Handgemachtes Strickzeug immer Ladenhüter am Flohmarkt?

Eine Mitbewohnerin hat viel Selbstgemachtes für den Flohmarkt hergestellt. Ich muss sagen, dass mich diese Dinge eher an meine Omi erinnert hatten, aber jeder hat seinen eigenen Geschmack. Sie hatte mit Strickzeug überzogene Schultüten für 55 Euro im leeren Zustand im Angebot und Kugelschreiberschoner, selbst gehäkelt, für 5 Euro zum Verkauf feilgeboten. Sie hat überhaupt nichts davon verkaufen können.

Ist handgemachtes Strickzeug allgemein immer ein Ladenhüter am Flohmarkt? Wärt Ihr an individuell und handgemachten Schulsachen für Eure Kinder interessiert oder würde diese Dinge Euch und Eure Kinder gar nicht ansprechen?

Mag sein, dass gerade an Flohmärkten Stricksachen eher uninteressant sind und daher immer liegen bleiben. Das ist aber nicht überall so. Meine Cousine beispielsweise strickt auch sehr viel selbst, weil sie als alleinerziehende Mutter noch nicht Vollzeit arbeiten möchte, bis ihr Sohn (2 Jahre) im Sommer in den Kindergarten geht. Stricken ist eine flexible Beschäftigung und sie arbeitet immer an den Sachen, wenn ihr Sohn beispielsweise seinen Mittagsschlaf hält oder abends schon im Bett ist. Sie verkauft die Stricksachen dann im Internet bei dawanda.com und verdient auch gar nicht schlecht damit. Sie hat das erst so nebenbei gemacht, aber mittlerweile ist die Nachfrage und der Gewinn so hoch, dass sie sogar Gewerbe anmelden musste.

Ich denke schon, dass es bei handgemachten Dingen auf Flohmärkten oft schwer ist, diese zu verkaufen. Diese Dinge sind einfach relativ teuer und dabei sind in den Kosten meistens noch nicht einmal die vollen Kosten für das Material und die Arbeitszeit eingerechnet. Ich würde für ein Kind sicher keine Schultüte haben wollen, die mit Strickwerk überzogen ist. Auch einen Kugelschreiberschoner finde ich für die Werbekugelschreiber, die ich meistens benutze, einfach unnötig. Eine Schultüte kann man auch ohne zu stricken schön gestalten und dann ist sie doch deutlich günstiger.

Auch die Kugelschreiber schreiben schon ohne Schutzhülle sehr gut und diese ist einfach unnötig. Für den Preis bekommt man schon mindestens einen schönen Kugelschreiber, mit dem man einfach mehr anfangen kann. Da du schreibst, dass dich die Sachen eher an deine Großmutter erinnert haben, denke ich einfach auch nicht, dass der Geschmack der heutigen Schulkinder damit getroffen wird. Das ist natürlich für deine Nachbarin sehr schade, weil sie sich umsonst soviel Mühe bei der Herstellung gemacht hat.

Schultütenschoner und Kugelschreiberschoner? Du glaubst jetzt nicht wirklich, dass die Dinger nur deshalb zum Ladenhüter wurden, weil sie selber gemacht waren, oder? Ich meine, wann hast du dir zum letzten Mal deinen Kugelschreiber angeschaut und gedacht "dafür müsste ich dringend einen Schoner kaufen"?

Ich weiß, dass bei uns auf dem DIY-Weihnachtsmarkt die gestrickten Sachen jedes Jahr sehr beliebt sind. Allerdings werden dort eben solche Sachen wie Socken, Mützen, Schals, Handschuhe oder Taschen angeboten. Also Sachen, bei denen man sich durchaus irgendwann mal denkt, dass man sie sich kaufen möchte und für die man auch in ein normales Geschäft gehen würde, wenn man auf dem Markt kein passenden Angebot finden würde. Eine warme Mütze stellt bei kaltem Wetter einen echten Mehrwert dar, ein Kugelschreiber funktioniert ohne Überzug genauso gut wie mit.

Ehrlich gesagt musste ich jetzt lachen, als ich das las. Welches Kind möchte denn eine selbstgestrickte Schultüte haben? Hat man so etwas bei euch in Österreich? Ich habe also noch nie gehört, dass es solche Schultüten gibt. Ich frage mich, wie deine Nachbarin auf eine solche absurde Idee gekommen ist. Ebenso einen Kugelschreiber zu bestricken, ist idiotisch.

