Nicht zur Wahl, aber eine Veränderung wollen?

vom 26.05.2014, 08:31 Uhr

Oftmals kann man die Aussage hören, dass die Leute nicht zu einer Wahl gehen, weil eh alles beim alten bleibt. Nach der Wahl sind es dann aber die selben Leute, die am meisten meckern, die nach Veränderungen schreien. Aber wie kann man sich über etwas beschweren, wenn man selber nicht bereit ist wählen zu gehen? Ich finde, dass man nur eine Veränderung herbei führen kann, wenn man auch zur Wahl geht und wenn man nicht hingeht, dann kann man auch nicht erwarten, dass sich etwas ändert. Was denkt ihr darüber?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ob eine Person mehr oder weniger zur Wahl geht, ändert tatsächlich nichts. Diese 0,00001 Prozent oder was auch immer kann man sich wirklich schenken. Selbst wenn sich eine Regierungsmehrheit ändern sollte, was bedeutet das schon für den Einzelnen?

Deswegen wird es nicht plötzlich keine Arbeitslosen mehr geben, deswegen werden keine Steuern in großem Maßstab abgeschafft und deswegen wendet sich das Leben nicht in ein viel besseres. Es gibt höchstens marginale Veränderungen, aber die meisten Menschen stören sich ja nicht an Kleinigkeiten, sondern am Großen und Ganzen und das bleibt gleich.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 26.05.2014, 15:22, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ganz so ist es ja nun auch nicht. Sagen wir mal alle sehen es so und am Ende gehen vielleicht nur noch die Rentner hin, die es nicht anders kennen und schon immer wählen waren und die paar Rechten, die endlich mal etwas verändern wollen. So dann hat man in diesem extremen Beispiel die Rechten mit unterstützt und dann würde es zwar Veränderungen geben, aber keine Guten. Es geht mir aber darum, dass viele einfach nur meckern, aber selbst nicht mal bereit sind wählen zu gehen, das kann es eigentlich nicht sein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Da sprichst du genau das aus, was ich schon immer denke. Unterschwellig sind viele Menschen am Murren, tun aber nichts, um eine Änderung herbei zu führen. Gut, dass nicht jeder deine Einstellung hat, Zitronengras. Im Prinzip hast du recht. Aber hier geht es nicht um den Einzelnen, der sagt, dass seine Stimme sowieso nichts ändern kann. Hier geht es um die vielen Einzelnen, die das sagen. Wenn man sie dann alle zusammenfasst, sind es mindestens 20 % „Einzelne“ die das sagen.

Würden die Prozente noch zu dem Wahlergebnis hinzugezählt werden können, hätten wir etwas, was noch nie da war: ein Superwahlergebnis! Stell dir vor, was man mit über 70 % alles erreichen könnte? Du könntest viel verändern und das nur aufgrund deiner Stimmabgabe. Denn andere würden es dir nachmachen. Aber ich glaube nicht daran, dass es nur der Gedanke ist, mit einer Stimme nichts verändern zu können, es wird wohl etwas anderes sein: Vielleicht Faulheit, zum Wahllokal zu gehen? Dafür kann man sich die Briefwahl aussuchen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Nein, es ist nicht die Faulheit, zum Wahllokal zu gehen. Dass Menschen nicht wählen gehen hat damit zu tun, dass sie erkannt haben, dass der Einzelne ohnehin keine Chance hat. Es ist Resignation. Es ist das Gefühl, dass zwar ab und an ein neues Gesetz herauskommt, aber im Großen und Ganzen ändert sich nichts. Letztlich habe ich bei vielen Politikern auch das Gefühl, dass sie nur selbst zusehen wollen, wie sie mit dem Rücken an die Wand kommen und das Ganze in eine Worthülle aus „ich diene dem Volk“ packen.

Warum? Weil ich es selber erlebt habe. Ich war selber mehrere Jahre in einer Partei und zwar in keiner kleinen, sondern in einer großen Volkspartei. Ich war sogar richtig aktiv und war bei den Sitzungen des regionalen Vorstands dabei und gehörte diesem eine Zeit lang an. Ich war auch bei Treffen mit anderen Parteien dabei. Gerade an der Uni sind ja viele Studenten irgendwie politisch aktiv, gehören politischen Hochschulgruppen an und ich war sowohl in der Hochschulgruppe als auch in der richtigen Partei.

