Nimmt ein verwilderter Hund wieder Urinstinkte vom Wolf an?

Was würde mit einem Hund in Wolfsgröße passieren, der ausgesetzt wurde in einem Wald? Würde er elendig zugrunde gehen? Oder würde er sich auf seine Urinstinkte, die er ja vom Wolf geerbt hat, besinnen und so langsam wieder innerlich zum Wolf werden? Ist es überhaupt möglich, dass die aberzogenen Urinstinkte und Verhaltensarten wieder zum Vorschein kämen? Sind sie überhaupt aberzogen oder nur unterdrückt?

Ich komme darauf, weil man immer wieder liest, dass Tiere ausgesetzt werden, in den Abfall geschmissen oder irgendwo an einen Baum gebunden gefunden werden. Hätte ein Hund im Wald eine Chance? Die Gefahr, dass ein Jäger ihn einfach abschießt besteht natürlich immer, weil der nicht wissen kann, wie das zusammenhängt.

Bei meinen Eltern in der Region gab es einen Hund, der ausgesetzt wurde und dann in der Natur gelebt hat, bis man ihn nach vielen Jahren wieder eingefangen hat und zu neuen Besitzern gegeben hat, woraufhin er kurze Zeit später gestorben ist.

Ich denke schon, dass ein Hund in der Natur irgendwie klarkommen würde, wenn man ihm nicht alles aberzogen hat und ihn wie ein Kind behandelt hat. Ein Hund, der in rosa Kleidchen gesteckt wird, nicht mal graben oder schnüffeln kann, alles vorgesetzt bekommt wird in der Natur wahrscheinlich nicht mehr klarkommen. Was nun aber auch nicht heißt, dass man es mit seinem Hund testen soll. Wenn man einen Hund nicht mehr will, sollte man sich entweder um einen neuen Besitzer kümmern oder zum Tierheim gehen.

Instinkte kann man doch gar nicht aberziehen. Man kann einem Hund nur beibringen, nicht jedem Instinkt zu folgen. Aber der Instinkt bleibt. Das macht doch die Definition von Instinkt aus. Insofern er nicht durch Zucht eliminiert wurde. Aber ein nicht überzüchteter Hund mit gesundem Jagdtrieb unterlässt die Jagd nur, weil Herrchen das nicht will. Gibt es dann kein Herrchen mehr und der Hunger setzt ein, geht der natürlich Rehe jagen.

Wahrscheinlich stellt er sich anfangs nicht sehr geschickt an. Dazu gehört eben auch Übung. Vielleicht reicht die Zeit zum Üben nicht bis der Hunger zu groß wird und er wird zu schwach zum Jagen. Aber ich denke, die meisten Hunde hätten es recht schnell raus.

Wir hatten jahrelang eine ganz liebe Hündin. Wir konnten ohne Leine mit ihr in den Wald gehen und hatten niemals Angst, dass sie abhauen und ein Reh jagen würde. Dann haben wir einen zweiten Hund bekommen, dessen Instinkte stark ausgeprägt waren. Als dann mal ein Reh über den Zaun auf unser Grundstück sprang, war sein Schicksal schnell besiegelt. Der Hund hatte es in kürzester Zeit angefallen. Und was tat die liebe, süße Hündin? Sie hat ebenfalls herzhaft zugebissen.

Also ich denke, dass ein ausgesetzter Hund von normaler Größe durchaus Chancen hätte. Die Instinkte sind da und wurden nicht aberzogen, sondern nur gebändigt. Solange der Hund Beine von normaler Länge hat, mit denen er schnell rennen kann und eine Nase, die noch zum Riechen taugt, steht dem nichts im Weg. Die überzüchteten Hündchen wären allerdings hoffnungslos verloren.

@Ramones, natürlich ist es schlimm, einen Hund einfach auszusetzen. Aber leider denken nicht alle Hundebesitzer so. Wenn ich Derartiges in der Zeitung lese oder im Fernsehen mitbekomme, werde ich ganz traurig, was Menschen mit den ihnen anvertrauten Lebewesen machen.

@Bienenkönigin, dein Beispiel von eurer lieben Hündin zeigt ganz klar, dass der Urinstinkt schnell wieder durchbricht, wenn sich die Gelegenheit ergibt. In diesem Fall war es schon schlimm für das Reh. In meiner Gegend kommt es auch öfter vor, dass Hundebesitzer die Tier im Wald von der Leine lassen und die Hunde dann Rehe anfallen. Vor etwa einem halben Jahr las ich in der Zeitung, dass der Förster bekannt gegeben hat, dass er nun ohne Rücksicht die Hunde erschießt, wenn sie ohne Leine beim Wildern angetroffen werden. Finde ich auch richtig.