Ist es sinnvoll, Kinder über die Straße zu winken?

vom 25.04.2014, 08:06 Uhr

Ich war heute Morgen wieder einmal mit meinen beiden kleinen Kindern im Alter von fünf und drei Jahren auf dem Weg zum Kindergarten, wo mein großer Sohn derzeit hingeht. Um dorthin zu gelangen, müssen wir zweimal eine Straße in unserem Wohngebiet, auf der eigentlich nur eine Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern zu fahren ist, überqueren. An diesen beiden Stellen gibt es weder eine Ampel noch einen Zebrastreifen, so dass wir dort immer am Straßenrand warten müssen und auch gleichzeitig das Schauen und das richtige über die Straße gehen üben können. Da finde ich es dann ganz sinnvoll, wenn meine beiden kleinen Kinder selber auf beide Seiten schauen müssen, um das Ganze richtig zu lernen. Wenn dann einmal gerade ein Auto vorbei kommt und sie es vorbei fahren lassen müssen, ist das eine gute Übung für später, wenn sie alleine unterwegs sein werden, wo sie dann auf sich selber gestellt sind und den Verkehr bzw. die Geschwindigkeit der sich nähernden Autos selber richtig einschätzen müssen.

Nun ist es aber so, dass wir oftmals von den Autofahrern, die dann anhalten, wenn sie uns sehen, über die Straße gewunken werden. Ich erkläre dann zwar meinen Kindern, dass man trotzdem zuerst am Straßenrand stehen bleiben muss und erst dann über die Straße gehen darf, wenn kein Auto kommt oder wenn eben ein Autofahrer anhält und uns über die Straße winkt, aber das versteht zum Beispiel mein kleiner Sohn momentan noch nicht ganz richtig, so dass ich es besser fände, wenn die Autos nicht anhalten würden, um uns freundlicherweise zuerst über die Straße gehen zu lassen. Es ist gut gemeint, behindert aber ein wenig die Übung, die meinen Kindern zuteilkommen sollte, wenn sie mit mir zum Kindergarten gehen.

Wie sinnvoll erachtet ihr es, wenn Autofahrer Mütter mit kleinen Kindern über die Straße winken? Macht ihr es eventuell auch und habt ihr euch vielleicht schon einmal dabei überlegt, ob es sinnvoll ist, was ihr da tut? Oder überlegt ihr dabei nicht wirklich und wollt einfach nur freundlich und zuvorkommend sein? Im Prinzip ist das ja auch okay und es spricht wenig dagegen und es ist bei größeren Kindern auch sehr nett, bei kleineren Kindern bin ich mir aber nicht ganz sicher, wie man sich am besten verhalten sollte, wenn man sich diesen mit dem Auto nähert. Wie handhabt ihr das? Was wäre angebracht?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Was spricht dagegen diese Möglichkeit in die Übungen mit einzubeziehen, auch wenn es dein Kleiner noch nicht versteht? Ich habe das auch schon bei Kindern gemacht, wenn ich die Strecke kannte und wusste, dass es dort schwer für sie wird über die Straße zu gehen. Sie haben dann immernoch in die andere Richtung geschaut, was ich für selbstverständlich gehalten habe. Und für mich war es kein Problem da noch ein paar Sekunden länger zu warten.

Übrigens gehe ich davon aus, wenn ein Autofahrer schon so freundlich ist, dass er den Gegenverkehr dabei auch im Blick hat. Zumindest schaue ich da für die Kinder gleich mit, um wirklich rechtzeitig eine Gefahrensituation zu erkennen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wir müssen auch des Öfteren Mal eine Straße überqueren und dort ist keine Verkehrsampel und auch kein Zebrastreifen vorhanden. Die Autos dort auf der Straße dürfen auch im Höchstfall dreißig Stundenkilometer fahren und ich finde es auch eine klasse Übung für meine Kinder. Ich kann meinen Kindern so richtig zeigen, wie man sich im Straßenverkehr als Fußgänger bei der Überquerung einer Straße richtig zu verhalten hat.

Generell finde ich es nun nicht schlimm, wenn ein netter Autofahrer anhält und die Kinder und mich über die Straße winkt. Eigentlich ist das sehr nett und ich persönlich finde auch diese Übung sehr hilfreich. Immer hin lernen die Kinder nicht nur, wie man richtig eine Straße ohne Ampel und Zebrastreifen überquert, sondern meine Kinder lernen auch, wie man sich verhält, wenn ein Auto anhält. Ich kann meinen Kindern dann zeigen, dass man auf den Fahrer im Auto achtet und, dass man schaut, ob der Fahrer einen über die Straße winkt und lässt. Meine Kinder müssen natürlich trotzdem achten, ob das Auto auch stehen bleibt, währenddessen der Fahrer einem über die Straße lässt, aber trotz all dem finde ich auch das Verhalten gehört im Straßenverkehr mit dazu und muss geübt werden.

Auch wenn dein Kleinster das noch nicht richtig versteht, ist es doch eigentlich so, dass auch dein Kleinster älter wird und es mit der Zeit verstehen wird. Und irgendwann steht er an dieser Straße und weiß genau, wie er sich zu verhalten hat, da du es ihm von klein auf an beigebracht hast. Mein kleiner und mittlerer Sohn verstehen auch noch nicht ganz, was ich ihnen im Straßenverkehr alles zeige und trotz all dem zeige ich es ihnen immer und immer wieder. Bei meiner Tochter habe ich es auch so getan und sie versteht heute genau, was ich ihr damals alles gezeigt habe.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich halte es für durchaus sinnvoll weil es für die Kinder wahrscheinlich mit am sichersten ist so die Straße zu überqueren. Aber ich mache das grundsätzlich nicht weil ich dadurch bei einem eventuellen Unfall sehr schnell zu einer Mitschuld verdonnert werden kann. Durch mein Anhalten und die Zeichengebung übernehme ich als Autofahrer quasi die Garantie dass die Überquerung der Straße sicher ist. Ich weiß aber nicht ob der eventuelle Gegenverkehr auch anhält um die Kinder passieren zu lassen und deshalb ist mir das zu gefährlich.

