18,50 € Mindestlohn in der Schweiz - kann das etwas werden?

In der Schweiz soll am Sonntag über einen Mindestlohn von umgerechnet 18,50 € entschieden werden. Hier könnt ihr das auch noch mal nachlesen. Nun stelle ich mir die Frage, wie an das im Fall der Fälle umsetzen will. Würden dann nicht auch viele aus dem Ausland dort arbeiten wollen? Welcher Unternehmer kann sich realistisch betrachtet so einen Stundenlohn für bestimmte Arbeiten leisten? Wäre es für euch ein Grund auszuwandern?

Die Lohnverhältnisse in der Schweiz sind ganz anders, von daher kann es schon sein, dass umgerechnet 18,50 Euro realistisch sind. Oder soll die Summe in Schweizer Franken sein? Dann würde es noch besser hin kommen, weil das in Euro ja dann noch etwas weniger ist.

Die Schweiz hat es mit ausländischen Arbeitskräften etwas einfacher, weil sie ja nicht zur EU gehören und deshalb prinzipiell keine Einwanderung aus Ost- oder Südeuropa zulassen müssen. Kürzlich hat die Schweiz ja auch erst eine Verschärfung der Einwanderungsgesetze per Volksentscheid beschlossen. Es arbeiten zwar sehr viele Deutsche und wahrscheinlich auch Franzosen und Italiener in der Schweiz, aber das sind meistens wohl eher qualifizierte Fachkräfte, die sowieso weit weg vom Mindestlohn sind.

Für mich persönlich wäre das kein Grund, gleich in die Schweiz auszuwandern. Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Lebenserhaltungskosten in der Schweiz auch um einiges höher sind als in Deutschland. Also würde wahrscheinlich gar nicht so viel Geld nach Zahlung aller Kosten übrig bleiben als bei demselben Stundenlohn in Deutschland. Ich finde, man sollte da schon realistisch denken und sich nicht von einer Zahl blenden lassen. Ich weiß beispielsweise auch gar nicht, wie hoch in der Schweiz die Einkommenssteuer ist oder andere Steuern.

Ein Grund zum auswandern wäre auch dies nicht, aber es hätte schon eine starke Signalwirkung gehabt. Inzwischen ist die Initiative zwar wie erwartet abgelehnt worden, aber viele Betriebe haben dennoch ihre Löhne dementsprechend erhöht.

In der Schweiz wäre es sicher fast überall bezahlbar und wenn ich lese, dass die Banken im Rahmen der Finanzkrise mit 6.400 Milliarden Euro unterstützt worden sind, was man unter dem Begriff “Transaktionssteuer” nachlesen kann, dann sehe ich auch keine Probleme mit der Bezahlbarkeit. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Unterstützung der Aufstocker mit über 50 Milliarden Euro von 2005 bis 2011 durch den Staat und daran dass eine Bank trotz staatlicher Unterstützung noch 500.000 Euro Boni an Einzelpersonen ausbezahlen darf, aber man für 10 Euro im Monat Bildungsgutscheine austeilt.

Mittlerweile haben sich die Schweizer gegen einen Mindestlohn ausgesprochen. Wenn man den Quellen im Internet glauben darf, betrifft dieser Mindestlohn auch nur einen relativ kleinen Prozentsatz der Arbeitnehmer in der Schweiz. Da die Löhne in der Schweiz im Allgemeinen recht hoch sind, verdienen sehr viele Arbeitnehmer bereits jetzt mehr als umgerechnet 18,50 Euro pro Stunde.

Allerdings darf man sich von dieser Zahl auch nicht blenden lassen. Nicht nur die Löhne sind in der Schweiz hoch, sondern auch die Lebenshaltungskosten. Die Mieten sind vergleichsweise hoch, Lebensmittel und andere Dinge sind nicht so günstig zu bekommen wie in Deutschland. Ein großer Teil des höheren Lohnes wird also wieder durch die höheren Ausgaben in der Schweiz aufgezehrt.

Grundsätzlich fände ich es aber dennoch interessant, für eine begrenzte Zeit in der Schweiz zu arbeiten. Das ist kein Land, in dem ich für immer leben möchte, da ich einfach lieber große Städte mag und mir die Schweiz insgesamt zu „übersichtlich“ ist. Für einen begrenzten Zeitraum fände ich die Schweiz aber interessant, was aber nicht nur an den relativ guten Löhnen liegt, sondern auch an den häufig besseren Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen. Ich habe allerdings auch einige Kommilitonen, die gerne für längere Zeit oder gar für immer in die Schweiz gehen möchten.