Sind gläubige Kinder hilfsbereiter?
In einer neuen Studie heißt es nun, dass gläubige Kinder friedlicher und hilfsbereiter als nichtgläubige Kinder seien. Befragt wurden 1377 Kinder und deren Eltern in Heidelberg, Tübingen, Frankfurt am Main, Bonn und Dortmund. So seien angeblich gläubige Kinder eher bereit ihr Taschengeld für ärmere Menschen zu spenden und auch weniger gewaltbereit. Hier ist ein Artikel mit genauen Zahlen dazu. Die Experten der Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft, welche diese Studie aufstellten, sagten über dieses Ergebnis:
„Religion ist ein wichtiger Faktor für die Vermittlung von Werten, auch über religiöse Inhalte hinaus.“
In meinen Augen ist diese Studie Unsinn. Ich bin in keinster Weise religiös erzogen worden und war dennoch in keinster Weise gewalttätig. Dasselbe gilt für die meisten meiner Klassenkameraden. Natürlich hat man immer mal 1-2 Schüler in seiner Klasse, die gerne pöbeln und auf schwächere losgehen, aber ich bezweifele doch sehr das dies nicht auch an kirchlichen Schulen geschieht. So liegt der Charakter eines Kindes doch an der Erziehung der Eltern und nicht daran, ob man an Gott glaubt.
Wie denkt ihr darüber? Ist etwas Wahres an dieser Studie oder doch nur ein kläglicher Versuch mehr Menschen in die Kirche zu bewegen?
Ich glaube nicht, dass man das so pauschalisieren kann. Ich kenne auch Menschen, die eher religiös erzogen und geprägt wurden und die es mit Grenzen und Regeln nicht ganz so genau nehmen. Ich kenne auch vereinzelnte Exemplare, die ziemlich temperamentvoll sind und zum krankhaften Rasen neigen oder zu Gewalt.
Flüchtig gelesen halte ich die Studie für methodisch fragwürdig. Die Kinder wurden nämlich lediglich befragt, wie sie sich verhalten würden, wenn die betreffende Situation eintreffen würde. Es ist keinesfalls so, dass die Kinder tatsächlich auf dem Schulhof beobachtet wurden. Gläubige Kinder bekommen zwar Werte erzählt und können diese in so einer Umfrage problemlos wiedergeben. Aber ob sie diese Werte tatsächlich anwenden, darüber sagt die Studie nichts aus. Und wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, dann wurde ich eigentlich nie so schlimm gemobbt wie von den Kindern, die in ihrer Freizeit Ministranten waren. Außerdem gibt es weitere Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Religiosität und moralischem Verhalten finden. Zum Thema Religion und Moral finde ich diese Aufsätze ziemlich interessant.
Ich denke, dass dies wieder mal eine Studie ist, bei der man vorher das Ergebnis kannte und es sich dann so zurecht dreht, das es passt. Solche Studien sind hoch fragwürdig und auf keinen Fall auf das echte Leben anwendbar. Wie sich Kinder verhalten ist eine Sache der Erziehung und beeinflussbar von äußeren Einflüssen. Das perfekte Kind gibt es nicht und jedes Kind stellt auch mal etwas an und hört nicht.
Religiöse Kinder unterscheiden sich nur insofern von einem "normalem" Kind, dass sie vielleicht regelmäßig in die Kirche gehen und somit eine feste Zeit in der Woche mit ihren Eltern verbringen. Sonst gibt es aber auch genauso Regeln, die es im richtigen Leben auch gibt. In der Bibel steht ja auch nur das, was man irgendwann als richtigen Weg zu leben auserwählt hat und das spiegelt zumindest zum Teil auch die Gesellschaft wieder, wobei man nicht alles heute noch anwenden kann und sollte.
Zudem finde ich, dass Kinder alle auch ein bisschen Glauben in sich tragen und das meine ich ganz abgesehen von irgendeiner Religion, in deren Glauben sie erzogen werden. Kinder glauben beispielsweise an den Weihnachtsmann, Osterhasen und so weiter also kann man nicht unbedingt nur von religiösen Kindern sprechen, die so sind. Man muss sich nicht immer einer Religion verschreiben um zu glauben, das sollte man bei dieser "Studie" mal bedenken.
