Könnt ihr mitunter auch nachtragend sein?

Man sagt mir nach, dass ich sehr nachtragend bin. Und das bin ich auch, wenn mich jemand sehr verletzt hat. Ich sage immer, dass man mir ruhig mal auf die Füße treten kann. Dann kann ich auch schnell vergessen. Wenn man aber drauf stehen bleibt oder immer wieder drauf tritt, dann bin ich sehr nachtragend und kann sehr schwer vergessen, was ich dann auch die Leute merken lasse, die mich verletzt haben.

Könnt ihr mitunter auch nachtragend sein? Oder seid ihr gar nicht nachtragend? Vergesst ihr schnell wenn euch was angetan wurdet? Oder könnt ihr es manchmal auch sehr lange nicht vergessen?

Ein Kumpel von mir hat mir mehrmals ins Gesicht gelogen und meine Gefühle verletzt, da er ständig behauptet hat, dass ich ihn gar nicht so gerne mag und außerdem meinte er noch, dass er mich als gute Freundin gar nicht mehr braucht, da er eben eine andere gute Freundin hat. Außerdem lästerte er auch hinter meinem Rücken, was ich erst später herausgefunden habe, wobei ich eigentlich selbst darauf kommen müsste, da er bei mir auch immer über andere Kumpels gelästert hat.

In diesem Fall bin ich so nachtragend, dass ich seine unzähligen Anrufe und Nachrichten auf dem Smartphone absolut ignoriere und keinen weiteren Kontakt mehr wünsche. Natürlich könnte ich über meinen Schatten springen und sagen, dass ich sein Verhalten nun akzeptiere und es vergesse, aber das ist gar nicht so, weil ich es auch innerlich gar nicht möchte. Ich sträube mich innerlich wirklich vor einem weiteren Kontakt, von daher bin ich in diesem Fall absolut nachtragend, obwohl ich auch verzeihen kann, vielleicht manchmal zu oft.

Mir geht es da ähnlich wie dir. Einen einmaligen Ausrutscher kann ich schon verzeihen. Ich könnte auch denselben Ausrutscher zweimal verzeihen. Eine Freundin von mir beispielsweise vergisst immer meinen Geburtstag. Das liegt aber nicht an mir oder so. Sie hat grundsätzlich Probleme sich Geburtstage zu merken, egal von wem. Sie hat es eben nicht so mit Zahlen und ihr tut das immer schrecklich leid, wenn sie merkt, dass sie wieder einen Geburtstag vergessen hat. Ihr nehme ich das dann auch ab, dass das keine Absicht ist und dass sie das nicht böse meint. Es gibt eben solche Menschen und es gibt solche.

Wenn aber jemand wie du schon sagst, einem auf die Füße tritt und im Prinzip gar nicht mehr da runter will und es wirklich absichtlich macht, dann kann ich schon ausflippen. Ich lasse mir Sachen gerne auch mal gefallen, aber sobald das Fass voll ist, kann ich ziemlich explodieren und dann bin ich in der Regel auch sehr nachtragend.

Wenn es jemand darauf anlegt, einem sehr weh zu tun,dann ist es mit Absicht und in meinen Augen nicht zu verzeihen. Unabsichtlich kann viel passieren, bis ich mich distanziere. Aber wissentlich das zu machen, geht nicht. Dann reicht nachtragend auch nicht mehr, dann muss ein Schlussstrich sein.

Ich bin eigentlich kein nachtragender Mensch. Es gibt schon genügend charmante Zeitgenossen, die sich noch detailliert daran erinnern, wer ihnen 1996 einen ungerechten Fünfer in Mathe gegeben hat oder sich bis heute über den Nachbarn in Rage reden können, der sie im Jahre 1977 blöd angequatscht hat. Ich kann eigentlich ganz gut verzeihen, da wir ja alle dumme Fehler machen und ich nur ungern Zeit und Energie auf Geschehnisse verschwende, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Außerdem liegt es einfach nicht in meiner Natur, lange böse und eingeschnappt zu sein.

Einmalige Ausrutscher nehme ich also in der Regel nicht lange krumm. Auch nervige Eigenschaften meiner Mitmenschen kann ich normalerweise mehr oder weniger akzeptieren. Schließlich ist niemand vollkommen. Aber auch wenn ich nicht nachtragend bin, so bin ich doch zumindest lernfähig. Sollte sich jemand in meinem Umfeld dauerhaft als bösartig, hinterhältig oder rücksichtslos erweisen, sieht es natürlich ganz anders aus. Aber selbst dann bin ich nicht ewig wütend oder frustriert, sondern höre früher oder später auf, Gefühle zu investieren. Dann kann der- oder diejenige machen, was sie will. Früher oder später landen diese Menschen sowieso hart auf dem Hinterteil .

