Man weiß, was man kann = Arroganz?

Ich würde mich als sehr bescheidenen Menschen bezeichnen. Ich war noch nie von meinem Können sonderlich überzeugt, und bin dann immer wieder überrascht, wenn irgendwelche guten Resultate erscheinen. Deshalb erscheint es mir schon überheblich, wenn manch einer stolz von seinen Leistungen und von seiner Überzeugung berichtet.

Inwiefern das dann arrogant ist, hängt von der jeweiligen Person ab. Einer meiner Mitschüler aus der Parallelklasse prahlt immer wieder mit seinen Leistungen herum und tut das auch bewusst, um in den Mittelpunkt zu rücken, und um besser als die anderen dazustehen. In diesem Fall kann man dann schon von Arroganz sprechen, da diese Person sich selbst höher als die Personen im Umfeld stellt. So schreibt dieser Schüler auf den meisten Mathe-Arbeiten eine Eins. Wenn er einmal nicht eine Eins schreibt, dann schiebt er das auf einen Fehler seines Taschenrechners, auf einen Angabefehler, der eigentlich nicht bewertet werden dürfte, oder auf seine Genialität, die ihm nicht erlaubte, die Trivialität eines Beispieles zu erkennen. Wenn jemand anderer hingegen eine Eins oder womöglich sogar eine bessere Punktzahl als dieser erreicht, dann werden seine Argumente noch lächerlicher. Da sich meine Bescheidenheit mittlerweile ein wenig geändert hat, und ich von meinen Stärken weiß, kann ich auch mit Sicherheit sagen, dass ich "besser" in Mathematik bin, als dieser, auch wenn das jetzt ein wenig armselig klingt. Meistens schreibe ich dann allerdings nur eine Eins, weil mir der Lehrer geholfen hat, weil ich leichtere Beispiele hatte, oder eben aus einem anderen Grund, so die Meinung dieser Person.

Gesundes Selbstbewusstsein finde ich hingegen gar nicht schlimm. Wenn jemand nach einer Schularbeit behauptet, dass er die volle Punktzahl erreicht hat, dann glaube ich ihm das auch. Ich finde es viel lästiger, wenn Schüler klagen, dass sie nichts gelernt hätten, und wahrscheinlich eine 5 oder eine 6 bekommen würden, und dann im Endeffekt doch wieder eine 3 bekommen. Natürlich kann man seine Gedanken auch immer für sich behalten, da es immer schlecht ankommt, wenn man zu seinen Leistungen steht. Irgendwie lässt diese Selbstüberzeugung eine Person doch sehr unsympathisch darstehen.

Ich denke auch, dass es schnell arrogant wirkt, wenn man sehr selbstbewusst ist und sagt, dass man etwas besonders gut kann. Immerhin kommt es bei den Mitmenschen einfach nicht so gut an, wenn man von sich selbst behauptet, man sei gut. Heutzutage wird einfach erwartet, dass man eher bescheiden ist. Die Komplimente kommen dann jedoch von anderen Leuten und sollen nicht von einem selbst kommen.

Es kommt aber auch immer darauf an, wie man etwas sagt. Sagt man beispielsweise zuerst, dass man in einer Sache unheimlich schlecht ist, etwas anderes hingegen dafür aber besonders gut kann, dann ist das auch nicht schlimm und wirkt auch gar nicht arrogant. Immerhin hat man davor ja selbst zugegeben, dass man nicht perfekt ist und dass man dafür etwas anderes nicht gut kann. Wenn man hingegen gleich sagt, dass man ganz besonders gut in etwas ist, dann wirkt das einfach arrogant, weil man sich selbst keine Fehler eingesteht.

Ich selbst bin auch eher bescheiden, was jedoch nicht daran liegt, dass ich nicht arrogant wirken möchte. Stattdessen zweifle ich allgemein oft an mir selbst und ich finde nicht, dass es etwas gibt, was ich besonders gut kann. Es gibt auch nichts, wo ich viel besser als andere Menschen bin und von daher würde ich auch niemals auf die Idee kommen, von selbst darauf zu sprechen kommen, dass ich besonders gut in etwas bin.