Wie gut könnt ihr in Schocksituationen handeln?

vom 03.11.2012, 14:09 Uhr

Hier in diesem Thread Wichtigste Maßnahmen wenn es im Straßenverkehr kracht fragt Ampelmännchen wie man sich richtig verhalten sollte, wenn man in einen Unfall verwickelt ist. Natürlich lernt man bereits in der Fahrschule was man in einer solchen Situation nacheinander tun muss, was man im entscheidenden Moment aber wahrscheinlich gar nicht alles abrufen und in der Praxis umsetzen kann. Immerhin steht man, selbst als Unbeteiligter, natürlich erst mal unter Schock, wenn man an die Unfallstelle kommt und die Unfallopfer zu Gesicht bekommt.

Genauso ist es bei einem Brand. Da werden wohl die Wenigstens auf die Idee kommen, zum nächsten Feuerlöscher zu rennen (wenn sie überhaupt wissen, wo dieser hängt), sich auf den Brandherd zuzubewegen und diesen mithilfe des Feuerlöschers zu löschen (was selbst bei Kleinbränden manchmal gar nicht viel nützt). Da werden die meisten sicherlich erst einmal unbeholfen durch die Gegend rennen und versuchen sich selbst zu retten und möglicherweise noch andere Menschen im Gebäude zu warnen. Da wird dann auch nicht der Notausgang oder die Feuertreppe benutzt, sondern der nächstbeste Wege gewählt, um aus dem Gebäude zu entkommen.

Natürlich ist es unglaublich schwer sich vorzustellen wie man in der jeweiligen Situation reagieren würde, aber wenn ihr jetzt mal eine reine Vermutung anstellen müsstet, wie gut und vor allem wie schnell denkt ihr, dass ihr in einer Schocksituation handeln könntet? Könntet ihr da einen klaren Kopf behalten? War von euch vielleicht schon mal jemand in so einer Situation und hat einen Unfall oder einen Brand miterlebt? Wie gut hattet ihr euch damals unter Kontrolle?

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» Pointer » Beiträge: 1772 » Talkpoints: 20,77 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie du schon sagtest, finde ich es auch unheimlich schwer mir vorzustellen, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde, und vor allem wie schnell. Natürlich könnte ich jetzt behaupten, dass ich dies und jenes tun würde, weil es ja irgendwie logisch ist, aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass das bei mir der Fall wäre.

Bisher war ich noch zum Glück in keiner solch brenzligen Situation, aber ich schätze, ich wüsste vorerst gar nicht was ich machen sollte. Auch wenn ich mit dem Auto an einem Unfall vorbeifahren würde, wären alle Dinge, die ich im erste Hilfe Kurs gelernt habe, wie weggeblasen. Im Nachhinein wäre ich natürlich wieder schlauer und könnte mir von den Leuten anhören, was ich doch besser getan hätte. Ich glaube aber kaum, dass diese Leute es in der Situation besser gemacht hätten.

So ein Unfall oder ein Brand passiert ja nicht alle Tage und gewöhnen kann man sich an solche Situationen bestimmt nicht, es sei denn man ist Feuerwehrmann. Einen kühlen Kopf zu bewahren und richtig zu handeln, finde ich deshalb sehr schwer und denke nicht, dass ich dazu in der Lage wäre.

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» fairyland » Beiträge: 104 » Talkpoints: 60,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin erst einmal in der Situation gewesen, in einer Schocksituation zu handeln. Damals waren wir in einem anderen Ort zu einem Lehrgang und haben gerade wieder das Pferd verladen, um nach hause zu fahren. Ich habe draußen am Kofferraum gestanden und für Ordnung gesorgt, als ich ein Auto hören konnte. Ich interessiere mich sehr für Autos und bin natürlich neugierig gewesen und habe innegehalten um zu schauen, was da für ein Auto kommt. Es handelte sich um einen Mitsubishi, der sich mit angemessenen Tempo näherte und nicht zu schnell fuhr. Jedoch fuhr er nicht den Straßenverlauf nach, sondern er fuhr in der Kurve einfach geradeaus und landete mit einem leisen Krachen im Straßengraben an einem Baum.

Ich war damals fünfzehn Jahre alt und es war der erste Verkehrsunfall, den ich miterlebt hatte. Dementsprechend stand ich auch unter Schock oder besser gesagt: ich war total irritiert. Das erste, was ich gemacht habe, war in den Pferdeanhänger zu gehen und zu sagen, dass da gerade ein Auto in den Graben gefahren ist. Außer mir hatte es niemand mitbekommen und meine Mutter hat dann nach draußen geschaut und den Wagen vor dem Baum gesehen. Da war sie dann ebenfalls geschockt. Sie ist dann aber aus dem Anhänger raus gegangen und zu dem Auto gegangen, während ich in das Gebäude lief um die anderen Anwesenden zu informieren und nach einem Telefon zu fragen, um einen Notarzt zu rufen. Das hat dann aber direkt die Frau gemacht, die als erstes ihr Handy zur Hand hatte und nicht ich.