Das Ergebnis der Studie würde ich jetzt gar nicht mal anzweifeln. Ich unterstelle den Wissenschaftlern jedenfalls, dass sie wissen, wie man eine Studie aufbauen muss um zu einem repräsentativen Ergebnis zu kommen. Schwierig wird es immer dann, wenn man ein Ergebnis vorliegen hat und das irgendwie interpretieren muss.
Hier wurde das Ergebnis so interpretiert, dass eine religiöse Erziehung friedlicher und hilfsbereiter macht. Man kann das aber auch ganz anders sehen. Wie schon gesagt wurde, wurde nicht das Verhalten der Kinder beobachtet, sie wurden nur befragt. Vielleicht führt eine religiöse Erziehung also einfach dazu, dass die Kinder besser wissen, was die Erwachsenen für eine Antwort hören wollen?
In dem Zusammenhang sollte man sich auf fragen, ob eine religiöse Erziehung zu mehr Autoritätshörigkeit und einer größeren Angst vor Strafen führt. Sprich, warum denkt das Kind, dass es hilfsbereit sein soll? Weil es davon überzeugt ist, dass Hilfsbereitschaft wichtig für ein gutes Zusammenleben ist? Oder weil es Angst hat, dass sein Gott sieht, dass es nicht hilfsbereit war und es deshalb bestraft? Mit einem System, das Belohnungen und Bestrafungen verspricht kann man aber keine Werte vermitteln. Werteerziehung bedeutet, dass jemand wirklich verstehen lernt, warum ein bestimmtes Verhalten richtig oder falsch ist, dass er ein bestimmtes Verhalten alleine aus dieser Einsicht heraus bevorzugt und nicht um eine Belohnung zu erhalten oder einer Strafe zu entgehen.
Religion und Werteerziehung passen meiner Meinung nach jedenfalls überhaupt nicht zusammen, weil sie nur im Kontext von Strafe und Belohnung funktioniert. Was nicht bedeuten soll, dass religiöse Menschen keine Werte haben, aber das sind wie bei allen anderen Menschen auch humanistische Werte, die unabhängig von einer Religion bestehen.
Meine Erziehung war zum Glück auch frei von Religion und ich war deshalb sicher nicht weniger hilfsbereit gewesen als Kind. Ich kann mich an verschiedene Situationen erinnern, da habe mich meine Eltern schlicht und einfach gefragt, ob ich es gut finden würde, wenn ich mich an Stelle eines anderen Kindes befinden würde. Ich habe andere Kinder nicht geschlagen, weil ich nicht von anderen Kindern geschlagen werden wollte, ich habe schon sehr früh verstanden, dass man am besten fährt, wenn man andere so behandelt, wie man selber behandelt werden möchte. Dazu braucht man keinen unsichtbaren Freund im Himmel, der mit schlimmen Strafen droht.
Es kommt erst einmal ganz darauf an, welcher Religion sie angehören. Migranten, die häufig den Islam als Religion angenommen haben, werden sich sicherlich nichts von Frauen sagen lassen, sowie von Respektpersonen wie der Polizei. Bei einer christlichen Erziehung wird oft auf die Nächstenliebe gepocht, weswegen Kinder von klein auf hilfsbereiter sind. Allerdings sollte man dies nicht verallgemeinern. Es gibt genauso auch genug hilfsbereite Menschen, die nicht gläubig sind.
Ich persönlich glaube auch eher, dass es ein kläglicher Versuch ist, die Leute in die Kirche zu ziehen und sie dazu zu bewegen, an Gott zu glauben. Wie du schon so schön geschrieben hast, hat das Verhalten eines Kindes in den verschiedensten Situationen eher etwas mit der Erziehung zutun und nicht damit, dass das Kind vielleicht religiös ist und an den Gott glaubt.