Was ich da erlebt habe, hat mir gereicht. Zum einen hackten die wirklich in einer bösartigen Weise auf Mitgliedern anderer Parteien herum, so als wären das irgendwelche Monster. Und gerade die jungen Mitglieder hatten teils wirklich fanatische Einstellungen, dabei war das keine extreme Partei, sondern eben eine richtig große, in der ich war. D.h. man vermutet da nicht solche extremistischen Meinungen.

Hat man diese Einstellung nicht geteilt, wurde man angefeindet. Das hab ich schon gleich am Anfang mitbekommen und mich daher gehütet, der offiziellen Meinung zu widersprechen. Ich fand es aber trotzdem gemein und ich habe auch mitbekommen, dass manche, die eben etwas kritischer waren, schnell zu Außenseitern wurden.

Ich habe an vielen Wahlständen herumgestanden, Flyer verteilt usw. Wofür das alles? Nichts habe ich dafür bekommen und als es dann mal an der Zeit war, dass Kandidaten für den Rat gesucht wurden, wollte ich das gerne machen, wurde aber gar nicht beachtet. Das war dann der Dank für mehrere Jahre Engagement. Weil jemand anderes lauter „hier“ geschrien hat und dann zählt nicht mehr, was man schon alles geleistet hat, da wird der mit dem größten Mundwerk gewählt.

Nun könnte man denken, dass ich vielleicht nur Pech gehabt habe, aber durch die Treffen mit den anderen Parteien, durch die gemeinsamen Kongresse etc. habe ich auch von anderen gehört, die vielleicht bei den Linken, Grünen oder sonstwo Mitglied waren und denen es ähnlich ging. Sobald einer aus der Reihe tanzt, wird er ausgesondert.

Es lassen sich immer wieder die gleichen für Posten und Ämter aufstellen und manche hamstern regelrecht die Posten, damit sie von den Aufwandsentschädigungen leben können. Denn wer in einer größeren Stadt im Stadtrat sitzt, der bekommt schon seine 800 EUR Entschädigung dafür (ich glaube sogar, das ist steuerfei) und wer noch in ein paar Ausschüssen mitmacht, der bekommt noch mehr.

Wenn ich mir da so anschaue, wer bei den Listenaufstellungen immer am lautesten „Hier“ gerufen hat, das waren meistens Studenten von Fächern wie Geschichte oder Politikwissenschaften. Ist ja schön, wenn die diese Fächer interessieren, aber die wissen auch sicherlich, dass sie damit Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Und oh welch Überraschung, nun sitzen viele von den Leuten, die ich noch vom Studium kannte und die genau solche Fachkombinationen gewählt haben, entweder im Stadtrat oder zumindest arbeiten sie daran.

Das ist dann die Kaderschmiede der zukünftigen Berufspolitiker. Nichts Vernünftiges gelernt, arbeiten sich in der Partei hoch, um dann mit einem schönen Posten versorgt zu werden. Nachdem ich das alles mal von Innen gesehen habe, bin ich überzeugter Nicht-Wähler geworden. Ich bin dort ausgetreten und seitdem hat mich keine Wahlurne mehr gesehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Zitronengras, sorry, da habe ich dir etwas völlig Falsches unterstellt, das tut mir leid. Ich hatte gedacht, dass auch das wie bei anderen dein Motive hätte sein können. Ich kann mich erinnern, dass du mal sehr wütend war's, weil dir jemand einen Posten weggeschnappt hatte. Ich nehme an, dass es diese Sache war, die du uns hier schreibst.

Ja, ich glaube dir schon, dass da viel Missgunst und Neid bei den einzelnen Mitgliedern vorhanden ist. Ich lese im Stadtanzeiger auch oft Ähnliches, was in unserem Rathaus passiert zwischen Ratsherren und anderen. Ich glaube, da ist jeder des anderen Feind. Genau danach fallen auch die Entscheidungen – leider nicht zu Gunsten der Stadt, aus. Bei so viel schlechten Erfahrungen kann ich deine Einstellung verstehen und nachempfinden. Ich frage mich vergeblich, warum sind Menschen so bösartig, wenn ein Vereinsmitglied eine andere Meinung hat? Dafür ist doch eine Diskussion innerhalb der Partei da, wo man alles klären kann. Das ist ja ungeheuerlich, dass selbst die Studenten schon so rabiat sind. Was will man dann später erwarten?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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