Schwager anzeigen und die Reaktionen der Familie

Wie ich bereits hier Was tun, wenn der Schwager anzüglich wird? schrieb, wird meine Nachbarin vom Mann ihrer Schwägerin teilweise sexuell belästigt. Da sie sich große Sorgen macht, ist sie nun am überlegen, ob sie ihn anzeigen soll. Er steht leider auch öfters mal einfach vor der Haustür, klingelt und fragt nach Belanglosigkeiten. Da meine Nachbarin aber viel alleine daheim ist und der Mann ihr Angst macht, überlegt sie halt nun, ob sie rechtliche Schritte unternehmen soll.

Die Schwägerin meiner Nachbarin ist natürlich empört über die Vorwürfe meiner Nachbarin. Auch die Schwiegereltern sagen, sie soll den Familienfrieden nicht stören. Mir geht es hier nicht um den rechtlichen Aspekt, sondern um die menschliche Seite. Wie würdet ihr euch verhalten? Sowohl an Stelle meiner Nachbarin, wie auch als Familienmitglied.

Die Reaktion meiner Familie wäre mir da herzlich egal. Denn ich habe in dem Moment nicht den Familienfrieden gestört, sondern dieser Mann und den würde ich auch ohne Hilfe meiner Familie anzeigen. Warum sollte man Rücksicht nehmen, nur weil es Familie ist? Würde die Familie genauso reagieren, wenn dieser Mann ein Kind aus der Familie unsittlich berührt hätte?

Ich denke man sollte das schon erst mal versuchen auf familiärer Ebene zu klären. Wobei mir am Ende der Familienfrieden auch herzlich egal wäre. Aber ehe man jemanden anzeigt, gibt es eben auch andere Wege. Diese zu nutzen ist insgesamt auch vorteilhafter, weil eine Anzeige ja nicht nur Streit innerhalb einer Familie provoziert.

Wobei man vielleicht dem Schwager auch mal genauer auf den Zahn fühlen sollte, was er eigentlich will. Eventuell sucht er den Kontakt ja auch aus ganz anderen Gründen. Man kann leider auch viel in einem Verhalten sehen, was am Ende gar nicht so vorhanden ist. Und auch aus diesem Grund sollte man sich genau überlegen, ob man wirklich jemanden wegen sexueller Belästigung anzeigt.

Mir würde es in dieser Angelegenheit nun auch herzlich egal sein, wer aufgrund welcher falschen Ansichten mich hier zum Sündenbock machen wollen würde, denn schließlich wäre ich in der Position Deiner Nachbarin wohl die Leidtragende und das Opfer, also müsste ich mich wehren. Bei diesem einen Übergriff gab es wohl zwei Zeugen, die die Situation erfolgreich gestört haben, also steht Deine Nachbarin auch nicht alleine mit irgendwelchen Behauptungen da, die man mit entsprechenden Entgegnungen widerlegen könnte. Es gibt doch Zeugen, die wissen, was passiert ist und auch, dass der Unfrieden nicht von Deiner Nachbarin ausgeht. Dass sie also nur Unruhe stiftet, weil sie sich gegen etwas zur Wehr setzt, was wohl nicht angehen darf und was niemand zulassen kann, sollte selbstverständlich sein, und zwar nicht nur aus dem rechtlichen Gesichtspunkt heraus.

Was die Schwiegereltern dazu meinen, wäre mir in einem solchen Fall dann tatsächlich auch egal, weil ich ja nun besser wüsste, wie es ist. Sicherlich würde ich mich aber auch bereits jetzt von den Schwiegereltern distanzieren und nicht erst, wenn ich gegen diesen Schwager vorgehen und dann von ihnen ausgegrenzt oder schief angeschaut werden würde. Mir würde es schon reichen, wenn ich gesagt bekommen würde, dass ich keinen Unfrieden stiften solle, weil man meine Opferrolle hier nicht ernst genug nimmt. Sollte die Nachbarin sich nach Meinung ihrer Schwiegereltern also weiterhin anfassen und belästigen lassen, ja? Aus welcher Zeit stammen die Schwiegereltern denn bitte? Aus der Zeit, in der eheliche Vergewaltigungen noch ganz normal waren? Vermutlich, denn anders bildet sich eine solche Meinung wohl kaum.

Hoffentlich lässt sich Deine Nachbarin nicht von diesen familiären Gegebenheiten so gängeln, dass sie wirklich nachgibt, denn dann wird ihr Schwager wohl kaum nachgeben. Warum sollte er auch? Er ist sich ja offenbar keiner Schuld bewusst und versteht auch nicht, dass sie das alles nicht will oder es macht ihn wiederum an. Auf jeden Fall ist wohl kaum damit zu rechnen, dass er mit seinem Fehlverhalten aufhören wird und Deine Nachbarin wird sich heftiger gegen ihn wehren müssen. Ich an ihrer Stelle hätte jedenfalls wirklich Angst davor, mich in seiner Gegenwart noch einmal irgendwo alleine aufzuhalten, weil ich weitere Übergriffe befürchten würde. Also bliebe im Prinzip nicht viel anders übrig als ihn zur Unterlassung aufzufordern, notfalls dann auch wirklich mit rechtlichen Schritten, falls er es anders nicht begreifen will. Zeugen hat Deine Nachbarin ja, und die sollten ausreichen, um die Richtigkeit ihrer Aussage zu beweisen.

Ich denke, dass man sich in so einem Fall einfach wehren muss und nicht auf die Familie achten sollte. Wenn diese nicht hinter einem stehen kann, dann sollte man damit leben. Aber man kann sich deswegen doch nicht belästigen lassen. Man muss sich wehren, sonst kann er im Schutz der Familie ja alles mit der Frau machen. Das ist auch ein Problem, was wir gesellschaftlich betrachtet haben. Den Opfern wird nicht geglaubt und von der Familie werden sie leider oftmals nicht unterstützt und falsch hingestellt, man sollte da aber an sich denken. Oder soll noch mehr passieren?