Wenn die Nachbarn zu religiös sind

vom 12.11.2012, 19:14 Uhr

Ich würde in so einem Fall den Kindern auch nicht gleich den Umgang mit den Kindern der Nachbarn verbieten. Immerhin scheinen sich die Kinder ja alle gut miteinander zu verstehen und sie wären daher sicherlich sehr traurig, wenn sie nicht mehr miteinander spielen dürften. Dazu kommt, dass die Kinder ja auch nicht ernsthaft bedroht bei den Nachbarn sind oder einer ernsthaften Gefahr unterliegen und von daher würde ich sie durchaus dort spielen lassen. Immerhin würde man sonst möglicherweise auch einen Streit mit den Nachbarn entfachen, da diese sicherlich auch alles andere als begeistert wären, wenn man ihnen mitteilen würde, dass die Kinder keinen Kontakt mehr haben dürfen.

Ich denke, dass ich einfach mit den Nachbarn reden würde, um ihnen zu sagen, dass sie religiöse Äußerungen in Gegenwart der Kinder lassen sollten. Immerhin ist es ja völlig in Ordnung, wenn die Familie streng religiös ist und das auch den eigenen Kindern vermittelt. Allerdings sollten sie dabei andere Kinder aus dem Spiel lassen und ich denke nicht, dass es nötig ist, gerade vor fremden Kindern über Religion zu diskutieren. Ich finde generell, dass ein Kind in der Schule und auch von den eigenen Eltern genug über Religion zu hören bekommt, so dass es dann auch nicht noch von anderen Leuten zu diesem Thema geführt werden muss.

Ich würde sicherlich auch mit den eigenen Kindern reden und ein Gespräch mit ihnen aufsuchen. Dabei würde ich ihnen auch erklären, dass es verschiedene Religionen gibt und auch verschiedene Arten, eine Religion auszuleben. Dabei würde ich das Kind auch selbst fragen, was es davon hält. Somit würde man dann auch erreichen, dass das Kind sich überhaupt ernsthaft Gedanken über dieses Thema macht und vermutlich wird ein Kind dann auch von selbst einsehen, dass es schwachsinnig ist, dass Mädchen keine Hosen tragen dürfen, weshalb es sich dann auch von selbst von den Ansichten der Nachbarn distanzieren möchte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



moin! hat geschrieben:Mich verwundert zunächst, dass Baptisten solche Ansichten haben sollen, denn soweit ich weiß, ist diese Religion evangelikal ausgerichtet und auch nicht weltfremd eingestellt, außerdem unterscheidet sie sich meines Wissens kaum von den christlichen Religionen, die wir hierzulande haben, zeigt sich in gewisser Hinsicht aber auf jeden Fall deutlich lockerer als die katholische Kirche, weswegen meiner Ansicht nach wirklich verwunderlich ist, dass die Kinder dieser Familie mit Ansichten konfrontiert werden wie der, dass Frauen keine Röcke tragen dürfen. Dass dies bei den Baptisten übliche Praxis sein soll, wäre mir wirklich vollkommen neu.

Hier muss man definitiv unterscheiden zwischen den "normalen" Freikirchen, die das etwas lockerer sehen und eben die so genannten "Brüdergemeinden", die wirklich extrem streng sind. Als ich in der Oberstufe war, war eine Mitschülerin von mir in einer baptistischen "lockeren" Freikirche, die aber auch sehr offen und tolerant war. Sie selbst hatte einen modernen Haarschnitt, diverse Piercings und Tattoos und sie kam auch mit Hosen zur Schule. Die Baptisten aus den Brüdergemeinden sind da um einiges strenger und tragen in erster Linie Röcke, Haare schneiden bei den Frauen ist verboten, Tattoos und jede Form von Schmuck auch (teilweise ist sogar ein Ehering illegal). Außerdem tragen die verheirateten Frauen ein Kopftuch, manche nur in der Kirche (das so genannte Bethaus), aber einige sind auch so strenggläubig, dass sie es im Prinzip rund um die Uhr tragen.

Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist nach wie vor, ausschließlich Gläubige zu taufen, was zur Ablehnung der Kindertaufe führt, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht. Ab einem entscheidungsfähigen Alter werden nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche getauft.

Das stimmt, aber ich habe auch schon erlebt, dass gerade Jugendliche intern extrem unter Druck gesetzt werden, sich taufen zu lassen, sobald sie das entsprechende Alter erreicht haben. Die Taufe ist in manchen Gemeinden eine Art Statussymbol wie bei uns beispielsweise der Führerschein mit 18. Bei uns werden ja die Jugendlichen auch ein wenig schief angeguckt, die keinen Führerschein machen wollen, weil das für uns so normal ist, dass das schon dazugehört.

moin! hat geschrieben:Die Baptisten kenne ich tatsächlich als sehr tolerant und überhaupt nicht aufdringlich. Sollte die Familie also wirklich baptistisch sein, so wird es sicherlich keine intoleranten Aktionen oder ähnliches geben.

Auch da kommt es wieder auf die Gemeinde an. Ich habe beispielsweise festgestellt, dass die Baptisten aus den Brüdergemeinden da etwas anders sind als die aus den lockeren Freikirchen. Außerdem gibt es noch einen Unterschied, inwiefern die Familie in den Gemeindedienst integriert ist. Je nachdem wie aktiv gerade der Familienvater in der Gemeinde ist, kann es sein, dass er zu den so genannten Predigern gehört, die auch regelmäßig und abwechselnd im Gottesdienst eine Predigt halten. Viele Prediger sind auch Mitglied im so genannten Ältestenrat einer Gemeinde und meiner Erfahrung nach sind besonders die aus dem Ältestenrat besonders eifrig und aufdringlich, wenn es um das missionieren geht und dementsprechend werden auch ihre Kinder angestachelt, eifrig zu missionieren und sich immer korrekt zu benehmen, damit sie dem Image der Eltern nicht schaden. Die anderen nicht so aktiven Gemeindemitglieder halten sich da eher bedeckt und sind auch nicht so aufdringlich.

Also wenn diese Familie wirklich zu aufdringlich werden sollte, würde ich persönlich versuchen sie argumentativ auszuknocken. Gerade bei diesem dämlichen Argument, dass Frauen in die Hölle kommen, nur weil sie Hosen tragen, kann ich nur den Kopf schütteln. Das wird ja damit begründet, dass im Alten Testament ja drinsteht, dass eine Frau keine Männerkleidung tragen soll und kein Mann keine Frauenkleidung. Da fällt mir nur ein, dass Jesus damals ja auch eine Art Kleid getragen hat, Hosen gabs ja damals noch nicht. Ist er deswegen jetzt auch ein Sünder? Noch dazu fällt mir da ein sehr passender Spruch aus 1. Samuel 16,7 ein: "Der Mensch sieht nur das, was vor Augen ist. Der Herr aber sieht das Herz an." Also wenn das diesen Gläubigen nicht zeigt, wie oberflächlich und falsch ihr Verhalten ist, dann weiß ich auch nicht. Ich glaube, gerade solche Leute kann man nur mit ihren eigenen Waffen schlagen (also mit Bibelzitaten), mit Vernunft braucht man gar nicht erst anzukommen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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