Wie definiert und erklärt ihr den Begriff 'Provinz'?

vom 08.05.2014, 13:50 Uhr

Das Wort 'Provinz' hat ja laut Wikipedia wohl mehrere Bedeutungen, wobei man wohl auch nicht genau weiß, warum man das heutzutage so oft sagt. Provinz ist für mich ein Gebiet außerhalb einer größeren Stadt. Daher ist es mir auch unverständlich, dass beim Aufstiegskampf für den Paderborner Fußballverein ständig davon geredet wird, dass der Verein aus der Provinz stammt. Paderborn ist eine Universitätsstadt, eine Domstadt und steht immerhin bei der Größe der Städte in Deutschland auf 55. Stelle. Auch die Einwohnerzahl ist nicht zu verachten.

Was oder welches Gebiet ist für euch eine 'Provinz'? Würdet ihr sagen, dass ihr aus der Provinz stammt? Wie definiert ihr persönlich eure Provinz? Wann redet ihr von einer Provinz?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ein Dorf, das weder einen Lebensmittelladen, noch einen eigenen Bäcker oder Fleischer hat, das ist für mich der Inbegriff der Provinz. Wenn man dann auch noch mehr als eine viertel Stunde mit dem Fahrrad zum nächsten Laden braucht, ist das auch ein wichtiges Kriterium. Das ist meine persönliche Definition. Aber ich bin auch in einem relativ kleinen Ort, allerdings mit den wichtigsten Läden in Laufweite aufgewachsen.

Für einen gebürtigen Berliner fängt die Provinz schon innerhalb Berlins an, wenn man den inneren S-Bahn-Ring verlässt und sich in die Randbezirke begibt. Allgemeiner Konsens dürfte das aber kaum je werden. Es gibt genug Leute, denen die Randbezirke Berlins auch schon zu großstädtisch wären.

Eine allgemeingültige Bedeutung in der Gesellschaft wird das kaum geben, denn es hängt sicherlich davon ab, wo jemand groß geworden ist und wo er dann lange Jahre gelebt hat. Die Wissenschaft hat vermutlich auch eine eigene Definition. Aber ob die alltagstauglich ist, fragt sich auch.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Für einen gebürtigen Paderborner ist es schwierig, sich anderswo zu erkennen zu geben. Dann wird er komisch angeguckt als Piefke oder sogar ausgelacht. Man geht einfach davon aus, wenn jemand aus dieser erzkatholischen Stadt kommt, lebt er in der Provinz – hinter dem Mond. Die Menschen in Paderborn sind anders. Sie gehören zwar zu Nordrhein Westfalen, haben aber eine andere Mentalität und Art. Sieh dir den Gegensatz zu Paderborn – das Ruhrgebiet an. Dann weißt du, was ich meine.


Nimm nur einmal den Fall des muslimischen Siebenjährigen. Der wurde in Paderborn von einer katholischen Grundschule abgewiesen. Das ist für mich Provinz-Denken. Da Paderborn erzkatholisch ist, ist hier manches anders. Über 50 Prozent der Grundschulen sind katholische, während im restlichen NRW nur ein Drittel katholisch sind. Das Verwaltungsgericht urteilte im Fall des Jungen, dass es Aufgabe der Stadt sei, das Schulangebot in Paderborn dem Bedürfnis anzupassen. Aber das wird bestimmt nicht gemacht. Hier bleibt alles so, wie es schon vor langer Zeit war. Man geht nicht mit der Zeit. Hier bleiben die Uhren stehen.

Ja, Paderborn ist offiziell Großstadt, hat für mich aber Dorf-Charakter, auch wenn es eine Uni und einen Dom hat. Hauptsächlich studieren dort bestimmt nur Theologie-Studenten. Das Umland von Paderborn ist wohl hauptsächlich ländlich, was ich sehr schön finde, aber es unterstreicht noch den Provinz-Charakter. Kommt nun ein Fußball-Verein aus dieser Stadt, hat er schnell einen solchen Namen weg. Ich würde mir nun nichts daraus machen. Ich war erst einmal in Paderborn und kann mich persönlich nicht dazu äußern, ob es nun Provinz ist oder nicht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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