Wenn die Nachbarin so gerne strickt, sprich doch mal mit ihr, wenn ihr alleine seid und frage mal, ob sie nicht etwas stricken kann, was wirklich ankommt. Wer gibt denn 55 Euro für eine bestrickte Schultüte aus oder 5 Euro für einen begarnten Kugelschreiber? Die Leute geben sich viel Mühe damit. Aber was Voraussetzung wäre, die Überlegung, wer heutzutage etwas wofür kauft und was er sucht. Wenn deine Nachbarin das beherzigt, wird sie weniger enttäuscht sein beim nächsten Flohmarkt.

Die Dame hatte auch Unterleger für Vasen und Haarbänder für Kleinkinder gemacht. Diese wurden aber auch verschmäht, vielleicht auch deswegen, weil dies alles hochpreisige Neuware war. Meine Kugelschreiber brauchen alle keine Schutzhülle, denn die sind alle aus Hotels mitgenommen worden und keine teure Edelware.

Am Preis allein wird es nicht liegen. Aber wenn ich so bei Ebay stöbere was bei gestrickten Sachen grad gut ankommt, dann sind es mit Sicherheit auch keine Haarbänder für kleine Mädchen oder kleine Untersetzer. Da hat sie einfach keine Ahnung, was die Leute kaufen wollen. Denn meine Erfahrungen zeigen, dass die Leute auch bereit sind für handgemachte Sachen entsprechende Preise zu bezahlen.

Nur sollte sie sich wohl selbst mal fragen, ob sie als Kind eine bestrickte Schultüte gewollt hätte. Ich wäre enttäuscht gewesen und alle Kinder die ich kenne, würden so eine Schultüte lieber irgendwo "vergessen", als sich vielleicht noch fotografieren zu lassen.

Ihr Mann ist viel im Ausland unterwegs und dann ist sie sicher auch ein bisschen gelangweilt. Meine Tante hat immer zur Häkelnadel gegriffen, wenn sie am Fernsehen war oder hat im Winter zu stricken begonnen. Ich würde auch lieber diese Sachen alle irgendwo ablegen, als sie bewusst vorführen zu wollen, mühsame Handarbeit hin oder her.

Es gibt durchaus Dinge, die da mehr oder weniger immer gefragt sind. Ich erlebe es jeden Herbst und Winter bei Socken. Und da zahlen die Leute Preise, wo sie im Supermarkt mindestens fünf Paar Socken bekommen würden. Meine Töchter lieben zum Beispiel Mützen und Pullover. Vor allem, weil ich die Sachen nach ihren Wünschen stricke. Sie sind stolz auf ihre Unikate, weil eben kein zweites Kind damit kommen kann.

Und genauso gut gehen Topflappen weg. Wenn man tolle Motive anbietet, die man dann nur zur Dekoration in der Küche hängen hat, dann zahlen die Leute Preise, wo man sich nur freuen kann, dass die Arbeit so gewürdigt wird.

Ich denke, dass Sachen, die selbst gestrickt sind, auch meistens einfach unnötig sind. Einen Schoner für Kugelschreiber braucht sicherlich kein Mensch. Immerhin sind die meisten Kugelschreiber ja gar nicht so wertvoll, dass sie einen Schoner bräuchten und auch wenn es ein hochwertiger Stift ist, dann möchte man ihn ja nicht unbedingt unter einem Schoner verstecken. Außerdem kann ich es mir nicht vorstellen, dass es beim Schreiben angenehm ist, Wolle zu umfassen. Immerhin sammeln sich dann auch eine Menge Bakterien an dem Schoner an, wenn man viel schreibt und ehrlich gesagt finde ich das doch eher eklig.

So eine gestrickte Schultüte möchte sicherlich auch kein Kind haben und wenn man damit in die Schule kommt, dann wird man wohl gleich das Gespött der Klasse werden. So etwas nutzt man heutzutage einfach nicht. Genauso muss man sich auch nicht unbedingt selbst gestrickte Socken kaufen, da man Socken in jedem Geschäft für Bekleidung findet und auch Pullover und andere Kleidungsstücke kann man woanders kaufen. Von daher ist es klar, dass die Nachfrage da nicht so groß sein wird und da muss man sich auch nicht wundern.

Sachen, die selbst gemacht sind, sind ja meistens auch sehr teuer, da die Leute ja auch die Kosten für die Produktion und für die Arbeit erstattet haben wollen. Allerdings lohnt sich der Kauf dann auch nicht, da man ähnliche Sachen in normalen Geschäften wesentlich günstiger und meistens auch schöner bekommen kann. Von daher denke ich, dass selbst gestrickte Sachen sicherlich alles andere als gut verkauft werden, was ich jedoch gut nachvollziehen kann.