesellschaft schlimmer. Weshalb wird das so bewertet? Rein biologisch ist das Leben einer Frau nicht mehr wert, nur weil sie Kinder bekommen kann. Hierzu benötigt sie natürlich Männer. Genauso empfinde ich Frauen auch grundsätzlich nicht als unschuldiger oder weniger kampflustig als Männer. Jedenfalls nicht so pauschal als dass ich finden würde, dass es weniger schlimm wäre, wären unter den Opfer nur Männer gewesen. Weshalb wird das Leben einer Frau immer als größerer Verlust für die Menschheit angesehen als das eines Mannes?

» Haudegen » Beiträge: 391 » Talkpoints: 6,91 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Haudegen hat geschrieben: Rein biologisch ist das Leben einer Frau nicht mehr wert, nur weil sie Kinder bekommen kann. Hierzu benötigt sie natürlich Männer.

Das ist so nicht ganz richtig. Stell dir eine Gruppe von 100 Personen auf einer einsamen Insel vor. Wenn es 99 Männer und eine Frau sind, bekommt die maximal Zwillinge, also 2 Kinder. Wenn es 99 Frauen und ein Mann sind, dann könnten irgendwas zwischen 99 und 198 Kinder entstehen. Rein rechnerisch.

Ansonsten halte ich diese Aufteilung auch ein wenig für veraltet und wenig aussagekräftig. Zumindest aus unserer, westlichen Sicht. Aber gerade in den Ländern, aus denen fast täglich diese Nachrichten über Opfer von Bombenanschlägen stammen, kann man die Frauen schon pauschal als unschuldig bezeichnen, weil sie sich aus der Politik komplett raushalten, kaum Zugang zu Bildung haben und gerade mal wählen dürfen. Dennoch sind im Umkehrschluss natürlich nicht alle Männer schuldig.

Also im Großen und Ganzen finde ich die Aufteilung schon etwas seltsam. Sie stellt Frauen vor allem als das schwächere Geschlecht dar, die mehr zu bedauern sind. Andererseits denken sich die Nachrichtenschreiber wahrscheinlich gar nicht so viel dabei. Es wird halt seit Urzeiten so gemacht. Eigentlich kann man sich die Anzahl der Männer unter den Opfern ja auch ganz einfach ausrechnen, wenn es heißt "20 Opfer, davon 12 Frauen und Kinder".

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde es eigentlich gar nicht befremdlich, dass Frauen und Kinder gerade bei Anschlägen und kriegerischen Konflikten separat erwähnt werden. Bei Berichten über Naturkatastrophen oder Unfällen ist mir diese Tendenz noch nicht aufgefallen. Aber wenn beispielsweise ein Selbstmordattentäter einen Schulbus mit 60 Kindern in die Luft sprengt oder mit dem Auto über einen belebten Marktplatz rast, auf dem - wie es in vielen Ländern immer noch der Fall ist - Bäuerinnen und Händlerinnen ihre Produkte feil halten, ist die Dimension des Verbrechens in den Augen vieler größer als wenn sich berufsmäßige Soldaten im Krieg gegenseitig umbringen.

Es existiert eben immer noch die Vorstellung, dass der Verlust junger Menschen tragischer ist, weil sozusagen mehr Lebenszeit verloren geht und weil gerade Kinder und Jugendliche in Konflikten und Extremsituationen aller Art die unschuldigen Leidtragenden darstellen. Das gilt natürlich allgemein für Zivilisten und Normalbürger, und Frauen sind eben eher selten Mitglied bei den Taliban oder sonstiger Extremistengruppen, die für Anschläge oder Überfälle verantwortlich sind.

Ich sehe diese Formulierung eher allgemein im Sinne von "es hat nicht nur die militärischen oder ideologischen "Gegner" erwischt, sondern auch viele wehrlose Unbeteiligte, die niemandem etwas getan haben". Mit der biologischen Rolle der Frau als Gebärende hat das für mich gar nichts zu tun. Kriege im weitesten Sinne sind eben nach wie vor ein Männerspielplatz, bei denen Frauen und Kinder üblicherweise nur als Opfer vorkommen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Bevor ich diese Frage beantworte muss eins gesagt werden: ich bin eine Frau. Allerdings bekam ich gleich beim Lesen dieser Frage eine steile Falte auf der Stirn, denn meine Meinung zu diesem Thema ist ganz eindeutig: Nein, das Leben von Frauen ist nicht mehr wert als das von Männern.