Den Leuten ist zum Glück nichts passiert, sodass ich nicht sehr aktiv werden musste. Es war aber doch schon ein Moment der Überwindung, sich von dem verunfallten Wagen abzuwenden und die Nachricht des Unfalls zu verbreiten. Dabei wäre ich auch selber zu dem Unfallauto gegangen, wenn meine Mutter dies nicht schon gemacht hätte. Aber so erschien es mir sinnvoller, schnell ein Telefon und weitere Helfer zu organisieren, denn ich alleine hätte ja nicht viel machen können, da auch meine Kenntnisse in der Ersthilfe damals noch nicht so gut gewesen sind.

Allgemein würde ich aber sagen, dass ich in einer Schocksituation mich sehr schnell wieder fangen kann und schnell aktiv werde. Ich habe erst diesen einen Verkehrsunfall erlebt und auch noch keinen Brand, aber andere, etwas alltäglichere Schocksituationen sind mir häufig begegnet und wenn sich ein Tier losmacht oder jemanden angreift bin ich immer schnell zur Stelle. Ich verfolge auch fremder Leute Kühe, wenn sie die Straße vor mir kreuzen, fange sie ein und sorge dafür, das sie keinen weiteren Schaden anrichten bis sie abgeholt werden.

Andere Leute müssen erst einmal den Schock verdauen, dass sie gerade fast einen Zusammenstoß mit einem großen Tier gehabt hätten und dann denken sie vielleicht gar nicht mehr daran, das Tier zu fangen. Ich schalte direkt den Warnblinker ein, halte andere Autos an und gehe dem Tier nach. Für solche Fälle habe ich auch immer Stricke, Halfter und taue im Auto, denn ich habe schon zu oft frei laufende Pferde, Schafe und Kühe vor oder neben meinem Auto gehabt. Und auch das kann einen in einen Schockzustand versetzen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich denke, dass ich in einer solche Situation ganz gut handeln kann, da ich im Allgemeinen doch ein sehr ruhiger Mensch bin und ich denke, dass ich das dann auch ganz gut unter Kontrolle habe. Wenn es irgendwo Panik gibt, zum Beispiel in der Schule, wenn es dann heißt, dass wir eine unangekündigten Arbeit schreiben, dann bleibe ich meist als einzige Person ruhig, weil ich weiß, dass Panik in so einer Situation nichts bringt.

Das Beste, was man in so einer Situation machen kann, ist ruhig bleiben und ein paar Mal durchatmen, wenn diese Situation es zulässt (wenn zum Beispiel ein Gebäude einstürzt, dann sollte man das vielleicht erst machen, wenn man draußen ist :wink: ). Dadurch wird man viel ruhiger und es ist dann schon sehr viel klarer im Kopf was ein rationales Denken sehr viel eher zulässt als wenn man in Panik gerät.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wie ich mich im tatsächlichen Brandfall verhalten würde, weiß ich zum Glück noch nicht. Ich würde versuchen das Beste daraus zu machen. Als mich einmal eines meiner Kinder nachts laut schreiend aus dem Tiefschlaf weckte mit den Worten "Es brennt Mama" stand ich senkrecht im Bett und war erstmal kurzzeitig geschockt. Zum Glück war das nur ein Alptraum meines Kindes und kein echter Brand, aber so aus dem Schlaf gerissen hatte ich schon einige Sekunden Anlaufzeit benötigt, da waren im Ernstfall wohl schon wichtige Sekunden flöten gewesen. Als ich dann alle Räume geprüft hatte um sicher zu gehen, dass das wirklich bloß ein Traum war, war ich ganz schön erleichtert dass das nur falscher Alarm war.

Einen Autounfall habe ich schon als Zeuge miterlebt und war in der unangenehmen Lage helfen zu müssen. Bei Regen fing sich ein Auto kurz vor mir auf der Überholspur auf der Autobahn plötzlich und unerwartet an zu drehen. Obwohl es ein hochwertiger Wagen war, hat er sich an der Mittelleitplanke ziemlich zerlegt und die Teile sprühten überall herum. Der Wagen zwischen mir und dem Unfallauto fuhr unerlaubter Weise weiter. Die hatten wohl keine Lust darauf, Ersthelfer zu spielen. Nun war es an mir, ganz alleine alles zu regeln, denn auch hinter mir blieb kein einziger stehen um zu helfen. In dem Moment wünschte ich mir einfach nur noch die Erleuchtung, was ich nun am besten zu erst zu tun habe. Die Fahrschule ist bei mir zu dem Zeitpunkt schon weit über zehn Jahre her gewesen und man glaubt gar nicht, wie schnell man solches Wissen vergisst, das man sich eigentlich für immer merken wollte.

