Fremde Eltern 'bemuttern' mich in hohem Maße

vom 29.03.2014, 17:07 Uhr

Ich war vor einigen Tagen bei jemandem zu Besuch, den ich online kennengelernt hatte. Der wohnt bei seinen Eltern, das ist ja nichts wahnsinnig Positives. Aber andererseits ist das ja in ländlichen Gebieten üblich und wenn der Sohn ohnehin irgendwann das Haus erbt und in der Nähe arbeitet, dann macht es wirklich keinen Sinn, dass er da auszieht.

Allerdings hat das dann eben dazu geführt, dass ich die Eltern sehr früh kennengelernt habe. Normalerweise trifft man die Eltern von solchen Bekanntschaften ja erst nach längerer Zeit, wenn sich daraus etwas entwickelt (wenn überhaupt) und nicht gleich am Anfang. Das war mir etwas unheimlich. Er meinte, ich sollte dann auch mal den Eltern „Hallo“ sagen. Ich hatte irgendwie gehofft, das vermeiden zu können.

Jedenfalls war ich erkältet und nachdem ich gehustet hatte, meinte die Mutter dann „Och, sie hat Husten“, hat mich in die Küche gelotst, hat einen Hustensaft hervorgeholt und mir einen Löffel Hustensaft in den Mund gesteckt. Ich dachte erst, sie gibt mir den Hustensaft. Dann holte sie einen Löffel und ich dachte mir, sie gibt mir noch einen Löffel dazu. Dann hat sie aber den Saft auf den Löffel getropft und mir diesen direkt vor die Nase gehalten. Ist zwar nett gemeint, aber wirkte doch sehr seltsam auf mich. Die kannte mich doch gar nicht; man füttert doch fremde Leute nicht mit Hustensaft.

Dann wollte der, den ich besucht habe, etwas zu essen machen. Die Wahl fiel auf Pizza; also die wollte er in den Herd schieben. Da war er in der Küche und hat den Herd vorgeheizt und sich dann hingesetzt, um zu warten, bis der Herd eben fertig mit Vorheizen ist. Dann kam die Mutter wieder rein und hat stattdessen die Essenszubereitung übernommen, einfach so, ungefragt. Er saß dann da und ließ seine Mutter die Pizza auspacken. Er ist dann in so eine Art Starre verfallen und hat gar nichts mehr gemacht, saß regungslos auf seinem Stuhl, bis die Mutter wieder weg war. Vielleicht war ihm das auch unangenehm. Vielleicht läuft das aber auch immer so.

Mir ist diese übermäßige familiäre Nähe unangenehm. Ich bin nicht so der Familienmensch und mir ist das gar nicht so recht, die Eltern von anderen Leuten kennenzulernen, ehe ich die eigentlich Person richtig kenne. Wie hättet Ihr denn reagiert? Hättet Ihr Euch etwa das mit dem Hustensaft irgendwie verbeten?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 29.03.2014, 18:21, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Mein Mann hat auch noch zuhause gewohnt, als ich ihn kennengelernt habe. Wir waren ja gerade mal im zweiten Semester an der Uni und er studierte eben in seiner Heimatstadt. Also auch nichts ungewöhnliches. Sein Leben beschränkte sich aber sehr auf sein Zimmer. Es gab keine Familienabende vor dem Fernseher oder ähnliches.

Und die Küche war total das Reich der Mutter. Wenn er dort auftauchte, kam sie auch gleich und fragte, was er denn da macht. Er hat sich also maximal abends ein Brot geschmiert und ist damit wieder in seinem Zimmer verschwunden. Dass wir beide gemeinsam etwas in der Küche machten, kam zwei Mal in mehreren Jahren vor, als die Mutter nicht da war.

Ich fand das alles auch immer seltsam und habe mich eigentlich nie wirklich daran gewöhnt. Dabei ist es ja in der Jugend nicht anders, wenn alle noch daheim wohnen. Aber ab einem gewissen Alter ist dann das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern auch irgendwie seltsam, wenn sie nie ausgezogen sind. Ausziehen gehört einfach dazu. Damals waren wir erst knapp über 20. Heute würde ich sicherlich niemanden mehr daten, der noch bei den Eltern wohnt. Irgendwann wird es richtig schräg.

Dass dich die Mutter auch noch gleich so umhegte, macht die Sache natürlich nicht besser. Aber letztlich muss man sich das dann einfach gefallen lassen. Während sie einen den Löffel Hustensaft unter die Nase hält, abzuwehren, wäre sehr unhöflich. Und das ist einfach unnötig. Es tut ja nicht weh. Da es sehr seltsam und unangenehm war, kann man auch nach dem Treffen die Konsequenzen ziehen und den Typen gar nicht mehr oder nur außerhalb seines Elternhauses treffen.

Ich finde es allerdings seltsam, dass er nicht sowieso darauf erpicht war, dich außerhalb zu treffen. Das erste Treffen oder auch die ersten zehn Treffen würde ich definitiv nicht zuhause veranstalten. Er kennt doch seine Mutter und weiß, dass sie dann um euch beide rumschwirrt und die Pizza in den Ofen schiebt und solche Sachen. Mit wäre das sehr unangenehm.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kann dich da sehr gut verstehen, wenn du sagst, dass dir das unangenehm ist. Das ist einfach normal, wenn man noch nicht weiß, ob es mit der anderen Person wirklich was ernstes werden kann oder soll. Wenn man dann gleich der Familie vorgestellt wird, dann fühlt man sich, meiner Meinung nach, immer ein wenig unter Druck gesetzt. Ich selbst bin fremden Menschen gegenüber auch nicht so offen und aufgeschlossen, weshalb es mich wahrscheinlich auch genervt hätte, wenn ich gleich auf die Eltern getroffen wäre.

