Mit Besuchen im Krankenhaus nicht zufrieden - Was tun?

vom 24.11.2012, 19:30 Uhr

Seit einiger Zeit liegt meine Oma im Krankenhaus, da sie an der Hüfte operiert wurde. Nun ist es so, dass sie dort schon drei Wochen lag. Mein Vater hat sich extra Urlaub genommen und hat sich mit meiner Mutter und meiner Tante abgewechselt, so dass meine Oma mindestens dreimal täglich Besuch bekommen hat, der dann auch immer eine Stunde oder länger dort war. Ich habe in der Woche nur drei Tage, wo mir das Hinfahren möglich wäre und bin dann auch zweimal die Woche hin gefahren (Sonntags kommt man mit dem Bus nämlich ganz schlecht dorthin und wenn eh jemand anders fährt, gönne ich mir da lieber eine Auszeit). Meine Schwester ist auch am Wochenende zweimal mit meinen Eltern gefahren und somit hat sich eigentlich jeder unserer Meinung nach gut gekümmert und nach bestem Gewissen gehandelt.

Nun ist es aber so, dass meine Oma sich ständig beschwert, dass sie keiner besuchen kommt. Letztens hat sie sogar gesagt, dass wir es uns ja einfach gemacht hätten, sie dorthin abzuschieben, dann muss sich keiner mehr um sie kümmern. Ich bin fast vom Glauben abgefallen, weil ich das ziemlich unpassend und unfair finde. Mein Onkel wohnt etwas weiter weg und hat sie in der ganzen Zeit genau zweimal angerufen und ist jetzt der Held vom Erdbeerfeld, weil er sich eben schon zweimal gemeldet hat. Das finde ich wirklich echt schlimm, weil ich mir auch besseres vorstellen kann, als meine Oma zu besuchen und dafür meine freien Tage zu opfern (weil man eben schon eine ganze Weile unterwegs ist, wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt), wenn sie das scheinbar eh nicht realisiert. Natürlich verbringe ich gerne meine Zeit mit ihr, aber da ich Krankenhäuser auch nicht so sehr mag, ist das natürlich nicht meine Lieblingsbeschäftigung und es stresst mich auch etwas, weil ich eben an den anderen Tagen schon viel zu tun habe, deswegen wäre es wenigstens schön, wenn sie dann nicht unnötig rumzicken würde.

Andererseits kann ich natürlich schon verstehen, dass sie schlecht gelaunt ist, weil es ihr eben gerade nicht so gut geht. Aber ich sehe es eben auch so, dass jeder noch ein eigenes Leben hat und ich kann ja nun schlecht mit der Uni aufhören, weil sie mal ein paar Wochen im Krankenhaus liegt, damit ich sie jeden Tag besuchen kann. Und auch meine anderen Familienmitglieder haben ja jeder selber noch zu tun und nicht die viele Zeit, um dort den ganzen Tag zu verbringen.

Nun wurde sie in ein anderes Krankenhaus verlegt, wohin man über drei Stunden braucht und meine Eltern fahren nur jedes Wochenende dahin und sonst rufen wir halt nur an. Ich möchte eigentlich gar nicht wissen, was sie sich darüber denkt, dass sie jetzt noch weniger Besuch bekommt (aber es ist eben einfach nicht möglich), weil mich das schon aufgeregt hat, wo wir sie wirklich viel besucht haben.

Kennt ihr so etwas auch? Wie würdet ihr euch verhalten? Einfach darüber hinwegsehen, weil die Person ja krank ist oder trotzdem sagen, dass das nicht angebracht und gerechtfertigt ist? Seid ihr vielleicht selber so, dass ihr von anderen quasi absolute Aufmerksamkeit verlangt, weil ihr krank seid?

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich weiß nicht, wie alt deine Oma ist. Aber sie wird ihr ganzes Leben auch gearbeitet und für die Familie da gewesen sein. Dass sie nun im Krankenhaus liegt und zur Untätigkeit verdammt ist, zerrt an ihren Nerven und sie wird ungerecht. Das wird nur ein Ausdruck von Verzweiflung sein, weil sie eben nichts machen kann.

Da ich sie nicht kenne, ist es für mich schwer einzuschätzen, wie man am besten damit umgeht. Normalerweise würde ich sie in dem Moment ein wenig härter anfassen und ihr mal zu verstehen geben, dass die nicht die einzige Person auf der Welt ist und ihr auch euren Kram erledigen müsst, und dass ihr trotzdem alle versucht, sie so oft wie möglich zu besuchen. Du kannst ihr ruhig sagen, dass du noch dein ganzes Leben arbeiten, aber dafür eben erst dein Studium hinter dich bringen musst. Sie möchte doch etwas Verständnis für euch aufbringen. Hat deine Mutter sie mal angesprochen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Meine Oma ist schon 84 und geht auch seit Jahren nicht mehr arbeiten. Da sie eben auch nicht mehr so gut laufen kann, ist sie in den eigenen vier Wänden auch größtenteils dazu gezwungen irgendwo herum zu sitzen und fern zu schauen oder eben zu lesen oder sonst etwas. Denn auch wenn sich hier vier Personen (also meine engste Familie) um sie kümmern, so können wir sie natürlich trotzdem nicht den ganzen Tag unterhalten. Erstens fehlt dazu natürlich neben Arbeit auch die Zeit und zweitens muss man ja auch irgendwie schauen, dass man seine Freizeit auch so gestaltet, dass man selber noch etwas davon hat und kann sich nicht das ganze Wochenende um sie kümmern.

