Wenn die Geldflut zur Plage wird ...

Ihr kennt sicher das Thema Inflation und wir waren früher auch von diesem betroffen. Seit vielen Jahrzehnten haben wir aber einen stabilen Kurs und nur wenig Inflation,die wir dennoch merken. Es gibt aber Länder wie Simbabwe oder Usbekistan, wo das Geld am Morgen noch viel mehr wert sein kann, als am Abend.

Wir waren im Oktober in Usbekistan und jeder sollte 50 Euro einwechseln. Der Reiseleiter sagte, er mache das für uns und jeder sollte 50 Euro hergeben. Am Nachmittag kam er mit einem Sack Sum zum mir und sagte, ich solle den nehmen. Erschrocken fragte ich ihn, ob ich die Sum jetzt in der Gruppe aufteilen sollte. Nein, sagt er, diese 300 Scheine sind ihre 50 Euro in 500 Sum Scheinen. Ich habe aber noch zwei große 1000er dabei, also sind es etwas weniger. Wir sollten sie alle nachzählen, was schon sehr mühsam war.

Sum ist die Währung von Usbekistan. Der höchste Schein ist 1000 Sum, der genau 30 Cent (0,3 Euro) Wert ist. Die Preise sind fast gleich, wie in Deutschland.

Für eine Fotoerlaubnis in Chiwa mussten wir 3 Euro zahlen, was 18 500er Sum Scheine waren. Die konnten wir alle nur in die Reisetasche werfen und immer mitschleppen. Später bekamen wir auch noch viele 100er und der Geldberg wuchs und wuchs.

Später fragten wir, wie man ein Auto in Usbekistan kaufen würde. Ach, das ist kein Problem. Man muss nur an 3 Tagen kommen und immer einen Sack Geld mitnehmen. 1 Tag brauchen sie immer zum Zählen. Das Problem wäre eher, dass die Bank nicht so viele Scheine hätte, weil die nicht mehr in die Tresore passen. Dafür gäbe es auch wenige Banküberfälle, denn das sei den Räubern bei den Peanuts viel zu anstrengend. Praktisch oder?

Ich meine, man stelle sich vor, der Euro wäre auch so wenig wert und man hätte für 30 Cent den höchsten Geldschein. Das wäre doch eine totale Katastrophe für uns oder nicht?

Natürlich ist das eine Katastrophe, wobei das viele Geld, was man immer mit sich rum tragen muss, wahrscheinlich das kleinste Problem darstellt. Viel problematischer ist, dass Löhne und Gehälter gar nicht im selben Maße wachsen können, wie die Preise von Konsumgütern. Das heisst, dass ein Brot irgendwann ein Monatsgehalt auffrisst. Deswegen sagt man ja auch Geldentwertung zur Inflation. Hinzu kommt, dass ausländische Waren, die heute eigentlich jedes Land einführt, kaum noch bezahlbar sind - eben weil die nationale Währung nur noch wenig Wert ist.

Die Geldentwertung ist sicherlich das übelste Problem, dass man eben mit Millionenbeträgen irgendwann nur noch Kleinkram bezahlen kann und die Preisstrukturen irgendwann undurchsichtig werden, weil man ständig mit horrend hohen Zahlen rechnen muss. Gerade wenn man dann nicht die beste Schulbildung hat, dann kann das schnell zu einem Problem werden, dass man über den Tisch gezogen wird, weil sich jemand doch mal "versehentlich" um eine Zehnerstelle verrechnet hat. Zu seinen Gunsten wohlgemerkt.

Die Geldscheine sind eigentlich das geringste Problem. Wer gerne über Flohmärkte wandert weiß auch, dass dort alte Geldscheine vertickt werden, die auch Millionenbeträge ausweisen und zu unseren ehemaligen Inflationszeiten kaum etwas wert waren. Wenn es der Staat also versäumt, anderes Geld drucken zu lassen, dann ist das schlicht und ergreifend unorganisiert.

Man könnte die ganze Problematik jetzt vertiefen, warum es in diesem Land so eine Inflation gibt und woher die Probleme kommen. Und ich bin mir sicher, dass man da weit größere Probleme finden wird, als die unpassenden Geldscheinen. Die halte ich nämlich nur für die offensichtliche und unangenehme Spitze des Eisberges.