Letztlich war ich ganz dankbar, dass ich in der Situation alles auf die Reihe bekommen habe. Nach den ersten lähmenden Schrecksekunden war dann doch das Wissen wieder da und alles lief gut, irgendwie. Ich war auch heilfroh, dass die verunfallten Personen so einen hochwertigen Wagen hatten. Der Wagen war total kaputt, aber den Insassen war bis auf einen massiven Schock nichts zugestoßen. Es war also noch Glück im Unglück. Schwieriger war damals schon die Sicherung der Unfallstelle. Zwar war auf der Überholspur an dieser Stelle nur eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer zugelassen, aber man glaubt vorher gar nicht, wie schnell die Autos da auf einen zurasen, wenn man mit dem Warndreieck entgegen läuft. Unfallstelle absichern, das klingt so schön einfach, aber die Realität war schon anders. Wie sollte man eine Unfallstelle unter Kontrolle und abgesichert halten? Ich hatte zwar ein Warndreieck aufgestellt, das aber bald auch platt gefahren wurde. Von da ab wartete ich eigentlich nur darauf, dass sich aus dem kleinen Unfall eine Massenkarambolage entwickeln würde. Zum Glück kam es nicht dazu.

Als dann die Polizei endlich am Unfallort ankam, war ich unglaublich erleichtert. Endlich war ich nicht mehr alleine verantwortlich das Schlamassel da zu regeln. Erst Ich hatte mich noch nie so gefreut, einen Polizisten zu sehen wie damals. Die Befragung durch die Polizisten ging auch noch irgendwie, danach bin ich auch noch einige Kilometer weit nach Hause gefahren. Zu Hause als dann alles geschafft war, habe ich plötzlich gemerkt, wie stark mir die Erlebnisse des Tages an die Nieren gegangen waren. An dem Abend war ich nur noch ein Nervenbündel. Auch heute noch überläuft es mich kalt wenn ich daran denke.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich weiß, dass ich auch unter Schock handlungsfähig bleibe und das ist gut so. Wie schnell damals alles ging, kann ich nicht einschätzen. Damals ging mir völlig das Zeitgefühl verloren, alles schien ewig zu dauern. Das ist aber vermutlich normal so. Ob das beim nächsten Mal wieder so ist, das hoffe ich. Ich weiß aber nicht, wie ich zum Beispiel reagieren würde, wenn ich einem schwer verletzten Kind helfen müsste das in meinen Armen stirbt oder ein frisch verstorbenes Kind am Unfallort sehen würde. Da könnte ich mir schon vorstellen, dass ich deutlich mehr um Fassung ringen würde, als bei so einem simplen Blechschaden. Aber ich hoffe, dass ich das nie erleben muss, an so einem Unfall vorbei zu kommen. Ich denke, dass man so ein Erlebnis lange mit sich trägt und davor habe ich fast noch mehr Angst.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich war schon zweimal als Zeuge bei solchen Schocksituationen verwickelt gewesen und ich muss sagen, dass ich mich nicht besonders hilfreich verhalten habe. Bei der ersten Schocksituation bin ich komplett nervös geworden und wusste auch gar nicht, was ich tun sollte, da ich eben noch ein Kind war. Eine junge Frau wurde von einem Auto angefahren und ist mit dem Gesicht auf die Straße gefallen, sie selbst stand auch unter Schock, was man ihr auch eindeutig angesehen hat. Außerdem hat sie im Gesicht geblutet, was mich total erschrocken hat. Zum Glück waren meine große Schwester und meine Mutter auch vor Ort gewesen und mehrere Menschen kamen sofort zur Hilfe.

Die andere Schocksituation ist vielleicht ein oder zwei Jahre her, das weiß ich schon gar nicht mehr, auf jeden Fall war sie sehr schlimm für mich, da mein Vater ohnmächtig geworden ist, also er war nicht mehr ansprechbar. Ich habe zu diesem Zeitpunkt geschlafen, allerdings wurde ich wach, da meine Schwester und meine Mutter meinen Vater versucht haben anzusprechen. Ich wusste sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist und als ich meinen Vater in diesem Zustand gesehen habe, musste ich plötzlich anfangen zu schreien, sofort habe ich mit dem weinen angefangen und bin anschließend auch noch zusammengebrochen. Unter Schock bin ich nicht besonders handlungsfähig, sondern verfalle in Panik. Mein Partner ist unter Schock handlungsfähig und er lässt sich seine Nervosität nicht anmerken, einmal hat mein Kreislauf nicht mitgespielt und ich bin umgefallen, wobei er ruhig geblieben ist, obwohl es sehr schlimm für ihn war.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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