Meine Mutter hat darauf gar nichts gesagt, sie ist einfach gegangen, weil sie das sehr unverschämt von meiner Oma findet. Meine Oma hat dazu nur kommentiert (wir waren an dem Tag gemeinsam dort), dass sie ja eben krank ist und man etwas Rücksicht nehmen sollte. Ich bin da immer ziemlich direkt und meinte dann eben auch, dass ich das nicht in Ordnung finde und sie nicht zur Furie werden soll, weil wir uns schon genug kümmern. Danach hat sie dasselbe aber mit meiner Tante noch einmal besprochen und sich darüber beklagt. Bis jetzt hat es noch niemand weiter angesprochen, weil uns das ehrlich gesagt allen zu blöd ist und wir es auch ungerecht finden.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann gut verstehen, dass ihr euch in der Situation ungerecht behandelt fühlt. Natürlich kann man es verstehen, Dass es im Krankenhaus nicht so toll ist und man auch Besuch der Familie haben möchte. Aber ich finde auch, dass ihr euch toll um deine Oma gekümmert habt. Deswegen sehe ich es eigentlich auch so, dass man es dann mal ansprechen sollte, dass diese Reaktion deiner Oma in dem Moment nicht angebracht war, weil ihr doch wirklich viel für sie tut. Das würde ich einfach in einem ruhigen Moment mal ansprechen, vielleicht ist es für deine Oma mittlerweile einfach schon selbstverständlich, dass ihr alle für sie da seid.

Dadurch merkt sie dann vielleicht jetzt im Krankenhaus erst mal, wie es ist, wenn sie alleine ist und findet es nicht so schön. Vielleicht sieht sie ja in einem ruhigen Gespräch auch ein, dass sie ungerecht war und ihr euch toll um sie kümmert. Bei deinem Onkel weiß ich jetzt natürlich nicht, wie oft er sich sonst bei deiner Oma meldet. Wenn er sich sonst nur selten meldet, sind zwei Anrufe in drei Wochen vielleicht schon viel und deine Oma freut sich entsprechend darüber. Daran ist ja auch nichts verkehrt, aber ich würde schon mal mit ihr darüber reden, dass der Vergleich unfair ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Gerade ältere Menschen haben eigentlich viel zu viel Zeit. Wahrscheinlich hatte deine Oma Zuhause immer etwas zu tun, und hatte ihre ganz eigene Aufgabe, mit der sie auch beschäftigt war. Jetzt aber im Krankenhaus liegt sie den ganzen Tag einfach nur herum und hat überhaupt nichts zu tun. Sie fühlt sich plötzlich nutzlos, und ihre innere Verzweiflung tritt als Wut an euch ans Tageslicht. Sie tut dann einfach so, als wäre es eure Schuld, dass sie sich so einsam und allein fühlt.

Auf der anderen Seite finde ich das aber auch sehr undankbar von ihr, weil ihr euch wirklich Mühe gegeben habt, sie oft zu besuchen. Im Grunde genommen weiß sie aber ganz genau, was ihr alles für sie getan habt. Ich würde jetzt aber gar nicht erst versuchen, ihr die Situation genauer zu erklären. Sie wird dann nur saurer werden. Ihr müsst einfach versuchen euch in ihre Situation hineinzuversetzen. Vielleicht wäre auch eine Aufgabe für sie keine schlechte Idee. Ich weiß natürlich nicht, was sie alles im Krankenhaus machen kann. Aber vielleicht strickt sie ja gerne. Du könntest ihr ja Wolle mitbringen und sie bitten irgendetwas zu stricken. Oder suche dir etwas heraus was sie gut kann, und bitte sie es dir beizubringen, oder dir zu erklären. Dann ist sie vielleicht ganz in ihrem Element, und fühlt sich auch nicht mehr so ganz unnütz.

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» Finja18 » Beiträge: 1296 » Talkpoints: 61,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne so ein Verhalten nur wage aus Erzählungen. Da muss wohl meine Urgroßmutter auch zum Drachen mutiert sein. Allerdings war da eben die Tochter die Heldin, welche alle zwei Wochen mal für ein paar Stunden kam. Die Enkeltochter, welche täglich nach der Arbeit alles erledigt hat, hat halt noch nicht genug damit getan.

