Insgeheime Freude über den Tod eines Menschen verwerflich?
Meine Cousine ist schon länger auf Wohnungssuche, weil sie ihre große, teure Wohnung nach Eintritt in die Rente nicht mehr halten kann. Ihre Vermieterin hat mehrere Mietshäuser und ihr versprochen, dass sie ihr Bescheid sagt, wenn eine kleinere Wohnung frei wird.
Nun ist der Nachbar unter der Wohnung meiner Cousine an einer sehr aggressiven Krebsart innerhalb von wenigen Wochen nach der Diagnose gestorben. Meine Cousine erzählte mir, dass ihr erstes Gefühl Freude war, dass die Wohnung nun frei wird. Sie hat dies natürlich keinem gezeigt oder erzählt (außer mir). Sie hat ein schlechtes Gewissen deswegen und versucht, dieses Gefühl bewusst zu unterdrücken und die Trauer irgendwie zu erzeugen. Sie ruft die Vermieterin auch nicht an, weil sie nicht taktlos erscheinen will.
Ist die insgeheime Freude über den Tod eines Menschen verwerflich? Habt ihr euch schon einmal über den Tod eines Menschen gefreut, weil ihr Vorteile davon hattet, wie etwa eine Erbschaft? Habt ihr gegen dieses Gefühl angekämpft? Dass man es nicht zeigt, ist selbstverständlich.
Es gibt Menschen, die sehr viel Leid über mich gebracht hatten und einer dieser Menschen ist vor Kurzem verstorben. Ich muss mir eingestehen, dass ich mich einerseits irgendwie gefreut habe, andererseits ein schlechtes Gewissen hatte und mir schon gerne mal die guten Seiten dieser Person eingeredet habe, welche nicht sonderlich viele waren. Letztendlich habe ich dann doch ein wenig getrauert, auch wenn ich mich innerlich ein wenig gefreut habe, dass dieser Mensch seiner gerechten Strafe zugeführt wurde.
Im Falle deiner Cousine kann ich mir die Freude schon irgendwie vorstellen. Sie sucht eine Wohnung und nun wurde halt durch die Erkrankung eines Menschen eine Wohnung unter ihr frei. Natürlich freut sie sich. Wenn sie den Nachbarn überhaupt nicht kannte, warum sollte sie dann Traurigkeit vorspielen? Sie freut sich halt auf die Wohnung. Gut finde ich jedoch, dass sie die Vermieterin nicht sofort anruft, das finde ich sehr rücksichtsvoll. Ich finde eine gewisse Freude in einem solchen Fall nun nicht verwerflich, ich denke, dass viele Menschen Freude empfinden, wenn es in solchen Fällen um ihren Vorteil geht.
Ich kenne das Gefühl eigentlich nicht, dass man sich über den Tot eines Menschen freut. Aber eigentlich freut sich deine Cousine ja auch nicht direkt über den Tot ihres Nachbarn, sondern eher darüber, dass die Wohnung frei wird und sie vielleicht dort einziehen kann.
Als unser Nachbar verstarb, habe ich auch erlebt, wie sich ein anderer Nachbar darüber freute und eine Art Freundentanz darüber aufführte. Er hatte zu Lebzeiten des Nachbarn sehr viel Ärger mit diesem. Trotzdem fand ich es unter aller Würde, dass er es so offen überall gezeigt hat, wie froh und glücklich über dessen Tot er war. Ich kann auch nicht wirklich nachvollziehen, wie man sich ins Geheim dann freuen kann, aber dann soll man dies machen und es nicht so offen in die Welt hinaus schreien.
Verwerflich ist das auf jeden Fall, aber ich denke, dass so was mitunter schon mal leicht passieren kann, besonders dann, wenn man die Person persönlich nicht besonders gut gekannt hat. Ich hatte mal eine ähnliche Situation und muss sagen, dass ich da auch ein bisschen überrascht war über meine Reaktion. Damals ist meine Chefin in meinem Nebenjob gestorben. Sie war immer sehr unfreundlich und die Tankstelle ist mir ihr auch nicht unbedingt gut gelaufen. Ich glaube die meisten Mitarbeiter waren erstmal irgendwie erleichtert, dass sie ihre Ruhe hatten und keiner mehr von ihr angeschnauzt worden ist. In einer solchen Situation fällt es einem dann vermutlich irgendwie schwer, Mitleid zu haben.
Ich denke in deinem Beispiel würde ich nicht sagen, dass deine Cousine sich da direkt über den Tod gefreut hat. Sie hat sich über die Wohnung gefreut und das der Mann gestorben ist, war eine Nebensächlichkeit, wenn man so möchte. Direkt über dessen Tod hat sie sich hoffentlich nicht gefreut. Ich finde das auch nicht schlimm, so eine Reaktion kann man unterbewusst gar nicht abschalte, dass kommt einfach. Man sollte nur entsprechend damit umgehen.
Es ist ja nicht so, dass man mit einer solchen Freude hausieren geht. Sie hat es dir ja gesagt und ich denke, dass da auch das schlechte Gewissen aus ihr gesprochen hat. Verwerflich finde ich es nun nicht unbedingt, da wir ja für eine solche Freude auch unsere Gründe haben. Selbst wenn sie sich über die Wohnung freut, dann hat sie vielleicht nicht so viel mit ihm zu tun gehabt oder es ihm gegönnt, dass er sich nicht ewig quälen muss. Gerade wenn einem schlimme Sache angetan wurden, finde ich die Freude über den Tod des Täters schon in Ordnung. Man sollte sich vielleicht nicht freuen, aber so sind wir eben, Lebewesen mit Emotionen.