Bei mir früher in der Klasse gab es religiöse Kinder und eben keine religiösen Kinder. Trotz all dem haben sich so weit alle Kinder ganz normal benommen, außer ein paar Ausnahmen und, wenn ich mich recht entsinne, war dort ein religiöser Junge dabei, der es toll fand, andere Kinder zu ärgern. Da spielte auch die Altersklasse keine große Rolle. Auch in meinem Umfeld gibt es Kinder, die religiös erzogen werden und, dann gibt es wiederum Kinder, die nicht religiös erzogen werden und mit Gott nichts am Hut haben. Trotz all dem ist mir persönlich nun kein Unterschied aufgefallen. Die Kinder benehmen sich im Verhalten alle so weit gleich, so, wie sich ein normales Kind halt benehmen sollte. Ich sehe da keine Unterschiede.
Das Verhalten eines Kindes unterliegt der Erziehung, aber auch noch anderen Einflüssen. Es mag sicherlich auch eine Rolle spielen, ob das Kind religiös ist; es gibt zig Einflussfaktoren und jede Studie fokussiert eben nur auf einen Aspekt. Man kann nicht alles mit einmal untersuchen. Man pickt sich immer eine Sache heraus und untersucht diese.
Das heißt doch nicht, dass das der alleinige Einflussfaktor wäre. Und hier geht es ebenfalls nicht um Einzelfälle. Es behauptet ja keiner, dass ein nicht religiöser Mensch nicht auch hilfsbereit sein kann oder dass jeder, der in die Kirche ist, das personifizierte Gute darstellt. Es ist eine Untersuchung an einer großen Gruppe und da geht es um Gruppenmittelwerte und nicht um einzelne Personen. Wenn Ihr also Gegenbeispiele habt, wo ein religiöser Mensch mal nicht nett war, dann sagt das doch gar nichts aus, denn man kann Einzelfälle nicht generalisieren. Deswegen werden ja Gruppenuntersuchungen gemacht.
Ich halte diese Studie auch für ziemlichen Blödsinn. Immerhin habe ich selbst nie einen Gott als Begründung dafür gebraucht, jemandem zu helfen. Und dass bestimmte Werte sich durch Religion besser vermitteln lassen, glaube ich eigentlich auch nicht. Natürlich kann man seinem Kind beibringen, dass man "seinen Nächsten lieben soll", weil Gott das so will (und man sonst nicht in den Himmel kommt ), aber genauso gut kann man es auch auf eine andere Weise zu einem hilfsbereiten Menschen erziehen und am besten lebt man es einfach vor, dann wird das Kind dem Beispiel der Eltern normalerweise auch folgen.
Außerdem bekommen Kinder auch in nicht-kirchlichen Kindergärten und später in der Schule, auch wenn sie nicht am Religionsunterricht teilnehmen, trotzdem gewisse Normen und Werte vermittelt, selbst wenn ihre Eltern vielleicht eher zu der Sorte gehören, die die Erziehung etwas vernachlässigen.
Solchen Studien kann man nie trauen, es heißt nicht umsonst traue keiner Studie die du nicht selbst gefälscht hast. Bei Studien muss man sehr genau schauen wer hat sie veranlasst, denn meisten sind es Leute die Interesse an einem bestimmten Ergebnis haben. Solche Studien lassen sich so leicht beeinflussen, schon allein dadurch wie man die Fragen formuliert. Also nur weil in irgendeiner Studie steht, dass gläubige Kinder Hilfsbereiter sind würde ich dies nicht glauben.
Hilfsbereitschaft und ähnliches sind zum einen Werte die einem von den Eltern vermittelt werden und auch Charakter. Diese Werte werden von den Eltern vermittelt. Natürlich liegt es irgendwie nahe, dass man sagt wer Religiös ist vermittelt solche Werte eher an seine Kinder, weil solche Werte in der Religion wichtig sind. Allerdings deckt sich dies nicht mit meinen Erfahrungen. Ich kennen wahnsinnig liebe und Hilfsbereite Kinder bei welchen Religion eine große Rolle gespielt hat in der Kindheit aber auch welche die dies nicht sind, obwohl glauben zu ihrem alltäglichen Leben gehört.
Und das gleiche gilt auch für Kinder die keine Verbindung zur Religion haben. Daher kann ich das Ergebnis der Studie so nicht direkt unterstützen, auch wenn ich die Vermutung die dahinter steht durchaus verstehen kann. Und ich bin viele Jahre in der Kinder und Jugendarbeit aktiv, habe also viele Kinder kennen gelernt.
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