Wobei ich selbst so ein Typ Mensch bin, der da gar nicht so viel Besuch haben will. Bisher lag ich nur zwei Mal länger im Krankenhaus, aber ich war da ständig müde. Und immer wenn man eingeschlafen war, kam der Besuch. So was finde ich wesentlich nerviger. Wenn sie dann schon eh schon um die drei Stunden an Besuch hatte, dann ist das schon recht viel.

Ich selbst wäre da auch sehr direkt gewesen und hätte ihr vor Augen gehalten, was die Einen an Zeit investieren und was die Anderen eben leisten. Gerade weil immer die Verwandten gelobt werden, welche das Wenigste beitragen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich musste bei deiner Erzählung ein wenig an meine Tante denken. Mit ihr gibt es ein ähnliches Problem. Sie bringt Einiges durcheinander und vergisst manches Mal, wenn sie jemand besucht. Es ist so, dass besonders bei älteren Menschen die Regenerationsfähigkeit nach einer Vollnarkose stark nachlässt. Sie verlieren auch bei einer Vollnarkose mehr Gehirnzellen als jüngere Menschen. Man kann sicher nicht Alles darauf schieben, aber ich denke, dass der Eingriff an der Hüfte, die Narkose und der Krankenhausaufenthalt an sich bei ihr schon Folgen nach sich ziehen.

Es wird wohl nicht nur körperliche, sondern auch psychische Ursachen haben, warum sie sich nun so verhält. Ein Krankenhausaufenthalt ist ja immer ein "Ausnahmezustand", manch Einer genießt die Auszeit und will seine Ruhe, ein Anderer kann nicht still sitzen oder mag keine Minute alleine sein. Ich denke, dass es bei älteren Menschen immer noch ein Stück weit extremer ist. Ohne böse klingen zu wollen: manche Menschen werden im Alter etwas "speziell", besonders in ungewöhnlichen Situationen können dann Reaktionen kommen, mit denen man nicht gerechnet hat. Die OP mit Narkose wird wohl ihr Übriges getan haben.

Für euch ist es natürlich schmerzhaft und ärgerlich, wenn eure Anstrengungen und Besuche nicht beachtet oder "gewürdigt" werden, dafür aber die ihres Sohnes (deines Onkels). Man kann natürlich Rücksicht auf Alter und Krankheit nehmen und meiner Meinung sollte man das auch, aber nur bis zu einem bestimmten Grad. Wenn es anfängt, einen selber sehr zu verletzen, sollte man sich etwas (oder ganz) zurückziehen. Es ist schwierig, mit solchen Menschen umzugehen. Sie muss verstehen, dass der weite Weg für euch nicht täglich zu bewältigen ist, vor allem, weil ich ja noch ein Leben "neben dem Krankenhaus" habt. Ihr zu erklären, dass der Onkel ja auch nur anruft und nicht vorbeikommt, ihr aber schon, wird wohl eine Trotzreaktion bei ihr auslösen.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kann es gut verstehen, dass sich deine Oma nicht genug beachtet fühlt. Gerade ältere Menschen sind ja normalerweise ohnehin sehr oft alleine und wenn sie dann dazu nun auch noch krank ist, fühlt sie sich dann natürlich noch eher allein gelassen, als sonst. Vermutlich wird ihr jetzt erst so richtig bewusst, dass sie eben die meiste Zeit alleine ist und dass sie keine richtige Person hat, mit der sie immer reden kann und die immer für sie da ist. Gerade dann, wenn man keinen Partner an seiner Seite mehr hat, weil dieser verstorben ist, kann das durchaus eine schwere Situation sein und man würde sich dann auch mehr Beachtung wünschen.

So wie es sich für mich anhört, besucht ihr deine Oma aber auch schon wahnsinnig oft. Auch wenn die Anfahrt lange dauert, versuchst du sie so oft wie möglich zu besuchen, auch wenn du natürlich auch noch für die Uni lernen möchtest und sicherlich auch selbst noch Freizeit haben willst. Und auch deine Eltern besuchen deine Oma ja auch sehr oft und von daher finde ich nicht, dass du ein schlechtes Gewissen haben musst. Ich finde nämlich, dass ihr die Frau schon überdurchschnittlich oft besucht und ich finde nicht, dass man da daran denken muss, sie noch öfters zu besuchen.

Ich denke, dass sich deine Eltern einfach mit deiner Oma zusammen setzen sollten und ihr in aller Ruhe erklären sollten, dass ihr das tut, was euch möglichst ist. Ihr besucht sie, so oft es nur geht und wenn ihr sie noch öfters besuchen würdet, könntet ihr im Prinzip auch gleich im Krankenhaus übernachten. Dabei sollten ihr deine Eltern auch klar machen, dass es nicht so weiter gehen kann und dass es sie auch sehr belastet, wenn sie ständig unzufrieden mit den Besuchen ist und sich nicht auch einfach einmal glücklich darüber zeigt. Vielleicht ist es ihr auch gar nicht so bewusst, dass sie euch damit auch verletzt und ich denke, dass es an der Zeit ist, ihr das einfach zu sagen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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