Bei mir ist es auch eher ein Mittelding, würde ich sagen. Wenn einmal etwas passiert ist und die Person sich bei mir dafür entschuldigt, dann nehme ich es absolut nicht mehr übel, wenn es nicht etwas ganz schlimmes war. Dann kann ich solche Dinge auch recht schnell vergessen und verzeihen. Wenn bei einer Person aber etwas ganz schlimmes gewesen ist oder immer wieder etwas passiert, dass ich zum Beispiel angelogen werde oder etwas in der Art, dann bin ich auch nachtragend.

Ich bin eigentlich ein nicht sehr nachtragender Mensch. Immerhin bin ich doch eher harmoniebedürftig und ich hasse es daher, wenn man sich streitet oder lauthals diskutiert. Von daher versuche ich natürlich immer, so etwas zu vermeiden, indem ich dann doch eher nachgebe. Und falls es dann doch einmal zu einem Streit kommen sollte, dann versuche ich in der Regel immer, diesen so schnell wie nur möglich zu klären. Ich hasse es einfach, sich zu streiten und von daher möchte ich den Steig natürlich auch so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Aus diesem Grund versuche ich dann immer gleich, eine gemeinsame Lösung zu finden und sich zu versöhnen, so dass man das Thema dann nicht noch länger mit sich herum schleppt, da das ja auch sehr belastend sein kann.

Auch wenn ich im Recht war oder wenn mich jemand in einem Streit verletzt hat, dann verliere ich normalerweise immer recht schnell die Lust an einem Streit und irgendwann merke ich, dass es mir auch auf die Nerven geht, mich noch weiter zu streiten. Von daher lasse ich auch immer schnell eine Entschuldigung zu, weil es mir nur selbst schaden würde, die Entschuldigung nicht anzunehmen. Immerhin leide ich ja selbst darunter, wenn ich mir jemandem Streit habe und ich mag es viel lieber, wenn man sich wieder normal miteinander unterhalten kann.

Natürlich kommt es bei mir auch hin und wieder vor, dass ich einige Tage Abstand brauche, wenn ich schlimm verletzt wurde. Allerdings merke ich dann nach einigen Tagen selbst, dass es an der Zeit ist, sich wieder zu versöhnen und von daher komme ich dann auf die andere Person zu. Dabei ist die Sache für mich auch meistens erledigt und ich lasse das Thema auf sich beruhen, da der Streit sonst ja nie zu Ende gehen würde.

Je nachdem, was vorgefallen ist, kann ich sehr, sehr nachtragend sein. Je nachdem, wie man sich mit danach gegenüber verhält, kann ich auch schnell wieder über eine Sache drüber weg sehen, aber vergessen, werde ich niemals! Meinem Mann bin ich sogar jetzt, 14 Jahre nach unserer ersten Beziehung und Trennung diesbezüglich noch nachtragend, wenn sehr häufig halt auch im näckischen Sinne.

Mit mir kann man halt nicht machen was man will, ich bin auch ein Mensch mit Gefühlen und wer seine Chance hatte, hat sie dann entweder verspielt, oder bekommt von mir eine zweite Chance, je nach Verhalten, doch wer sie dann erneut ein zweites mal verspielt, der hat sich dann endgültig ins Aus bei mir katapultiert. Ich halte bestimmt nicht Jedem alles immer und immer wieder vor, was mal gewesen ist, aber wenn Situationen aufkommen, die mir stinken, dann hole ich sie aus dem vergrabenen Keller wieder hervor. Man kann auch kurz und bündig sagen, ich verzeihe viel, aber vergesse niemals!

Bei mir besteht ein großer Unterschied zwischen vergessen und vergeben, so blöd es auch klingen mag. Andere Leute würden mich vermutlich als überhaupt nicht nachtragend einstufen, da ich selbst die größten Fehler schnell verzeihe, solange die Person mir wichtig genug ist. Dafür bin ich auf meine engsten Freunde zu sehr fixiert und angewiesen, und würde sie nach einer Weile ohnehin wieder zurückwollen.

Allerdings vergesse ich diese Fehler nicht. Ich kann nach einem kurzen Gespräch sagen, dass alles wieder in Ordnung ist, aber wenn ich verletzt oder enttäuscht worden bin, behalte ich das immer im Hinterkopf. Unbewusst habe ich dann meistens wirklich noch nicht verziehen, nur merkt die andere Person das meistens erst im Streit oder in stressigen Situationen, wenn ich das Thema wieder aufbringe. Natürlich ist die Verwunderung dann immer groß, das Thema sei ja schließlich abgehakt.

Ideal ist das definitiv nicht, und ich würde es gerne ändern. Dafür bin ich aber wahrscheinlich zu empfindlich. Während ich nicht "nein" sagen kann zu guten Freunden, fasse ich viele Dinge zu persönlich auf und halte ihnen ihre Fehler im Stillen noch länger nach, als ich sollte.