Ich denke, dass diese Frage wirklich sehr schwer zu beantworten ist. Immerhin ist es in erster Linie natürlich unangebracht, sich über den Tod eines Menschen zu freuen. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben und wenn man sich darüber freut, dass jemand gestorben ist, dann ist das auf jeden Fall sehr geschmacklos. Man wäre ja auch selbst mehr als schockiert, wenn jemand sich darüber freuen würde, wenn man selbst sterben würde und ich denke, dass das etwas ist, das man niemandem wünschen sollte. Der Tod ist etwas wirklich Gravierendes und Schlimmes, da der Mensch nie wieder in das Leben eintreten wird und der Mensch für immer ausgelöscht ist. Dabei ist es jedoch auch so, dass es manchmal auch gerechtfertigt ist, wenn man sich über den Tod eines Menschen freut. Gerade dann, wenn einem dieser Mensch viel Leid zugefügt hat, dann ist es ja auch verständlich, dass man sich freut, wenn der Mensch dann auch stirbt.
Wenn es so ist, dass man beispielsweise vergewaltigt wurde oder jemand einem einen lieben Menschen weggenommen hat, indem er ihn beispielsweise ermordet hat, dann ist es ja eigentlich selbstverständlich, dass man sich den Tod dieser Person wünscht. Man denkt sich dann einfach, dass es diese Person nicht anders verdient hat und man möchte der Person auch nie wieder begegnen. Stattdessen möchte man sich an der Person rächen und da ist man sicherlich froh, wenn die Person dann an einer schweren Krankheit erliegt. Sicherlich denkt man sich dann, dass es der Person recht geschieht und dass sie selbst Schuld an diesem Tod ist, weil sie sich eben auch alles andere als richtig verhalten hat. Von daher kann ich es gut verstehen, dass man sich in so einer Situation über den Tod von jemandem freut. Man möchte schließlich nicht, dass der Mensch dann ein freies und unbeschwertes Leben führen kann, während man selbst noch unter den Folgen dieses Menschen leiden muss.
In dem Fall deiner Cousine kann man sich jedoch streiten, ob es unangebracht ist, sich über den Tod des Menschen zu freuen oder nicht. Einerseits ist es so, dass es grausam ist, sich zu freuen und nur an den eigenen Nutzen zu denken und dabei völlig zu vergessen, wie sehr die Person leiden musste. Andererseits kann man aber nichts für die Krankheit und man freut sich ja auch nicht wegen dem Tod, sondern nur über die freie Wohnung. Dabei ist es ja sicherlich so, dass sich deine Cousine es nicht gewünscht hat, dass der Mann gestorben ist, sich aber freut, dass sie nun eine Wohnung hat. Von daher finde ich es nicht schlimm, kann aber durchaus auch verstehen, dass sie ein schlechtes Gewissen in dieser Situation hat.
Dass man sich über den Tod anderer Menschen freut, kann ich durchaus nachvollziehen. Mir geht es gelegentlich auch so, dass ich mich über den Tod anderer Leute freue oder hoffe, dass bestimmte Personen nicht mehr lange leben werden. Das betrifft allerdings praktisch ausnahmslos Tierquäler, bei denen ich froh bin, wenn sie keinem Tier mehr Leid antun können. Bei solchen banalen Dingen wie einer Wohnung würde ich mich vermutlich nicht über den Tod einer anderen Person freuen, sondern es wäre mir schlichtweg egal, wenn ein Nachbar oder eine andere weitgehend fremde Person stirbt. Allerdings war ich noch nie in der Situation, davon zu profitieren. Ich denke aber, dass es immer andere Alternativen gibt und man sich nicht zu sehr an eine bestimmte Wohnung oder Stadtteil klammern sollte.
Bei deiner Cousine kann ich schon verstehen, dass sie sich darüber freut, dass die Wohnung, die ihr sehr zusagt, nun frei wird. Ich denke aber nicht, dass man das so auslegen muss, dass sie sich über den Tod des Nachbarn freut. Sie freut sich schließlich lediglich über den Umstand, dass die Wohnung nun frei wird. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Wenn sie sich nun über den Tod des Mannes freuen würde, weil er in ihren Augen ein schlechter Mensch ist oder sie ihn einfach absolut nicht ausstehen konnte, ist das doch etwas anderes als wenn sich jemand einfach nur darüber freut, dass eine Wohnung frei wird. Ich gehe davon aus, dass deine Cousine sich ebenso gefreut hätte, wenn der Nachbar nun ausgezogen wäre, weil er aus freien Stücken die Stadt oder den Stadtteil wechseln möchte.
Man kann es natürlich verwerflich finden, wenn man sich über den Tod eines Menschen freut. Aber rational betrachtet sehe ich das nicht als erforderlich an. Zum einen steckt da ohnehin praktisch immer eine riesige Heuchelei hinter, weil es meistens nur als verwerflich empfunden wird, solange solche Todesfälle im eigenen Umfeld passieren. Die Toten in Textilfabriken in Bangladesh werden beispielsweise nicht betrauert – im Gegenteil, der Konsument freut sich, dass er so billig Kleidung einkaufen kann. Auch hier profitiert jemand auf Kosten anderer, allerdings in weitaus dramatischerer Weise. Darüber hinaus wird es von den meisten vermutlich nur als verwerflich empfunden, sich über den Tod eines Menschen zu freuen oder die dadurch gewonnenen Vorteile zu genießen. Geht es um andere Lebewesen, ist kein Mitgefühl mehr vorhanden. Ich finde es daher grundsätzlich übertrieben, sich so weit aus dem Fenster zu lehnen und zu sagen, dass es so unendlich verwerflich ist, wenn man in einer Situation, in der man durch den Tod anderer einen Vorteil gewinnt, auch einfach mal zufrieden ist.
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