Ketten aus Koralle - was ist mit dem Artenschutz?

vom 09.04.2014, 14:53 Uhr

Bisher dachte ich eigentlich immer, dass Korallen etwas Teures, Seltenes seien. Und vor allen Dingen auch, dass sie unter strengem Artenschutz stehen. Dennoch sieht man mittlerweile in den billigsten Schmuckläden, an Ständen auf Straßenfesten oder beispielsweise auch in diversen Fossilien- und Mineralienläden und derartigen Messen, dass Schmuckstücke aus Koralle angeboten werden.

Besonders beliebt scheinen Korallenketten zu sein. Vereinzelt gibt es aber auch Armbänder oder Ringe aus oder mit Koralle. Auffällig ist dabei die kräftige rote Farbe der Korallenteile. Manchmal geht sie auch ein wenig ins Rosane, manchmal eher ins Orangefarbene. Als Koralle wird dieser Stoff allerdings immer eindeutig angepriesen.

Ich frage mich, wie dieser ganze Korallenschmuck eigentlich verkauft werden kann, wenn Korallen unter Artenschutz stehen? Oder betrifft der Artenschutz nicht alle Arten und die Korallenketten werden aus Korallenarten gefertigt, die nicht geschützt sind? Oder unterscheidet man vielleicht zwischen wilden und gezüchteten Korallen und die nachgezüchteten sind nicht geschützt? Oder sind diese Korallenketten nicht einmal aus echten Korallen? Es wäre toll, wenn mich da jemand mal genauer aufklären könnte, der sich damit auskennt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Korallen lassen sich nicht künstlich züchten. Alles, was verkauft wird, ist im Meer, sozusagen in der Wildnis geerntet worden. Und nicht alle Arten stehen unter Artenschutz. Die meisten Korallen sind einfach grau oder braun und damit nicht von Interesse für Schmuckhersteller. Diese machen aber den Großteil von Korallenriffen aus und stehen unter Schutz.

Die Edelkorallen in den roten Farben sind die einzigen, an denen die Schmuckindustrie Interesse hat und daher verhindert sie, dass sie unter Artenschutz gestellt werden. 2010 gab es einen Vorstoß, dass auch die Edelkorallen in die CITES-Liste der bedrohten Arten aufgenommen werden. Aber der Vorschlag ist nicht angenommen worden. Es steckt wohl eine zu große Lobby dahinter.

Schmuckhersteller verteidigen sich wie hier damit, dass die Koralle als solche das Abfallprodukt von Lebewesen wäre, die bei der Ernte unbeschädigt bleiben würden. Korallen bestehen tatsächlich aus einem kalkhaltigen Abfallprodukt ihrer Bewohner. Aber diese Bewohner überziehen das Skelett und die Fortpflanzung findet hauptsächlich an den Enden der Korallenarme statt. Ich weiß also nicht, wie man einer lebenden Koralle ihr Skelett entfernen will, ohne die Kolonie zu schädigen. Die gehören genauso zusammen wie eine Schnecke mit ihrem Haus, das ja auch nur aus Kalk besteht.

Zudem dienen lebende wie tote Korallen als Lebensraum für weitere Meeresbewohner. Und sie sind schon durch zahlreiche andere Faktoren gefährdet und können bestimmt gut auf die Gefährdung für die Herstellung von unwichtigem Schmuck verzichten. Die Erwärmung der Meere, die durch den Klimawandel heftigeren Stürme, Bohrinseln, Schleppnetze zum Fischen. Das alles bedroht die Korallenriffe.

Jemandem, dem Tier- und Umweltschutz am Herzen liegt, würde ich also in jedem Fall davon abraten, Schmuck aus Korallen zu kaufen. Ebenso wie Souvenire wie Seesterne oder Seeigel.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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