Dass er noch zu Hause wohnt fände ich nicht so schlimm. Wie du ja bereits gesagt hast, ist es ja in solchen ländlicheren Gegenden doch üblich, wenn man dann noch bei den Eltern wohnt. Jedoch denke ich, dass man die ersten Dates dann so organisieren kann, dass die Bekanntschaft nicht gleich auf die Eltern trifft und man sich erst mal so kennen lernen kann.

Aber ich muss sagen, dass ich es auch ganz schön daneben finde, wenn ich so lese, wie die Mutter dich behandelt hat. Meiner Meinung nach ist es sowieso nicht angemessen, wenn man fremden Leuten so dicht auf "die Pelle" rückt. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn sie dir Hustensaft anbietet, aber dich dann noch damit zu füttern ist wirklich unangebracht.

» Hufeisen » Beiträge: 6057 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Nein, ich hätte mir das nicht verbeten. Damit hättest du die Mutter deines Bekannten nur unnötig beleidigt und verärgert. Wahrscheinlich ist dein Bekannter es gewöhnt, dass seine Mutter alles für ihn tut, selbst den Hustensaft für ihn schluckfertig auf den Löffel träufelt. Für sie war es selbstverständlich, dass sie auch dich mit einbezieht. Du musst dabei bedenken, dass ihr bisher der Sohn keinen Widerstand entgegen gesetzt hat.

Wenn der Sohn sich auch in der Küche nie betätigt hat, ist das für die Mutter auch neu, dass er sich Pizzen in den Ofen schieben will. Vielleicht hatte sie auch hier Angst, dass er sich seine Finger verbrennt. Die Mutter wird automatisch das so machen, wie sie es aus der Vergangenheit gewohnt ist. Deshalb würdest du sie nur unnötig beleidigen, wenn du etwas gegen ihr Hilfe sagst. Bestimmt wird es dir nichts ausmachen, das für einen Tag zu ertragen.

Das nächste Mal gehst du mit deinem Bekannten nicht mehr in sein Zimmer und umgehst somit die Fürsorge seiner Mutter. Es gibt ja auch noch andere Orte, die für ein Treffen, egal welcher Art, geeignet sind. Wenn er dir nichts weiter bedeuten sollte, dann verschone ihn mit Vorwürfen und lass ihn selbst klar kommen mit seiner Mutter. Doch wenn du vielleicht an eine gemeinsame Zukunft mit ihm denken solltest, dann gehe vorsichtig vor, wenn du die Mutter ausschließen möchtest.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich fände es sicherlich auch sehr ungewöhnlich, wenn mich die Eltern einer neuen Bekanntschaft, die ich gerade erst kennen gelernt hätte, gleich so versorgen würden. Immerhin möchte man ja auch nicht unbedingt gleich die Eltern einer neuen Bekanntschaft kennen lernen und wenn man noch nicht weiß, was sich aus einem entwickeln kann, dann möchte man vielleicht auch noch ein wenig abwarten, bis man sich dazu entschieden hat, dass es etwas Festes werden könnte. Von daher fände ich es auch komisch, die Eltern bereits so früh kennen zu lernen, wobei es in deiner Situation ja nicht anders ging, wenn deine Bekanntschaft eben noch bei den Eltern wohnt und diese auch immer zu Hause sind.

Ich denke, dass ich es sicherlich sehr befremdlich fände, wenn ich von fremden Menschen, die ich kaum kennen würde, gleich so umsorgt werden würde. Immerhin dringen die Personen ja auf diese Weise eigentlich auch in die eigene Privatsphäre ein, was ich nicht so angenehm fände. Mir fällt es dabei auch immer sehr schwer, fremden Menschen zu vertrauen und bei mir dauert es auch immer etwas länger, bis ich mit fremden Menschen auch ein längeres Gespräch führen kann, da ich mich davor einfach nicht wohl fühle und auch nicht weiß, was ich sagen soll. Von daher wäre mir die Situation durchaus unangenehm, wobei ich es andererseits auch positiv finden würde, dass ich gleich so von der Familie aufgenommen werden würde. Immerhin würden die Eltern sich ja kaum um mich sorgen, wenn sie mich nicht mögen würden und von daher würde ich mich auch darüber freuen, dass ich gut ankommen würde. Das wäre mir auch lieber, als wenn mich die Familie völlig ignorieren und keines Blickes würdigen würde.

Ich denke, dass ich es einfach vermeiden würde, zu viel Zeit in den Räumen zu verbringen, in denen die ganze Familie wäre, wenn mir das Verhalten unangenehm wäre. Stattdessen würde ich dann einfach viel draußen mit meiner Bekanntschaft unternehmen, indem ich mit ihr ins Kino oder Eis essen gehen würde. Und wenn ich dann am Abend nach Hause kommen würde, würde ich dann in das Zimmer der Bekanntschaft gehen, so dass ich dann auch nicht allzu viel mit der Familie zu tun haben müsste. Das fände ich eigentlich gut und gerade dann, wenn man viel draußen ist, dann hängt man nicht die ganze Zeit aufeinander in einem kleinen Zimmer herum, was ja auch ganz gut ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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