Bei genauerer Überlegung klingt das gar nicht einmal so unlogisch, dazu gibt es auch Gerichtsurteile. Ich habe mein Verhalten geändert in dem ich nur anhalte und den Kindern kein Zeichen gebe. So ist es ihnen überlassen was sie tun und ich kann nicht zur Rechenschafft gezogen werden.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich mag das auch nicht so gerne, wenn die Autofahrer anhalten und uns hinüber winken. Dann passiert mir mit meinen beiden kleinen Kindern auch ständig und sie verstehen auch nicht warum sie jetzt gehen dürfen. Ich denke schon das das die Übung das man gucken muss behindert.

Ich glaube, dass ich es deswegen nicht so toll finde, weil man dann auch immer ein wenig hektisch ist. Wenn ich mit beiden an der Straße stehe und der Große sich auf den Verkehr konzentriert, dann schaut er mit seinen vier Jahren noch nicht in die Autos hinein. Er schaut nur ob eins kommt oder nicht. dadurch werden die Kinder schon verwirrt. Dann ist es leider auch oft so, dass das Auto gar nicht richtig anhält sondern ganz langsam fährt und winkt. Das ist eigentlich das Schlimmste, denn wie soll man seinem Kind da begreiflich machen das er fahren kann obwohl das Auto noch nicht angehalten hat.

Ich kann dich da sehr gut nachvollziehen und würde es selber auch besser finden, wenn die Autos durch fahren und meine Kinder lernen, nur dann die Straße zu überqueren wenn kein Auto zu sehen ist. Was sogar noch am sichersten ist.

» Kleinnightwish85 » Beiträge: 684 » Talkpoints: 33,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube von deinem Standpunkt aus betrachtet, ist es schon richtig, dass Kinder lernen sollen, wie der Straßenverkehr richtig läuft. Eigentlich ist es die Regel, dass ein Auto vorbeifahrt und eben nicht anhält. Wenn ein Autofahrer es doch tut, hat das Kind weitere Optionen, die es bewerten und beurteilen muss. Das macht die Sache mit Sicherheit nicht einfach.

Vom Standpunkt des Autofahrers aus, sind mir aber kleine Kinder am Straßenrand immer ein Dorn im Auge. Gerade wenn sie wirklich noch so im Vorschulalter zu sein scheinen, weiß man nie was denen gerade einfällt und auch ein Erwachsener daneben ist kein Garant dafür was sie tun.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich halte es für sehr gefährlich ein Kind über die Straße zu winken. Man weiß erstmal nicht, ob das Kind durch die Eltern oder Erzieher schon irgendwie über diese "Übung" gesprochen haben. Das Kind kann in dem Moment so verunsichert sein, dass es über die Straße rennt. Was ist, wenn andere Verkehrsteilnehmer nicht so rücksichtsvoll sind und dem Kind dann durch dieses Herüberwinken was passiert. Das ist auch schon passiert, dass ein Auto plötzlich aus einer Parklücke heraus fährt und das Kind dann anfährt. Ich würde mir ein Leben lang Vorwürfe machen, wenn dem Kind was geschieht, weil ich es über die Straße gewunken habe. So etwas würde ich allenfalls machen, wenn die Eltern dabei sind und entscheiden, ob sie meinen Wink annehmen oder nicht.

Weiterhin passiert es auch, dass ein Autofahrer den Wink gibt, denkt, dass das Kind es nicht registriert hat und anfährt. Das Kind braucht aber auch eine Zeit um zu realisieren, dass ein Autofahrer anhält um es über die Straße zu lassen. So können gravierende Unfälle passieren. Und wenn ich dann diesen Bericht noch lese klick wird mir ganz anders. Das ist in meiner alten Heimat passiert. Auch wenn es schon fast 2 Jahre her ist. Das Kind wird ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben. Auch wenn es "nur" psychisch ist.

Eltern und Erzieher sollten ihre Kinder anhalten an sicheren Stellen über die Straße zu gehen und wenn man dafür einen Umweg in Kauf nehmen muss. An Stellen, die durch viel Verkehr nur zu überwinden sind, wenn ein Autofahrer anhält sollte ein Kind niemals über die Straße gehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Die Probleme einer Mutter, die versucht ihren Kindern richtiges Verkehrsverhalten beizubringen, kenne ich nun nicht. Aber es gibt ja auch andere Situationen, in denen Autofahrer freundlich sein wollen und jemanden vorlassen, der nach den geltenden Regeln eigentlich keine Vorfahrt hat. Beispielsweise weil er dann mehr Platz hat, um in die Straße einzubiegen, wenn der andere vorher fährt. Ich habe dabei auch immer Bedenken, ob man sich wirklich richtig verstanden hat und nicht etwa in der Mitte zusammenkracht, weil beide dachten, sie dürften zuerst fahren.

Es gibt ganz eindeutige Regeln. Tausende Regeln, die den Verkehr sicher und eindeutig machen sollen. So dass jeder weiß, was in welcher Situation passieren sollte und was nicht. Es birgt immer ein Risiko von diesem altbekannten Schema abzuweichen, weil damit die Gewissheit flöten geht. Also auch wenn es freundlich gemeint ist, sollte man dies auf ein Minimum reduzieren und nur in Situationen anwenden, in denen es gar nicht anders geht. Nur so entsteht Verlässlichkeit.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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