Es ist einerseits unverständlich, dass bei Berichten über Katastrophenopfer Frauen und Kinder meist separat erwähnt werden, allerdings muss man es mal von der ethischen Seite her betrachten. Ich denke, dass diese separaten Erwähnungen daher rühren, dass man sofort ein größeres Mitleid empfindet. Laut den Medien werden wir also praktisch gezwungen das Leben von Frauen mehr wert zu schätzen. Letzteres ist völliger Schwachsinn.


Wenn man in die Geschichte zurückblickt, waren es immer die Männer, die viel geleistet haben: sie zogen in den Krieg, erlangten Bildung und waren Oberhäupter von Ländern. Spätestens in der Goethezeit allerdings erlangten die Frauen auch einen hohen Wert in der Gesellschaft. Ja, die Rede ist von Emanzipation, wie wir sie heute kennen. Auch Frauen wollten Bildung und mehr Erfahrungen sammeln als nur den täglichen Haushalt. Und das hat sich glücklicher Weise kontinuierlich bis heute durchgesetzt.

Deutschland ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Unsere Bundeskanzlerin ist eine Frau. Im Kontrast dazu ist der Präsident der USA ein Mann und beide Landesoberhäupter sind absolut gleichberechtigt. Daraus schließe ich für mich, dass das Leben von Mann und Frau absolut gleich viel wert ist, denn jeder leistet seinen Teil in der Gesellschaft.

» Exxus » Beiträge: 12 » Talkpoints: 0,52 »



Die Argumentation, dass man für Nachkommen auch Männer und nicht nur Frauen benötigt, finde ich hier ein bisschen unpassend. Bienenkönigin hat ja bereits aufgeführt, warum dieses Beispiel nicht so gelungen ist. Abgesehen von diesem Thema ist das Leben von Frauen und Kindern natürlich nicht mehr wert als das Leben von Männern. Logisch betrachtet ist jedes Leben gleich viel wert, ganz unabhängig davon, ob es sich um einen Mann, eine Frau, ein Kind oder ein Tier handelt. Ich finde auch nicht, dass das Leben eines Kindes mehr wert ist als das Leben eines Erwachsenen. Daher ist ein totes Kind auch nicht mehr zu betrauern als ein toter Erwachsener.

Ich denke, dass es recht viele Leute gibt, die das Leben von Kindern als wertvoller ansehen, weil sie bei Kindern sofort einen Beschützerinstinkt entwickeln. Manchen Männern geht es in Bezug auf Frauen ebenso. Ich habe das bei Männern schon häufiger erlebt ihren Frauen gegenüber, andersherum ist das eigentlich kaum bis gar nicht der Fall. Wenn dann ein Geschöpf, das von diesen Leuten als besonders schützenswert angesehen wird, ums Leben kommt, wird das vermutlich als schlimmer angesehen, als wenn es sich um einen Mann handelt.

Viele Leute denken auch noch immer in alten Rollenbildern, bei denen Frauen grundsätzlich unschuldig und kriegerisch nicht aktiv sind, während Männer eben diejenigen sind, die in die Schlacht ziehen und dabei auch verwundet werden können. Häufig ist das ja auch immer noch so und vielleicht versucht man durch diese Formulierung, die ich persönlich als Floskel empfinde, zu signalisieren, wie viele Zivilisten ums Leben gekommen sind. An sich finde ich die gesonderte Nennung von weiblichen und minderjährigen Opfern aber genauso unsinnig wie die separate Aufzählung, wie viele Deutsche nun beispielsweise im Ausland ums Leben gekommen sind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke nicht, dass die Frau wichtiger ist als der Mann, aber die vorhergehende Rechnung über die einsame Insel und 99 Männer bzw. Frauen stimmt schon so.

An sich sind Frauen nicht unschuldiger, aber nimmt man sich mal die Anteile der weiblichen Verbrecher vor, sieht man, dass es weniger sind. Ich will jetzt mal gar nicht sagen, dass man das als Haupturteil nehmen sollte, denn auch, wenn es eine offizielle Statistik ist, sind da gar nicht die moralischen Verbrechen drin, nicht alles ist verzeichnet usw...

Frauen machen genauso schlechte Dinge wie Männer, da kommt das dann schon ziemlich komisch. Aber wie man nur immer wieder sagen kann, hier regional höre ich auch von toten Männern, wie viele junge Männer gestorben sind und dergleichen, also hier ist jedes Leben gleich wichtig, doch wenn über Kriege in Ländern berichtet werden, in denen Frauen nichts zu melden haben und nur parieren - sich also nichts zu Schulden kommen lassen - dann erscheinen sie als unschuldige, arme Tote, die doch gar nichts dafür können, nichts falsch gemacht haben und im Eifer des Gefechts umgenietet wurden. Stimmt ja auch so, aber eben nur da.

» 1999Sofie » Beiträge: 69 » Talkpoints: 27,04 »


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